Warm anziehen - So dämmen Sie Ihre Hausfassade von außen

Foto: Ingo Bartussek/Adobe Stock Die Wärmebildkamera zeigt die hohen Wärmeverluste dieses Hauses.

Wärmebilder bringen es zum Vorschein: Ältere Gebäude verlieren viel Wärme über die Hüllflächen des Gebäudes. Abgesehen von Hotspots, wie z.B. Fenster, Glasbausteine oder Heizkörpernischen, sind daran die oberste Geschossdecke zum Dach, die Geschossdecke zum Keller, vor allem aber die Außenwände beteiligt.

Eine 36,5 cm starke Normalziegelwand verursacht z.B. – je nach Größe der Außenwandfläche – anteilige Heizkosten von 30 bis 50 %. Außerdem sinkt durch den Wärmeabfluss die Temperatur der inneren Wandoberflächen. Die Folge der „Kältestrahlung“ ist, dass es sich vor allem in der Nähe der Außenwände unbehaglich kühl anfühlt.

Die Raumluft, die sich zudem vor den Wänden abkühlt, wird durch den Temperaturabfall schwerer, sinkt nach unten, und verursacht das Gefühl, dass „es zieht“. Das ist der eigentliche Störfaktor für Ihr Be­hag­lich­keits­ge­fühl. Bewohner versuchen meist unbewusst, diesen Störfaktor durch eine erhöhte Lufttemperatur im Wohnraum zu eliminieren.

Kältere Wände besitzen einen weiteren, schwerwiegenden Nachteil: Die Gefahr, dass die Oberflächen der Wände durchfeuchten, weil die Feuchtigkeit aus der Raumluft kondensiert, steigt. Insbesondere in Raumecken, hinter Schränken oder in den Fensterlaibungen kann sich dadurch Wohn­raum­schimmel bilden.


Außenwände nachträglich dämmen

Alle beschriebenen Nachteile lassen sich durch eine technisch und handwerklich gut ausgeführte zusätzliche Wärmedämmung der Außenwände beheben. Grundsätzlich unterscheiden wir bei der nachträglichen Dämmung der Fassade von außen folgende Systeme:

  • das Wärmedämmverbundsystem (WDVS), bei dem der Dämmstoff von außen auf die zu dämmende Wand geklebt und anschließend verputzt wird;
  • die Wärmedämmung mit hinterlüfteter Fassade, bei der der Wärmedämmstoff ebenfalls auf die zu dämmende Wand aufgebracht wird, jedoch als Witterungsschutz belüftete Fassadenelemente davor montiert werden;
  • die Verfüllung von Hohlwandmauerwerk (das Mauerwerk besteht aus zwei getrennten Wänden mit einem Hohlraum dazwischen) mit einem schütt- bzw. einblasfähigen Dämmstoff.


Viel hilft viel

Kernelement ist immer die Montage eines Dämmstoffes mit guten Dämm­ei­gen­schaf­ten in ausreichender Schichtdicke. Das wichtigste Kennzeichen eines Wärmedämmstoffes ist eine möglichst geringe Wärmeleitfähigkeit, die etwa bei 0,04 W/mK (Watt pro Meter mal Kelvin) liegen sollte. (Die Wär­me­leit­fähig­keit charakterisiert, ob ein Stoff mehr oder weniger gut Wärme wei­ter­lei­ten kann. Wärmedämmstoffe besitzen grundsätzlich eine sehr geringe Wärmeleitfähigkeit. Sie setzen dem Wärmetransport daher einen hohen Widerstand entgegen.) Diesen Wert können z.B. zu Platten gepresste Fasern aus Mineralwolle, Holz oder Hanf, aus Kork und anderen natürlichen Rohstoffen erreichen.

Sie müssen also nicht unbedingt Schaumkunststoffplatten aus Styropor, Styrodur oder Polyurethanschaum verwenden. Allerdings gibt es Letztere sogar mit einem Wärmeleitwert von 0,032 W/mK, wodurch die einzubauende Dämmstoffstärke bei gleicher Dämmwirkung um 20 % reduziert werden kann. Das könnte bei schwierigen Einbausituationen (z.B. Grenzbebauung, Fensterlaibungen, Dachüberstände) von Bedeutung sein.

Auch bei der Wärmedämmung von Wänden im Erdreich bzw. kurz darüber sind Schaumkunststoffe oder Schaumglas erforderlich, denn nur sie sind für diese Bereiche zugelassen.

Die gewünschte wärmedämmende Wirkung entsteht unabhängig vom System allerdings nur, wenn ein Dämmstoff mit optimaler Stärke montiert wird. Die zur Schichtdicke des Dämmstoffs gemachten Empfehlungen haben sich in den letzten 40 Jahren deutlich nach oben entwickelt: Zu Beginn der 1980er Jahre, der Anfangszeit der Außenwand-Wärmedämmung, wurde eine Dämmstoffstärke von 4 bis 6 cm für ausreichend gehalten.
 

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Bauphysikalisch aber gilt: Viel hilft viel, sofern alle Montagevorschriften eingehalten werden. Nach heutiger Auffassung sind daher schon 12 cm anerkannter Standard. Und damit Sie eine staatliche Förderung in Anspruch nehmen können, muss der Dämmstoff sogar mindestens 16 cm stark sein.

Es ist damit zu rechnen, dass wir in wenigen Jahren sogar 20 cm und mehr Dämmstoffstärke auf der Außenwand für völlig normal halten. Und das ist für unsere Heizkosten, die erreichbare Behaglichkeit und das Klima glei­cher­ma­ßen günstig.

Tipp: Holen Sie sich vor einer energetischen Sanierung Ihres Hauses auf jeden Fall Rat bei einem zertifizierten Energieberater. Auch die Fördermittel der Kreditanstalt für Wiederaufbau – KfW – können Sie nur nach einer solchen Beratung in Anspruch nehmen. Infoadressen hierzu finden Sie auf der Website des Eigenheimerverbandes Bayern unter http://bit.ly/energetisch_sanieren

Bei jedem Dämmsystem muss der Dämmstoff lückenlos montiert werden, um Bauschäden vorzubeugen. Mit anderen Worten: Die Dämmstoffschicht muss möglichst frei von Unterbrechungen (Wärmebrücken) angebracht werden und darf nicht durch andere Materialien (z.B. Mörtel, metallische Hal­te­ele­men­te, Betonelemente u.Ä.) durchdrungen oder ersetzt sein.

Ebenso wichtig ist es, darauf zu achten, dass bei der Montage kein Luftraum zwischen der zu dämmenden Wand und dem Dämmstoff verbleibt, der hinterströmt werden kann. Es dürfen lediglich vor dem Dämmstoff an­ge­brach­te Fassadenelemente wie Verschalungen, Faserzementplatten, Glas- und Metallelemente u.a., die die Dämmung vor Witterungseinflüssen schützen, hinterlüftet werden.


Das Wärmedämmverbundsystem

Am preiswertesten und einfachsten zu realisieren ist die nachträgliche Wärmedämmung mit dem Wärmedämmverbundsystem (WDVS). Die Kosten belaufen sich etwa auf 130 Euro/m² Außenwandfläche. Dieses System ist technologisch einfach umzusetzen, wodurch bei der Montage wenig Fehler gemacht werden. Die Monteure kleben den Dämmstoff auf die vorhandene Außenwand (inklusive Fensterlaibungen, Sohlbank und Gesims) und verdübeln ihn, wenn nötig, z.B. bei Gebäuden in Gebieten mit hoher Windlast.

Foto: Nowotka Beim WDVS wird auf den Dämmstoff ein Putz aufgezogen,
der mit einer Gewebearmierung versehen ist.


Die Dämmung sollte mit der Wulst-Punkt-Methode verklebt werden, die bei richtiger Ausführung dafür sorgt, dass die Dämmung nicht mit Außenluft hinterströmt werden kann. Fest anhaftender Putz kann verbleiben, stark verschmutzter Altputz sollte vor dem Auftragen des Klebers gereinigt werden, damit er besser haftet.

Nach dem Ankleben des Dämmstoffes wird ein spezieller mit einer Ge­we­be­armie­rung versehener Putz aufgezogen. Zum Schluss erhält die Oberfläche einen mineralischen oder kunstharzgebundenen Endputz, der mit einem Egalisationsanstrich beschichtet werden kann. Diese Schlussbeschichtung ist empfehlenswert, um eine oberflächliche Verschmutzung oder Veralgung zu unterdrücken.

Foto: sveta/Adobe Stock Aufbau eines Wärmedämmverbundsystems


Als Wärmedämmstoff oberhalb des Erdreiches eignen sich alle für WDVS zugelassenen Dämmstoffe. Dazu zählen auch Holzfaserdämm-, Hanf- oder Mineralwolleplatten. Letztere besitzen einen erhöhten Brandschutz. Für die Wärmedämmung von Wänden im bzw. kurz über dem Erdreich müssen dafür zugelassene Schaumkunststoffe oder Schaumglas verwendet werden. Das WDVS eignet sich sehr gut für die nachträgliche Wärmedämmung von normalen Ziegelwänden unabhängig vom Gesteinsmaterial, von Hohl­wand­mau­er­werk, Betonwänden, Holzkonstruktionen, Naturstein- und Fach­werk­wän­den.


Die hinterlüftete Fassade

Foto: Fotoschlick/Adobe Stock Die Wärmedämmung mit hinterlüfteter Fassade schützt die Außenwand besonders gut vor Witterungseinflüssen.

Für die genannten Wandkonstruktionen ebenso geeignet ist die Wär­me­däm­mung mit hinterlüfteter Fassade. Auch bei diesem System gehört der Dämmstoff hinterlüftungsfrei auf die Außenwand, jedoch erfolgt kein Verputz. Stattdessen werden mit einem Abstand von ca. 4 cm zur Dämm­schicht Fassadenelemente (z.B. Boden-Deckel-Schalung aus Lärchenholz, Faserzementplatten u.a.) auf einer Unterkonstruktion befestigt.

Das System schützt die Fassade besonders gut vor Witterungseinflüssen, so kommt es z.B. besser mit starken Temperaturschwankungen zurecht als ein WDVS, und bei häufiger Schlagregenbelastung kann das Wasser besser abfließen. Die wärmedämmende Wirkung ist im Vergleich zu einem WDVS bei gleicher Dämmstoffdicke meist etwas geringer, weil durch die erforderliche Unterkonstruktion Wärmebrücken entstehen. Die Kosten liegen bei etwa 200 Euro/m².


Hohlwandmauerwerk verfüllen

Bei einem Hohlwandmauerwerk können Sie auch die Verfüllung des Hohlraumes mit einem einblasfähigen Dämmstoff (z.B. Kügelchen aus Perlite, Styropor und Mineralwolle sowie Blähglasgranulat) in Erwägung ziehen. Die wärmedämmende Wirkung der Verfüllung ist wegen des meist nur 4 bis 6 cm starken Hohlraumes eingeschränkt.

Grafik: Nowotka

Grafik: Nowotka Die Grafik (o.) zeigt die Strömungen und damit den Wärmeverlust in einem Hohlwand­mauerwerk. Unten sehen Sie die Wirkung der Einblasdämmung.


Bedenken sollten Sie auch, dass bei dieser Methode in der Regel un­ver­meid­liche Wärmebrücken entstehen, da oftmals die Außenwandecken ohne Hohlraum massiv gemauert wurden. Das gilt auch für Fenster- und Türlaibungen sowie Sturzbereiche. Die Kosten sind mit 25 bis 50 Euro/m² zwar deutlich geringer als bei einem WDVS, aber die Wirkung ist auch eingeschränkt.

Dipl.-Ing. Frank Nowotka
Energieberater

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