„Stehvermögen“ entscheidet über Qualität
Materialien und Qualitätskriterien für stabile Innentüren
Innentüren haben eine ureigene Aufgabe: die Raumtrennung. Doch das allein ist zu kurz gegriffen. Innentüren erfüllen eine Reihe sinnvoller Funktionen: Sie verhindern nicht nur, dass sich Küchengerüche im Haus ausbreiten. Sie sind zudem auch ein Sicht- und Schallschutz und geben dem Raum einen optischen Akzent.
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Was sind Innentüren?
Innentüren haben keinen Kontakt zum Außenklima. Dennoch zählen auch sogenannte Wohnungseingangs-, Laubengang- sowie (Wohnungs)abschlusstüren dazu. Abschlusstüren, so gibt der Fachmann zu bedenken, müssen immerhin ganze Klimazonen trennen, wenn auch kleine. Beispielsweise zwischen Flur, Bad und Wohnzimmer. Eine Abschlusstür muss Temperatur- und Luft- feuchtigkeitsunterschiede aushalten, ohne sich zu verziehen, und sie muss möglichst mehr Wärme- und Schallschutz bieten als die gemeine Zimmertür.
Die Tür mit Stehvermögen
Gute Innentüren zeichnen sich durch ein exzellentes Stehvermögen aus. Damit meint man bei einer Tür die Eigenschaft, sich bei unterschiedlichem Klima nur wenig zu verformen. Denn nicht nur die Passgenauigkeit leidet, auch nimmt die Schalldämmleistung rapide ab, wenn sich das Türblatt verformt und der sogenannte Dichtschluss verloren geht.
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Der Grenzwert, der während der Klimaprüfung nicht überschritten werden darf, ist auf 4 mm festgelegt. Das Deutsche Institut für Gütesicherung und Kenn- zeichnung RAL hat Türen danach in Klimaklassen eingeteilt.
Klasse I ist ausreichend für Wohnungsinnentüren, dazu gehören auch normale Raum- und Badezimmertüren. Die Klasse II ist für Wohnungseingangstüren in beheizten Treppenhäusern geeignet, und für Hauseingangstüren gilt die dritte Klasse.
Holz ist beliebt
Die Tür aus Holz ist noch immer die beliebteste. Wobei helle Hölzer wie Birke, Buche oder Ahorn das Rennen machen, weil sie optisch auch schmale Durchgänge größer wirken lassen als dunkles Holz.
Soll die Wohnung oder das Haus altersgerecht bzw. „barrierefrei“ umgebaut werden, ist darauf zu achten, dass Rollstuhlfahrer oder Gehbehinderte, die einen Rollator benötigen, durch die Türöffnung hindurchpassen. Eine breitere Türöffnung wird in den meisten Fällen größere Umbauarbeiten auch an den Wänden im Innenbereich mit sich bringen, ist aber im Hinblick auf die altersgerechte Umgestaltung der Immobilie sinnvoll.
Auch auf eine Türschwelle sollte verzichtet werden. Zudem ist es wichtig, dass die Türgriffe für Rollstuhlfahrer erreichbar sind.
Die inneren Werte zählen
Die Steigerung der „Wabentüren“ sind Röhrenspan-Stegeinlagen. Sie füllen den Hohlraum zwischen den beiden Decklagen vollflächig. Diese Türen sind mechanisch stärker belastbar, bieten mehr Komfort und besseren Schallschutz, wiegen aber auch mehr als Türen mit Kartonwaben oder Kartonstreifen.
Eine Innentür aus Vollspanplatte erreicht einen noch höheren Schallschutz, außerdem können in solche Türen auch Lichtausschnitte eingesetzt werden. Bleibt noch die Rahmen- oder Vollholztür mit umlaufendem Rahmen und Füllung aus möglichst drei Lagen schichtartig verleimtem Holz. Sie gelten als stabil.
Rahmentüren aus nur einer Schicht Massivholz oder stabverleimtem Holz hingegen sind anfälliger für Risse und Verziehen. Wird das Schnittholz nicht verleimt, sondern als Ganzes verarbeitet, ist das für den Experten die billigere Variante einer Rahmentür. Allgemein gilt jedoch: Je dichter die Innenlage, desto höher sind die Wärme- und Schallschutzwerte. Und Kellertüren in Heizungskellern sollten ohnehin aus Stahl sein.
Neben dem Innenleben hat eine Tür natürlich auch eine äußere Optik. Es gibt hunderte Türen mit unterschiedlichsten Furnieren, Farben und Designs. Moderne Oberflächen aus Dekorfolie lassen sich kaum noch von Furnieren unterscheiden. Sie sind eine preiswerte Alternative zu Furnier. Geht es um die Beanspruchung, ist Dekorfolie jedoch nicht so strapazierfähig wie Oberflächen aus CPL, Continuous Pressing Laminates, einer laminierten Oberflächenausführung bei Zimmertüren, so berichten Bauherren.
Türen zum Falten und mit Durchblick
Üblicherweise werden Anschlagtüren eingebaut. Die Türflügel sind seitlich an Scharnieren befestigt. Sie halten das Türblatt, das sich um die „Angel“ dreht. Darum nennt man solche Türen auch Drehtüren. Falttüren, die sich ziehharmonikaartig in die Türrahmen fügen, sparen in beengten Verhältnissen viel Platz, da dieser nicht für die ausschwingende Tür verloren geht. Daher sind Falttüren ideal für Durchgangs- oder Nischenzimmer. Das gilt auch für Schiebetüren. Inzwischen sind diese lautlosen Gleiter sogar ein sehr modernes Gestaltungselement in den Räumen.
Im privaten Bereich ist Einscheiben-Sicherheitsglas, kurz ESG, noch nicht gesetzlich vorgeschrieben, aber zu empfehlen. Es sieht aus wie normales Glas, ist aber wesentlich bruchfester. Die Scheiben halten gewöhnlicher Beanspruchung stand und widerstehen Stößen, Kratzern und Temperaturwechseln. Wer es darauf anlegt, wird auch Türblätter aus ESG zerbrechen. Sie zerfallen aber in stumpfe, zusammenhängende Glaskrümel statt in scharfe Scherben und bergen so kaum Verletzungsgefahr.
Außerdem braucht Einscheiben-Sicherheitsglas wenig Pflege, ist unempfindlich gegen herkömmliche Haushaltsreiniger, lässt sich aber nur vom Glaser nachträglich bearbeiten, etwa kürzen. Und so mancher Gast verlässt das Haus mit einer dicken Beule am Kopf, weil er ungewollt, aber recht heftig gegen eine geschlossene Glastür gelaufen ist. Aber, wie meinte schon Erich Kästner: „Man kann sich auch an offenen Türen den Kopf einrennen“.
Werner Ahlschwedt
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