Unauffällig und versteckt, aber stets verfügbar: Bodentreppen


FakroFoto: Fakro Diese wärmegedämmte Bodentreppe ist für Gebäude vorgesehen, in denen Temperaturunterschiede zwischen den über die Treppe verbundenen beheizten und unbeheizten Räumen bestehen, wo es also Anforderungen an den Wärmeschutz gibt. Es gibt nur einen Weg nach oben. Das gilt auch für den Weg zum Speicher. Um sicher hinauf- und auch wieder hinunterzukommen, ist eine Treppe zum Speicher wichtig. Zudem wird der Speicher, oft ungeheizt, meist zur Lagerung von sperrigem Gut genutzt, nicht ständig aufgesucht und muss also, trotz Treppe, geschlossen sein.

Das erfordert etwas Be­son­de­res: eine Zwitterlösung. Und da kommen wir nun zu Wilhelm Frank. Der meldete 1935 nicht nur den industriell gefertigten Drehkipp-Beschlag für Fens­ter­flü­gel zum Patent an. Wilhelm Frank stellte auch zwei Jahre später die „Bodentreppe“* vor. Das war gut für Haus­be­woh­ner, denn nun ging es sozusagen platzsparend aufwärts.

*Anmerkung der Redaktion: In Bayern bezeichnet man den Dachboden in der Regel als „Speicher“. Da in der Fachsprache der Treppenbauer der Begriff „Bodentreppe“ ein feststehender Begriff für die zusammenschieb- bzw. -faltbaren Treppen zum Speicher ist, verwenden wir im Folgenden nur den Begriff „Bodentreppe“.

Damals wurde die Bodentreppe gefeiert. Heute wird sie oft recht stiefmütterlich behandelt, ja als nebensächlich abgetan. Das mag an ihrer Konstruktion liegen. Denn sie ist unauffällig und versteckt, zwar schnell verfügbar, aber nicht immer sichtbar.

Einige sogenannte Treppenstudios besorgen sie – auf Nachfrage – beim Baustoffhändler. „Das ist ein Baumarktartikel“, heißt es. Stimmt das?
„Cadet“, „LTK Thermo“, „Escafix“, „Liliput“, „Twinsafe“ oder „GT 2“: Bei der Namensgebung für Bodentreppen zeigen Hersteller ebenso viel Kreativität wie bei den unterschiedlichen Ausführungen und vielen Standardmaßen.

Elektro-AntriebFoto: Columbus-Treppen Diese Scherentreppe kann mit Elektro-Antrieb herab- und he­rauf­ge­fah­ren werden Die Größe des Speicherzugangs ist immer unterschiedlich. Meist ist er knapp bemessen. Deshalb kommt nur in wenigen Fällen auch eine feste Wendel- oder Raum­spar­trep­pe infrage. Nicht zuletzt ent­schei­det der generell zur Verfügung stehende Platz, welche Art von Bodentreppe erforderlich ist und was über den Aufstieg trans­por­tiert werden soll. Für Mini-De­cken­öff­nun­gen mit 70 x 50 cm kann z.B. eine Scherentreppe eingebaut werden. Und sollte nichts passen, lässt sich die Bodentreppe immer noch auf Maß fertigen.

 

Holz – der Klassiker

Es gibt sie als Holz-, Stahl -, Einschub- oder als Scherentreppe. Die wohl gängigste und bekannteste Variante ist die Einschubtreppe aus Holz, eine platzsparende Konstruktion ähnlich einer großen Leiter, mit zwei oder drei Segmenten, die ineinander geschoben werden. Oder die Elemente sind herausklappbar, und die Treppe ist auf einer passenden Klappe montiert. Diese Klappe wird dann samt Treppe nach oben eingeschwenkt und schließt bündig mit der Decke ab.

Einige vor allem ältere Modelle sind dabei oft recht ausladend, benötigen einen sogenannten Einschwenkplatz oder Schwenkraum auf dem Speicher – dort darf nichts stehen, weil sonst die Treppe nicht schließt. Moderne Aufstiege gibt es auch ohne Schwenkraumbedarf.

 

Auf Sicherheit achten

Bodentreppen sind meist etwas schmaler als normale Geschosstreppen. Bei sehr schmalen und oftmals steilen Bodentreppen besteht eine erhöhte Unfallgefahr, da die Stufen nicht besonders tief sind.

Bei einfachen, besonders bei älteren Ausführungen fehlt auch schon einmal ein Handlauf zum Festhalten. Der ist hilfreich und dient der Sicherheit, auch wenn er, wie bei manchen Bodentreppen, nur im oberen Drittel der Treppen angebracht ist. Sicherheit bringt außerdem ein auf dem Speicher an der Lukenöffnung montiertes dreiseitig umlaufendes Schutzgeländer.

Eine gute Treppe ist sicher. Schließlich finden über diesen Aufgang oftmals schwere Gegenstände den Weg auf den Speicher. Zudem muss die Treppe und besonders die einzelne Stufe auch noch das Gewicht der tragenden Person aushalten. Und da ist es gut zu wissen, dass Markenfabrikate aus Holz oft für Maximalbelastungen von 150 kg und mehr pro Stufe ausgelegt sind.

Durch eingefräste Rillen sind die Trittstufen zudem rutschfest, und durch eine spezielle Verbindung der Trittstufen mit den Holmen, der sogenannten Schwalbenschwanz-Verbindung, sind sie sehr haltbar.

 

Über allem schwebt die Energieeinsparverordnung

Was der Hausbesitzer auch plant oder macht, über allem schwebt die EnEV, die Energieeinsparverordnung. Die Bodentreppe kommt in der EnEV al­ler­dings gar nicht vor. Bei ständig steigenden Anforderungen an die Dämmung der obersten Geschossdecke dürfte das ein Lapsus sein. Schließlich sollte die EnEV Grundlage für Energieeinsparungen sein und kein ehrgeiziges Be­schäf­ti­gungs­pro­gramm für das Handwerk.

SchimmelbildungAbbildung: Wellhöfer Treppen Sind Bodentreppe und Einbau nicht dicht, ist der Wärmeschutz dahin: Warme Luft gelangt aus den Wohn­räu­men in den kühleren Dachraum, wo es zu Schimmelbildung kommen kann. „Bei der Energiebilanz für die Geschossdecke wird die Bodentreppe meistens ver­ges­sen. Doch die Bodentreppe unterbricht die Decke auf rund 1 m²! Zu einer verlässlichen Energiebilanz gehört also die Bodentreppe mit bau­teil­ge­prüf­tem U-Wert dazu“, beschreibt ein Treppenhersteller die Situation. Ein Diplom-Ingenieur geht in einem Internetblog sogar noch weiter: „Die Bo­den­trep­pen­öff­nung ist in Bezug auf Temperatur und Dampfdruck eine der am meisten belasteten Stellen im ganzen Gebäude.“

Geht es um Dämmung, orien­tie­ren sich Hersteller auch schon einmal an U-Wert-Vorgaben für das Bauteil Fenster. Und der beträgt 1,1 W/ m²K laut geplanter EnEV 2012. Aktuell sind es noch 1,3 W/m²K. So gibt es heute schon Bodentreppen mit U-Werten von 1,1 W/m²K bis hinunter zu 0,60 W/m²K.

Futterkasten und GeschossdeckeGrafik: Wellhöfer Treppen Wichtig ist die luftdichte Einbaufuge durch ein geprüftes Anschluss-System zwischen Futterkasten und Geschossdecke Wichtig für die Dämmwirkung ist der Aufbau der Bodentreppe. Die Einbaufuge zwischen Decke und Bodentreppe muss klein und vor allem luftdicht sein. Und die Luke ist im besten Fall vollflächig gedämmt. Für ältere oder bereits verbaute Bodentreppen kann zur zusätzlichen und nachträglichen Isolation von Deckenöffnungen eine Wärmeschutzhaube als Bausatz geliefert werden.

Aber nicht nur Kälte haben Hersteller im Visier. Auch Hitze, genauer der gemeine Brandfall, findet Niederschlag im Bodentreppen-Angebot: in feuerhemmender und feuerbeständiger Ausführung. Solche Treppen sollen nicht nur einen bequemen und sicheren Zugang zum Speicher schaffen, sondern stellen zugleich einen Schutz im Brandfall dar. Die Öffnungsklappe ist z.B. aus feuerbeständigen Materialien gefertigt und mit einer Dichtung ausgestattet, die unter Hitzeeinwirkung aufquillt.


BrandfallFoto: Fakro Diese Bodentreppe gewährt im Brandfall einen er­höh­ten Schutz. Die Öffnungsklappe ist aus feu­er­be­stän­di­gen Materialien gefertigt und mit einer unter Hitzeeinwirkung aufquellenden Dichtung aus­ge­stat­tet, was vor dem Eindringen von Feuer und Rauch in die darüberliegende Etage schützt.

Feuerhemmende Scherentreppen werden für Bereiche empfohlen, in denen eine klare Abtrennung des Feuers sichergestellt werden muss. Sie schützen vor dem Eindringen von Feuer und Rauch in Wohnräume im Obergeschoss, also direkt unter dem Speicher.

 

Per Stange oder Motor

Zum Öffnen und Verschließen der Bodentreppe muss auch heute noch meist eine Zugstange verwendet werden. Es sei denn, man greift tief in die Tasche und kauft eine elektrische Treppe, die sich per Motorkraft entfaltet und auch wieder zusammenfaltet.

Werner Ahlschwedt


 

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