So geht Gemüseanbau in trockenen Zeiten

Von frühen Saaten bis Winteranbau

Salat, WinterFoto: Buchter-Weisbrodt
Dass einmal Halbschattenlagen die begehrtesten Standorte im Garten sein würden, hätte noch vor ein paar Jahren niemand gedacht. Gerade für den Anbau von Gemüse gab es oft kaum genug vollsonni­ge Gartenbereiche. Die letzten Sommer haben aber gezeigt, dass es nun an Bee­ten mangelt, die nicht der Mittagshitze schutzlos ausgeliefert sind. Selbst die Wärme lie­ben­den Tomaten benötigten an einigen Hitzetagen über Mittag einen Son­nen­schutz mithilfe von Vliesen.

Und die Gemüsebohnen setzten nur an eher schattigen Plätzen und erst gegen Spätsommer Hülsen an. Damit Sie auch weiterhin ohne allzu großen Aufwand in Ihrem Garten erfolgreich Gemüse anbauen können, ist es notwendig, dass Sie den geänderten Klimabedingungen mit einer ent­spre­chend angepassten Kulturführung und Arten- und Sortenwahl begegnen. Hierbei kommt den Hobbygärtnern zugute, dass die Vegetationsperiode deutlich länger geworden ist: Rund zwei Wochen früher und je nach Wit­te­rungs­ver­lauf im Spätherbst mindestens vier Wochen länger dauert sie in der Regel.

Mit diesem Wissen fällt es vielleicht auch leichter, im Hochsom­mer das eine oder andere Beet unbestellt zu lassen oder einfach dem Wildkraut, das Hitze und Trockenheit widersteht, in den heißesten Wochen seinen Lauf zu lassen. Diese Bodenbedeckung schützt zugleich vor zu viel Verdunstung. Ein Kraut, das hierbei besonders punk­tet, ist Sommerportulak.


Wasser sparen ist das A und O

MulchFoto: Flora Press/Otmar Diez Mulchen, z.B. mit Rasenschnitt, ist das oberste Gebot, um die Verdunstung zu reduzieren.

Die Klimaveränderungen bringen nicht nur höhere Sommertemperaturen mit sich, auch die Niederschläge sind anders verteilt: Es gibt gehäuft längere Trockenphasen im Sommer. In manchen Regionen wurde wegen Was­ser­knapp­heit schon in mehreren Sommern die Bewässerung von Gartenflächen mit Leitungswasser verboten. Diesem Mangel können Sie auf zwei Ebenen begegnen: erstens mit dem Anbau von Gemüsearten, die entweder ihre Hauptwachstumsphase in wasserreichen Monaten haben oder von Natur aus wenig Wasser benötigen, zweitens durch Maßnahmen, die das Verdunsten von Wasser minimieren. Das Mul­chen der Beete gilt hierbei als oberstes Gebot.

Interessant sind Kulturen, die über den Winter wachsen, was dank milderer Winter in immer mehr Regionen möglich ist. Auch Arten und Sorten, die schon bei niedrigen Bodentemperaturen keimen und somit früh im Jahr in die Erde können, gewinnen an Bedeutung. Sie nutzen die Winterfeuchte besser aus (Näheres siehe Kasten unten).

Aussaatoto: mauritius images/Alamy Stock Photos/Wlodzimierz Dondzik Säen Sie Zuckererbsen 4 cm tief mit einem Kornabstand von 5 cm.

Kritischer zu betrachten sind Gemüsearten, die eine sehr lange Wachs­tums­zeit haben, also die Beete viele Monate belegen, selbst wenn sie schon Anfang März gesät werden können. Wurzelgemüse wie Pastinaken, Wur­zel­pe­ter­silie, Schwarzwurzeln, Haferwurzeln oder Nachtkerzenwurzeln brauchen fünf bis acht Monate von der Aussaat bis zur Ernte. Sie bele­gen nicht nur die Beete sehr lange, sie brauchen in dieser ausgedehnten Zeit auch viel Wasser, zumal sie den ganzen Hochsommer, teils bis weit in den Herbst hinein, gegossen werden müssen.
 

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So früh wie möglich säen

Um die Winterfeuchte auszunutzen, muss die Gemüsekultur so früh wie möglich beginnen. Jetzt ist natürlich der Gartenbereich gefragt, der am meisten Sonneneinstrahlung bekommt, weil sich hier der Boden rascher erwärmt. Ein gutes Dutzend Arten können je nach Jahreswitterung oft schon im Februar ins Freiland: Petersilie, Puffbohne, Zuckererbse, frühe Möh­ren­sor­ten, Spinat, Radieschen, Rucola und Frühlingszwiebeln, bedingt auch Schnittsalat und Gartenkresse.

Je milder die Region, desto zeitiger können Sie mit der Aussaat beginnen. In raueren Lagen sollten Sie aber den März abwarten, und in Hochlagen kann auch das noch zu früh sein.


Zuckererbsen im Februar

ZuckerschotenFoto: Buchter-WeisbrodtBei den Langtagpflanzen nutzen Sie mit der frühestmöglichen Aussaat nicht nur die Winterfeuchte besser aus, der Ertrag fällt auch höher aus, da der Fruchtansatz von der Tageslänge abhängt. Klassisches Beispiel ist die Zuckererbse. Die Angaben gelten auch für Erbsen. Die meisten Erbsen-Sorten sollten Sie aber zwei bis drei Wochen später im Freiland aus­säen, da sie etwas höhere Wär­meansprüche haben. Günstig ist es, wenn Sie Erbsen im Februar auf der Fensterbank vorkultivieren.

Zuckererbsen benötigen eine Mindestkeimtemperatur von 5 °C, ab 10 °C laufen die Samen aber rascher auf. Für einen richtig guten Fruchtansatz sollten Sie das Saatgut spätestens bis Ende März in den Boden bringen, da die Bildung der Blattmasse bzw. die Anlage der Blüten über die Tageslänge gesteuert wird.

Von der Aussaat bis zur Ernte vergehen je nach Sorte 75 bis 90 Tage. Säen Sie die Samen 4 cm tief mit einem Kornabstand von 5 cm in Doppelreihen mit 100 cm Abstand zwischen den Doppelreihen und 25 cm zwischen den beiden Reihen. Das Abdecken mit Vlies fördert das Keimen und schützt vor Vogelfraß. Sind die Pflanzen handhoch, entfernen Sie das Vlies, häufeln die Stängelbasis leicht an und erstellen für hochwachsende Sorten eine Rankhilfe aus Maschendraht oder Reisig.


Zukunftspflanze der WHO: Portulak

Portulak, BeetFoto: Buchter-Weisbrodt
Gemüse- oder Sommerportulak (Portulaca oleracea) ist für den Landwirt Unkraut, für den Koch ein Edelgemüse, für den Heilkundigen eine Arznei und für die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Zukunftspflanze schlechthin: Sie übersteht Hitze und Trockenheit problemlos und ist dabei so gehaltvoll wie kaum eine andere Gemüseart.

Die robuste einjährige Pflanze aus Vorderasien wird gekocht als Gemüse oder frisch als Salat gegessen. Die knackigen Blätter und Stängel schmecken erfrischend mild-säuerlich bis salzig-nussig. Der Geschmack erinnert an Brun­nenkresse, aber ohne das typische Aroma der Kreuzblütler. Sie ist eine der einfachsten Gartenkulturen, braucht nur wenig Wasser und Nährstoffe und kennt keine Schaderreger. So lästig Por­tulak als Unkraut sein kann, so unglaublich vielseitig sind die Gesundheitswirkungen dieser uralten Heilpflanze.

PortulakFoto: Buchter-Weisbrodt
Sie können Portulak von Ende Mai bis Anfang August auf leichten, eher kargen, ab 20 °C warmen Böden aussäen. Sie kön­nen entweder breitwürfig aussäen, dann müssen Sie die Jungpflanzen auf 15 x 15 cm vereinzeln, oder Sie säen in Reihen aus mit 15 cm Abstand in der Reihe und 20 cm Abstand zwischen den Reihen.

Bedecken Sie den Lichtkeimer nur hauchdünn mit Erde. Portulak liebt sandigen Boden, viel Sonne und Wärme, er verträgt keine Staunässe. Auch, wenn Portulak als Blattsukkulente mit sehr wenig Wasser auskommt, sollten Sie ihn wenige Tage vor der Ernte wässern. Dann sind die Blätter praller, saftiger, fleischiger und knackiger.

Wenn Sie die Pflanzen einmal schneiden wollen, ist der Erntetermin fünf Wochen nach der Aussaat, ehe die Blüte einsetzt und die Blätter bitter schmecken. Wenn Sie nur die Triebspitzen schneiden oder abzupfen, bildet die Pflanze zwei Seitentriebe, die Sie wieder an der Spitze kappen können, sodass die Pflanzen richtig buschig werden. Damit können Sie schon drei Wochen nach der Aussaat beginnen.

Der Ertrag steigt dann zwar, das Verfahren ist aber recht arbeits­aufwändig. Erwerbsanbauer schneiden deshalb die ganze Pflanze nach vier bis fünf Wochen ab und säen bis Mitte August laufend weiter aus, sodass sie so weitere Ernten erzielen.

 

Im Herbst säen, im Frühjahr ernten

Winterfeste Salate und andere Gemüsearten sorgen nicht nur dafür, dass die Beete nicht unbedeckt in den Winter gehen, sie helfen auch, Wasser zu sparen, indem sie die sowieso vorhandene Winterfeuchte nutzen. Das schlägt gerade bei wasserintensiven Kulturen wie Kohl zu Buche. Während Grünkohl und Rosenkohl gängige Wintergäste sind, steht der hoch attraktive Winterblumenkohl vergleichsweise selten auf dem Anbauplan. Feldsalat ist nicht nur gesund, er wirkt dank seines tiefen Wurzelwerks auch als ausgezeichnete Gründüngung. Neben den vertrauten winterfesten Zichoriensalaten wie Zuckerhut und Endivie sollten Sie auch den apar­ten Postelein und den überaus attraktiven Winterkopfsalat einplanen. Knoblauch und Wintersteckzwiebeln belegen die Beete bis zum nächsten Mai. Dagegen sind Herbstrüben bzw. die Teltower Rübchen Kulturen, die zwar auch im August gesät werden, aber schon im Oktober/November das Feld räumen, also genau zum Saatzeitpunkt der Wintererbse.

 

Dr. Helga Buchter-Weisbrodt

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