Sommerhimbeeren – reiche Ernte im Juni und Juli

Sommerhimbeere ‘Meeker’Fotos: Buchter-Weisbrodt Im Hausgarten hat sich die vi­rus­to­le­ran­te, ertragreiche und sehr wüch­si­ge Som­mer­him­beere ‘Meeker’ bewährt. Bei den Himbeeren un­ter­schei­den wir Sommerhimbeeren (auch einmal tragende Him­bee­ren genannt) und Herbsthimbeeren, die auch als remontierende Himbeeren bezeichnet werden. Kaum ein Jahrzehnt, nachdem die Herbstsorte ‘Autumn Bliss’ in den Handel kam, überrundeten Herbst­him­bee­ren die bis dahin zu über 95 % im Haus­gar­ten vertretenen Som­mer­him­beer­sor­ten. Die Gründe hierfür liegen auf der Hand: einfache Erziehung, keine Rutenkrankheiten, hoher Ertrag bis zum Frostbeginn und bei geschickter Kulturführung auch Nasch­früch­te ab Anfang Juni (siehe Erntetipp).

Insbesondere die kompakt wachsende, überaus robuste ‘Autumn Bliss’ machte es leicht, den sensibleren und arbeitsintensiven Sommerhimbeeren den Rücken zu kehren. Im Wind­schat­ten dieser erfolgreichen Herbst­sor­ten folgten bald zahlreiche Neu­züch­tun­gen, zunächst im Jahr 2000 ‘Himbo-Top’, die größere, hellere Früchte liefert als ‘Autumn Bliss’. Später kamen Sorten wie ‘Polana’ und ‘Polka’ hinzu.

 

Lohnende Sommersorten

Dass sich im Hausgarten dennoch Sommerhimbeeren finden, liegt an den heute robusteren Sorten und der höheren Erntemenge im Juni/Juli. Manchmal ist es auch erwünscht, einen überschaubaren, kompakten Erntezeitraum zu haben, gerade wenn man die Früchte ein­ko­chen oder einfrieren möchte.


Sommerhimbeeren einkochen Sommerhimbeeren wie ‘Meeker’ reifen in einem kurzen Zeitfenster im Frühsommer. Das ist vorteilhaft für das Einkochen und Einfrieren.


Die richtige Sortenwahl ist bei den einmal tragenden Himbeeren besonders wichtig. Sind die Züchtungen nicht virustolerant, also widerstandsfähig gegenüber typischen Himbeerviren, bauen die Bestände rasch ab. Ein schwacher Neuaustrieb, geringe Erträge, kleine und teilweise verkrüppelte Früchte sind die Folge. Zudem bietet das kränkliche Er­schei­nungs­bild keinen erbaulichen Anblick.

Viruserkrankungen werden durch Blattläuse, Zikaden oder Pollen aus befallenen Beständen in der Umgebung übertragen. Inzwischen gibt es eine Auswahl widerstandsfähiger Sorten, die gut 20 Jahre vital bleiben. Neben den Züchtungen von Dr. Rudolf Bauer aus den 1970er Jahren (u.a. ‘Ru­trago’, ‘Rusilva’, ‘Rumiloba’) werden weitere Resistenzzüchtungen aus Ka­na­da angeboten. Darunter ist auch die im Erwerbsanbau verbreitete, aber im Wuchsverhalten schwierige ‘Tulameen’.

Im Hausgarten hat sich die virustolerante, ertragreiche und sehr wüchsige ‘Meeker’ am besten bewährt. Da sie zudem aromatisch und tro­cken­heits­ver­träg­lich ist, besetzt sie seit über 25 Jahren den Spitzenplatz unter den Sommerhimbeeren.

 

Erfolgreicher Anbau

An das Klima stellen sommertragende Himbeeren geringe Ansprüche. Gut ausgereifte Ruten sind frosthart. Wildformen wachsen auch in hohen Berglagen und nördlichen Regionen. Von Natur aus schätzt die Himbeere luftfeuchte, nicht übermäßig heiße Lagen, kommt im Garten also auch mit Halbschatten zurecht.

Da Himbeeren spät blühen, treten kaum Schäden durch Frühjahrsfröste auf. Die aus lichten Wäldern stammende Himbeere bevorzugt gut durchlüftete, frische, humose Böden mit leicht saurem pH-Wert um 5,5 bis 6,5. Die Wurzeln reagieren sehr empfindlich auf Luft­man­gel im Boden – nasse, verdichtete, tonhaltige und humusarme Standorte eignen sich daher nicht.

 

So gedeihen Ihre Himbeeren

Während sich die Früchte entwickeln, ist der Wasserbedarf hoch, wobei ‘Meeker’ ver­gleichs­wei­se gut mit trockeneren Phasen zurechtkommt. Da Himbeeren zu den Flach­wurz­lern zählen, leiden besonders die nicht mit Kompost abgedeckten Bestände rasch unter Wassermangel. Himbeeren benötigen regelmäßige, aber nicht zu reichliche Wassergaben, eine Mulchschicht ist unerlässlich. „Nasse Füße“ vertragen Himbeerpflanzen aber grund­sätz­lich nicht.

Die Erziehungsformen für Sommerhimbeeren sind vor allem in Bezug auf die Gerüstform verschieden. Das aufwändige V-Gerüst hat sich wenig bewährt. Effektiver ist ein Gerüst mit zwei waagerecht gespannten Doppeldrähten oder drei Einzeldrähten.

Im ersten Jahr sollten nicht mehr als drei neu ausgetriebene Ruten je Pflanze verbleiben. Sie tragen im Folgejahr Früchte und werden unmittelbar nach der Ernte dicht über dem Boden abgeschnitten.

Ab dem dritten Jahr wählen Sie pro Pflanze sieben gesunde Ruten aus, wenn diese etwa 30 cm hoch sind, und schneiden alle weiteren Neutriebe bodennah ab. Von diesen sieben Ruten werden nach dem Abschneiden der abgeernteten Altruten je nach Erziehungssystem und Vitalität die vier bis maximal sechs kräftigsten im Sommer am Gerüst befestigt.

Als Faustregel gilt: Zehn Ruten je Meter Himbeerreihe. Ruten, die über 2 m lang sind, sollten nach Ende des Winters auf eine Länge von 20 cm über dem obersten Gerüstdraht gekürzt werden.

Dr. Helga Buchter-Weisbrodt

 

Unser Erntetipp

Herbsthimbeeren doppelt beernten

Bei Herbsthimbeeren ist zusätzlich eine kleine Sommerernte möglich, wenn Sie nach dem Blattfall folgendes „Schnittmuster“ anwenden: Die Ruten werden nicht bodennah entfernt, sondern nur die oberen, abgetragenen Teile der Jahresruten abgeschnitten, also der Bereich, der Fruchtstände bzw. Seitentriebe hatte. Der untere Teil bleibt für die Frühsommerernte im kommenden Jahr stehen, die aber nur etwa zwei Wochen dauert und keine sehr hohen Erträge liefert. Nach dieser Zweiternte im Frühsommer sterben die Triebe ab und werden unver­züglich bodennah abgeschnitten.

Dieser zweite Ertrag im unteren Bereich der Vorjahresruten schwächt jedoch die Pflanzen. Es treiben weniger und dünnere Jahresruten aus, und somit gibt es eine kleinere und kürzere Herbsternte. Ein Kompromiss, der schon im Juni Himbeernaschen ermöglicht, ohne den Bestand zu schwächen, ist auch möglich. Hierbei kürzen Sie nur an einem bis maximal zwei Trieben je Pflanze die abgetragene „Ertragszone“ ein und schneiden alle übrigen Triebe bodennah ab. Der Rest der eingekürzten Ruten bringt im Juni einige Naschfrüchte und wird danach sofort entfernt. Zeigt der Bestand Ru­ten­krank­hei­ten, sollten Sie unbedingt im Spätherbst alle Triebe entfernen.

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