Was Sie beim Wechsel des Strom- oder Gasanbieters beachten sollten
Geber86/Adobe Stock Lange Zeit kannten die Strom- und Gaspreise nur eine Richtung: Sie stiegen. Lagen die Energiekosten für einen Musterhaushalt bis 2021 in der Regel unter 4000 Euro, stiegen sie bis zum Sommer 2022 auf fast 8000 Euro an, so eine Berechnung des Vergleichsportals Check24. Bis Ende 2023 sanken sie wieder, jetzt ist aber davon auszugehen, dass die Preise wieder steigen. Die Gründe dafür sind u.a. die Anhebung der CO²-Steuer, der Wegfall der Zuschüsse für die Netzentgelte bei Strom, der Wegfall der Gas- und der Strompreisbremsen oder die Anhebung der Mehrwertsteuer beim Gas ab März 2024. Prognosen gehen von Mehrbelastungen im dreistelligen Bereich aus. Viele Eigenheimer können jetzt durch den Wechsel des Energielieferanten eine Menge Geld sparen. Wichtig ist nur zu wissen, worauf man achten sollte.
Vor allem Kunden, die in der Grundversorgung ihres örtlichen Energieversorgungsunternehmens sind, sollten ihre Kosten prüfen, rät Christina Wallraf, Referentin Energiemarkt bei der Verbraucherzentrale NRW. Denn die Grundversorgung ist, anders als in der Mitte der Energiekrise, in der Regel nicht mehr der günstigste Tarif. Zudem sind die Kündigungsfristen in der Grundversorgung mit zwei Wochen relativ kurz, das hat den Vorteil, dass man schnell reagieren kann.
Eine Familie in der Grundversorgung zahlt für Strom durchschnittlich 1350 Euro pro Jahr (bei einem Verbrauch von 3000 kWh, Stand 01.01.2024). Durch einen Wechsel kann sie ca. 250 Euro sparen. Bei einem Single-Haushalt ist es etwa die Hälfe.
Beim Gaspreis kommt ein Haushalt mit 20.000 kWh Verbrauch auf ca. 2800 Euro pro Jahr in der Grundversorgung. Wer hier wechselt, kann bis zu 1000 Euro im Jahr sparen – allerdings gibt es deutliche Preisunterschiede zwischen den Grundversorgungstarifen, entsprechend stark variiert die Ersparnis.
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Wer seinen Gas- oder Stromanbieter wechseln möchte, für den bieten sich vor allem die kostenlosen Vergleichsportale im Internet an. Hier findet man relativ einfach die günstigsten Anbieter. Die Stiftung Warentest hat im November 2021 acht Vergleichsportale unter die Lupe genommen, die ihre Tarifdaten und Rechner eigenständig aufbereiten. Darunter waren etwa check24.de, verivox.de, Energieverbraucherportal.de, Finanztip.de oder stromvergleich.de. Getestet wurden Tarifrechner (Filtermöglichkeiten und Voreinstellungen) und Tarifdarstellung, Datenschutzerklärung, AGB und Datenverschlüsselung. Die beiden größten Portale, check24.de und verivox.de, schlossen bei dem Test mit „befriedigend“ ab, die weiteren lagen bei „ausreichend“, ein Portal erhielt die Note „mangelhaft“.
Christina Wallraf weist darauf hin, dass der günstigste Tarif nicht immer der beste sein muss. Sie rät Eigenheimern, nicht nur auf den Preis zu schauen, sondern zusätzlich Informationen und Erfahrungsberichte zum neuen Anbieter zu recherchieren: Hat er gute Kundenbewertungen? Ist der Service erreichbar? Kommen Rechnungen fristgerecht? Sie sollten kritisch hinterfragen, ob der Anbieter seriös erscheint.
Wer sich aber einmal die Mühe gemacht hat, seine Preise für Gas- und Strom zu vergleichen, der wird sich freuen, wie schnell man mit einem Wechsel Geld sparen kann. Wobei: Besser als ein günstiger Tarif sind natürlich die Kilowattstunden, die man nicht verbraucht. Prüfen Sie daher auch die Möglichkeiten, Strom und Gas zu sparen. Das schont nicht nur den Geldbeutel, sondern auch das Klima.
So funktioniert der Online-Vergleich
Foto: Verlag W. Wächter
Über eine Suchmaske bei den Vergleichsportalen im Internet werden einige Angaben abgefragt, etwa zum Postleitzahlengebiet, zum aktuellen Verbrauch, dem aktuellen Anbieter und Tarif. Sie erhalten nach der Eingabe einen Überblick über mögliche Vertragspartner, Preise und Konditionen.
Wichtig ist zu bedenken, dass sich die Portale über Provisionen von Anbietern und über Werbung finanzieren. Sie sind demnach lediglich Vermittler zwischen Energieanbietern und Verbrauchern und übernehmen keine Gewähr, dass die angezeigten Daten richtig sind. Daher ist es ratsam, den ausgewählten Tarif aus dem Vergleichsportal zusätzlich mit den Angaben des Anbieters zu überprüfen. Gibt es Abweichungen, fragen Sie nach!
Sie sollten auch darauf achten, dass die ganz oben oberhalb der Liste aufgeführten Anbieter Werbeanzeigen sind. Diese sind zwar immer besonders gekennzeichnet, aber trotzdem häufig nicht als Werbung erkennbar.
Was ist bei der Dateneingabe zu beachten?
Bevor Sie mit der Suche im Vergleichsportal beginnen, sollten Sie sich zunächst Ihre aktuellen Vertragsdaten genau anschauen: Wie hoch ist der aktuelle Tarif? Wie lange läuft der Vertrag noch? Wie ist die Kündigungsfrist?
Bei der Suche rät die Verbraucherzentrale dazu, bestimmte Filter-Optionen zu wählen, da die voreingestellten Filter die Auswahl meist einschränken. Die Empfehlung:
Schalten Sie den Filter „direkte Wechselmöglichkeit“ aus. So erhalten Sie auch Anbieter, die keine Kooperation mit dem Portal haben.
Schalten Sie „Bonus einrechnen“ aus, damit die Jahreskosten besser eingeschätzt werden können.
Deaktivieren Sie die Voreinstellung „hohe Kundenempfehlungsquote“. Kunden können nur für solche Tarife Empfehlungen abgeben, für die das Portal Provisionen erhält – auch das schränkt die Auswahl ein.
Lassen Sie sich nur einen Tarif pro Anbieter anzeigen.
Stellen Sie ein, dass zwölf Monate Preisgarantie gewährt werden.
Das sollten Sie bei Vertragsabschluss beachten
Achten Sie bei der Wahl des neuen Vertragspartners nicht nur auf die Jahreskosten, sondern auch auf Vertragslaufzeiten, Kündigungsfristen und Preisgarantien. Die Tipps der Verbraucherschützer:
Vereinbaren Sie keine wesentlich längere Vertragslaufzeit als zwölf Monate.
Vorsicht bei Festpreisangeboten und extrem niedrigen Strompreisen.
Zahlen Sie nicht im Voraus, im Falle einer Insolvenz des Anbieters könnten Sie Geld verlieren.
Was passiert nach Vertragsabschluss?
Foto: moquai86/Adobe Stock
Beim Anbieterwechsel entstehen keine Gebühren, und es müssen keine technischen Veränderungen an Ihrem Hausanschluss oder Zähler vorgenommen werden.
Wenn Sie Ihren neuen Vertrag geschlossen haben, übernimmt der neue Anbieter mit Ihrer Zustimmung alle weiteren Schritte, auch die Kündigung des alten Vertrags. Sie können Ihren alten Vertrag aber auch selbst kündigen. Das sollten Sie auf jeden Fall tun, wenn Sie eine kurze Frist wahren müssen. Wie lange es dauert, bis der Wechsel vollzogen ist, hängt von Ihrer Kündigungsfrist ab. In der Regel brauchen die Anbieter auch ein bisschen Vorlauf.
Sie müssen keine Sorge haben, dass Sie durch den Wechsel keine Lieferungen bekommen. Falls etwas schiefläuft, springt der örtliche Anbieter mit einer Ersatzversorgung ein.
Was tun, wenn beim Wechsel etwas schiefgelaufen ist?
Wenn Sie den Vertrag online abgeschlossen haben, gilt ein zweiwöchiges Widerrufsrecht. Falls der alte Vertrag bereits gekündigt ist, können Sie nicht automatisch in Ihren alten Tarif zurück. Nehmen Sie Kontakt zu Ihrem Versorger auf und lassen Sie sich über die Rückkehrmöglichkeiten beraten, rät Christina Wallraf.
Bei Schwierigkeiten können Sie sich an die Verbraucherzentralen wenden. Wie Wallraf berichtet, gebe es aber selten Gesprächsbedarf von Kunden wegen Problemen bei einem Anbieterwechsel. „Wir erhalten eher Anfragen zu laufenden Verträgen, etwa, weil Abschläge nicht korrekt berechnet werden oder die Abrechnung oder Rückzahlung nicht klappt.“
Was tun, wenn der Anbieter insolvent geht?
Foto: Alexander Raths/Adobe Stock
In der Vergangenheit ist es mitunter vorgekommen, dass ein Anbieter Insolvenz anmelden musste. Falls der Betrieb unter der Aufsicht eines Insolvenzverwalters aufrechterhalten wird, sind Sie an Ihren Vertrag gebunden, erklärt Wallraf. Ein sofortiges Sonderkündigungsrecht wegen einer Insolvenz gibt es nicht. Sollte ein Anbieter jedoch dauerhaft nicht liefern, können Kunden fristlos kündigen. Lassen Sie sich ggf. rechtlich beraten. Ohne Strom und Gas werden Sie aber nie dastehen: Es greift immer automatisch die Ersatzversorgung des örtlichen Energieunternehmens.
Einen Wechselservice beauftragen?
Es lohnt sich, einmal pro Jahr die Tarife für Strom und Gas zu vergleichen, außerdem sollten Sie einen Vergleich vornehmen, wenn Sie eine Preiserhöhung bekommen haben. Es gibt auch die Möglichkeit, einen Wechseldienstleister zu beauftragen, der sich darum kümmert, immer den für Sie günstigsten Tarif zu finden. Hierbei gibt es unterschiedliche Serviceangebote, von unverbindlichen Tarifvorschlägen bis hin zum dauerhaft automatischen Wechsel mit Vollmacht.
Es ist zu empfehlen, nur einen Wechseldienstleister zu beauftragen, der Leistungsumfang und Abläufe, Tarifkriterien, Vertragslaufzeit, Finanzierungsstruktur und die Kosten für seine Kunden transparent darlegt. Achten Sie bei einem Vertrag mit einem Wechseldienstleister auf eine kurze Vertragslaufzeit und eine monatliche Kündigungsfrist. Eine erteilte Vollmacht zum Wechsel können Sie unabhängig von der Laufzeit jederzeit widerrufen.