Schadstoffarme Schönheitsreparaturen
Bewusst renovieren für ein wohngesundes Zuhause
Regelmäßige Schönheitsreparaturen am und im Haus sind unerlässlich, um dessen materiellen Wert zu erhalten und die Wohnqualität zu verbessern. Wer einen Handwerker beauftragt oder selbst Hand anlegt, der sucht heute nicht nur qualitativ hochwertige Produkte, sondern möchte auch ökologische und wohngesunde Farben, Lacke und sonstige Materialien einsetzen.
Foto: djd/Knauf-Bauprodukte
Das ist sinnvoll, denn immerhin halten wir uns durchschnittlich 20 Stunden pro Tag in geschlossenen Räumen auf. Die Luftqualität in den eigenen vier Wänden hat also erheblichen Einfluss auf unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit.
Mit ein wenig Umsicht ist es ohne Weiteres möglich, schadstoffarme Produkte einzusetzen. Das muss nicht einmal viel mehr kosten als konventionelle Produkte, wie das folgende Beispiel zeigt.
Schadstoffarm, wohngesund und nur 300 Euro teurer
Wände und Decken streichen, Türen lackieren, Dielenboden aufarbeiten, neue Fenster und Dachfenster einbauen: Alle diese Arbeiten wurden in einem vom Sentinel Haus Institut (Adresse siehe nebenstehenden Kasten) begleiteten Modellprojekt ausschließlich mit baubiologisch unbedenklichen Produkten ausgeführt. Mit gerade einmal 300 Euro Mehrkosten schlug der Verzicht auf konventionelle Bauprodukte zu Buche, obwohl eine Wohnung mit 126 m² komplett saniert wurde.
Dafür gab es weder auf der Baustelle noch nach der Renovierung die unangenehmen Lösemittel-Gerüche, die für den Einsatz nicht schadstoffgeprüfter Produkte typisch sind. Messungen des Instituts nach Abschluss der Arbeiten bestätigten, was die Nase schon vorweggenommen hatte: Die Konzentration von flüchtigen organischen Verbindungen (VOC) und Formaldehyd lag vom ersten Tag an weit unter den empfohlenen Grenzwerten von Umweltbundesamt und Weltgesundheitsorganisation.
Wie erkennt man schadstoffarme Produkte
Nicht jedes Umweltzeichen hält, was es verspricht – bei der Auswahl lohnt es sich, genau hinzusehen. Über seriöse Kennzeichnungen findet man Informationen. Ihre Vergabekriterien sind einfach und transparent z.B. übers Internet zugänglich.
Die Prüfungen für die Vergabe sollten aktuell sein und nicht schon Jahre alt. Und es muss klar sein, welche Organisation tatsächlich hinter der Vergabe eines Qualitätszeichens steht und dass sie nicht in erster Linie von Unternehmensinteressen geleitet wird.
Orientierung bietet z.B. der bekannte „Blaue Engel“, das älteste Umweltzeichen Deutschlands. Beim „natureplus“-Zeichen werden neben den baubiologischen Eigenschaften auch eine ökologisch unbedenkliche Rohstoffgewinnung, Herstellung und Entsorgung bewertet. 85 % der verarbeiteten Rohstoffe müssen beispielsweise aus nachwachsenden oder gut verfügbaren mineralischen Quellen stammen.
Interessant ist zudem ein Blick auf die Zutatenliste. Idealerweise sollte auf dem Produkt gut sichtbar eine „Volldeklaration“ der Inhaltsstoffe zu finden sein. Das heißt, dass wirklich alle enthaltenen Zutaten auch beschrieben sind. Ohne Volldeklaration können Verbraucher nicht sicher sein, ob als „schadstoffarm“, „wasserbasiert“ oder „ökologisch“ ausgelobte Produkte diese Ansprüche auch wirklich erfüllen.
Lacke und Lasuren: Wasserbasiert ist fast Standard
Viele Klar- und Buntlacke oder Lasuren für Anstriche von Holz, Metall und anderen Untergründen sind heute „wasserbasiert“. Das heißt nicht in allen Fällen, dass sie lösemittelfrei und schadstoffarm sind. Sicherheit gibt daher letztlich nur ein Blick auf die Zutatenliste, sofern diese eine Volldeklaration ist.
Bei Holzmöbeln oder -böden können Öle oder Wachse eine interessante Alternative sein. Sie verlangen zwar etwas mehr Pflegeaufwand, da Beschichtungen gelegentlich erneuert oder aufgefrischt werden müssen, dafür bleibt die natürliche atmungsaktive Oberfläche des Holzes erhalten und wird nicht versiegelt.
Putze: Natürlich mineralisch
Innen- und Außenputze sind in der Regel mineralisch auf der Basis von Kalk, Zement und Gips oder Mischungen aus diesen Zutaten aufgebaut. Im Außenbereich verwendet man heute häufig Kalkzementputz, da dieser druckfest, relativ feuchteunempfindlich und diffusionsoffen ist.
Kalkputze oder Gips-Kalk-Zement-Putze eignen sich vor allem für den Innenbereich und sind ebenfalls diffusionsoffen. In Innenräumen gewinnen seit einigen Jahren auch sogenannte Lehmputze wieder an Bedeutung, da sie sehr diffusionsoffen, allergikergeeignet und gut fürs Raumklima sind sowie interessante Gestaltungsmöglichkeiten bieten. Da sie empfindlich gegenüber Feuchte sind, eignen sie sich nur im Innenbereich.
Foto: djd/Lesando GmbH
Sogenannte Streichputze bieten eine interessante Alternative zu normalen Wandfarben. Sie haben optische Eigenschaften wie ein Putzabschluss und sind diffusionsoffen. Sie lassen sich fast ebenso einfach aufbringen wie ein normaler Wandanstrich.
Wandfarben: Es geht auch ohne Konservierungsmittel
In den letzten Jahrzehnten haben sich die Raufasertapete und der Anstrich mit Acrylfarben weitgehend als Standardlösung für die schnelle und einfache Wandgestaltung durchgesetzt. Der Vorteil: Die Farben besitzen eine hohe Deckkraft und sind durch Rollen, Spritzen oder Streichen leicht zu verarbeiten.
Allerdings enthalten sie in der Regel aus Mineralöl gewonnene Kunstharze sowie häufig auch Stabilisatoren, Entschäumer sowie Konservierungs- und Lösemittel. Manche Außenfarben enthalten zusätzlich biozide oder fungizide Beimischungen, die die Grünfärbung von Fassaden verringern sollen.
Acrylbasierte Farben sind in der Regel wenig oder nicht diffusionsoffen, das heißt, sie sperren die Wandfläche ab. Eine Alternative zu den Dispersionsfarben auf Acrylbasis bieten Mineralfarben, vor allem Kalk- und Silikatfarben. Beide gibt es heute fertig im Fachhandel, sodass das etwas kompliziertere Anmischen dieser Farben nicht mehr nötig ist.
Die Verarbeitung von Kalkfarben im Innenbereich ist geringfügig aufwändiger als bei den üblichen Acryl-Dispersionsanstrichen. Dafür kann man sich das Tapezieren sparen, da der Auftrag direkt auf den Putz erfolgt. So sind auch interessante Gestaltungsalternativen möglich, wenn etwa bewusst ein Rauputz oder ein nicht fein geglätteter Putz als Gestaltungsmittel eingesetzt wird. Kalkfarben sind ansonsten unproblematisch.
Silikatfarben auf Wasserglas-Basis sind dagegen leicht ätzend. Es muss also Schutzkleidung und -brille getragen werden oder die Verarbeitung durch einen Profi erfolgen. Silikatfarben sind auch sehr gut geeignet für Außenanstriche auf Putz. Sie bilden keine Schicht, sondern verbinden sich untrennbar mit dem mineralischen Untergrund. Dadurch entsteht eine sehr dauerhafte Verbindung zwischen Farbe und Putz-Untergrund. Der Anstrich versprödet auch unter UV-Strahlung nicht, und es gibt keine Risse.
Fenster einbauen: Es geht auch ohne Bauschaum
Beim Austausch von Fenstern und Türen werden die Fugen rund um den Rahmen heute in der Regel mit Zwei-Komponenten-Bauschäumen geschlossen. Das geht schnell, allerdings enthalten die Schäume in der Regel Isocyanate, die Augen und Schleimhäute reizen und im Verdacht stehen, krebserregend zu wirken. Frei verkäuflich für Endverbraucher sind nur noch Bauschäume mit einem Isocyanat-Gehalt unter 1 %.
Wer darauf ganz verzichten möchte, der kann alternativ auch mit traditionellen Werkstoffen wie Dämmwolle aus Hanf arbeiten. Allerdings muss man in der Regel etwas mehr Rechercheaufwand betreiben, um Unternehmen zu finden, die diese traditionellen Techniken beherrschen und anbieten.
Informationen zum schadstoffarmen Bauen und RenovierenSentinel Haus Institut GmbH – Bauverzeichnis Natureplus e.V. Umweltzeichen „Der Blaue Engel“ Umweltbundesamt Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. |