Unwahrheiten über die Wärme­dämmung

Verbraucherzentrale klärt über Irrtümer beim baulichen Wärmeschutz auf

Brandgefährlich und obendrein ineffizient – die Energieberatung der Verbraucherzentrale geht einigen Fehlaussagen zum baulichen Wärmeschutz nach.

„Hohe Brandgefahr bei Wärmedämmung mit Polystyrol-Platten“ lautete die Meldung im Sommer dieses Jahres, die viele Häuslebauer und Sanierende verunsicherte und die gesamte Wärmedämmung in Verruf brachte. Aber: „Um auf der sicheren Seite zu sein, sollte bei der Wärmedämmung auf un­ab­hän­gi­gen und fachkompetenten Rat nicht verzichtet werden“, weiß Birgit Holfert, Energiereferentin der Verbraucherzentrale, aus Erfahrung. Was Dichtung und was Wahrheit ist, erklärt die Expertin hier:

 

„Dämmung erhöht die Brandgefahr“

Das hängt vom Dämmstoff und der korrekten Verarbeitung beim Einbau ab. Mineral- und Steinwolle, Mineralschaumplatten sowie Perlite sind z.B. überhaupt nicht brennbar. Bei Wärmedämmverbundsystemen (WDVS) und deren Ausführung mit Polystyrolplatten muss aber zwingend ein sogenannter Brandriegel mit Mineralwolle eingefügt werden, um das Risiko einer schnellen Brandausbreitung über die Fassade zu reduzieren. Werden Dämmmaßnahmen korrekt unter Beachtung aller Brand­schutz­be­stim­mun­gen durchgeführt, besteht keine erhöhte Feuergefahr. Im Vergleich mit der Gesamtzahl aller Hausbrände spielen Wärmedämmverbundsysteme praktisch keine Rolle

 

„Die Außenwände veralgen“

Hier sind vorrangig die WDVS als Verursacher an den Pranger gestellt worden. Richtig ist, dass die äußere Putzschicht bei gedämmten Wänden eine niedrigere Temperatur hat und damit das Abtrocknen von Regen- und Kondenswasser verzögert. Grundsätzlich sind für den mikrobakteriellen Befall jedoch noch mehr Komponenten ausschlaggebend: Die Bewitterung, die Himmelsrichtung, die Nähe zu Bäumen und Sträuchern und der fehlende Schutz durch vorspringende Bauteile (Dachüberstand, Fensterbank, Erker, Vordach). Idealerweise sollte daher bei Neubauten ein konstruktiver Witterungsschutz mit geplant werden. Auch die Wahl eines dickeren Deckputzes kann durch die höhere Speicherung der Strahlungswärme zu etwas höheren Temperaturen der Putzoberfläche führen.

 

„Dämmung amortisiert sich nicht“

Richtig ist: Dämmung lohnt sich, insbesondere bei einem schlechten Ausgangszustand, aber je nach Maßnahme dauert das seine Zeit. Entscheidend sind dafür die Kosten der Dämmung, die Energieeinsparung und vor allem die künftigen Steigerungen der Energiepreise. Nötig ist immer eine Einzelfallbetrachtung im Rahmen einer Energieberatung und anschließend die richtige Ausführung der Dämmmaßnahmen durch die Handwerker. Wichtig ist, den richtigen Zeitpunkt für eine Maßnahme nicht zu verpassen. Wenn z.B. ein Gerüst bereits steht und beispielsweise ohnehin der Putz erneuert oder die Fassade neu gestrichen werden muss, so fallen die zusätzlichen Kosten der Dämmung deutlich weniger ins Gewicht. Der kontinuierliche Anstieg der Energiepreise sorgt dafür, dass die Einsparungen mit der Zeit lukrativer werden. Außerdem ist die Investition heute kalkulierbar, während hinsichtlich der Energiepreise wenig Planungssicherheit herrscht. Eine Wirtschaftlichkeitsberechnung sollte berücksichtigen, dass viele Sanierungsmaßnahmen z.B. auf Grund neuer Standards oder der In­stand­hal­tung irgendwann ohnehin angegangen werden müssen. Unter Umständen können dafür auch Fördermittel in Anspruch genommen werden.

Bei Fragen zu Fakten und Wahrheiten beim baulichen Wärmeschutz hilft die Energieberatung der Verbraucherzentrale: online, telefonisch oder mit einem persönlichen Beratungsgespräch. Mehr Informationen gibt es auf www.verbraucherzentrale-energieberatung.de oder unter 018 – 809 802 400 (kostenfrei aus dem deutschen Festnetz, abweichende Preise für Mobilfunkteilnehmer). Die Energieberatung der Verbraucherzentrale wird gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie.

Verbraucherzentrale Bundesverband e. V.

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