Energie sparen mit neuen Fenstern
Wann sich der Austausch lohnt und worauf Sie achten müssen
Foto: VFF/Interpane
Ein durchschnittliches Einfamilienhaus verliert ungefähr ein Viertel seiner Wärme über die Fenster.
Natürlich: Der Einbau neuer Fenster reduziert CO2-Emmissionen, hilft Schall zu dämmen und steigert die Wohnqualität. Aber wenn Sie schon mal darüber nachgedacht haben, Ihre alten Fenster gegen moderne, wärmeisolierte einzutauschen, dann dürfte vor allem eine Frage für Sie wichtig sein: Wie lange dauert es, bis sich der Einbau neuer Fenster gerechnet hat? Wie hoch sind also die eingesparten Energiekosten, wenn Sie in moderne Fenster mit dreifach Wärmedämmglas investieren? Immerhin verliert ein durchschnittliches Einfamilienhaus ungefähr ein Viertel seiner Wärme über die Fenster. Und der Energieverlust ist mit einer dreifach Verglasung heutzutage nur noch halb so hoch wie bei einem Standardfenster vor zehn Jahren. Doch die Frage, ob sich ein Austausch lohnt, beantwortet das noch nicht.
Erste Empfehlungen
Das „Institut für Fenster und Fassaden“ aus Rosenheim empfiehlt, grundsätzlich alle Fenster mit zweifacher, unbeschichteter Isolierverglasung (vor 1995 verbaut) gegen dreifach verglaste, wärmegedämmte Fenster auszutauschen. Das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) rechnet hier vor, dass bei einem Einfamilienhaus mit einer Fensterfläche von 30 m² jährlich 750 l Heizöl oder 640 Euro eingespart werden können (bei einem Heizölpreis von 0,85 Euro/l).
Zumindest der Aufpreis für neue, 3-fach verglaste, wärmegedämmte Fenster würde sich dann gegenüber einer 2-fach Verglasung schon nach fünf Jahren rechnen.Nach wie viel Jahren sich aber der Austausch alter, intakter Fenster grundsätzlich lohnt, dazu äußern sich die Fachleute nur ungern, und wenn, dann liegen die Angaben, z.B. für den Tausch von Fenstern mit einer zweifachen Isolierverglasung gegen dreifach wärmegedämmteFenster irgendwo zwischen acht und 30 Jahren. Spätestens hier sollte klar sein: Diese Zahlen sind nur Durchschnittswerte – hilfreich für politische Entscheidungen und Forderungen. Ihre Aussagekraft für ein einzelnes Haus ist aber gering, denn ob sich der Einbau moderner Fenster lohnt, hängt z.B. davon ab, wie ein Haus beheizt wird, wie groß die Fenster sind, welche Lage sie haben und natürlich auch vom Heiz- und Lüftungsverhalten des Eigenheimers.
U-Werte und Fenstergenerationen
Die U-Werte (früher k-Werte) geben an, wie gut ein Fenster gedämmt ist. Der Uw-Wert (w für window; engl. für Fenster) gibt den Wärmedurchgangskoeffizienten für das gesamte Fenster an. Der Uf-Wert zeigt an, wie gut der Rahmen gedämmt ist (f für frame; engl. für Rahmen) und der Ug-Wert gibt den Wärmedurchgangskoeffizienten für die Verglasung an (g für glazing; engl. für Verglasung). Angegeben wird er in Watt pro Quadratmeter und Kelvin (W/m²K).
Wollen Sie komplett neue Fenster kaufen, dann reicht es, sich am Uw-Wert zu orientieren. Je niedriger der ist, desto besser ist ein Fenster gedämmt. Moderne Fenster haben einen Uw-Wert von höchstens 0,9 – ab einem Wert von 0,8 sind sie passivhaustauglich. Bis 1978 wurden hauptsächlich
Fenster mit einer Einfach-Verglasung verbaut (Uw-Wert von durchschnittlich 44,7).
Von 1978 bis 1995 wurden sie von Fenstern mit einer zweifachen Isolierverglasung (Uw-Wert ca. 2,7) abgelöst. Von 1996 bis 2005 folgten zweifach verglaste Fenster mit einer Wärmeschutzbeschichtung auf einer Scheibe (Low-E) und Edelgas statt Luft im Scheiben-Zwischenraum (Uw-Wert ca. 1,5). Seit 2005 werden hauptsächlich Fenster mit einer dreifach-Verglasung und einer doppelten Wärmeschutzbeschichtung verkauft (Uw-Wert ca. 1,1). Neben den U-Werten gibt es nochden g-Wert, der angibt, wie viel Energie der Sonneneinstrahlung
durch das Glas ins Rauminnere gelangt. Ein hoher g-Wert bedeutet hohe Wärmegewinne durch die eingestrahlte Sonnenenergie, ein g-Wert von z.B. 0,6 gesagt, dass 60 % der Sonnenenergie in den Raum treffen. Der g-Wert sollte mindestens 0,5 betragen.
Fotos: WERTBAU GmbH & Co. KG
Kunststoff , Holz oder Alu (v.l.)? Die Auswahl des Rahmenmaterials hat Einfluss darauf, wie schnell sich Ihre Investition rechnet.
Kosten der eingesparten Energie
Der Verband Fenster + Fassade (VFF) und der Bundesverband Flachglas (BF) haben in einer Studie berechnet, wie viel Energie Hausbesitzer durch den Austauschihrer Fenster sparen können. Tauschen Sie ein altes, einfach verglastes Fenster (verbaut bis 1978) gegen ein dreifach verglastes, wärmegedämmtes Fenster (Uw-Wert: 0,95) aus, so sparen Sie pro Jahr und Fenster (1,3 x 1,3 m) 485 kWh.
Der Austausch von zweifachem, unbeschichtetem Isolierglas spart 216 kWh. Zusätzlich wurden in der Studie die Investitionskosten für die eingesparte Energie berechnet, damit jeder Hausbesitzer selbst entscheiden kann, ob sich der Austausch für ihn lohnt. Die Kosten für die eingesparte Energie müssen den Bezugskosten für Energie gegenübergestellt werden. Sind die Investitionskosten niedriger, lohnt sich der Austausch. Beim Tausch von einfach verglasten gegen dreifach verglaste Fenster investieren Sie pro eingesparter kWh rund 0,045 Euro, bei einem Heizenergiepreis von aktuell 0,09 Euro haben Sie demnach eine Kostenersparnis von rund 50 %.
Allerdings sind die einfachverglasten Fenster aus den meisten Häusern verschwunden. Der Austausch der nächsten Fenster-Generation (Fenster mit unbeschichtetem, zweifachem Isolierglas) lohnt sich laut Studie nur, wenn man von einer Steigerung der Energiepreise ausgeht und Kosten für etwaige Reparaturen der alten Fenster gegenrechnet. Dabei gehen die Branchenverbände von einer Lebensdauer der Fenster von 48 Jahren aus. Eine Zusammenfassung der Studie ist im Internet einsehbar (www.fensterratgeber.de).
Eine einfachere, aber ungenauere Möglichkeit, mit der Sie sich einen ersten Überblick über das Einsparpotential durch einen Fenstertausch machen können, sind Energiesparrechner im Internet (z.B. www.glaswulfmeier.de/gsk/).
Energieberatung
Da auch hier nur Durchschnittswerte angegeben werden können, sollten Sie sich auf jeden Fall Rat bei einem Energieberater holen. Die Energieberater der Verbraucherzentralen bieten hier eine neutrale und sehr kostengünstige Überprüfung Ihrer Fenster und der Wärmedämmung Ihres Hauses an. Nur 20 Euro kostet ein „Gebäude-Check“ durch einen Fachberater bei Ihnen zu Hause, und für 45 Euro gibt es den „Detail-Check“, bei dem zusätzlich alle Haushaltsgeräte unter die Lupe genommen werden (Terminvereinbarung und kostenlose, telefonische Beratung unter 08 00/8 09 80 24 00).
Die Energieberater können auch einschätzen, ob es sich vielleicht lohnt, nur die Scheiben Ihrer Fenster auszutauschen. Fördermöglichkeiten Wichtigste Fördermöglichkeit sind die Programme der KfW-Bank (Internet-Adresse siehe Kasten) zur energetischen Sanierung von Altbauten. Hier können zinsvergünstigte Darlehen und direkte Zuschüsse beantragt werden. Selbstfinanzierer können so bis zu 18.750 Euro Zuschuss für die Sanierung einer Wohneinheit bekommen, die vor 1995 gebaut wurde.
Fördermöglichkeiten
Wichtigste Fördermöglichkeit sind die Programme der KfW-Bank (Internet-Adresse siehe Kasten) zur energetischen Sanierung von Altbauten. Hier können zinsvergünstigte Darlehen und direkte Zuschüsse beantragt werden. Selbstfinanzierer können so bis zu 18.750 Euro Zuschuss für die Sanierung einer Wohneinheit bekommen, die vor 1995 gebaut wurde.
Der Einbau
Foto: lichtkunst.73/pixelio.de
Die Entsorgung alter Fenster sollte in jedem Kostenvoranschlag mitberechnet werden.
Haben Sie sich für den Austausch Ihrer alten Fenster entschieden, sollten Sie mindestens drei Angebote für den Einbau neuer Fenster einholen. Dabei ist zu bedenken, dass eine feste Preiszusage nur schwer möglich ist, da manche Leistungen nur nach Aufwand berechnet werden können. Beim Vergleich der Angebote sollten Sie deswegen zumindest darauf achten, dass der Umfang der Leistungen identisch ist, ob z.B. die Entsorgung der Fenster im Kostenvoranschlag enthalten ist.
Für einen funktionierenden Wärmeschutz müssen Fenster fachgerecht nach den allgemein anerkannten Regeln der Technik eingebaut werden. Gerade bei der Verbindung zum Mauerwerk ist darauf zu achten, dass sich nicht durch eine mangelhafte Ausführung später Tauwasser und Schimmelpilze bilden.
Holz, Metall oder Kunststoff?
Es gibt Fenster mit Holz-, Kunststoff-, Metall- oder Holz-Metall-Rahmen. Generell geben Holz- und Kunststoffrahmen weniger Energie nach außen ab, als Fensterrahmen aus Metall, die keine spezielle Dämmung haben.
Holzfenster dämmen nicht nur, sondern werden auch mit Aluminium oder Edelstahl kombiniert, um die Witterungsbeständigkeit zu erhöhen.
Für die relativ guten Dämmeigenschaften von Kunststofffenstern sorgen im Rahmenprofil eingearbeitete Luftkammern. Noch besser sind Fensterprofile, die mit zusätzlichen Dämm-Modulen ausgestattet werden.
Metallfenster sind meist aus Aluminium oder Stahl gefertigt. Für die gute Wärmedämmung sorgen thermische Abtrennungen oder eingearbeitete Dämmprofile.
Entscheiden Sie sich für Kunststofffenster, so rechnet sich Ihre Investition in neue Fenster am schnellsten. Trotzdem kann sich auch der Austausch von Fenstern mit einer unbeschichteten Isolierverglasung (vor 1995 verbaut) mit anderen Rahmenmaterialien lohnen. Der Austausch alter, einfachverglaster Fenster lohnt sich aber auf jeden Fall.
Sören Keller,
Verlag W. Wächter
Schimmel nach Fenstertausch?
Nach dem Einbau neuer, wärmegedämmter Fenster reduziert sich der Luftaustausch – über die Fensterfälze kann kaum noch Luft nach außen entweichen, und die Luftfeuchtigkeit wird erhöht. Ebenso sind die kältesten Stellen in den Wohnräumen nicht mehr die Fensterscheiben, sondern andere Wärmebrücken, wie z.B. die Fensterrahmen oder ungedämmte Wände.
Die erhöhte Luftfeuchtigkeit kondensiert jetzt an diesen Stellen, und Schimmel kann sich bilden. Entsprechend sollten Sie nach dem Austausch Ihrer Fenster auch Ihr Lüftungsverhalten ändern: Ab einer Luftfeuchtigkeit von ca. 60 % sollten Sie regelmäßig die Fenster vollständig öffnen. Stundenlang gekippte Fenster lassen die Räume auskühlen und reduzieren die Luftfeuchtigkeit nur wenig. Alternativ können Sie Ihre Fenster auch mit einer integrierten Lüftung ausstatten.
RAL-Gütesiegel
Die Gütegemeinschaft Fenster und Haustüren ist ein Zusammenschluss der Hersteller von Fenstern, Haustüren, Fassaden und Wintergärten, die sich einer gesicherten Produktqualitätverpflichtet haben. 220 Betriebe sind bislang Mitglieder in der Gütegemeinschaft, die zwei Siegel vergibt: Das RAL-Gütezeichen „Montage“ für Einbau-Betriebe und das RALGütezeichen „Fenster, Haustüren, Wintergärten“ („Fertigung“) für die Hersteller. Die RAL-Gütezeichen sollen dem Konsumenten dabei helfen, die richtige Kaufentscheidung zu treffen. Betriebe, die das Gütezeichen „Montage“ führen, bauen Fenster nach einer vorgegebenen Richtlinie ein. Das Siegel „Fertigung“ gibt Auskunft darüber, ob ein Fenster nach vorher festgelegten Qualitätsstandards gefertigt wurde.
Damit sie das Siegel führen können, werden die Hersteller regelmäßig durch das Institut für Fenstertechnik (IFT) kontrolliert. Jeder Hersteller, der sich um das RALGütezeichen bewirbt, hat nicht nur sein Mehrscheiben-Isolierglas, sondern auch die Fertigung und die Auswahl der Roh- und Hilfsstoffe diesen Kontrollen zu unterziehen.
Anbietersuche unter: www.window.de/ral.html
Weitere Informationen
www.lfu.bayern.de/umweltwissen/doc/uw_102_energiesparfenster.pdf
www.verbraucherzentrale-energieberatung.de
www.bmu.de/energieeffizienz > Gebäude
www.dena.de
www.bine.info
www.ift-rosenheim.de
www.energieatlas.bayern.de/buerger/wohnen/fenster.html
www.bundesverband-flachglas.de
www.energiesparen-mit-glas.de
www.window.de
www.kfw.de
www.baufoerderer.de
www.energie-effizienz-experten.de
www.fensterratgeber.de
Adressen von Anbietern
Reinhard Felser GmbH
Tel. 0 89/71 70 99
www.rolladen-felser.de
Robert Gebhard
Tel. 0 81 21/4 86 02
Maurer & Maurer GmbH
Tel. 0 89/7 19 26 27
www.maurer-maurer-fenster.de
Niedermaier GmbH
Tel. 0 80 35/90 71 50
www.niedermaier.biz
perfecta Vertriebs- und Montage GmbH
Tel. 0 89/94 38 50 60
www.perfecta-fenster.de
Verband Fenster + Fassade
Tel.0 69/95 50 54-0
www.window.de
Bausanierung Alfred Wahl GmbH
Tel. 0 82 32/52 93
www.bausanierung-wahl.de
Weiß & Weiß GmbH
Tel. 0 89/9 00 69 00
www.weissundweiss.de
Wertbau GmbH & Co. KG
Tel. 03 66 25/61 10
www.wertbau.de