Solar auf dem Dach – was jetzt?
Photovoltaik-Anlagen warten und versichern
Für clevere Rechner, die Umwelt-engagement mit einer krisensicheren Geldanlage verknüpfen wollen, gibt es eine gute und eine schlechte Nachricht. Die schlechte zuerst: Die Einspeisevergütung für Strom aus Photovoltaik-Anlagen (PV-Anlagen), die alle Stromverbraucher über eine Umlage aufbringen, ist zum 1.1.2011 erneut abgesenkt worden. Damit hat sich die Einspeisevergütung gegenüber 2004 fast halbiert.
Jetzt die gute Nachricht: Eine PV-Anlage wirft immer noch eine passable Rendite ab, denn die Preise für die Solarstrom-Anlagen sind in den letzten Jahren um 40 bis 50 % gesunken. Für ein fertig installiertes PV-System auf dem Dach muss der Kunde zurzeit durchschnittlich 2800 Euro pro Kilowatt Leistung ausgeben. Nie war Photovoltaik günstiger – und die Preise fallen weiter.
Foto: SRU Solar AG
Mindererträge erkennen und vermeiden
Damit ist doch eigentlich alles gesagt, oder? Nicht ganz – die Anlage wirft nur dann den geplanten Ertrag ab, wenn sie gut geplant und installiert ist und einwandfrei läuft.
Eben dieser ordnungsgemäße Betrieb der Anlage ist keine Selbstverständ- lichkeit, sondern erfordert ein Minimum an Kontrolle, Wartung und Inspektion. Ist die Anlage erst einmal auf dem Dach, ist zwar die Hauptarbeit erledigt. Soll die Anlage sich aber als die erhoffte, langfristige Geldanlage erweisen, braucht sie ein Minimum an Aufmerksamkeit.
Die wichtigste Wartung ist die Ertragskontrolle. Das ist nicht selbstverständlich: In der ersten Phase, wenn die Anlage neu ist, passiert es so gut wie nie, dass der Betreiber einen Leistungsabfall nicht bemerkt. Er verfolgt die Einspeisung mehrmals täglich am Wechselrichter. Wenn die erste Euphorie aber erst einmal vorbei ist, guckt so mancher nur noch einmal im Monat darauf.
Unter Umständen bedeutet das einen kompletten Anlagenausfall, der wochenlang unbemerkt bleibt. Für den Betreiber einer 5-kW-Dachanlage kann das in den Sommermonaten zu einem Verlust von bis zu 400,– Euro monatlich führen. Solarinstallateure empfehlen deshalb, mindestens einmal in der Woche den Ertrag durch die Tagesauswertung am Wechselrichter zu kontrollieren.
Berücksichtigen muss der Betreiber dabei aber, dass sich die Leistung der Solarmodule um wenige Prozentpunkte nach unten hin stabilisiert. Dabei handelt es sich um die sogenannte Degradation, einen physikalischen Effekt, der den Stromertrag geringfügig mindert. Diese „Alterung“ der Module ist aber in den Nennleistungs-angaben und Leistungsgarantien der Hersteller berücksichtigt.
Foto: BSW-Solar/Viessmann
Man kann die Anlage auch über den PC überwachen. Damit das funktioniert, muss der Betreiber die Anlage allerdings aufrüsten – sie muss onlinefähig werden. Dazu gehört eventuell eine Nachrüstkomponente für den Wechselrichter, ein „Datenlogger“ genannter Datensammler und PC-Technik. Der Markt hält auch Tischgeräte bereit, die die aktuelle Einspeisung anzeigen, ohne dass sich der Betreiber auf den Weg zum Wechselrichter machen muss.
Wartungsaufwand gering
Wenn nun die Daten noch ins Internet gestellt werden, um sie auch von unterwegs abrufen zu können, läuft die Datenkontrolle meist über das Portal von einem der großen Wechselrichter-Hersteller, die diesen Service für Kleinanlagen unter 30 kWp (Kilowatt-Peak) oft kostenlos anbieten. Der technische Aufwand ist anspruchsvoll. Für die meisten Betreiber heißt das: Da muss der Fachmann ran. Wer allerdings eine „Nähe zur Technik hat“, kann die dazugehörigen Komponenten auch selbst installieren – für wenige hundert Euro, die sich – siehe oben – schnell lohnen können.
Der Wartungsaufwand über die Ertragskontrolle hinaus hält sich in überschaubaren Grenzen. „Bei guter Planung und sauberer Ausführung der Installation ist kaum etwas zu tun“, sagt z.B. Ferdinand Bauer von der Firma Bauer Energietechnik. Er rät deshalb auch bei einer Dachanlage auf dem Eigenheim von einem Wartungsvertrag mit einem Dienstleister ab. Gelegentliche Sichtkontrollen, ohne aufs Dach zu steigen, verstehen sich von selbst. Alle vier bis fünf Jahre sollte der Installateur eine genaue Inspektion vornehmen und die mechanische Festigkeit und die elektrische Sicherheit der Anlage überprüfen.
Leichte Verunsicherung besteht bei den Betreibern von PV-Anlagen hinsichtlich der Verunreinigung der Module. Richtig ist, dass Staub auf dem Deckglas der Module den Ertrag schmälert. In Deutschland gibt es allerdings – anders als beispielsweise in Spanien oder Kalifornien – keine nennenswerte Staubentwicklung, ausgenommen bei Baustellen oder landwirtschaftlich genutz-ten Gebäuden. Das bisschen, was liegen bleibt, wäscht der Regen fort.
Auch Schnee ist kein Thema, wenn die Neigung der Module mindestens 20 Grad beträgt. Das Licht geht teilweise durch die Schneeschicht. Der wenige Strom, den das Modul dann erzeugt, reicht aus, um die Moduloberfläche zu erwärmen und den Schnee ins Rutschen zu bringen.
Gut versichert
Eine PV-Anlage ist also ein relativ robustes und wartungsarmes System. Trotzdem empfehlen erfahrene Installateure den Abschluss einer Versicherung. Welche? Wie bei jeder anderen Versicherung auch hängt das vom Sicherheitsverlangen des Versicherten ab. Eine Haftpflichtversicherung zum Beispiel sichert folgende Risiken ab:
- Module lösen sich aus der Verankerung und fallen vom Dach. Es gibt Personen- oder Sachschäden.
- Die PV-Anlage verursacht Störungen im Stromnetz.
- Der Wechselrichter ist defekt und schaltet die PV-Anlage bei Bedarf nicht ab – Installateure kommen zu Schaden.
Anmerkung der Redaktion: Eine Betreiberhaftpflichtversicherung ist in einer Mitgliedschaft beim Eigenheimerverband Bayern enthalten.
Foto: Aleo Solar
Nach Meinung erfahrener Installateure ist die Wahrscheinlichkeit, mit derartigen Risikolagen konfrontiert zu werden, bei einer fachgerecht geplanten und installierten Anlage allerdings äußerst gering.
Anders sieht es bei einer Versicherung für die PV-Anlage selbst aus – auf sie sollte nicht verzichtet werden. Eine PV-Anlage ist ein hochwertiges Gut mit Preisen im oft fünfstelligen Euro-Bereich. Innerhalb der 25 Jahre, die eine solche Anlage halten soll, kann viel passieren.
Versicherer wie die Versicherungskammer Bayern (VKB) bieten entsprechende Lösungen für Solaranlagen an, wie der stellvertretende Pressesprecher Thomas Bundschuh erläutert: „In unserer Wohngebäudeversicherung nach VGB 2008 (Produktvarianten Kompakt und Optimal) sind fest mit dem versicherten Gebäude verbundene Photovoltaik-Anlagen mit einer Leistung bis 10 kWp über eine obligatorisch vereinbarte Klausel mitversichert. Die Photovoltaik-Anlage ist dabei immer gegen jene Risiken versichert, die der Kunde im Rahmen seiner Wohngebäudeversicherung ausgewählt hat.“ Bei anderen Versicherungsgesellschaften gibt es ähnliche Regelungen in einer Wohngebäudeversicherung.
Laut einer Schadensstatistik dürfte diese Grundabsicherung für eine Photovoltaik-Anlage nicht immer ausreichen. Anlagenbetreiber sollten das genau prüfen. Eine Auswertung der Schadensfälle der letzten sieben Jahre ergab, dass Brand, Sturm und Überspannung zu etwa gleichen Teilen fast zwei Drittel der Schäden verursachten.
Während Brand und Sturm durch die Wohngebäudeversicherung abgedeckt sind, trifft dies auf Überspannungsschäden nicht immer und auf den mit 9 % der Fälle ebenfalls relevanten Diebstahl gar nicht zu. Um diese Risiken abzudecken, kann der Betreiber z.B. bei der VKB einen Zusatzvertrag über eine Elektronikversicherung abschließen.
Anmerkung der Redaktion: Mitglieder des Eigenheimerverban-des Bayern können diese Versicherung auch über die Geschäftsstelle des Verbandes abschließen.
Jörn Iken
Es brennt, was nun?Wenn ein Haus mit einer PV-Aufdachanlage brennt, hat die Feuerwehr ein Problem. Zwar lässt sich eine Solaranlage wie jede elektrische Anlage auch abschalten, doch betrifft das nur die Stromführung bis zum Wechselrichter. Solange Licht auf die Module fällt, produzieren diese Strom. Zwischen Wechselrichter und Modul verlaufen Leitungen, die deshalb auch im abgeschalteten Zustand bis zu 1000 Volt Spannung führen. Nur ein Schalter direkt an den Modulen schaltet die Anlagen komplett ab. Im Brandfall wäre der aber schlecht zugänglich. |
Muss es immer der Fachmann sein?Deutschland ist das Land der Baumärkte. Wer ein Eigenheim besitzt, ist in der Regel Stammkunde bei mindestens einer Filiale der großen Heimwerkerketten. Dort werden oft auch Solaranlagen angeboten. Auch bei den Selbstbau-Sets ist klar, dass die Wechselstromseite – zwischen dem Wechselrichter der PV-Anlage und dem Einspeisezähler – die Sache eines Elektro-Meisterbetriebes ist. So weit, so gut? Für die Einschaltung eines Fachbetriebes sprechen demnach auch die Gefahren der Dachmontage. Der Betreiber der Anlage sollte auf keinen Fall aufs Dach klettern, denn hierfür wer-den Personen-Sicherungs- systeme und eventuell Gerüste benötigt. |
Interaktiver Solardach-Check und Solar-SpezialMit dem Online-Ratgeber „SolardachCheck“ auf www.klima-sucht-schutz.de, der von der Initiative co2online im Rahmen der vom Bundesumweltministerium geförderten Kampagne „Klima sucht Schutz“ entwickelt wurde, kann der Nutzer die Option für eine Photovoltaik- und für eine Solarthermieanlage oder sogar eine Kombination aus beidem für sein Dach testen. Damit erhält er einen Überblick über das Potenzial seiner Dachfläche. Der Ratgeber liefert individuelle Auskünfte über Wirtschaftlichkeit, Energie- sowie CO2-Einsparung der geplanten Anlage. |
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