Im Fokus: Luftqualität in Haus und Wohnung

Beim Sanieren auch an die richtige Belüftung denken

Galten früher die Energiespardis­kussionen der Effektivität der Hei­zung und der Dämmung, rückt heute die Luftqualität in Haus und Wohnung in den Fokus des Interesses. Gerade wer die energetische Sanierung seines Ei­gen­heims plant, tut gut daran, sich mit diesem Thema zu beschäftigen.

So halten z.B. neue Fenster mit spezieller Mehrfachverglasung die Wärme besser im Haus als alte, evtl. sogar noch einfach ver­glas­te Fenster. Auch sind die neu­en besser abgedichtet als die alten, sodass weniger Zugluft entsteht.


Luftundurchlässige GebäudehülleFoto: epr/bauinfocenter-epr.de Die Energieeinsparverordnung fordert, dass die Gebäudehülle luftundurchlässig abgedichtet ist. Sie legt aber auch fest, dass für einen ausreichenden Luftaustausch gesorgt werden muss.


Wer sich zusätzlich für die Dämmung von Wand und Dach entscheidet, veranlasst damit gleich­zeitig, dass die Außenhülle des Hauses dichter wird. In der Folge verringert sich der Luftaustausch in der Wohnung, weil das Haus we­niger Leckagen aufweist.

 

Energiesparer versus Raumhygieniker

Aus Sicht der Energiesparer ist das erwünscht. Die Wärme bleibt im Haus, Energie wird eingespart. Kalte Luft kann nicht mehr ungehindert zuströmen. Genau das ist das Ziel der aktuellen Energieein­sparverordnung. Sie fordert, dass die Gebäudehülle luftundurchläs­sig abgedichtet ist.


LüftungsgeräteFoto: epr/meltem Lüftungsgeräte versorgen Wohnräume nicht nur mit frischer, vorgewärmter Luft, sondern saugen auch verbrauchte Luft mitsamt Schimmelpilzsporen, Feuch­te und Hausstaub ab.


Aus Sicht der Raumhygieniker kann das aber zum Problem werden, weil sich in den Wohn- und Arbeitsräumen verbrauchte Luft sammelt und die Luft­feuch­tig­keit ansteigt. So bildet sich ein idealer Nährboden für Schim­mel­spo­ren. Der Einbau energiesparender Fenster hat schon in manchem Altbau für Schimmel an den Wän­den gesorgt, weil die bisherigen Lüf­tungs­ge­wohn­hei­ten nicht mehr für genügend Frischluft sorgten.

 

Luftaustausch notwendig

Deswegen legt die Verordnung fest, dass für einen ausreichenden Luft­aus­tausch gesorgt werden muss, um zu hohe Kohlendioxidbelastung, Luft­feuch­te, Schad­stoffkonzentration und Schimmel­pilzbildung zu vermeiden. Dieser Luftwechsel zur Sicherstellung der Raumhygiene ist nach der Ener­gie­ein­spar­ver­ord­nung und der entsprechenden Norm gegeben, wenn durch­schnitt­lich alle zwei Stunden die Raumluft einmal ganz ausgetauscht wird. In einem gut abgedichteten Haus müssen dazu die Bewohner etwa alle zwei Stunden die Fenster auf­reißen, wenn nicht andere Lüftungsmaßnahmen für Frischluft sorgen.

 

Lüftungsnorm regelt Lüftungskonzept

Wie der Luftaustausch sichergestellt werden soll, ob durch Fensterlüftung oder technische Lüftungsmaßnahmen, ließ die Verordnung bisher offen. Erst die im Mai 2009 in Kraft getretene Lüftungsnorm, die DIN 1946-6, schaff­te hier Klarheit.

Danach muss der Architekt oder der beauftragte Handwerker fest­legen, wie der aus Sicht der Hygiene und des Bauschutzes notwendige Luftaustausch erfolgen kann. Das gilt für Neubauten und für Renovierungen, wenn im Ein- und Mehrfamilienhaus mehr als ein Drittel der vorhandenen Fens­ter ausgetauscht bzw. mehr als ein Drittel der Dachfläche ab­gedichtet werden. Anhand eines nach der Norm zu erstellenden Lüftungskonzeptes können sich die Bewohner erklären lassen, wie sie lüften müssen, um ein ­gesundes Raumklima zu erzielen.

 

Vier Lüftungsstufen

Herzstück der Norm ist die Festlegung von vier Lüftungsstufen un­ter­schied­li­cher Intensität. Die Lüftung zum Feuchteschutz legt den Luftaustausch fest, der bei minimaler Nutzung der Wohnung erfolgen muss, um Schim­mel­pilz- und Feuchteschäden zu vermeiden. Diese Stufe muss gemäß Norm ständig und ohne Mitwirkung der Bewohner sichergestellt sein.

Der nächste Level beschreibt die reduzierte Lüftung für eine wenig genutzte Wohneinheit. Die sogenannte Nennlüftung bezieht sich auf den Nor­mal­be­trieb. Die Intensivlüftung dient dem Abbau von Lastspitzen, z.B. beim Ko­chen.

 

Wie viel Lüften muss sein?

Erste und wichtigste Frage ist, wie die Lüftung zum Feuchteschutz ga­ran­tiert werden kann. Faktoren, die in die Berechnung einfließen, sind der Dämmstandard und die Bauweise, die Größe sowie die Lage des Gebäudes. Erstere geben den Hinweis darauf, mit welchen Undichtheiten in der Haus­hül­le gerechnet werden kann. Die Wohnfläche zeigt die zu erwartenden Belastungen. Die regionale Lage des Hauses ist wichtig, um die Wind­be­las­tung einzuschätzen. Faustregel: je mehr Wind, desto größer die natürliche Infiltration.

Reicht die Luftzufuhr über Undichtheiten nicht aus, um die Lüf­tung zum Feuchteschutz sicherzustellen, muss der Planer lüftungstechnische Maßnahmen vor­sehen. Das kann die zusätzliche Lüftung über Schächte oder in der Außenhülle eingelassene Außenwandluftdurchlässe sein oder die ventilatorgestützte Lüftung von technischen Woh­nungs­lüf­tungs­an­la­gen. Für die Stufe Feuch­teschutzlüftung die Mithilfe der Bewohner einzuplanen, ist unzulässig. Sie muss nutzerunabhängig funktionieren!

Auch für die anderen drei Lüf­tungs­stufen (s.o.) muss festgelegt werden, wie der notwendige Luft­austausch erzielt werden soll. Hierbei darf allerdings auch die Fensterlüftung durch die Bewohner mit eingeplant werden.
Soweit zur Theorie, doch wofür soll sich der Haus- oder Wohnungsbesitzer entscheiden, wenn er mit seinem Architekten oder Handwerker die richtige Belüftung seines Heims plant?

 

Querlüftung oder Schachtlüftung

Die Minimallösung ist die klassische Querlüftung oder die Schacht­lüftung. Bei der Querlüftung erfolgen die Frischluftzufuhr und die Ableitung der verbrauchten Luft über Außenluftdurchlässe. Das sind Ventile, die in die Außenwand eingebracht werden. Die Wirkungsweise entsteht überwiegend durch den Winddruck und den Windsog auf die Gebäudeaußenflächen.

DeckenlüftungsgerätFoto: © Pluggit Der besondere Vorteil eines Deckenlüftungsgerätes ist, dass kein Wohnraum ver­lo­ren geht Die Schachtlüftung funktioniert ebenfalls über Außenluftdurchlässe. Die Abluft wird dabei über Lüftungsschächte abgeleitet. Dies ist vom thermischen Auftrieb im Schacht abhängig.

Der Nachteil dieser Systeme ist, dass sie nur mit natürlicher Luftbewegung und Thermik ausreichend funktionieren, die je nach Wetterlage mehr oder weniger ge­geben sind.

Technische Lüftungssysteme: einfach und sicher Deswegen entscheiden sich heute viele Haus- und Wohnungsbesitzer für technische Lüftungssysteme, die unabhängig von der Witterung oder vom Bewohner den Luftaustausch sicherstellen. Und das nicht nur für die Lüftung zum Feuchteschutz eines unbewohnten Hauses wie die Quer- oder Schachtlüftung, sondern auch für den aus Sicht der Hygiene und des Wohnkomforts notwendigen Luftaustausch.

Die einfachste und preiswerteste Variante einer technischen Woh­nungs­lüf­tungs­an­la­ge ist ein Abluftsystem ohne Wärmerückgewinnung. Diese Systeme saugen die verbrauchte, feuchte und belastete Luft aus den Ablufträumen wie Küche, Bad und WC mit einem Ventilator ab und leiten sie mit Hilfe eines Rohrsystems über das Dach oder die Außenwand nach draußen. Frischluft strömt über Außenluftdurchlässe in die Wohn- und Schlafzimmer nach und stellt eine kontinuierliche Durchlüftung der gesamten Wohnung sicher.

Die Ventile in den Außenwänden sind mit Filtern ausgestattet – auf Wunsch auch mit Pollenfiltern. Das ist besonders für Allergiker interessant, die sich in ihrem privaten Umfeld vor Pollenflug schützen wollen. Die kontrol­lierte Luftzufuhr macht die Fensterlüftung überflüssig und bewirkt darüber hinaus Energieeinsparungen, weil die Innenräume nicht auskühlen.

Noch komfortabler sind Anlagen mit Wärmerückgewinnung. Sie nutzen die Wärme der Abluft, um die zentral angesaugte frische Luft berührungsfrei zu erwärmen. Über ein zweites Rohrkanalsystem wird der Wärmerückgewinn den Wohn- und Schlafräumen wie­der zugeführt und entlastet das Hei­zungs­sys­tem.

Wärmeübertrager gibt es in unterschiedlichen Konstruktionen: Kreuz­strom­wär­me­über­tra­ger erreichen einen Wärmerückgewinn von etwa 60 bis 80 %. Bei Geräten im Gegenstrom- oder Kreuzgegenstromprinzip und bei Ro­ta­tions­wär­me­über­tra­gern liegt der Wert bei über 90 %.

Das heißt, die frische Luft strömt vorgewärmt in die Wohnräume. Das ermöglicht einen noch höheren Energiegewinn. Insbesondere bei Neu- und Altbauten mit höherwertigem Dämmstandard werden diese Geräte des­we­gen gerne eingesetzt.

Ist die Installation eines Luftkanalsystems zu aufwändig, sind Ein­zelraumgeräte eine Alternative, mit denen einzelne Zimmer belüftet werden können. Sie werden direkt an der Außenwand an­gebracht, und die sonst üblichen Zu- und Abluftleitungen entfallen.

 

Investition lohnt sich

Die Nettokosten für eine Lüftungsanlage inklusive Rohrsystem und Montage liegen im Einfamilienhaus für eine Anlage ohne Wärmerückgewinnung bei 2400 bis 2800 Euro und bei einer Lösung mit Wärmerückgewinnung bei 5500 bis 7500 Euro. In einer Wohnung ist mit 1400 bis 1900 Euro bzw. mit 4200 bis 4500 Euro zu rechnen. In Anbetracht der erheblichen Energie- und Kom­fort­ge­win­ne ist das eine lohnende Investition.

VFW


 

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