Kein Problem mit Starkregen und Überschwemmungen
Haus und Grundstück richtig schützen
Foto: Paul Bauder GmbH & Co. KG/ Energie-Fachberater.de
Ohne Prävention geht es nicht. Die immensen wirtschaftlichen Schäden, verursacht durch extremes Hochwasser und Sturzfluten, haben ein Umdenken in Gang gesetzt und vielerorts zu einer Reihe von Vorsorge-Maßnahmen geführt. Aber nicht nur der Staat, die Länder und Kommunen sind beim Hochwasserschutz gefragt, auch die Bürgerinnen und Bürger sind verpflichtet, angemessene Vorkehrungen zu treffen.
Ursachen für Überschwemmungen
Wo aber liegen die Ursachen des Problems? Wie kommt es zu Überschwemmungen, die Grundstücke und Gebäude verwüsten? Und wer ist besonders gefährdet? Allgemein lässt sich sagen: Fast jeden kann es treffen.
Einen absoluten Schutz vor großen Wassermengen gibt es nicht. Steht ein Haus jedoch nahe an einem Fluss oder Bach, am Hang oder in einer Senke, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass über die Ufer tretendes Wasser oder eine durch Starkregen ausgelöste Sturzflut Häuser beschädigt oder zerstört.
Lang anhaltender Regen lässt die Wasserstände steigen. Kommt im Frühjahr die Schneeschmelze hinzu, kann der Boden die Wassermengen nicht mehr aufnehmen, das Wasser sucht sich seinen Weg und reißt alles mit sich, was nicht niet- und nagelfest ist. Treibgut, Schlamm und Geröll wiederum verengen die Fließwege und Gullyschächte oder blockieren sie gar. Überschwemmungen sind die Folge.
Immerhin geschieht dies in der Regel nicht über Nacht, Überflutungen sind oft relativ gut vorhersagbar. Somit bleibt Zeit, die Bevölkerung zu warnen und Schritte zum Schutz von Menschen und Eigentum einzuleiten.
Anders sieht es bei Starkregen aus, der oftmals durch Sommergewitter verursacht wird. Diese sind kaum bis gar nicht vorhersagbar, die Warnzeit ist daher extrem kurz. Wasser, das auf – manchmal nur wenig – höher gelegenen Flächen niedergeht, sammelt sich in Rinnen und kleinsten Bächen und schießt über Hänge oder Straßen als Sturzflut hinab.
Eine gewisse Regenmenge kann die Kanalisation aufnehmen. Der Rest fließt oberirdisch ab. Die Kapazitäten von Kanalnetzen sind begrenzt, und das muss auch so sein.
Zu große Rohre würden – nicht zuletzt für die Bevölkerung – in Einbau und Unterhalt deutlich teurer, zudem führen sie zu Problemen in Normalzeiten. Feststoffe, die durch eine Abwasserleitung transportiert werden, benötigen eine gewisse Schwimmtiefe, um nicht liegen zu bleiben.
Gesetz verpflichtet zu Eigenvorsorge
Klar machen muss man sich vor allem eines: Durch Hochwasser oder Starkregen ausgelöste Überschwemmungen wird es – als Folge des Klimawandels – künftig wahrscheinlich häufiger geben. Wärmere Luft transportiert mehr Feuchtigkeit, die schließlich als Regen niedergeht.
Will man sein Eigentum vor der zerstörerischen Wucht des Wassers schützen, ist nicht nur die öffentliche Hand gefragt, die in den vergangenen Jahren bereits Flächennutzungspläne geändert, Überflutungsflächen ausgewiesen, Rückhaltebecken gebaut und auch ihr Alarm- und Einsatzwesen verbessert hat. Das Wasserhaushaltsgesetz legt fest, dass Immobilienbesitzerinnen und -besitzer ebenfalls vorsorgen müssen. Wer sein Haus optimal auf den Ernstfall vorbereiten möchte, kann einiges tun.
Am Anfang aller Maßnahmen sollte die Analyse des Objektes stehen. Ist es überschwemmungsgefährdet? Zu den Risikofaktoren gehört der Standort, aber auch das Fehlen bautechnischer Schutzmaßnahmen.
Durch welche Öffnungen (Fenster, Türen, Luken) kann Wasser eindringen? Gibt es eine Rückstausicherung, damit kein Wasser durch die Kanalisation ins Gebäude gedrückt werden kann? Sind die Außenwände, Fugen und Kabelkanäle dicht oder kann (Grund-)Wasser nach innen durchsickern? Welche Baustoffe, z.B. teuer zu sanierende Holzvertäfelungen, wurden in den gefährdeten Bereichen (Keller, Souterrain, Erdgeschoss) eingesetzt?
Ist die Heizung gegen Aufschwimmen und Eindringen von Wasser gesichert? Verhindert ein eigener Stromkreislauf im Keller, dass die Elektrizität im ganzen Haus abgestellt werden muss? Kann das Fundament unterspült werden? Viele Fragen, die es zu klären gilt.➤
Ist-Zustand Ihres Hauses ermitteln
Das HochwasserKompetenzCentrum in Köln beispielsweise bietet auf seiner Webseite (www.hochwasser-pass.com) einen kostenfreien Fragebogen an, mit dem man den Ist-Zustand eines Hauses ermitteln kann. Wer es genauer wissen möchte, kann über das Portal auch Experten mit der Erstellung eines Hochwasser-Passes beauftragen. Sie prüfen die Selbstauskunft auf Basis einer Begutachtung vor Ort und bewerten den Gefährdungsgrad für Überschwemmungen, Kanalrückstau und Grundhochwasser, aber auch bereits getroffene Maßnahmen.
Foto: HKC
Diese Risikoeinschätzung und auch Tipps, was noch getan werden sollte, um sich gegen die Folgen von großen Wassermassen zu wappnen, fließen in das Dokument ein, das Hauseigentümerinnen und -eigentümern die Sicherheit gibt, gut vorgesorgt zu haben. Aber auch bei Vermietung und Verkauf oder beim Abschluss einer Versicherung ist der Pass nützlich.
Stellt man fest, dass noch nachgerüstet werden muss, kommen mehrere Methoden für den Objektschutz in Betracht. Womöglich werden (mobile) Barrieren für Fenster, Türen und Einfahrten benötigt, vielleicht ist die Regenrinne nicht richtig dimensioniert oder das Fallrohr verstopft? Es kann auch sein, dass Ölöfen und Heiztanks gesichert oder Waschmaschine und Trockner höher aufgestellt werden sollten. Was genau zu tun ist, kann nur individuell entschieden werden.
Regenwasser auf dem Grundstück versickern
Zum Schutz vor Überschwemmungen zählen auch Maßnahmen, die dazu beitragen, dass Wasser auf dem Grundstück besser versickern kann. Versiegelte Flächen wie Einfahrten oder Terrassen sollten durch durchlässige Materialien ersetzt und Dächer begrünt werden. Mulden oder auch Zisternen sorgen dafür, dass sich Wasser im Garten sammeln kann.
Ist die Versickerungsfläche auf dem privaten Grundstück zu klein, führt das zu einer Überlastung oder gar zum Versagen des öffentlichen Kanalsystems, was wiederum den Rückfluss des Wassers ins Gebäude zur Folge haben kann. Aber auch die Kommune insgesamt wird zusätzlich belastet, wenn das Wasser, was auf ein Grundstück entfällt, in den öffentlichen Raum fließt und dort Schäden verursacht.
Es ist aber möglich, die Wassermassen, die ein Grundstück aufnehmen kann, zu bemessen. Der sogenannte Überflutungsnachweis wird vom Planer der Grundstücksentwässerungsanlage erstellt. Fehlt ein Überflutungsnachweis und kommt es durch Starkniederschläge zu Schäden, kann der Eigentümer dafür durchaus haftbar sein.
Wer wissen möchte, ob das eigene Grundstück gefährdet ist, kann zunächst einmal eine Hochwassergefahrenkarte zurate ziehen. Die Umweltverwaltungen der Bundesländer haben die flächendeckenden Karten veröffentlicht, sie sind aber zumeist auch auf den Internetseiten der Städte und Gemeinden zu finden.
In den Karten sind Überflutungsbereiche von Flüssen und Bächen ausgewiesen. Die kommunale Umweltverwaltung oder die Bauverwaltung unterstützt ihre Bürgerinnen und Bürger zudem in der Regel bei der Informationssuche. Der Blick auf die eigene mögliche Betroffenheit sollte der erste Schritt zu einer wirksamen Gefährdungsvorsorge sein.
Alexandra Bartschat
Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft,
Abwasser und Abfall e.V. (DWA)
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Weitere InformationenAnsprechpartner vor Ort
Ihre Kommune oder Ihr örtlicher Kanalnetzbetreiber erteilt Auskünfte darüber, ob Sie gegen Kellerüberflutungen geschützt sind. Die Adresse finden Sie auf Ihrer Abwasserrechnung. Ansprechpartner für Bayern/ München: Landesverband Bayern der DWA Tel. 089/233 62 59-0 www.dwa-bayern.de Münchner Stadtentwässerung Tel. 089/233-962 11 www.muenchen.de/mse Innung Spengler, Sanitär- und Heizungstechnik (SHK) München Tel. 089/12 15 89-0
www.shk-innung-muenchen.de
Ansprechpartner allgemein
• www.dwa.de (Erläuterungen siehe Kasten „Literaturtipps“)
• www.bbk.bund.de Auf der Seite des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe findet man Infos zur Warn-App NINA, die im App Store oder bei Google Play für das Smartphone heruntergeladen werden kann.
• HochwasserKompetenzCentrum (HKC) e.V. Tel. 0221/22 12 61 60 www.hochwasser-pass.de
Hier kann die persönliche Gefährdungslage ermittelt werden. Die Seite des HochwasserKompetenzCentrums enthält auch eine Expertenliste. -
LiteraturtippsMünchner Stadtentwässerung (Hrsg.): „Stichwort Kellerüberflutung: Lieber heute handeln als morgen pumpen“. Die Broschüre steht im Internet zum Download bereit unter www.muenchen.de/mse > Kellerüberflutung Landesverband Bayern der DWA (Hrsg.): Faltblatt „Starkregen und urbane Sturzfluten“. Sie können es unter www.dwa-bayern.de > Publikationen kostenlos aus dem Internet herunterladen. Die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V. (DWA) ist ein technischwissenschaftlicher Fachverband. Mit ihrem Regelwerk sowie durch ihre Bildungs- und Publikationsangebote unterstützt sie Verwaltungen und Bürger im Umgangmit Hochwasser und Starkregen. Unter anderem bietet sie folgende Informationsbroschüren und Faltblätter zum Thema „Schutz gegen Hochwasser und Starkregen“ an:
• „Im Klartext. Hochwasser: Überflutungen und Sturzfluten“
• „Im Klartext. Regenwasser auf dem Grundstück“
• „Starkregen: So sorgen Sie vor!“
• Diese und viele weitere kostenpflichtige Broschüren (Preise bitte direkt bei der DWA erfragen) können Sie bestellen bei der DWA unter Tel. 02242/872-333 oder im Internet unter www.dwa.de > DWA-Shop