Ob Schneestoppnasen oder Schneefanghaken ...

... mit Schneefangsystemen Dachlawinen verhindern


SchneefangsystemenFoto: www.dachlawinenschutz.com Die einfachste Form von Schneefangsystemen sind sogenannte Schneefanghaken. Sie sollten ganzflächig über das Dach verteilt werden, um den Schnee im Zaum zu halten.
Winter mit reichlich Schnee sind nicht nur für Bäume, sondern auch für Dächer kritisch. Zum einen drückt die hohe Schneelast aufs Dach und verursacht dadurch ausgiebige Gebäudeschäden. Dies ist vor allem bei geringer Dach­neigung der Fall, wie bei­spielsweise bei Flachdächern.

Zum anderen besteht bei steilen Dächern die Gefahr, dass sich der Schnee in Form von Dachlawinen seinen Weg nach unten bahnt. Wo Schneefanggitter fehlen, können Schneebretter un­gehindert von den Dächern rutschen.

 

Schneearm, schneereich und etwas Angstmacherei

Ein flüchtiger Blick ins Internet zum Thema Schneefang kann einem Hausbesitzer leicht auf den Magen schlagen. Große Lettern drohen: „Als Gebäudeeigentümer sind Sie kraft Gesetzes verpflichtet, dafür Sorge zur tragen, dass der Schnee von Ihrem Dach niemanden gefährdet ... Ein fehlendes Schneefangsystem wird als grobe Fahr­lässigkeit bewertet.“ Fehlt eigentlich nur noch der Hinweis auf ­hohe Gefängnisstrafen, – wenn man nicht sofort ein Schneefangsystem kauft.

Faktisch ist der Hauseigentümer für Schäden haftbar, die durch eine Dachlawine entstehen, wenn er keine ausreichenden Maßnahmen dagegen ergriffen hat und er somit seine Verkehrssicherungspflicht verletzt. Und tatsächlich sind Dachlawinen eine oft unterschätzte Gefahr.

Einwohner schneereicher Orte sind allerdings mit den Gefahren vertraut. In traditionell schneereichen Gebieten sind Schutzmaßnahmen, also Dachsicherungen je nach Haushöhe, Dachneigung (ab 45 Grad) und Standort sogar vorgeschrieben.

SchneefanghakenFoto: Flender-Flux Schneefanghaken gibt es auch in Ausführungen mit einem Dop­pel­rohr­sys­tem ... In Bayern gibt es allerdings keine gesetzliche Verpflichtung zur Anbringung eines Schnee­fang­git­ters, es sei denn, die jeweilige Gemeinde hat eine Vorschrift dazu erlassen. Es kann sich aber aufgrund der allgemeinen Ver­kehrs­si­che­rungs­pflicht eine entsprechende Verpflichtung ergeben, etwa wenn in den letzten Jahren schon häufiger Dachlawinen abgegangen sind.

In schneearmen Gebieten kann in normalen Wintern grundsätzlich keine Schutzmaßnahme verlangt werden. Bei starkem Schneefall kann hier aber eine besondere Hinweispflicht (Warntafel) gegeben sein.

Generell gilt einfach für jeden, der sein Dach in Augenschein nimmt: je steiler, desto geringer die Schneehaftung und desto größer somit die Gefahr von Dachlawinen. Dabei wird das Gewicht von Schnee häufig unterschätzt. Ein Kubikmeter lockerer, trockener Pulverschnee kann bis zu 40 kg auf die Waage bringen, nasser Altschnee sogar bis zu 500 kg.

Alu-RohrFoto: Flender-Flux ... oder auch einem Alu-Rohr.
Eine hohe Gefahr besteht, wenn sich nach starken Schneefällen und einsetzendem Tauwetter die oberen Schneeschichten lockern. Lösen sie sich, nehmen sie im Abrutschen oft noch mehr Schnee auf und erhalten so nicht selten ihr hohes Gewicht. Auslöser kann aber auch ein schlecht gedämmtes Dach sein.

Und da keiner weiß, wie die ­weiteren Winter werden, ist es sinnvoll, Schnee-Schutzsysteme gleich beim Bau eines Hauses mit einzuplanen. Jedoch kann auch später noch mit wenig Aufwand nachgerüstet werden. Mittlerweile haben alle führenden Hersteller von sogenannten Dachprodukten auch Schneefangsysteme im Angebot.

 

Schneefänger

Welche Schneefänger montiert werden, hängt von den regionalen Ge­ge­ben­hei­ten, der Schneemenge und natürlich den Kosten ab. Die Gefahr, dass Schnee abrutscht, können auch schon ganz einfache, aber entsprechend geformte Dachziegel mindern, wie die sogenannten Herzziegel. Verhindern können sie es jedoch nicht.

Auf jeden Fall ist es sicherer, richtige Schneefänger nachzurüsten. Die gibt es in verschiedenen Ausführungen und Materialien – von K bis K, also von Kunststoff bis Kupfer, vereinfacht gesagt. Dementsprechend variieren aber auch die Preise. Kupfer ist unzweifelhaft teurer als Schneefanggitter aus farbig angepassten Kunststoffprofilen oder verzinktem Eisen. Auch sind preiswerte Systeme oft statisch nicht hoch belastbar. So kann als grobe Faustregel gelten: Zwischen 20 und 30 Euro pro laufenden Meter Schutz­git­ter muss kalkuliert werden. Hinzu kommen noch die Kosten für die Be­fes­ti­gungs­ha­ken und für die Montage.

SchneefanghakenFoto: dachlawinenschutz.com Um eine optimale Wirkung zu erzie­len, sollte das Dach bei dieser Variante zu dreiviertel mit Schnee­fang­ha­ken eingedeckt werden.

 

Schlicht, aber gut

Die einfachste Variante sind sogenannte Schneestoppnasen oder Schneefanghaken für Rundhölzer. Schneestoppnasen, oft einfach konstruierte, zum Winkel geformte Stahlbleche, können ganzflächig auf dem Dach verteilt werden. Sie allein halten schon den Schnee im Zaum oder besser gesagt im Winkel.

Bei Ziegeln und Betonpfannen ist eine nachträgliche Montage damit problemlos möglich. Der obere Dachziegel wird angehoben, und der Schneefanghaken wird beim unteren Dachziegel einfach hinten in den Falz eingehängt. Im Internet werden diese farbpulverbeschichteten Bandstahl-Nasen für knapp 0,90 Euro pro Stück angeboten. Ein weiterer Vorteil der Schneestopper: Sie können zudem – hilfsweise – auch als Abrutschsicherung bzw. Trittstufen für eine Dachbegehung fungieren.

Vor allem in schneereichen Gebieten sind diese Nasen hilfreich bis unerlässlich, meinen die Experten und empfehlen Schnee­stop­per zusätzlich zu einem Schnee­fanggitter zu montieren. Das verhindert, dass sich zuviel Schnee am Gitter sammelt und damit ein enormes Gewicht auf die Dachkante drückt.

 

Der Haken und das Holz

Schneefanghaken sind eine andere Variante. In die nach oben offenen Haken können Rundhölzer eingelegt werden, die dann den Schnee stoppen – einfach, aber wirkungsvoll. Die Metall­haken werden unter dem Dachziegel auf dem Sparren montiert oder auf das Blechdach montiert. Sie kosten je nach Ausführung ab 9 Euro und nehmen Rund­höl­zer bis 140 mm auf. Das ist eine einfache und zuverlässige Maßnahme gegen Dachlawinen. Ent­sprechen­de Rund­hölzer dafür zum Einhän­gen gibt es z.B. auch im gut sor­tier­­ten Baumarkt oder Baustoffhandel.

WarntafelFoto: fffranz/Fotolia.com Grundstücksbesitzer haften für Schäden, die durch Dach­lawinen auftreten. Eine Warntafel kann hier Abhilfe schaffen, wenn man noch keine Schneefänger instal­lieren will. Natürlich gibt es auch solche Schnee­­fänger fertig als Pa­ket zu kaufen – wie beispiels­weise das FLENDER-FLUX®-Schnee­fang­­sys­tem. Das große Alu-Schnee­fang­rohr mit Fangstützen soll sich in fast alle gängigen Dach­ein­de­ckun­gen einsetzen lassen. Die Haken lassen sich aber auch mit zwei kleinen, dünneren Rohren ausstatten.

Ein Blick in die nicht ganz einfach zu lesenden Preislisten, die man via Internet bei dem oder den Hersteller(n) einsehen kann, ist wenig zielführend, weil sich höchstens offenbart, was Dachdecker und Co. für teilweise große Ab­nah­me­men­gen bezahlen. Auch per Telefon werden Preise nicht genannt, da ausschließlich an Dachdecker geliefert wird.

Auch Nelskamp, ein Hersteller von Dacheindeckungen aus Ziegel und Beton, hat eigene Tragepfannen, die mit von ihm zugekauften Produkten wie Haken und Rohren versehen werden können und dann exakt auf die bereits vorhandene Dacheindeckung abgestimmt sind. Über Preise wird auch hier nicht gesprochen.

 

Der Schnee kommt hinter Gitter

Eine zuverlässige Maßnahme gegen Dachlawinen sind die klassischen Schneefanggitter. Sie werden an den Dachkanten angebracht und verhindern das Abrutschen der Schneemassen. Auch sie lassen sich jederzeit nachrüsten. Schneefanggitter bieten sich bei Dächern in Regionen an, in denen mit größeren Schneemengen zu rechnen ist. Auch hier gibt es verschiedene Komplettsysteme. Ein kleines Komplettsystem beginnt mit 2 x 1,5 m als Alu–Zink-Gitter und Stützen.

Kupferfans, die optisch und materialtechnisch Hochwertiges aufs Dach bringen möchten, sind mit Kupfer-Schneefängern sicher gut bedient. Die sind aufgrund der Materialeigenschaften sehr langlebig und vergleichbar mit Regenrinnen und Fallrohren aus Kupfer. Jedoch muss unbedingt ein Materialmix von unterschiedlich edlen Metallen vermieden werden. Wenn also Kupfer-Schneefanggitter auf verzinkte Regenrinne trifft oder umgekehrt, kann es zu Korrosionen kommen.

 

Was und wo kaufen?

Schneefanggitter und entsprechendes Befestigungsmaterial gibt es im Baumarkt, im Baustoff-Fachhandel und inzwischen auch in Internet-Shops – auch einiger Ziegelhersteller – zu kaufen. Bei der Do-it-yourself-Installation ist selbstverständlich handwerkliche Fertigkeit gefragt, denn allein das Besteigen des Daches bedarf einiger Sicherungsmaßnahmen.

Die Gitterstützen in oder auf die Dachlattung in luftiger Höhe und nachhaltig zu montieren, erfordert Sachverstand, und ein „Fehltritt“ auf der Dach­ein­de­ckung kann mehr Schäden und somit Kosten verursachen als gleich den qualifizierten Dachdeckerbetrieb zu beauftragen. Denn sowohl die Gitter als auch die Halterungen müssen die Schnee-Belastung aushalten. Und die sollte möglichst berechnet werden. In der DIN 1055-5 ist dazu ein Be­rech­nungs­an­satz festgelegt.

 

Warntafeln statt Fanggitter

Sind keine Schneefanggitter vorgeschrieben, kann das Anbringen dieser Gitter vom Hauseigentümer auch nur unter besonderen Umständen verlangt werden. Zivilrechtlich aber haften Grundstücksbesitzer im Rahmen der allgemeinen Verkehrssicherungspflicht und wenn sie ein Verschulden trifft, grundsätzlich für Schäden, die durch Dachlawinen auftreten. Eine Warntafel kann hier Abhilfe schaffen, will man noch keine Schneefänger installieren.

Werner Ahlschwedt

 

Weitere Informationen

Bayerisches Dachdeckerhandwerk
Tel. 0 89/1 43 40 90
www.dachdecker.net

Di Matteo Limited & Co. KG
Tel. 01 74/7 30 37 10
www.dachlawinenschutz.com

Wilhelm Flender GmbH & Co. KG
Tel. 0 27 37/59 35-0
www.flender-flux.de

Dachziegelwerke Nelskamp GmbH
Tel. 0 28 53/91 30-0
www.nelskamp.de

Vaitl GmbH & Co. Bedachung KG
Tel. 0 82 45/41 23
www.vaitl-bedachungen.de
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