Dachaufstockung: Mehr Raum im eigenen Haus
Manchmal platzt ein Haus buchstäblich aus allen Nähten: Die Familie wächst, und der Nachwuchs beansprucht mehr Lebensraum. Oder Sie wollen daheim arbeiten und brauchen Büroräume. Vielleicht sehnen Sie sich auch einfach nur nach einem stillen Rückzugsort zum Entspannen. Wenn sich die Wohnbedürfnisse ändern, kann das Haus ohne Anbau oder Neubau mitwachsen. Für eine Dachaufstockung braucht es nicht einmal ein größeres Grundstück.
Es ist heute keine Seltenheit, dass ein zusätzliches Stockwerk auf ein bestehendes Gebäude gesetzt und der Wohnraum um eine komplette Etage erweitert wird. Immer mehr Eigentümer nutzen diese bauliche Möglichkeit, um mehr Raum im eigenen Haus zu gewinnen. Nicht nur in Städten, wo Bauland rar und teuer ist, sondern auch im ländlichen Bereich kann mit einer Aufstockung das bestehende Wohn- oder Nutzgebäude vergrößert und dabei gleichzeitig modernisiert werden.
Wer geschickt plant, wird dann mit lichtdurchfluteten Räumen und einem Plus an Wohnkomfort belohnt werden. Gleichzeitig erhöht sich der Immobilienwert. Ein weiterer Vorteil: Für die Baumaßnahme werden auf dem Grundstück keine Freiflächen zusätzlich versiegelt, und auch teure Erschließungskosten entfallen. Deswegen ist eine Dachaufstockung meist günstiger als ein Anbau.
Wie funktioniert eine Dachaufstockung?
Bevor es losgeht, gilt es, einige Dinge zu beachten: Zum einen müssen die baulichen Gegebenheiten des Hauses eine Aufstockung zulassen. Zudem spielt das Baurecht vor Ort eine wichtige Rolle.
Im Vorfeld der Planung sollte ein Statiker prüfen, ob die Grundmauern Ihres Eigenheims die zusätzliche Last einer Dachaufstockung tragen. Ebenso wichtig ist, zu ermitteln, ob der örtliche Bebauungsplan eine Erhöhung zulässt. Welche Giebelhöhe ist erlaubt? Wie viele Etagen darf ein Haus auf Ihrem Grundstück haben? In manchen Gegenden ist auch die Bauform vorgeschrieben, und es könnten besondere Naturschutzrechte gelten.
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Wichtig: Eine Dachaufstockung braucht immer die Genehmigung durch die untere Bauaufsichtsbehörde und muss unter fachlicher Bauaufsicht erfolgen. Gleichzeitig sind die energetischen Vorgaben des Gebäudeenergiegesetzes einzuhalten. Für die geplanten Maßnahmen holen Sie am besten vorab verschiedene Angebote von regionalen Handwerksbetrieben ein.
Varianten und Vorteile Grafik: Musterhaus.net GmbH
Bei einem Steildach lässt sich die Wohnfläche durch eine sogenannte Kniestockerhöhung vergrößern. Dabei wird das alte Dach hydraulisch angehoben, und die Außenwände an der Traufseite werden erhöht, in der Regel um ca. 80 cm. Die Dachschräge beginnt nun deutlich weiter oben. Dadurch entstehen höhere gerade Wände und fast 30 % mehr nutzbarer Raum.
Ältere oder instabile Dächer müssen meist abgetragen und dann mit höherem Kniestock neu errichtet werden. Oft werden dafür Fertig-Elemente in Holzrahmenbauweise genutzt – eine schnelle Lösung mit verhältnismäßig niedrigen statischen Belastungen.
Es kann auch ein komplettes Geschoss aufgestockt werden, wenn die Grundmauern ausreichend tragfähig sind und die statischen Berechnungen passen. Dann wird das alte Dach abgetragen, das neue Geschoss aufgebaut und am Ende das neue Dach aufgesetzt. Wer möchte, kann im Zuge der Baumaßnahme sogar die Dachform verändern – falls es der Bebauungsplan zulässt.
Bei einem Flachdach ist es meist etwas einfacher, ein neues Geschoss aufzusetzen. Mitunter kann das alte Dach noch als Geschossdecke genutzt werden. Das spart viel Zeit und Geld. Wenn die Gebäudesubstanz stabil genug ist, lassen sich auch zwei Etagen neu aufstocken. Das bedeutet bei gleichbleibender Gebäudefläche einen enormen Raumgewinn. Beliebt sind auch Aufstockungen mit einer Dachterrasse, die den Wohnkomfort deutlich steigert.
Holzbauweise wird gefördert
Foto: Kara/Adobe Stock
Generell haben sich bei Dachaufstockungen verschiedene Bauweisen etabliert: klassisch gemauert oder mit Stahl und Glas ausgeführt. Die Kosten dafür variieren stark. Am beliebtesten und kostengünstigsten sind Holzrahmenelemente für den Geschossaufbau und das neue Dach. In der Zimmerei vormontiert, werden die Fertigteile termingerecht auf die Baustelle geliefert und vergleichsweise schnell aufgesetzt. Das ist nicht nur zeitlich ein Vorteil.
Mit dem Holzbauförderprogramm „BayFHolz“ unterstützt der Freistaat die Aufstockung von Wohngebäuden in Holzbauweise auch mit einer Klimaprämie von maximal 200.000 Euro je Baumaßnahme. Förderanträge stellen Sie vor Baubeginn bei Ihrer örtlich zuständigen Behörde.
In Ihre Planung sollten Sie zudem eine gewerkübergreifende, unabhängige Energieberatung einbinden. Die Experten werden die sinnvollste Sanierungslösung für Ihr Vorhaben erarbeiten, nach Ihren Wünschen und anhand verbindlicher Sanierungs- und Dämmstandards.
Foto: Saint-Gobain Isover
Eine vorausgehende Energieberatung ist ohnehin zwingend, wenn Sie staatliche Förderungen beantragen möchten. Beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) können nach derzeitigem Stand beispielsweise förderfähige Kosten bis zu 60.000 Euro pro Wohneinheit im Kalenderjahr angerechnet werden – unabhängig von der Anzahl der Einzelmaßnahmen.
Vor dem ersten Beratungsgespräch sollten Sie ein Nutzungskonzept für die neuen Wohnräume erstellen. Wie wird die neue Etage aufgeteilt? Ist ein Nassbereich geplant? Gibt es eine innen liegende Treppe, oder ist ein separater Zugang von außen sinnvoll?
Hausinstallation mit einplanen
Wenn Sie die Wohnfläche vergrößern, könnte es sein, dass Ihre alte Heizungsanlage nicht mehr genug Leistung bringt. Wird sie ausgetauscht, muss die neue Heizungsanlage zu mindestens 65 % mit erneuerbarer Energie betrieben werden. Dieser Richtwert gilt ab Mitte 2026 in Großstädten und ab Mitte 2028 in allen Gemeinden. Die neuen Fördersätze für eine neue Heizung in der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) standen bei Redaktionsschluss der Januarausgabe noch nicht fest. Vorgesehen ist, dass Kosten von bis zu 30.000 Euro zu max. 70 % gefördert werden. Der max. Förderbetrag läge dann bei 21.000 Euro.
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Damit Sie sich in den neuen Räumen dauerhaft wohlfühlen, lohnt es sich, im Zuge der geplanten Gesamtmaßnahme auch über die Elektroinstallation ausführlich nachzudenken, möglichst gemeinsam mit einem Fachbetrieb. Mit einer großzügigen Planung vermeiden Sie spätere Einschränkungen durch fehlende Steckdosen und Schalter. Als Orientierungshilfe gilt die Richtlinie RAL-RG 678. Die Experten beraten Sie auch, wenn Sie Ihre neuen Wohnräume Smart Home-fähig gestalten wollen.
Foto: HUF Haus
Wenn es sich baulich anbietet, können Sie sich durch großzügige Fensterflächen viel Sonnen- und Tageslicht zunutze machen. Je höher die Fensteroberkante liegt, desto größer ist die Lichtausbeute. Bis zum Boden heruntergezogene Lichtbänder oder balkonähnliche Fenster bieten oft beeindruckende Ausblicke. Wichtig: Je mehr die Fenster der Sonne ausgesetzt sind, desto wichtiger wird der sommerliche Hitzeschutz.
Sind Solarmodule möglich?
Wenn das Dach aufgestockt wird, sollte immer geprüft werden, ob die Nutzung von Sonnenenergie individuell sinnvoll ist. Solarmodule erzeugen Strom oder Wärme und entlasten nicht nur das Heizsystem, sondern auch das Haushaltsbudget. Dadurch halten sich die Nebenkosten für die neuen Wohnräume in Grenzen.
Zudem werden Solarkollektoren mit einem Fördersatz von 25 % bezuschusst. Auch hier unterstützt die KfW-Bank mit Förderkrediten. Kein Wunder also, dass sich viele Eigenheimbesitzer dazu entscheiden, die Dachaufstockung mit einer durchdachten energetischen Sanierung zu verbinden. So steigen nicht nur der Wohn- und Lebenskomfort sowie der Immobilienwert, sondern es sinken auch die Energiekosten. Eine echte Win-Win-Situation auf allen Ebenen.
Weitere Informationen......zu FördermöglichkeitenBayerisches Holzbauförderprogramm (BayFHolz) Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) ... zur DachaufstockungFAKRO Dachfenster GmbH |