Regenwasser im Garten und Haushalt nutzen statt ableiten - Alles Gute kommt von oben
Foto: schulzie/Adobe Stock
Lebensqualität schaffen, Biodiversität fördern, die Folgen des Klimawandels abmildern – all dies sind kommunale Aufgaben, die durch Eigeninitiative der Bürgerinnen und Bürger sinnvoll ergänzt werden. Ein wichtiger Baustein zur Gestaltung klimaresilienter (an die Folgen der Klimaveränderungen angepasste) Städte: das öffentliche und private Regenwassermanagement.
Regenwassermanagement – man spricht auch von Regenwasserbewirtschaftung – ist aus unterschiedlichen Gründen aktueller denn je: Es trägt zum Gewässerschutz bei, zur Hochwasser- und Überflutungsvorsorge, es verbessert das Stadtklima und fördert die biologische Vielfalt. Und: Es entlastet den Geldbeutel.
Dach- und Fassadenbegrünungen sowie Versickerungsmaßnahmen mit der Nutzung von Regenwasser für die Gartenbewässerung und im Haushalt wirken sich positiv auf die Umwelt und letztlich auch aufs Portemonnaie aus.
Regenwasserspeicher und eine nachgeschaltete Versickerung bewirken, dass das Niederschlagswasser nicht sofort in die öffentliche Kanalisation abfließt und diese bei Starkregen überlastet. Das Überflutungsrisiko wird vermindert, gespeichertes Wasser steht für die Bewässerung des Gartens oder die Nutzung im Haus zur Verfügung. Die Niederschlagswassergebühr, die für die Entsorgung von Regenwasser über die Kanalisation anfällt, sinkt.
Wasserinfrastruktur – bei Extremwetter überfordert
Lange war es erklärtes Ziel, Niederschlagswasser über die Kanalisation möglichst schnell aus einem Siedlungsgebiet abzuleiten. Die häufigeren und auch extremeren Starkregen der letzten Jahre haben jedoch gezeigt, dass das Kanalnetz diese Wassermengen nicht auffangen kann.
Während bei einem normalen Landregen in einer Stunde 2–3 l/m² Wasser niedergehen, können es bei Starkregen auch schon mal 100 l sein. In Münster waren es 2014 sogar fast 300, in Berlin drei Jahre später bis zu 200 l. Fallen in einer Stunde 25 l/m² Regen und mehr, spricht man bereits von einem Unwetter.
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So viel Wasser kann das Kanalnetz nicht transportieren. Auch die Gullys sind dafür nicht ausgelegt. Das schnell fließende Wasser schießt über sie hinweg, bleibt somit an der Oberfläche und sucht sich dort andere Wege – mit oftmals verheerenden Folgen. Extremwetterereignisse, zu denen Überflutungen, aber auch Trockenperioden zählen, haben schließlich zu einem Umdenken im Umgang mit Regenwasser geführt.
„Schwammstadt“ – Wasserressourcen schonen
Vor allem die Stadtbevölkerung leidet nicht nur unter Überschwemmungen, sondern zunehmend auch unter Hitzestress und Trockenheit. Fachleute raten daher, Städte möglichst wassersensibel zu gestalten und nachhaltig mit der Ressource Wasser umzugehen. Ähnlich einem Schwamm soll Regenwasser an Ort und Stelle gehalten und langsam an die Umgebung abgegeben oder aber so lange gespeichert werden, bis es gebraucht wird.
Quelle Grafik: Bayerisches Landesamt für Umwelt
Die Speicherung von Wasser verhindert, dass es zu hohen und schnellen Abflüssen kommt. Die Rede ist von den Wassermengen, die wegen der starken Versiegelung von Flächen keine Möglichkeit haben zu versickern und stattdessen mit rasender Geschwindigkeit über gepflasterte oder asphaltierte Flächen oder auch ausgetrocknete und damit nicht aufnahmefähige Böden fließen.
Um das Wasser gezielt von Gebäuden wegzuleiten, gestalten Städte und Gemeinden Spiel- und Freizeitareale vermehrt zu multifunktionalen Retentionsräumen um. Dies sind tiefergelegte Flächen, in denen sich das Wasser vorübergehend sammeln kann.
Auch begrünte Dächer und Fassaden verzögern den Wasserabfluss. Da sie außerdem zur Verdunstung des Wassers beitragen, haben sie zudem einen positiven Einfluss auf das städtische Mikroklima. Verdunstung hat einen kühlenden Effekt. Auf diese Weise werden Hitzeinseln vermieden.
Betrachtet man die Verdunstungs- und Versickerungsmengen von bewachsenen, unbefestigten Böden, wird schnell klar, dass dort ein Großteil des Regenwassers verdunsten und versickern kann, und damit tragen sie zur Neubildung des Grundwassers bei.
Auf befestigten oder versiegelten Flächen sieht es hingegen ganz anders aus. Das Wasser kommt nicht den Bäumen und Grünflächen in der Umgebung zugute, sondern es führt zu Überschwemmungen oder fließt ungenutzt in die Kanalisation.
Auf einen Nenner gebracht kann man also sagen, Regenwasserbewirtschaftung bedeutet, Niederschläge vor Ort zu speichern, verzögert abzuleiten, versickern zu lassen und dadurch den natürlichen Wasserkreislauf zu schließen. Dazu gibt es unterschiedliche Methoden, die einzeln oder auch miteinander verbunden umgesetzt werden können.
Quelle Grafiken (2): Bayerisches Landesamt für Umwelt
Regenwasser – nicht nur für den Garten gut
Die einfachste Art, Regenwasser aufzufangen, ist die Regentonne im Garten. Wer das Wasser aber nicht mit der Gießkanne schöpfen oder es darüber hinaus auch für weitere Zwecke verwenden möchte, sollte über eine Regenwassernutzungsanlage nachdenken.
Grafik: Mall GmbH
Existiert diese – zumeist als Kombination aus Regenwassertank und Versickerung – kann das aufgefangene Wasser nicht nur für die Gartenbewässerung, sondern auch für die Toilettenspülung und zum Wäschewaschen verwendet werden. Dies ist auch ökologisch sinnvoll.
Regenwasser ist weich, es wird weniger Waschpulver benötigt, Weichspüler ist überflüssig. Wenn man bedenkt, dass rund 15 l Wasser pro Tag und Person allein für das Waschen von Wäsche verwendet werden, merkt man schnell, dass ein vierköpfiger Haushalt, der seine Wäsche mit Regenwasser wäscht, im Jahr fast 22.000 l Trinkwasser einsparen kann.
Insgesamt verbraucht jeder Mensch ca. 127 l Wasser am Tag. Der Teil für Bewässerung, Toilettenspülung und Wäschewaschen könnte durch Regenwasser ersetzt oder zumindest ergänzt werden.
Mittlerweile existieren in Deutschland mehr als 1,5 Millionen Regenwassernutzungsanlagen, denn die Verwendung von Regenwasser ist nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch sinnvoll – auch für öffentliche Gebäude, Industrie und Gewerbe. Den Investitionskosten für die Anlage und den Kosten für Wartung und Betrieb stehen Einsparungen durch einen verminderten Frischwasserbedarf, einen reduzierten Abwasseranfall und verringerte Niederschlags- und Abwasserwassergebühren gegenüber.
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Vor der Installation einer Regenwassernutzungsanlage ist es allerdings ratsam, die durchschnittliche Niederschlagsmenge pro Jahr berechnen zu lassen, um das Volumen des Wasserspeichers richtig zu bemessen. Auch darf nicht vergessen werden, dass unter Umständen behördliche Genehmigungen benötigt werden.
Nach lange anhaltendem Regen kann auch ein gut dimensionierter Regenwassertank gefüllt sein. Das überschüssige Wasser muss dann abgeleitet werden. Das kann entweder über die Kanalisation erfolgen oder – besser, aber nicht überall möglich –, es wird in eine Mulde oder einen Teich geleitet. Hier kann das Wasser langsam verdunsten und über den Boden ins Grundwasser sickern.
Mulden und Teiche – Regenwasser wird gebraucht
Nicht für jeden kommt eine Regenwassernutzungsanlage infrage, vielleicht aber eine Versickerungsmulde oder ein Versickerungsteich. Wasser wird dann – ähnlich wie bei einer Regenwassernutzungsanlage – vom Dach des Hauses über eine Rinne, einen bewachsenen Graben oder ein Rohr weitergeleitet.
Rund 20 % der Dachfläche eines Einfamilienhauses sollten als Fläche für eine Versickerungsmulde veranschlagt werden. An der untersten Stelle darf die Mulde höchstens 30 cm tief sein, andernfalls benötigt das Wasser zu lange zum Versickern und verstopft die Erdporen.
Quelle Grafik: Bayerisches Landesamt für Umwelt
Damit die Mulde einen Blickfang fürs Auge bietet und zugleich die Biodiversität im Garten ankurbelt, kann sie bepflanzt werden. Hierfür eignen sich Stauden oder Gräser, die im Wasser stehen können, zugleich aber Trockenheit aushalten. Es ist jedoch auch möglich, sie einfach mit Rasen oder als Wiese zu begrünen – und somit nicht nur sich selbst, sondern auch der Umwelt einen Gefallen zu tun.
Weitere InformationenAGU GMBH Bayerisches Landesamt für Umwelt Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. (BDEW) Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V. (DWA) Der technisch-wissenschaftliche Fachverband unterstützt mit seinem Regelwerk sowie seinen Bildungs- und Publikationsangeboten Verwaltungen und Bürger unter anderem im Umgang mit Regenwasser. Die DWA bietet zahlreiche Informationsbroschüren und Faltblätter an.
Diese und weitere kostenpflichtige Broschüren (Preise bitte bei der DWA erfragen) können Sie bei der DWA unter Tel. 02242/872-333 oder im Internet unter www.dwa.de > DWA-Shop bestellen. Fachvereinigung Betriebs- und Regenwassernutzung e.V. (fbr) Umweltbundesamt |