Flachdächer dämmen und gestalten
Wie Sie Energie einsparen und einen neuen Lebensraum schaffen
Foto: Optigrün
Das Flachdach hat schon vor einigen Jahren ein Comeback gefeiert: Wenn es um ökologisches Bauen oder Bauen auf kleinem Raum geht, entscheiden sich immer mehr Familien für diese Dachkonstruktion. Doch auch Bungalows aus den 1960er und 1970er Jahren punkten heute wieder mit ihrem großen Raumvolumen und klarer Ästhetik. Grundsätzlich werden Dächer mit einer Dachneigung bis maximal 10° (9,93° entsprechen einem Gefälle von 17,5 %) als Flachdächer bezeichnet. Ein Gefälle von mindestens 2–5 % (entspricht einem Neigungswinkel von 1,15–2,86°) wird empfohlen, um eine ausreichende Entwässerung zu gewährleisten.
Damit das Leben unter dem flachen Dach gut funktioniert, ist seine bauphysikalisch intakte Dämmung unverzichtbar – und zwar aus mehreren Gründen. So verhindert die Dämmung bei kalten Außentemperaturen die Bildung von Tauwasser an der Dachunterseite. Das wirkt Schimmel und anderen Schäden an der Gebäudehülle entgegen. In der Heizperiode hält die Dämmung wertvolle Wärmeenergie im Eigenheim und verhindert in heißen Sommern eine Überhitzung der Wohnräume.
Sanierungskonfigurator Mit dem Sanierungsrechner (ein Angebot des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz) können Sie nach der Eingabe von verschiedenen Daten zu Ihrer Immobilie Vorschläge zu Sanierungsmaßnahmen erhalten. Diese können z.B. als Grundlage für ein Planungsgespräch mit einem Fachbetrieb herangezogen werden. |
Wer über die nachträgliche Dämmung eines flachen Daches nachdenkt, kann gleichzeitig über eine erweiterte Nutzung nachdenken: Wenn die Statik ausreicht, kann die bisher ungenutzte Dachfläche zur Terrasse oder zum Gründach werden oder aber mit Solarmodulen dazu beitragen, die Energiekosten zu senken. Um eine erste Idee zum Kostenrahmen für derartige Maßnahmen zu erhalten und um herauszufinden, wie schnell sich die Baumaßnahme amortisieren kann, empfiehlt sich der digitale Sanierungskonfigurator des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz.
Die Anwendung liefert eine erste Orientierung und zeigt auf, wie die Dämmung den Energieverbrauch senken kann, welche Kosten entstehen und wie hoch die staatlichen Förderungen sind. Denn Komfortgewinn, Wertsteigerung der Immobilie und Energie-Einsparung sind relativ schnell spür- und messbar.
Sanierung als Gesamtkonzept
Zuerst sollte ein Fachhandwerker das Dach bis ins Detail prüfen, denn bei vielen alten Flachdächern ist der Instandsetzungsbedarf oft höher, als es auf den ersten Blick scheint. Schon bei kleinsten Rissen kann Feuchtigkeit in die Dachkonstruktion eindringen. Auch ist es nicht ungewöhnlich, dass es zu Materialermüdung kommt: Feuchtigkeit verschwindet auf dem Flachdach deutlich langsamer als auf dem Steildach.
Foto: Dörken
Laub und Blätter sammeln sich an, und die Temperaturschwankungen der Abdichtung sind extrem. Deswegen sollten nicht nur der Dachaufbau, sondern auch alle An- und Abschlüsse schon in der Planungsphase sorgfältig geprüft werden.
Viele alte Flachdächer entsprechen nicht den Anforderungen des aktuellen Gebäudeenergiegesetzes. Und das hat Folgen: Müssen mehr als 10 % der Dachfläche saniert werden, sind die gesetzlichen Mindestanforderungen für den Wärmeschutz (U-Wert von 0,20 W/(m²K)) einzuhalten. Wenn Sie dafür eine staatliche Förderung in Anspruch nehmen möchten, müssen Sie den Wärmedurchgangskoeffizienten des Daches auf 0,14 W/(m²K) reduzieren. Dann gibt es über die Bundesförderung für effiziente Gebäude-Einzelmaßnahmen (BEG EM) einen Zuschuss von maximal 9000 Euro. Geschieht die Sanierung im Rahmen eines individuellen Sanierungsfahrplans für das ganze Gebäude, gibt es 3000 Euro zusätzlich.
Aus Kalt- wird Warmdach
Grafik: Bauder Wie ein Flachdach optimal gedämmt wird, hängt auch von der späteren Nutzung des Daches ab. Bei einer Dämmung von innen ist beispielsweise ausreichend Raumhöhe notwendig, damit Dämmplatten an der Geschossdecke verklebt werden können. Einfluss auf die Möglichkeiten für die Wärmedämmung hat auch die jeweilige Dachkonstruktion: Profis unterscheiden zwischen einem Kaltdach und einem Warmdach.
Das Kaltdach wurde vor allem in den 1970er Jahren verbaut und ist zweischalig hinterlüftet. Das heißt, zwischen Dacheindeckung und Raumdecke befindet sich eine Luftschicht, die Feuchtigkeit trocknen lässt. Wenn bei der Sanierung die beim Flachdach bauphysikalisch sehr wichtige Dampfbremse erneuert wird, kann dieser Zwischenraum komplett mit Dämmstoff verfüllt werden. Dies gilt bei Holzunterkonstruktionen, der Dämmung von Metalldächern oder auch Betondecken. Geeignet sind hier vor allem natürliche Dämmstoffmatten oder -platten aus Mineralwolle, Holzfasern oder Hanf.
Bei einem zweischaligen Aufbau ist es auch möglich, mit einer Einblasdämmung aus Zellulose oder anderen Materialien zu arbeiten. Wird das Kaltdach neu aufgebaut, wird es durch eine zusätzliche Dämmschicht zum Plusdach und bietet besonders guten Wärmeschutz.
Wie bei allen Dachkonstruktionen ist die Sanierung eine Aufgabe, die das Fachhandwerk übernehmen sollte: Denn Dämmung und Abdichtung müssen sehr sorgfältig ausgeführt werden, um Wärmebrücken und Feuchtigkeit in der Dämmung zu vermeiden. Zudem beanspruchen Dämmung und Hinterlüftungsebene relativ viel Platz zwischen Raumdecke und Dachabdichtung.
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Das sogenannte Warmdach ist kostengünstiger und leichter zu realisieren. Auf die Lüftungsschicht zwischen den Bauteilen wird verzichtet: Über der Raumdecke (meist aus Stahlbeton) liegt die Dampfsperre, um Feuchtediffusion aus der Raumluft zu minimieren. Darauf liegt die druckfeste Wärmedämmung, die vor teureren Wärmeverlusten schützt. Den Abschluss bildet dann die Dachabdichtung zum Feuchteschutz von außen. Häufig erhält das Flachdach noch eine abschließende Kiesschüttung, um die Abdichtung vor direkter Sonneneinstrahlung zu schützen.
Eine attraktive Warmdach-Variante ist das sogenannte Umkehrdach, bei dem die Dämmschicht über der Dachabdichtung liegt und diese schützt. Umkehrdächer entstehen oft, wenn Dampfsperre und Dachhaut noch völlig intakt sind und lediglich Dämmplatten verlegt werden. Diese bestehen dann aus wasserunempfindlichen Materialien wie Schaumglas, Polystyrol-Hartschaum EPS oder XPS sowie Polyurethan-Platten. Es gibt aber auch Dämmplatten aus Biomasse mit integriertem Gefälle und aus recycelbarer Steinwolle. Der Dämmstoff hält nicht nur Kälte fern, sondern trägt zum vorbeugenden Brandschutz bei und verbessert den Schallschutz.
Auch beim Warmdach ist sorgfältiges Arbeiten notwendig, um die hohen Anforderungen an die Dichtheit des Daches erfüllen zu können. Denn im Warmdach kann eingedrungene Feuchtigkeit nur schwer entweichen. Deswegen muss die Aufmerksamkeit vor allem den Problembereichen, etwa Dachrändern und Anschlüssen, gelten.
Dachflächen begrünen
Wer sich, seinem Flachdach und der Natur etwas Gutes tun will, sollte es begrünen lassen. Gründächer wirken wie eine natürliche Klimaanlage, speichern Regenwasser und können die Lebensdauer des Daches verlängern.
Wichtig ist eine funktionierende Wasserableitung: Damit der Dachaufbau die besonderen Anforderungen viele Jahre sicher erfüllen kann, wird unter dem Pflanzsubstrat meist eine wasserspeichernde Dränbahn mit integriertem Geotextil verlegt.
Foto: Optigrün
Wenn Sie sich für eine pflegeleichte extensive Dachbegrünung entscheiden, können Sie mit flachwurzelnden Sedum-Arten, Gräsern oder Kräutern einen wichtigen Lebensraum für Insekten schaffen. Ergänzend lassen sich über spezielle Systemkomponenten auch Module zur Solarnutzung integrieren, ohne dass die Dachhaut durchdrungen wird.
Wenn aus dem Flachdach eine erholsame Terrasse in einer grünen Oase werden soll, brauchen Sie eine intensive Dachbegrünung mit Rasenfläche, Blumen oder Sträuchern. Dies funktioniert in der Regel aber nur dann, wenn eine statische Traglast zwischen 150 und 300 kg/m² möglich ist. Zudem wird eine Aufbauhöhe zwischen 15 und 25 cm benötigt. Die integrierte Flächendränage muss bei einer intensiven Begrünung das Regenwasser zwischenspeichern und den Pflanzen allmählich wieder zur Verfügung stellen.
Mehrere Städte und Gemeinden fördern die Begrünung. München beispielsweise bezuschusst mit dem Programm „Grün in der Stadt“ den Bau grüner Dächer und Fassaden, wenn das Anwesen mehr als drei Wohneinheiten oder eine Gewerbefläche umfasst.
Unser Fazit: Es lohnt sich gleich mehrfach, bei einer anstehenden Sanierung das Flachdach von einem Fachbetrieb mit modernen System-Komponenten energetisch aufrüsten zu lassen.
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