Barrierefrei modernisieren: Komfortgewinn für Jung und Alt


Einfamilienhäuser:  Aufzug einbauenFoto: epr/Ammann & Rottkord Auch in Einfamilienhäuser lässt sich ein Aufzug einbauen, der nicht nur Geh­be­hin­derten, sondern ebenfalls Familien mit Kindern den Alltag wesentlich er­leich­tert.


Im Idealfall ist eine Wohnung so ausgestattet, dass sie für alle Lebenslagen geeignet ist, auch bei plötzlich auftretenden körperlichen Be­ein­träch­ti­gun­gen, wie z.B. nach einem Unfall, oder wenn mit zunehmendem Alter die Mobilität und Sensorik nachlässt. Oft genug ist es aber die Wohnung, die veränderten Lebensumständen eines Bewohners nicht mehr stand­hält und ihn zwingt, sie zu verlassen, weil er durch körperliche Beeinträchtigungen dort z.B. im Bad nicht mehr zurechtkommt. Ein Umzug aber bedeutet meist auch den Verlust der gewohnten Wohnumgebung und die Aufgabe von gewachsenen sozialen Beziehungen.

Damit ein Umzug auch bei körperlichen Beeinträchtigungen nicht notwendig wird, sollten Sie bei sowieso anstehenden Modernisierungsmaßnahmen gleich darauf achten, soweit möglich, barrierefrei umzubauen. Ein Mehr an Barrierefreiheit ist immer anzustreben, hilft bei Mobilitäts­einschränkungen und ist für alle, egal ob Jung oder Alt, ein Komfortgewinn (lesen Sie hierzu auch den nebenstehenden Text „Nicht ‚altersgerecht’, sondern ‚ge­ne­ra­ti­ons­gerecht’ bauen“).

Generell sollten folgende Dinge für einen möglichst barrierefreien Umbau eines Hauses/einer Wohnung bedacht werden:


Gute Beleuchtung, Sicherheit durch Kontraste

Bei baulichen Maßnahmen sollten Sie bedenken, dass z.B. die Hell-Dunkel-Adaptation der Augen mit dem Alter langsamer wird und auch jüngeren Sehbehinderten Probleme bereitet. Eine gute Beleuchtung der Wohnung ist Grundvoraussetzung für ihre gefahrlose Be­nut­zung. Auch Kontraste – z.B. dunkler Handlauf vor heller Wand – erhöhen die Sicherheit.


Schwellenfreiheit

Für Menschen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, ist ein schwel­len­frei­er Zugang zum Haus oder Balkon bzw. zur Terrasse ein unbedingtes Muss. Das betrifft natürlich auch das Innere einer Wohnung oder eines Hauses.

Wenn räumlich möglich, sollte eine Rampe mit maximal 6 % Steigung zum Zugang gebaut werden. Eine barrierefreie Erreichbarkeit von Balkon oder Terrasse ist heute technisch machbar. Wege zum Haus sollten er­schüt­te­rungs­arm zu befahren und leicht begehbar sein.


Das barrierefreie Bad

Das Bad ist der neuralgische Punkt in einer Wohnung. Bereits bei leichteren körperlichen Einschränkungen erweisen sich die meisten als zu eng. Will man bei Mobilitäts­ein­schrän­kungen in den eigenen vier Wänden bleiben, ist oft ein Badumbau unumgänglich. Doch hier ist professionelle Hilfe geboten.

Anzustreben ist eine bodengleiche Dusche, am besten mit einer Fläche von 120 cm x 120 cm. Sie kann im Erdgeschoss auch generell verwirklicht werden. Ein Duschsitz kann für Erleichterung sorgen.

Am Waschbecken sollten Sie sich auch im Sitzen die Zähne putzen können, die Ober­schen­kel sollten unter das Waschbecken passen. Auch bei den Armaturen gibt es große Unter­schiede: Am besten sind Standarmaturen, die mit einer Hand bedient werden können.

Anhand des folgenden Praxisbeispiels werden die Probleme beim barrierefreien Umbau verdeutlicht und Lösungsmöglichkeiten aufgezeigt:


Rollstuhlgerechter Umbau eines Dreifamilienhauses

Terrasse sollte schwellenfrei erreich­bar seinFoto: Klingseisen Die Terrasse sollte heute immer schwellenfrei erreich­bar sein. nachträglicher Einbau einer RampeFoto: Klingseisen Der nachträgliche Einbau einer Rampe ist in der Regel kein Problem. Zur Situation: Mutter, Vater, vier Kinder, das jüngste schwerbehindert im Rollstuhl.

Das Haus stammt aus den 1960er Jahren, bei ihm stand sowieso eine grundlegende Sa­nie­rung an: Erneuerung des Daches mit entsprechender Dämmung, neue Fenster, Wärme­dämm­ver­bund­system für die Fassade, Umstellung der Heizung von Heizöl auf Pellets, Unter­stützung der Warmwasserbereitung durch Solarthermie, ein neues Bad für jedes Stockwerk und ein rollstuhlgerechter Umbau für das Erdgeschoss mit einem Plattformlift im Treppenhaus, damit das behinderte Kind seine Geschwister in den oberen Geschossen besuchen kann.

Diese Sanierung wurde verbunden mit einem Anbau, der im Keller als Lagerraum für die Pellets dient, im Erdgeschoss das Esszimmer aufnimmt und in Verbindung mit der Küche und dem Wohnzimmer das kommunikative Zentrum der Familie ist.

Rollstuhlgerechte Maßnahmen waren der Einbau einer Rampe und eines neuen Haus­ein­gangs­po­des­tes, die Herstellung eines schwellenfreien Zugangs zum Haus, der Umbau des Bereiches Bad, WC und Diele zu einem rollstuhlgerechten Bad, die Herstellung von schwel­len­freien Zugängen zur neuen und alten Terrasse.

Bei diesem Umbau wurde aber auch im gesamten Haus darauf geachtet, die barrierefreie Bauweise konsequent durchzuhalten: So wurden z.B. sämtliche Türdrücker und Licht­schal­ter in einer Höhe von nur 85 cm angebracht, damit sie vom Rollstuhl aus gut erreichbar sind.

Michael Klingseisen

 

Nicht „altersgerecht“, sondern „generationsgerecht“ bauen


Sibylle Banner, Vizepräsidentin des Eigenheimerverbandes Bayern


Sibylle Banner, Vizepräsidentin des Eigenheimerverbandes Bayern, macht sich weiter stark für den Begriff „generationsgerechtes Bauen und Wohnen“. Immer wieder ist von alters­gerechtem Leben und Wohnen zu lesen, was nicht mehr zeitgemäß und im Grun­de falsch ist. Der Begriff „altersgerecht“ suggeriert Rückständigkeit und sollte in fa­mi­lien­ge­rech­tes oder generationsgerechtes Wohnen umbenannt werden.

Nicht nur Senioren bevorzugen barrierefreies Wohnen bzw. benötigen diese Art des Wohnens, auch Familien mit Kindern sehen darin große Vorteile. Breite Türen, stufen­lose Eingänge und Duschen ohne Schwellen sind für Jung und Alt sinnvoll und an­ge­nehm. Hier will der Verband der Eigenheimer zusammen mit Verantwortlichen aus Politik und anderen Verbänden nach Lösungen suchen, um durch vermehrte Nutzung die Kosten für solche Maßnahmen entsprechend zu senken.

 

Informationsadressen


... zum Umbau

Bavaria Treppenlift
Tel. 0 89/3 51 79 76
www.bavaria-treppenlift.de

Beratungsstelle Wohnen Stadtteilarbeit e.V.
Tel. 0 89/35 70 43-0
www.verein-stadtteilarbeit.de

Stiftung MyHandicap gemeinnützige GmbH
Tel. 0 89/76 77 69 7-0
www.myhandicap.de

Riedl-Aufzugbau GmbH & Co. KG
Tel. 0 89/9 00 01-0
www.riedl-aufzuege.de

SANA Treppenlifte AG
Tel. 09 11/2 74 03 80
www.sana-treppenlifte.de

Bauzentrum München
Tel. 0 89/54 63 66-0
www.muenchen.de/bauzentrum


... zu Fördermitteln

Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW)
Tel. 08 00/5 39 90 02
(kostenfreie Servicenummer)
www.kfw.de

 

Infos rund ums barrierefreie Wohnen und Bauen

Fachtag zum barrierefreien Wohnen

Viele Menschen können aufgrund gesundheitlicher Einschränkungen oder einer Behinderung nur eingeschränkt an unserem Lebensalltag teilhaben. Der Fachtag „Wohnen in München – auch mit Behinderung und Einschränkungen!“ am Freitag, dem 18. November 2016, von 9 bis 16 Uhr, im Bauzentrum der Landeshauptstadt München, hat sich zum Ziel gesetzt, Anregungen und Informationen anzubieten und zu zeigen, wie das Wohnen und das Wohnumfeld an veränderte Lebenslagen anpasst werden kann. Weitere wichtige Themen sind flexibel nutzbare Grundrisse für alle Lebenslagen und die Beseitigung von baulichen Barrieren.

Diese Veranstaltung richtet sich sowohl an Fachleute als auch an Bürgerinnen und Bürger und soll die Vernetzung und Kooperation der Fachleute und Initiativen unter­ei­nan­der verbessern und Betroffene über die vorhandenen vielfältigen Beratungs- und Unterstützungsangebote in München informieren.


Veranstaltungsort und Infos

Bauzentrum München, Willy-Brandt-Allee 10,
81829 München (Messestadt Riem), Tel. 0 89/54 63 66-0,
www.muenchen.de/bauzentrum


Literaturtipps

Broschüre „Wohnen in allen Lebensphasen“

Oberste Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern, für Bau und Verkehr (Hrsg.): „WAL – Wohnen in allen Lebensphasen. Nachuntersuchung der Pilotprojekte aus dem Modellvorhaben des Experimentellen Wohnungsbaus“. 97 Seiten. Farbig bebildert. Sie können die Broschüre kostenlos unter www.bestellen.bayern.de > Inneres, Bau und Verkehr aus dem Internet herunterladen.

Die Broschüre gibt nützliche Empfehlungen und wertvolle Planungstipps für alters­gerechte und barrierefreie Wohnungen.


Ratgeber zum barrierefreien Bauen und Umbauen

Bauherren-Schutzbund e.V. (Hrsg.):

1. Ratgeberblatt „ABC Altersgerechter Umbau“. 2 Seiten.
Sie können das Infoblatt kostenlos unter www.bsb-ev.de aus dem Internet herunterladen.

2. Ratgeber „Bauen und Wohnen ohne Barrieren“. 6 Seiten.
Sie können diesen Ratgeber unter www.bsb-ev.de gegen eine Schutzgebühr von 3 Euro zuzüglich Versandkosten bestellen.

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