Wasser sparen: Regenwassernutzungsanlagen machen´s möglich
Rentiert sich der Einbau einer Zisterne bei den heutigen Wasserpreisen? Soll man Regenwasser nur im Garten oder auch im Haus verwenden? Welche Anlagentechnik ist bei Umbau und Renovierung zu empfehlen? Vorgefertigte Systeme zum Festpreis erleichtern die Entscheidung.
Abbildung: Mall GmbH
Energie und Wasser sind die Themen der Zukunft. Solartechnik und Regenwassernutzungsanlagen sind als vorgefertigte Systeme lieferbar. Kompakte Bauteile beinhalten alles Wesentliche, sie werden als vormontierte Einheiten von der Industrie geliefert, frei Baustelle, alles aus einer Hand.
Die Verantwortung liegt nicht mehr alleine beim Architekten und Handwerker, besonderes Fachwissen zur Funktion im Einzelnen ist nicht erforderlich. Funktionsstörungen treten kaum mehr auf und wenn, können sie schnell diagnostiziert und behoben werden.
Um entscheiden zu können, ob sich der Einbau einer Regenwassernutzungsanlage im speziellen Fall rentiert, muss der mögliche Regenertrag den Bedarfsmengen gegenübergestellt werden. Möglich und zulässig ist die Regenwassernutzung für Bewässerung, WC und Waschmaschine. Investitions- und Betriebskosten sollten vorab mit den möglichen Gebühreneinsparungen verglichen werden.
Kosten/Nutzen
Anzustreben ist, bei möglichst geringer Investition einen hohen Grad an Trinkwassereinsparung zu erreichen. Durch einzelne heftige Niederschlagsereignisse wird selbst der größte Speicher gelegentlich überlaufen. Erfahrungen zeigen, dass für einen 4-Personen-Haushalt im Einfamilienhaus Außentanks mit 6 m³ Nutzvolumen und bei Innentanks 3,5 m³ sinnvoll und im Preis-/ Leistungs-Verhältnis angemessen sind. Dies gilt in gleichem Maße für Neubau wie Renovierung.
Foto: Mall GmbH | Foto: Mall GmbH |
Einbau eines Stahlbetonbehälters als Regenspeicher: Als letzter Schritt wird der Konus (Bild re.) auf den Regenspeicher aufgesetzt. Hier ist der an der Unterseite der Abdeckung angebrachte Spaltsiebfilter zu sehen. |
Ziel eines effektiven Bauablaufes muss sein, schnell und kostengünstig die Baugrube zu schließen und die Anlage in Betrieb zu nehmen. Ideal auch für den nachträglichen Einbau sind Modul-Systeme als vorgefertigte Baugruppen für Speicher und Pumpentechnik. Beide Baugruppen beinhalten vormontiert alle Einzelteile. Dazwischen sind nur noch Leitungen zu verlegen.
Fertige Anlagen sind ab 6000 Euro zu haben. Als Betriebskosten rechnet man ca. 15 Euro im Jahr für elektrischen Strom. Zusätzlich ist eine Wartung nötig, die man auch selbst ausführen kann. Sie besteht im Wesentlichen aus der Filterreinigung, je nach Herstellerangabe 3- bis 4-mal im Jahr.
Stand der Technik
Die vormontierte Baugruppe für die Druckerhöhung (das Hauswasserwerk) besteht in der Regel aus einer wartungs- und korrosionsfreien Kreiselpumpe mit Druckschalter, einer automatischen Nachspeisung mit Trinkwasser, Vorratsbehälter und einem flexiblen Anschluss zur Schallentkopplung an das Verteilnetz im Gebäude.
Foto: Otto Graf GmbH
Selbstverständliche Bestandteile dabei sind ein integrierter Sicherheitsüberlauf und der DIN-gemäße „Freie Auslauf“ zur Trinkwassernachspeisung. Hinweisschilder und Aufkleber zur gesetzlich vorgeschriebenen Kennzeichnung der Regenwasseranlage runden den Lieferumfang ab.
Die vormontierte Baugruppe Regenspeicher beinhaltet den Filter, einen beruhigten Zulauf und die Anschlussleitung für den Notüberlauf. Betonspeicher werden mit dem Ladekran des Lieferfahrzeuges in die mit 10 cm Sandauflage vorbereitete Baugrube versetzt.
Gute Speicher haben steckbare Leitungsanschlüsse. Ihre Werkstoffe und Verbindungsteile halten Stand, wenn der Aushub nach den Regeln der Technik in Lagen von 30 cm verfüllt und maschinell verdichtet wird. Bei Kunststoffspeichern sieht es anders aus. Sie sind meist teurer in der Anschaffung und bedürfen viel Sorgfalt beim Einbau. Sand oder Rollkies wird benötigt und nach Herstellerangaben eingebracht.
Auch die gefliesten Wände im WC oder Bad sind kein Hinderungsgrund, nachträglich eine Regenwasserleitung an die Toilettenspülung anzuschließen. Wo die Vorwandinstallation fehlt und Leitungsschächte nicht vorhanden sind, wird eine verchromte dünne Anschlussleitung vom Spülkasten aus vor den Fliesen verlegt und an geeigneter Stelle über ein Eckventil durch Wand oder Boden in Nebenräume geführt.
Gebühren sparen
Ob der Nutzer nun als Betriebskosten die gesamte Wassergebühr oder nur den Anteil für Trinkwasser spart, liegt an der Satzung der Kommune und der dahinterstehenden politischen Einstellung. Das kommunale Recht lässt beides zu. Nur Einklagen kann der Bürger eine Gebührenbefreiung für genutztes Regenwasser nicht.
Foto: Otto Graf GmbH
In Kombination mit Versickerung des Überlaufes können mittlerweile in jeder zweiten Gemeinde Deutschlands zusätzlich Gebühren für die Ableitung des Niederschlages eingespart werden. Damit und bei Zuschüssen durch öffentliche Förderung verkürzt sich die Amortisationszeit um durchschnittlich ein Drittel auf weniger als zehn Jahre.
Jede Bauherrenschaft kann heutzutage ihren individuellen Beitrag leisten. ln eigenem Interesse sollte die Anlage dauerhaft, ihre Funktionsweise wartungsarm und zuverlässig sein. Wer heute in den Umweltschutz investiert, erhält die Lebensgrundlagen der nächsten Generationen! Die finanzielle Entlastung durch eingesparte Wassergebühr ist eine zusätzliche Belohnung.
Wasserqualität
Regenwasser aus Zisternen hat keine Trinkwasserqualität. Das ist auch nicht erforderlich für
- die Beregnung bzw. Bewässerung des Gartens,
- die Toilettenspülung,
- das Wäschewaschen.
Die weltweit umfangreichsten Untersuchungen zur Wasserqualität liegen in Deutschland vor und bestätigen, dass bei fachgerechter Installation und Beschränkung auf die o.g. Verwendungsbereiche in der Praxis keine Risiken bestehen.
Checkliste für die Planung
- Können alle Dachflächen angeschlossen werden?
Speicherstandort, Dachentwässerung und Höhenlage des Speicherüberlaufes prüfen. - Ertrag überschlägig ermitteln: Jahresniederschlag des Wohnortes, deutscher Mittelwert 774 mm (entspricht 774 l/m²) multiplizieren mit der Dachgrundfläche (Länge x Breite auf Höhe der Dachtraufe). Ca. 75 % davon sind der verfügbare Ertrag. 25 % Verlust entstehen durch Verdunstung auf dem Dach und gelegentlichen Speicherüberlauf.
- Bedarf überschlagen: für Toilettenspülung 24 l pro Person, für Waschmaschine 12 l pro Person und Tag, jeweils mal 365 Tage, für Gartenbewässerung zusätzlich 60 l pro Quadratmeter intensiv genutzter Fläche im Jahr.
- Speichergröße ermitteln: Sind Ertrag und Bedarf annähernd gleich (max. 20 % Abweichung), liegt die wirtschaftlich sinnvolle Größe für Außenspeicher bei etwa 8 %, für Innenspeicher bei etwa 5 % des Jahresbedarfes. Ist die Differenz zwischen Ertrag und Bedarf größer, Speicher kleiner als 5 % wählen!
- Aspekte zur Auswahl des Anlagensystems: Außenspeicher werden bevorzugt, wenn die Räume im Kellergeschoss zu schade sind für das Lagern von Wasser, z.B. bei aufwändig wärmegedämmten Niedrigenergie- und Passivenergiehäusern. Innenspeicher sind eine Notlösung, wenn Bauarbeiten außerhalb des Gebäudes nicht nötig oder nicht möglich sind. Das Kosten-/Nutzen-Verhältnis ist in der Regel schlechter als bei Außenspeichern.
- Gibt es ein kommunales Förderprogramm? Anträge vor dem Bau stellen und Bedingungen beachten, diese sind unterschiedlich von Ort zu Ort.
- Das Wasserversorgungsunternehmen und das Gesundheitsamt zu informieren ist gesetzliche Pflicht; die Mitteilung muss vor Baubeginn erfolgen. Eine Baugenehmigung ist für Speicher bis zu 50 m³ in der Regel nicht erforderlich.
- Kann der Speicherüberlauf versickert werden? Falls nicht, Absprache mit dem Tiefbauamt, ob der Anschluss an die Kanalisation zulässig bzw. gebührenfrei ist.
- Ist Vorsorge getroffen worden gegen eindringendes Wasser ins Gebäude? Außenwand-Rohrdurchführungen verwenden! Sie sind, je nach Lieferant, Zubehör eines vorgefertigten Systems.
- Kennzeichnung der Zapfstellen und der Regenwasserleitungen, soweit sie nicht erdverlegt sind, farblich unterschiedlich zum Trinkwassernetz. Ein Kennzeichnungsset mit Aufklebern für Leitungen und mit Schildern für Zapfstellen wird als Zubehör geliefert.
Überlingen
LiteraturtippFachvereinigung Betriebs- und Regenwassernutzung e.V. (Hrsg.): „fbr top Blätter“, Nr. 1, 3, 5. |