Wie Sie Ihre oberste Geschossdecke dämmen
Schutz vor Hitze und Kälte
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Fast 1,3 Millionen Wohngebäude in Bayern sind älter als 40 Jahre – und viele davon sind nicht ausreichend vor Wärmeverlusten geschützt. Dadurch sind nicht nur die CO2-Emissionen unnötig hoch, sondern auch die Hausnebenkosten. Vor 1980 erbaute Gebäude verbrauchen durchschnittlich rund 30 l Heizöl pro Quadratmeter Wohnfläche im Jahr. Ein Neubau im Passivhausstandard dagegen nur etwa 1,5 l.
Besonders viel wertvolle Heizenergie geht oftmals über die ungedämmte oberste Geschossdecke verloren. In den Wohnräumen darunter steigt die warme Luft nach oben, und die Heizenergie verschwindet nahezu ungenutzt im nicht ausgebauten Dachboden. Dabei lässt sich die Dämmung der obersten Geschossdecke schnell umsetzen und gilt als sehr effektiv: Sie senkt den Energieverbrauch des Eigenheims um 8 bis 20 %.
Was viele nicht wissen: Hausbesitzer sind nach dem Gebäudeenergiegesetz GEG zur Dämmung der oberen Geschossdecke verpflichtet, wenn diese frei zugänglich ist und nicht den Mindestwärmeschutz von 0,24 Watt/(m²/K) bietet.
Eine Ausnahme stellen Ein- und Zweifamilienhäuser dar, in denen der Eigentümer am 1. Februar 2002 selbst gewohnt hat. Hier besteht erst im Falle eines Verkaufs die Pflicht zur nachträglichen Dämmung durch den neuen Eigentümer.
Verschiedene Materialien möglich
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Im Vergleich zur kompletten Dachdämmung ist die Geschossdeckendämmung eine sehr günstige Baumaßnahme – ohne Baugerüst, mit wenig Lärm und Schmutz. Voraussetzung ist, dass die Dacheindeckung intakt ist. Lassen Sie sich jedoch von Energieexperten beraten, möglichst direkt vor Ort. Denn von den baulichen Gegebenheiten hängt ab, ob Sie die Dämmung in Eigenleistung durchführen können oder die Unterstützung von Fachleuten benötigen, beispielsweise wenn eine Dampfbremse eingebaut werden muss oder Sie sich für eine Einblasdämmung entscheiden.
Achten Sie auf mögliche Schwachstellen. Eine ungedämmte Bodentreppe beispielsweise sollte direkt mit ausgetauscht werden. Und nicht vergessen: Nach erfolgreicher Dämmung muss die Heizanlage mit einem hydraulischen Abgleich auf den reduzierten Energiebedarf eingestellt werden.
Wie Sie den Dachboden später nutzen – etwa als Abstellfläche komplett begehbar oder nur mit einem schmalen Laufweg zum Schornstein –, entscheidet darüber, welches Dämmmaterial eingesetzt werden kann. Sie haben die Wahl zwischen weichen Matten, harten Platten und flockiger Einblasdämmung. Es gibt sie jeweils aus synthetischen, natürlichen oder mineralischen Stoffen.
Foto: Ursa
Zu den synthetischen Dämmstoffen zählen Styropor und Polyurethan-Hartschaum. Preislich günstig lassen sie sich einfach verarbeiten und sind feuchteresistent. Natürliche Dämmstoffe bestehen aus Zellulose, Holz- oder Kokosfasern oder aber aus Flachs, Hanf oder Wolle. Sie punkten mit ihrer Nachhaltigkeit. Mineralische Dämmstoffe wie Glas- oder Steinwolle, Schaumglas oder Mineralschaum sowie Perlite und Blähton zum Schütten sind langlebig, hoch belastbar und diffusionsoffen. Alle genannten Dämmstoffe erfüllen hochwärmedämmend die Energieeinsparverordnung und wirken sich positiv auf die Schalldämmung aus.
Bauliche Varianten
Für die Dämmung der obersten Geschossdecke gibt es prinzipiell drei Möglichkeiten: Das Dämmmaterial wird im Wohnraum oben an der Decke angebracht, in die Geschossdecke eingebracht oder auf dem Dachboden verlegt.
Holzbalkendecken dämmen
Foto: Saint-Gobain Isover
Decken aus Holz sind diffusionsoffen, daher werden sie von feucht-warmer Luft aus dem Wohnraum durchdrungen. Da Feuchtigkeit die Wärmedämmung unbrauchbar macht, muss der Dämmstoff vor Kondenswasser geschützt werden. Das geschieht in der Regel durch eine spezielle Folie, die sogenannte Dampfbremse. Damit das lange und gut funktioniert, sollten auch ambitionierte Heimwerker diese Arbeit einem Fachbetrieb überlassen.
Sind die Wohnräume unter dem Dach hoch genug, können Sie eine Unterdeckendämmung in Erwägung ziehen. Dabei werden meist sogenannte Dämmfilze zwischen die Balken geklemmt, sie bestehen aus Mineralwolle, Holzfasern oder anderen nachwachsenden Rohstoffen. Die Dampfbremse an der warmen Raumseite wird anschließend mit Leichtbauplatten oder Holzbrettern verkleidet.
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Fachfirmen ergänzen diese Dämmmethode häufig mit einer zusätzlichen Zwischendeckendämmung. Dabei wird in den Hohlraum zwischen Geschossdecke und Dachboden ein hocheffizienter Dämmstoff eingebracht. Lückenlos und schnell gelingt das mit einer Einblasdämmung, bei der lose Dämmstoffe auch schwer zugängliche Stellen erreichen. Meist kommen dabei natürliche Materialien wie Zellulose, Holzfasern oder mineralische Granulate zum Einsatz.
Für eine Aufdeckendämmung wird der kleinteilige Dämmstoff über einen Schlauch mit Druckluft einfach auf dem Bodenbereich unter dem Dach verteilt. Das ist vergleichsweise kostengünstig und schnell erledigt – Sie sollten die Arbeiten allerdings immer von einem Fachbetrieb ausführen lassen.
Eine gute Alternative sind flexible Dämmmatten, die auf dem Boden ausgelegt werden. Um die Dämmwirkung zu erhöhen und Wärmebrücken zu verhindern, verlegen Sie sie am besten zweilagig und mit versetzten Stößen. Wenn der Dachboden begehbar bleiben oder als Abstellfläche dienen soll, muss die Dämmschicht mit Platten abgedeckt werden. Aber es gibt auch druckfeste Dämmplatten, die sich problemlos begehen lassen.
Betondecken dämmen
Massivdecken lassen sich sehr einfach auch von versierten Heimwerkern vor Wärmeverlusten schützen. Denn sie kommen in der Regel ohne Dampfbremse aus, und die Dämmelemente können direkt auf dem Boden ausgelegt werden. Risse im Untergrund müssen zuerst sorgfältig abgedichtet werden. Wenn der Dachboden nicht genutzt wird, sind alle Arten von Dämmmaterialien möglich. Wollen Sie die Fläche unter dem Dach jedoch als Abstellraum nutzen, dann kommen druckfeste Dämmplatten zum Einsatz.
Handliche Holzfaserelemente lassen sich dank eines Nut- und Federsystems leicht verlegen und sind hoch diffusionsoffen. Thermoböden aus Hartschaum gibt es auch recyclingfähig ohne gesundheitsschädigende Stoffe. Auf Dämmplatten aus Steinwolle lassen sich lastverteilende Fertigteilestriche verlegen.
Wichtig: Platten dicht an dicht, fugenlos und versetzt verlegen, Details passgenau aussägen und für mehr Wärmeschutz Platten doppelt auslegen. Auch die Einblasdämmung ist auf Massivdecken eine empfehlenswerte Wahl. Lose aufgeblasen, passen sich die Dämmflocken jeder Bodenunebenheit an und dämmen die gesamte Fläche lückenlos. Eine tragfähige Unterkonstruktion macht den Boden begehbar.
Kosten und Fördermöglichkeiten
In einem durchschnittlichen Einfamilienhaus liegen die Materialkosten bislang zwischen 20 und 50 Euro je Quadratmeter. Bei begehbaren Varianten können Sie mit ungefähr den doppelten Kosten rechnen. Dazu kommen noch die Energieberatung und die Handwerkerleistungen.
Um einen Anspruch auf staatliche Unterstützung zu haben, muss die oberste Geschossdecke nach der energetischen Sanierung einen U-Wert von maximal 0,14 Watt/(m²/K) aufweisen. Finanzielle Förderung vom Staat gibt es ab 2000 Euro förderfähige Kosten, dann kann mit einer BAFA-Förderung von maximal 20 % gerechnet werden. Wichtige Voraussetzungen, auch bei Eigenleistungen, sind die Einbindung des Energieeffizienz-Experten und für Materiallieferungen ein Liefer- oder Kaufvertrag mit auflösender Bedingung. Der Vertrag gilt dann nur bei einer Förderzusage. Zusätzlich gewährt die KfW-Bank aktuell noch einen einkommensabhängigen Ergänzungskredit. Wohnungseigentümergemeinschaften erhalten über das WEG-Modernisierungsprogramm der Bayern Labo zinsgünstige Verbandskredite für die energetische Modernisierung.
Alternativ zu BAFA- und KfW-Förderung kann der Steuerbonus „für energetische Maßnahmen bei zu eigenen Wohnzwecken genutzten Gebäuden“ in Anspruch genommen werden. Hier können Sie bis zu 20 % der Gesamtkosten der energetischen Sanierung durch eine Fachfirma über drei Jahre verteilt von der Einkommensteuer absetzen. Das Honorar für den Energieberater können Sie einmalig bis zu 50 % geltend machen. Welche Fördermaßnahme für Sie die Beste ist, sollten Sie mit einem Steuerberater besprechen.
AnbieterDeutsche Rockwool JOMA Dämmstoffwerk
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