Regenwassernutzung für Haushalt und Garten
Moderne, ökologische Haustechnik macht’s möglich
Foto: schulzie/Adobe Stock
Wird Wasser in Bayern knapp? Über viele Jahrzehnte war sauberes Trinkwasser in den meisten Regionen des Freistaats kein Problem. Ob das so bleibt, ist allerdings ungewiss. Denn niedrige Grundwasserstände beschäftigen regelmäßig die hiesige Wasserwirtschaft und Politik. Die Lage ist ernst: Der Niedrigwasser-Informationsdienst des Bayerischen Landesamts für Umwelt (LfU) stellte im März 2023 ein Niederschlagsdefizit von 85 l/m² fest. 67 % der tieferen Grundwasser-Messstellen zeigten demzufolge beunruhigende Tiefstände.
Foto: Miele Kein Wunder also, dass immer häufiger darüber nachgedacht wird, den Verbrauch von Trinkwasser zu reduzieren und stattdessen Regenwasser zu nutzen. Denn damit lässt sich viel einsparen: Jeder Mensch verbraucht durchschnittlich 121 l reines Trinkwasser pro Tag. Das kostbare Nass wird auch für die Toilettenspülung genutzt, für Waschmaschine und Geschirrspüler, zum Putzen, Wässern im Garten oder um den Pool zu füllen.
Viele Gartenbesitzer haben deshalb Regentonnen aufgestellt, um zumindest die Pflanzen im Garten mit Regenwasser zu versorgen. Deutlich größer ist der Einspareffekt, wenn das Niederschlagswasser auch im Haushalt genutzt wird.
Regenwasser ist vielseitig
Wenn Sie Regenwasser fachgerecht sammeln, können Sie es für verschiedene Anwendungen im Haushalt einsetzen, etwa für die WC-Spülung. Auch zum Putzen eignet sich das kalkarme Niederschlagswasser hervorragend. Bis zu 32 l Trinkwasser pro Person können Sie einsparen – und zwar täglich!
Selbst zum Wäschewaschen eignet sich das weiche Regenwasser. Laut Laboruntersuchungen ist der Keimgehalt der Wäsche dadurch nicht erhöht. Wenn Sie dennoch Bedenken haben, können Sie den letzten Spülvorgang mit Trinkwasser vornehmen oder einen UV-Wasserfilter benutzen. Wenn Sie kalkarmes Regenwasser für die Waschmaschine nutzen, sinkt der Waschmittelbedarf, und auf Weichspüler können Sie verzichten. Das schützt die Umwelt und senkt gleichzeitig Ihre laufenden Kosten.
Damit Regenwasser im Haushalt eingesetzt werden kann, muss eine Regenwasser-Nutzungsanlage (RWNA) vorhanden sein. Darin wird das Niederschlagswasser gesammelt, gereinigt und für die einzelnen Anwendungen zur Verfügung gestellt. In Deutschland gibt es bereits mehr als 1,5 Millionen solcher Anlagen. Viele Bauherren planen die systematische Nutzung von Regenwasser von Anfang an mit ein. Aber auch eine Nachrüstung zu einem späteren Zeitpunkt ist oft problemlos möglich.
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Wie funktioniert eine RWNA?
Eine Regenwasser-Nutzungsanlage sammelt Niederschlagswasser über die Dachflächen des Hauses und bereitet es für die Nutzung in guter Qualität auf. Die Anlage besteht aus mehreren Komponenten: Von den Dachflächen läuft das Regenwasser über die Dachrinne und ein Fallrohr durch einen Regenwasserfilter, der Blätter, Blütenpollen und Verschmutzungen entfernt.
Gesammelt wird das Regenwasser in einem Tank, dessen Fassungsvermögen auf den errechneten Bedarf und die Dachflächen abgestimmt ist. Haushalte mit drei bis sechs Personen benötigen ein Tankvolumen zwischen 5000 und 10.000 l.
Foto: Oase
Ein Regenwassertank wird meist im Garten in den Boden eingelassen. Wenn Sie sich die Erdarbeiten sparen möchten und ausreichend Platz zur Verfügung haben, können Sie den Tank auch im Keller aufstellen lassen. Wird eine RWNA nachgerüstet, kommen in der Regel leichte Kunststoff-Tanks zum Einsatz. Bei Neubauten werden meist Beton-Zisternen verwendet.
Im Tank sorgen zusätzliche Reinigungsstufen für sauberes Wasser. Die Niederschläge werden über einen beruhigten Zulauf in den Tank eingeleitet, damit feine Schmutzpartikel nicht aufwirbeln und zu Boden sinken. Gleichzeitig wird zusätzlich Sauerstoff zugeführt. Der Überlaufsiphon schöpft Verschmutzungen wie Blütenpollen an der Oberfläche ab. Das Wasser für den Haushalt wird dann über eine schwimmende Entnahme ca. 15 cm unter der Oberfläche abgesaugt, denn dort ist es am saubersten.
Foto: Oase
Das Herzstück einer RWNA ist die Pumpe. Wer das gesammelte Regenwasser ausschließlich für die Gartenbewässerung nutzt, kommt mit einer herkömmlichen Tauchdruckpumpe aus. Sie kann große Wassermengen auch über längere Distanzen fördern.
Für die Nutzung des Wassers im Haushalt benötigen Sie dagegen ein sogenanntes Hauswasserwerk, das die Entnahme steuert. Wenn zu wenig Wasser in der Zisterne ist, schaltet das Hauswasserwerk auf das öffentliche Trinkwassernetz um. So wird eine unterbrechungsfreie Versorgung aller Verbrauchsstellen sichergestellt, bis wieder genug Regenwasser im Speicher ist.
Grafik: Roth-Werke
Was gibt es zu beachten?
Zuerst einmal brauchen Sie eine geeignete Freifläche, um den Tank ins Erdreich einzulassen. Erdtanks gibt es in verschiedenen Größen und Formen. Meist wird das Reservoir im Garten vergraben. Freistehende Regenwassertanks sollten möglichst lichtgeschützt in einer schattigen Umgebung stehen.
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Unverzichtbar ist ein funktionssicherer Rückstauschutz, der bei Starkregen und Überschwemmung verhindert, dass Schmutzwasser aus der Kanalisation in die Zisterne läuft und das Wasser darin verkeimt.
Um Regenwasser im Haushalt zu nutzen, müssen besondere hygienische Auflagen eingehalten werden. Beispielsweise sind speziell gekennzeichnete Zuleitungen notwendig, da eine Verbindung mit dem öffentlichen Trinkwassernetz nicht erlaubt ist. Im Neubau empfiehlt es sich, diese Leitungen gleich mit zu verlegen, auch wenn eine RWNA erst zu einem späteren Zeitpunkt geplant ist. Bei Bestandsgebäuden kann es je nach baulichen Gegebenheiten aufwändig sein, den zusätzlichen Regenwasser-Kreislauf zu installieren.
Die optimale Zisternen-Größe hängt von mehreren Faktoren ab. Die gewünschte Nutzung spielt eine Rolle, aber auch die Größe der Dachfläche, die Häufigkeit von Niederschlägen und die Sicherheitsreserven werden für die Planung berücksichtigt. Eine vierköpfige Familie sollte ein Tankvolumen von 6000 bis 10.000 l einplanen, um Regenwasser im Haushalt und für die Bewässerung eines kleinen Gartens zu nutzen. Das gleiche Volumen wird benötigt, um einen großen Garten von rund 1000 m² ausschließlich mit Regenwasser zu gießen.
Foto: Gardena
Weil das Niederschlagswasser über die Dachflächen gesammelt wird, müssen diese sauber und unbelastet sein. Das ist meist bei Dachbaustoffen wie Schiefer, Ton und Beton der Fall. Welldächer mit Asbestfasern oder bitumenbeschichtete Flächen eignen sich nicht für das Sammeln von Regenwasser.
Rat vom Fachbetrieb einholen
Die Installation einer RWNA sollten Sie auf jeden Fall einem qualifizierten Fachbetrieb überlassen. Die örtliche Bau-Norm ist zwingend einzuhalten, zudem muss die Anlage beim örtlichen Wasserversorger und beim Gesundheitsamt angemeldet werden. Das System wird einmal jährlich gewartet, eine Tankreinigung erfolgt alle sechs bis zehn Jahre.
Was kostet eine RWNA?
Manche Hersteller bieten komplette Sets an, bei denen Tank, Filter, Pumpen und Zapfstellen aufeinander abgestimmt sind. Ob eine Installation mit Einzelmodulen besser ist, entscheidet sich nach den Gegebenheiten vor Ort und der Einschätzung des Fachbetriebs. Denn generell gilt: Eine individuelle Beratung durch Profis ist wichtig, um die Anlage optimal planen und installieren zu können.
Eine gut funktionierende RWNA hat ihren Preis: Neben den Kosten für die Anschaffung der einzelnen Komponenten entsteht teilweise ein erheblicher Aufwand durch Erdarbeiten, neue Rohrleitungen, Sicherungsanlagen und die Installation. Gesamtkosten bis zu 5000 Euro sind möglich. Wenn Sie Arbeiten in Eigenleistung erledigen können, beispielsweise Erdarbeiten, können Sie aber Kosten sparen. Wie schnell sich eine RWNA finanziell rechnet, hängt wiederum vom Wasserbedarf und den Wassergebühren der Gemeinde ab.
Zahlreiche Vorteile
Vielen Eigenheimbesitzern kommt es ohnehin eher auf die ökologischen Aspekte an:
- Die Trinkwasservorräte werden nachhaltig geschont und die natürlichen Wasservorräte entlastet.
- Bei starken Regenfällen dienen RWNA als Pufferspeicher. Sie halten das Regenwasser zurück, was die Gefahr von Überschwemmungen reduziert.
- Wird eine Waschmaschine mit Regenwasser betrieben, sinkt der Verbrauch an Waschmittel, Weichspüler und Entkalker. Das entlastet die Kläranlage, die Umwelt und das eigene Portemonnaie.
- Einige Gemeinden unterstützen den Einbau von RWNA. Ansprechpartner sind die örtlichen Bau-, Umwelt- oder Tiefbauämter.
Fazit: Es lohnt sich fast immer, Regenwasser zu nutzen. Denn sowohl die Pflanzen im Garten als auch die Waschmaschine im Haus mögen das weiche, kalkarme Wasser, das kostenfrei vom Himmel fällt. Wenn Sie einen Großteil Ihres Wasserbedarfs nicht aus dem öffentlichen Trinkwassernetz beziehen, tragen Sie zur Entlastung des Grundwassersystems bei.
Weitere InformationenBayerisches Landesamt für Umwelt Infoblatt „Naturnaher Umgang mit Regenwasser – Verdunstung und Versickerung statt Ableitung“ auf www.lfu.bayern.de/Publikationen Bundesverband für Betriebs- und Regenwasser e.V. Broschüre „Regenwasser sammeln und nutzen“ zum Download auf www.fbr.de/publikationen Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. (BDEW) Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches e.V. (DVGW) Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSHK) Hersteller von RWNA und Pumpen Roth Werke GmbH FRÄNKISCHE Rohrwerke GARDENA Deutschland GmbH OASE GmbH |