Dachsanierung: Tipps zur Planung und Durchführung
Nicht alles Gute kommt von oben, so z.B. Regen, Schnee, Hagel, Sturm, Sommerhitze und Nachtfrost. Ein Bauteil des Hauses sorgt dafür, dass all dies weniger Gute draußen bleibt: das Dach. Doch kein Dach ist für die Ewigkeit gebaut. Der Zahn der Zeit hinterlässt hier seine Spuren, und eines Tages ist eine Dachsanierung unvermeidbar.
Fotos: HF. Redaktion/Bayerisches Dachdeckerhandwerk
Die Sanierung kostet Geld. Doch richtig geplant und ausgeführt bietet die Dachsanierung auch Chancen und enorme Vorteile, mit denen sich die Investition bezahlt macht.
Im ersten Schritt muss sich der Bauherr selbst die folgenden Fragen stellen:
1. Erwarte ich vom Dach ausschließlich eine „Schutzfunktion“ oder soll es um „Nutzfunktionen“, wie z.B. die Energiegewinnung erweitert werden? Das Dach kann in erweiterter Funktion die Sonnenenergie in Strom und Wärme umwandeln. Die so gewonnene Energie kann direkt verbraucht (Strom, Warmwasser), verkauft (Netzeinspeisung von Solarstrom) oder gespeichert (Solarstromspeicher, Wärmespeicher) werden.
2. Soll der Raum direkt unter dem Dach zu Wohnzwecken genutzt werden? Nach der geltenden Energieeinsparverordnung (EnEV) muss bei Dachräumen, die nicht zu Wohnzwecken genutzt werden, die oberste Geschossdecke wärmegedämmt werden. Alternativ – und bei Nutzung der Dachräume zu Wohnzwecken – muss das Dach selbst nach den gesetzlichen Vorschriften der EnEV eine Wärmedämmung besitzen.
Sofern es die baulichen Gegebenheiten und die lokale Bauordnung zulassen, empfiehlt sich die Nutzung zu Wohnzwecken („Bauland ohne Grundverbrauch und Grunderwerbsteuer“). Grundsätzlich fordert die EnEV bei Reparatur/Sanierung von mehr als 10 % der Dachfläche die Erfüllung der aktuellen Vorschriften zur Wärmedämmung.
3. Ist das Dach für mich nur die „Abdichtung des Hauses nach oben“ oder ein architektonisches Gestaltungselement? Je nach Art des Daches (Flachdach, Pultdach, Steildach) stehen die unterschiedlichsten Eindeckungsmaterialien zur Verfügung. Die Palette reicht von Bitumen und Folien (Flachdach) bis zu Holz, Ziegel, Schiefer, Beton und Metall (Steildach).
Ebenso können Nutzelemente wie Solarmodule in die Dachflächen integriert oder Dachbalkone und Terrassen vorgesehen werden. Viele Dächer erlauben auch eine extensive oder intensive Begrünung, die als natürliche „Klimaanlage“ und Schallschutz wirkt.
4. Sind im Zuge der Sanierung weitere Maßnahmen geplant? Soll z.B. die gesamte Gebäudehülle energetisch optimiert werden oder ist ein Neuanstrich der Hausfassade geplant, kann in solchen Fällen oft das für die Dacharbeiten erforderliche Gerüst hierfür mitgenutzt werden. Ist eine zusätzliche Sanierung der Heizungsanlage geplant, sollte diese die vorgesehenen energetischen Optimierungen des Daches berücksichtigen. Die Planung und Dimensionierung der Heizungsanlage richtet sich also nach den tatsächlichen Anforderungen des Gebäudes nach der Dachsanierung.
Den Dachdecker in die Planungsphase einbeziehen
Dringend zu empfehlen ist das persönliche Gespräch vorab mit den ausgesuchten Dachdeckern. Die möglichst frühzeitige Einbindung des ausführenden Handwerkers – auch im Planungsstadium – vermeidet spätere Kompromisse bei der Ausführung.
Oft genug zeigt sich, dass der Dachdecker im Fachregelwerk eher auf dem aktuellen Stand ist als manch ein Planer. Zudem kann der Dach-Fachmann praxisnahe Vorschläge für die Ausführung bereits in die Planungsphase einbringen.
Dazu können z.B. Vorschläge für die Ausstattung des Daches mit Solartechnik gehören. Solarmodule können aufgeständert (also über der eigentlichen Dachaußenhaut montiert) oder in die Dachfläche integriert werden. Die aufgeständerte Lösung setzt voraus, dass das Dach vorab gründlich vom Dachdecker geprüft wurde. Eine vermeintlich kostengünstigere Aufständerung kann teuer werden, wenn sich nach kurzer Zeit Mängel an der darunterliegenden Dachfläche zeigen und die Module wieder abgebaut werden müssen.
Bei dachintegrierten Lösungen ist zu beachten, dass die Module im Fachregelwerk als Eindeckungselemente gelten. Hier müssen daher bei der darunterliegenden Wärmedämmung und der Windsogsicherung die gleichen Anforderungen erfüllt werden wie bei konventionellen Dacheindeckungen.
Fensterflächen können die Statik verändern
Soll der Dachraum zu Wohnzwecken genutzt werden, sind die Vorschriften der regional spezifischen Bauordnungen zu beachten. So wird oft gefordert, dass im Dachraum Fensteröffnungen mit einer Gesamtfläche von 1/6 der Wohnfläche vorgeschrieben sind. Fensterflächen können geschaffen werden durch Dachfenster, Dachbalkone, Dachterrassen und Gauben.
In den meisten Fällen werden solche Dachöffnungen nicht exakt zwischen den Sparren platziert werden können. Damit stellt die Montage solcher Elemente einen Eingriff in die Dachstatik dar.
In den meisten Fällen ist ein sogenannter Wechsel zur Lastabtragung einzubringen. Der Wechsel ist ein waagerecht auf den durchtrennten Sparren aufliegender Balken, der oben und unten in der vorgesehenen Fensteröffnung montiert wird. Diese Arbeit sollte ausschließlich dem Dach-Experten überlassen werden.
In der Ausstattung „nach oben“ gibt es bei Dachfenstern kaum Grenzen. Regensensoren, Lichtsensoren für eine automatische Beschattung und eine vorprogrammierte oder per Heimnetz mit dem Smartphone gesteuerte Belüftung sind möglich.
Wärmedämmung bestimmt das Wohnklima
Das Wohnklima – gerade auch im Sommer – wird maßgeblich durch die Wärmedämmung bestimmt. Herrschen im Sommer Oberflächentemperaturen auf dem Dach von 60 °C und mehr, sollte die Innenraumtemperatur dennoch im erträglichen Bereich bleiben. Ebenso soll im Winter die Raumwärme möglichst nicht entweichen. So muss eine optimale Wärmedämmung im Jahreslauf Temperaturdifferenzen von bis zu 80 °C weitgehend kompensieren können.
Bei der Auswahl des Dämmstoffs steht eine große Materialvielfalt zur Verfügung. Sie reicht von den „Klassikern“ der mineralischen Dämmstoffe (z.B. Blähton, Foam-/Schaumglas) über synthetisch-mineralische Dämmstoffe (Glas-/Steinwolle), synthetische Dämmstoffe (PUR/PIR-Hartschaumplatten, XPS extrudiertes Polystrol als Hartschaumplatten und EPS/Polystyrol – im Volksmund auch als Styropor bezeichnet) und pflanzliche Dämmstoffe (z.B. Holzfasern, Kork, Zellulose) bis zu tierischen Dämmstoffen (Schafwolle).
Bei der Wahl des Dämmstoffs sollte auch an eine spätere Entsorgung gedacht werden. Gerade in jüngster Zeit stellte die Entsorgung von Polystyrol-Dämmungen, die das Flammschutzmittel HBCD enthielten, Bauherren und Dachdecker vor enorme Probleme. HBCD wurde von der EU als umweltschädlich eingestuft, und die Entsorgungskosten (sofern eine Entsorgung überhaupt möglich war) verteuerten sich um ein Vielfaches.
Auch hier ist also die Beratung durch den ausführenden Dachdecker von großem Vorteil, denn auch nicht jeder Dachdeckerbetrieb verarbeitet jeden Dämmstoff. So sind z.B. bei einigen Dämmstoffen auf Zellulosebasis (Altpapier) spezielle Einblasgeräte notwendig. Andere Dämmstoffe sind nur für die Schüttung und damit für Anwendungsbereiche wie eine Geschossdeckendämmung anwendbar.
Dämmung – innen, außen oder wo?
Unterschieden werden grundsätzlich drei Arten der Wärmedämmung: Am meisten verbreitet ist beim Steildach die Zwischensparrendämmung. Dabei wird der Dämmstoff zwischen den Sparren eingebracht. Ein Nachteil dabei ist, dass die Sparren so zu Wärmebrücken werden. Angestrebt wird also eine homogene Dämmschicht. Die Dämmung unter Sparren scheidet dabei oft aus, weil dadurch das Wohnraumvolumen reduziert wird.
Eine durchgehende Dämmschicht auf dem Dach stellt eine optimale Lösung dar. Sie erlaubt zusätzlich die Einbeziehung der Dachunterkonstruktion oder von Teilen davon als gestalterische Elemente in den Wohnbereich (Sichtdachstuhl). Durch die Aufdachdämmung erhöht sich zwar das Dach, doch die geltende Rechtsprechung erlaubt dies sogar bei Doppel- oder Reihenhäusern.
Für zahlreiche Maßnahmen, die der energetischen Optimierung eines Gebäudes dienen, stellt die KfW-Bank (Adresse siehe Kasten) Fördermittel und zinsgünstige Darlehen zur Verfügung, so etwa mit den KfW-Programmen 151/152 (Kredit Energieeffizientes Sanieren), 430 (Investitionszuschuss Energieeffizientes Sanieren) und 431 (Baubegleitung Zuschuss Energieeffizientes Sanieren).
Die Entscheidung für das Eindeckungsmaterial eines Daches hängt nicht selten von der Statik der Dachunterkonstruktion ab. Gerade bei der Sanierung von Dächern, die bisher z.B. mit Wellplatten eingedeckt waren, reduziert sich die Materialauswahl wegen des eher filigranen Dachstuhls erheblich. Eine Alternative für die Neueindeckung kann in einem solchen Fall z.B. eine Metalleindeckung sein mit einem relativ geringen Gewicht pro Quadratmeter Dachfläche.
Angebote genau prüfen
Vor jeder Auftragsvergabe steht das Angebot. Entschieden werden sollte die Auftragsvergabe erst, wenn mindestens zwei vergleichbare Angebote vorliegen. Vergleichbar heißt, dass die Angebote detailliert die Leistungen beschreiben und alle Leistungen (z.B. Gerüst, Entsorgungskosten) enthalten sind.
Empfehlenswert ist es, einen Dachdeckerbetrieb in der Region zur Angebotserstellung aufzufordern. Dieser Betrieb wird bei Reparaturen wohl schneller zur Stelle sein. Und er ist im Besitz der gesamten Unterlagen des von ihm erstellten Daches, sodass meist ein zusätzlicher Termin vor der Reparatur eingespart werden kann. Auch für die regelmäßige Wartung ist einem nahegelegenen Dachdeckerbetrieb der Vorzug einzuräumen.
Weitere Informationen ...... zu FördermittelnKreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) ... zur DachsanierungA1-Rex GmbH A.M.D. GmbH Rudolf Niedermeier Karl Schultz & Sohn GmbH Söllner & Sohn Vaitl GmbH & Co. Bedachung KG |