Kontrollierte Wohnraumlüftung im Altbau nachrüsten
Frische Luft ins Haus holen – aber wie?
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Heute werden Häuser immer dichter ausgeführt, auch im Bestand. Das wiederum verändert die Baubiologie an den verschiedensten Punkten. Die Lufthygiene ist einer davon. Das Ziel ist es, über einen besseren Dämmstandard möglichst viel Energie im Haus zu halten und wenig über unkontrolliertes Lüften, wie es bei der manuellen Fenster-Lüftung in der Regel der Fall ist, wieder zu verlieren. Lüftungssysteme sind deshalb integraler Bestandteil eines dann konsequenten Konzepts.
Foto: Wolf Manuelles Lüften ist heute das Alltagsmittel der Wahl, um verbrauchte Luft auszutauschen und gleichzeitig Feuchte aus der Raumluft zu entfernen. Aber es gibt hier ein paar Regeln, die Sie beachten sollten: Die Fenster anzukippen, ist hierfür keine effektive Lösung, sondern nur das Stoß- und/oder Querlüften, d.h. entweder das Fenster in einem Raum für einige Minuten ganz aufmachen und/oder in mehreren Räumen zugleich bei offenen Zimmertüren die Fenster öffnen, sodass ein Durchzug durch die gesamte Wohnung entsteht.
Wärme aus dem Fenster werfen?
Der Haken beim manuellen Lüften ist allerdings, dass darüber auch Wärme verloren geht. Wenn heute schon die Wärmeverluste eines gut gedämmten Gebäudes zu 50 % auf das Konto manuellen Lüftens gehen, dann wird sich dieser Wärmeverlust-Anteil prozentual in Zukunft noch erhöhen, je besser die Häuser gedämmt sind.
Dennoch muss regelmäßig gelüftet werden. In den Wohnräumen und insbesondere auch im Schlafzimmer sinkt die Luftqualität durch das beim Atmen freigesetzte CO2 sehr schnell ab und erreicht CO2-Konzentrationen von 1500 ppm und teilweise bis zu 3000 ppm (parts per million, eine Maßeinheit für die Konzentration eines Stoffes in einem definierten Volumen). Ab 1500 ppm definiert das Umweltbundesamt die Luftqualität als unzureichend, und es sollen Maßnahmen ergriffen werden (verstärktes Lüften).
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Schimmel, ein wachsendes Problem
Ein weiteres Problem, das mit dem Thema Dämmung und Dichtheit der Gebäudehülle an Bedeutung gewinnt, ist Schimmel. Der Klassiker hier ist der Fenstertausch. Fenster heutigen Stands sind, was die Feuchte- und Frischluftzirkulation betrifft, im geschlossenen Zustand die dichtesten Bauteile einer Wand. Wenn die Fensterlaibungen nicht zusätzlich wärmegedämmt sind, kann Wasserdampf sowohl in den Ecken der Fenster als auch an den Laibungen kondensieren.
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Hier helfen nur lüften und/oder das Kondensat abwischen. Schimmelpilze benötigen für ihr Entstehen, den Erhalt und ihr Wachstum Wasser und organische Nährstoffe, also Stoffe, die in irgendeiner Form Kohlenstoffverbindungen enthalten oder aus ihnen bestehen. Zum Wachstum reicht ihnen schon eine Tapete.
Prinzip der kontrollierten Wohnraumlüftung
Die DIN 1946-6 (Norm für die Lüftung von Wohngebäuden) besagt deshalb, dass bei allen Neubauten oder Sanierungen, bei denen mehr als ⅓ der Fenster am Gebäude getauscht werden bzw. im Einfamilienhaus mehr als ⅓ der Dachfläche abgedichtet wird, ein Lüftungskonzept zu erstellen ist. Bestandteil eines solchen sind heute nutzerunabhängige Lüftungssysteme („kontrollierte Wohnraumlüftung“).
Im Neubau wird die kontrollierte Wohnraumlüftung heute von Anfang an mit in die Planung einbezogen. Aber auch für die Nachrüstung im Altbau gibt es durchdachte Lösungen.
Foto: Stiebel Eltron
Die einfachste Form unter den Lüftungsanlagen ist die automatisierte Querlüftung. Bei der Querlüftung werden die Frischluftzuführung und Fortluftableitung über in die Außenwände integrierte Außenluftdurchlässe realisiert. Sie hat aber das Manko, dass die Frischluftzuführung nur erfolgt, wenn die Luftfeuchte außen niedriger ist als innen, die Lüftung ist also wetterabhängig.
Wetterunabhängig funktionieren ventilatorgestützte Systeme, zu denen Einzelraumgeräte (dezentrale Lüftungssysteme) und Zentralsysteme für Zu- und Abluft zählen. Dezentrale Lüftungssysteme sind Geräte für jeweils einen Raum, wie z.B. das Bad. Ein Lüftungskonzept für das gesamte Haus basiert hier also auf mehreren raumbezogenen Einzelgeräten.
Bei zentralen Lüftungssystemen wird die Zuluft über ein Verteilsystem in die Wohn- und Schlafräume eingeblasen. Die Frischluft gelangt anschließend über Überströmluftdurchlässe in die übrigen Räume einer Wohnung, und die Absaugung der verbrauchten Luft erfolgt direkt aus den Räumen mit der höchsten Belastung – also Küche, Bad und WC.
Vor- und Nachteile der verschiedenen Lüftungssysteme im Überblick
Stand heute
Heute ist es so, dass bei der Sanierung von Häusern fast ausschließlich Einzelraumsysteme eingebaut werden, bei einer Kernsanierung sieht das anders aus. Für Einzelraumsysteme sprechen mehrere Gründe: Sie sind kostengünstiger als zentrale Lüftungssysteme, sie sind vergleichsweise schnell und einfach zu installieren und sie erfordern vergleichsweise geringe Durchbrüche durchs Mauerwerk. Die meisten heutigen Geräte am Markt sind außerdem sehr leise im Betrieb, und, was technisch gesehen wohl mitentscheidend für die Entscheidung ist: Auch Einzelraumsysteme gibt es mit Wärmerückgewinnung, und die sind empfehlenswert.
Prinzip der Wärmerückgewinnung
Das Prinzip der Wärmerückgewinnung ist im Grunde genommen recht einfach: Genutzt wird die in der warmen, feuchten Luft enthaltene Energie, z.B. aus Küche, Bad, WC („Abluft“), um die kalte „Außenluft“ vorzuwärmen. Diese wird als „Zuluft“ den Aufenthaltsräumen wie Wohn-, Schlaf-, Kinder- und Arbeitszimmer zugeführt. Die in der Abluft enthaltene Wärme wird im Wärmetauscher der Lüftung auf die Zuluft übertragen. Bis zu 50 % der Wärmeenergie können nach derzeitigem Stand so zurückgewonnen werden.
Funktionsweise zentraler und dezentraler Lüftungssysteme im Vergleich
Quelle: Wolf
Da die Luftströme im Wärmetauscher des Lüftungsgerätes voneinander getrennt sind, werden dabei keine Gerüche oder Verunreinigungen mit ausgetauscht. Viele moderne dezentrale und zentrale Lüftungssysteme verfügen z.B. auch über Filter, um die einströmende Luft von Feinstaub und Pollen zu befreien.
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Corona lüftungstechnisch relevant?
Ist Corona lüftungstechnisch im Eigenheim eigentlich relevant? Die Anbieter von Lüftungsgeräten arbeiten vermehrt mit diesem Argument. Tröpfchen und Aerosole (kleinste Luftpartikel) dienen Viren als Transportvehikel. So können sie sich bis zu drei Stunden im Luftraum halten, auch SARS CoV-2 und seine Mutationen. Querlüften allein reicht nicht aus, um die Luft, z.B. in einem Klassenraum, von Virenlasten zu befreien. Der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) empfiehlt daher die Kombination aus Lüften und maschineller Luftreinigung dort und in anderen öffentlichen Räumen, z.B. auch in Firmenräumen. Für das Eigenheim sind die dort zutreffenden Argumente allerdings nicht relevant.
Baustein eines energetischen Konzepts
Nutzerunabhängige Lüftungssysteme sind aus energetischen und lufthygienischen Gründen heute besser als manuelles Querlüften und erst Recht besser als der Klassiker „Fensterkippe“. Besonders effektiv sind dabei dann die Systeme, die zusätzlich eine Wärmerückgewinnung bieten.
Die Dämmstandards von heute führen dazu, dass das Thema Lüften – und wie es technisch am besten vollzogen werden kann – eine sehr große Bedeutung gewinnt. Das gilt sowohl für den Neubau als auch für umfangreiche energetische Sanierungen im Bestand. Es ist dabei kontraproduktiv, ungefähr 50 % der Wärme über die manuelle Fensterlüftung zu verlieren. Lüftungssysteme sind daher heute konsequenter Bestandteil eines energetischen Konzepts.
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