Kühler Kopf trotz tropischer Temperaturen: Klimageräte fürs Eigenheim

 

Firma DaikinFoto: Daikin Airconditioning Das Truhengerät Nexura von der Firma Daikin verfügt neben den klassischen Funktionen Kühlen und Wärmen zusätzlich über einen Strah­lungs­wär­me­mo­dus. Diese Wärme ist besonders sanft, denn sie gleicht der Infrarotstrahlung, die im Sonnenlicht als Wärme zu spüren ist.

„Den Kopf halt‘ kühl, die Füße warm, das macht den besten Doktor arm.“ Nach diesem alten Sprichwort zu urteilen sind warme Socken und ein kühler Kopf der Gesundheit eher zu- als abträglich. Der kühle Kopf ist heute im wahrsten Wortsinn aktueller denn je. An heißen Sommertagen sehnen wir uns nach Kühlung – im Auto, im Büro und im Haus.

Längst ist die Klimaanlage, einst ein Statussymbol für verwöhnte Zeit­ge­nos­sen, im normalen Leben angekommen. Bewohner von Dachwohnungen schätzen sie be­sonders.

Bei hohen Temperaturen ist der Mensch nicht mehr (höchst-) leistungsfähig. Arbeitsmediziner empfehlen deshalb als optimale Raumtemperatur circa 20 bis 22 °C und eine Luftfeuchtigkeit bis 55 %.

Im Auto und Büro sind optimale Konzentration ein Produktivitäts- und Sicher- heitsaspekt. Im Haus dominiert der Wohlfühlfaktor. Die Klimaanlage soll empfindungsgemäß erst einmal kühlen und möglichst entfeuchten, seltener wärmen, belüften oder befeuchten.

 

Was ist eine Klimaanlage?

Aus Sicht des Fachmannes müssen Klimaanlagen vier wesent­liche Punkte erfüllen: Sie sollen kühlen, be- und entfeuchten und auch heizen können. Anlagen oder Geräte, die nicht alle vier Kriterien erfüllen, deren Aufgabe vornehmlich im Kühlen liegt, werden meist als Klimageräte be­zeichnet.

Dabei funktionieren sie wie ein Kühlschrank: Das Kühlmittel entzieht dem Raum die Wärme der Umgebung. Ergebnis: Der Raum wird kühler. Doch dabei entsteht Wärme, die am besten nach außen geleitet wird. „Ein Klimagerät ohne Abluft- schlauch ist keines und kann kein befriedigendes Ergebnis erzielen, da es den Raum wieder aufheizt“, meint der Fachmann Peter Stamer, Betriebsleiter des Klimaanlagen-Spezialisten Kohlhoff GmbH in Lübeck.

 

Alt- oder Neubau?

Ob die Klimaanlage für einen Neu- oder Altbau geplant wird, macht einen großen Unterschied, meint Peter Stamer, denn beim Neubau sind sowohl die Kühl- als auch die Heizlast gering, bedingt durch die sehr gute Dämmung. Nach seiner Erfahrung werden Klimaanlagen bzw. -geräte meist in Altbauten installiert.

 

Wann lohnt sich was?

In großen Industrie-, Büro- und Ge­werbekomplexen werden oft auch große zentrale Luft- oder Luft-/Wasser-Klimaanlagen eingesetzt, die wahlweise Wärme oder Kälte von einem einzigen Ort wie Keller oder Boden aus an die jeweiligen Räume durch Rohre oder Lüftungseinheiten leiten. Die Luft wird dabei von au­ßen bezogen und temperiert. Diese Anlagen sind vor allem unsichtbar in den Räumen und an der Fassade. Das bedeutet neben der Kühlung auch Frischluft-Zufuhr, Luftwechsel, Warmluft und kontrollierte Feuchte.

Klimaanlagen für das große oder kleine Eigenheim sind meist Klimageräte, die nur die Aufgabe haben, einen Raum bzw. dessen Luft zu kühlen und als Nebeneffekt zu entfeuchten. Und das geschieht meist durch sogenannte Split-Klimageräte.

Sie bestehen aus einem Innen- und einem Außengerät. Der lautere Kühlkompressor wird außen montiert oder hängt an der Außenwand des zu kühlenden Raumes, das andere Teil wird im Raum selbst installiert, an der Wand oder an der Decke.

„Das bietet eine effektivere Kühlleistung, und die Geräte sind zudem wesentlich leiser“, sagt Peter Stamer. „Sie garantieren eine wirk­same und fast lautlose Kühlung.“ Single- bzw. Mono-Split-Klimageräte sind, wie der Name sagt, für die Klimatisierung eines einzelnen Raumes gedacht. Sie bestehen aus einem Außen- und einem Innengerät für jeweils einen Raum. Der bisweilen recht störende unschöne Anblick, wenn so ein Klotz dann an der Fassade hängt, begeistert jedoch nicht jeden.

 

Multi-Split-Geräte

Sollen mehrere Räume, aber mög­lichst wenig Außengeräte installiert werden, kommen Duo-, Quadro- oder Multi-Split-Klima­ge­rä­te zum Einsatz. Ein Multi-Split- oder Quadro-Split-Außengerät für das Einfamilienhaus kann bis zu vier Räume zugleich klimatisieren. Gute Mono-Split-Anlagen kos­ten ab rund 1500 Euro, wenn sie in der Energieeffizienzklasse A sind und zudem eine hohe Kühlleistung haben.

Bei den Quadro-Anlagen rechnet der Fachmann rund 6000 Euro – immer inklusive Installation. Jedoch nach Augenschein und Gefühl zu kaufen, bringt selten die richtige Kühlung in die Räume.

 

Kühlung – alles Berechnung

Fachleute wie Peter Stamer berechnen vorher die sogenannte Kühllast, also die erforderliche Leistung der Geräte, um einen Raum auf ca. 20–22 °C zu kühlen. Die Art der Nutzung, die Raumgröße, die Fensterflächen und -größen werden dabei ebenso in die Berechnung einfließen, wie die bestehende oder eben nicht vorhandene Beschattung und natürlich die Personenanzahl pro Raum.


AEGFoto: AEG Haustechnik Das Singlesplit-Raumklimasystem KWS 25i von AEG Haustechnik besteht aus einer Innen- und einer Außeneinheit sowie einer In­fra­rot-Fern­be­die­nung. Es kann z.B. in der Küche eingesetzt werden. Die Inverter-Techno­logie ermöglicht das Kühlen, Heizen und Entfeuchten sowie das dreistufige Ventilieren.


So kommen bei einem 40 m2 großen Raum durchaus schon einmal stattliche 7600 Watt heraus – wohlgemerkt für einen einzigen Raum. Geräte mit nur 3000 Watt Leistung würden hier ständig und auch noch recht geräuschvoll laufen, aber die Marke von 20 °C selten erreichen.

 

Sinnvolle Inverter-Modelle

Bei herkömmlichen Klimageräten wird eine kühle Raumtemperatur durch ständiges Ein- und Ausschalten des Gerätes in Volllast erreicht. Die Invertertechnik, eine Art „Leistungsanpassungsschaltung“, hingegen reagiert auf elektronischem Wege flexibel und passt sich der Kühlleistung an. Nähert sich die Raumtemperatur dem gewünschten Wert, reduziert sich die Leistung automatisch. Damit verbrauchen die Geräte bis zu 60 % weniger Ener­gie. Zudem kann ein Inverter auch heizen.

 

Mobil sein ist nicht alles

Nicht selten finden sich im häuslichen privaten Bereich die kleinen mobilen Klimageräte. Sie können von Raum zu Raum geschoben werden, je nach Bedarf und ohne Montage. Das macht vor allem dann Sinn, wenn es nur an wenigen Tagen im Jahr zum Kühleinsatz in den vier Wänden kommt. Mobile Geräte haben annähernd die Dimensionen eines großen Reisekoffers – sind aber oftmals störend, wie Peter Stamer anmerkt, besonders, wenn sie im Schlafzimmer nachts durchlaufen.

Zudem benötigt das Gerät vor allem eine Möglichkeit, die warme Abluft zu entsorgen. Dazu wird nicht selten der Schlauch in ein in Kippstellung geöffnetes Fenster gehängt. Und durch diese Kippstellung dringt dann wieder warmfeuchte Außenluft nach innen. Ein nicht eben sinnvoller Kreislauf.

Die Variante: Eine Kernbohrung nach außen, durch die der Abluftschlauch gesteckt wird. „Das macht die Außenhaut kaputt“, meint Peter Stamer, „Ich schaffe Kältebrücken. In beiden Fällen erhält man keine Einrichtung, die man lange nutzen sollte. Eine Notlösung für ein paar Tage, aber man sollte das nicht als Regelkühl­einrichtung betrachten.“

Mobile Klimageräte sind verhältnismäßig preiswert. Bei Sonderangeboten werden die Geräte manchmal schon für etwas über 100 Euro angeboten. Aber sie produzieren oftmals einen wesentlich größeren Lärmpegel als beispielsweise Split-Geräte.

 

Klimageräte sind Stromfresser

„Klimageräte benötigen Energie, und das nicht wenig“, gibt Peter Stamer zu Bedenken. 2000 Watt sind es mindestens – also das, was eine Herdplatte benötigt. Nur laufen diese Geräte von morgens bis abends – oder gar die Nacht durch. Das kostet Energie und Geld.

„Wenn man ein solches Gerät anschaffen will, muss man sich die Frage stellen, wie man mit zusätzlichen Maßnahmen die Kosten senken kann“, rät Stamer. Gut, wenn sich Gebäude erst gar nicht so stark aufheizen – durch Jalousien, Rollos oder spezielle Sonnenschutzfolien für das Fenster.

Markisen und Sonnensegel vor den Fenstern sind ebenso zur Beschattung geeignet. Elektrogeräte erhöhen die Raumtemperatur und sollten daher möglichst ausgeschaltet werden.

 

Bakterienschleudern Klimaanlagen und -geräte

Klimaanlagen, die nicht regelmäßig gewartet werden, entwickeln sich zu regelrechten Keimschleudern: Mit kühler Luft gelangen Bakterien und Schimmelpilze ins Haus. „Manchmal sind die Geräte innen regelrecht grün“, weiß Peter Stamer aus Erfahrung. Klimageräte und Split-Geräte müssen daher wie eine große Klimaanlage regelmäßig gewartet werden.

Die Gefahr der Verkeimung wird im häuslichen Bereich völlig unterschätzt, meint auch die Düsseldorfer Mikrobiologin Adriane Aust von BiolytiQs, Labor für biologische Analysen. In einem Fachbeitrag warnt sie: „Durch das Ansaugen von Luft kommt Feuchtigkeit in die Anlage, die an kalten Leitungen und Bauteilen kondensiert. Beides schafft optimale Lebensbedingungen für Schimmelbefall. Durch den Luftstrom können dann lebende und tote bzw. keimungsunfähige Schimmelpilze und Sporen sowie Bakterien und deren Stoffwechselprodukte mitgerissen und in den klimatisierten Räumen verteilt werden.“

Das kann bei sensiblen und immungeschwächten Menschen gefährliche Infektionen auslösen – in Form von Asthma, Haut- und Schleim­haut­rei­zun­gen sowie grippeähnlichen Symptomen. Austs Kollegin Anne Klein-Vehne empfiehlt, eine Klimaanlage bzw. Klimageräte mindestens einmal, besser zweimal jährlich warten zu lassen. Auch bauliche Probleme wie falsche Isolierung und Rohre an kalten Wänden führen zur Kontamination.

Übrigens sind Elektro-Luftentfeuchter für warme, feuchte Räume keine mobilen Klimageräte. Sie entfeuchten nur, kühlen jedoch nicht. Wer sich kein Klimagerät anschaffen möchte, kann bei Hitze Großmutters gute, alte Methode anwenden. Das läuft zwar dem anfangs zitierten Sprichwort zuwider, ist aber dennoch hilfreich – nämlich die Füße in einen Kübel mit kaltem Wasser stecken.

Werner Ahlschwedt


 

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