Zimmer-Orchideen: Neue Vielfalt braucht richtige Pflege

VandeenFoto: Deutsche Orchideen-Gesellschaft Auch äußerst dekorativ sind die Blüten der Vandeen. Die Pflanzen benötigen viel Licht. Seit Jahrhunderten schon fühlen sich die Menschen von Or­chi­deen bezaubert – ihrer exotischen Blü­ten, ihres Duftes oder ihrer ge­heim­nis­vol­len Herkunft wegen. Generationen von Glücksrittern und Abenteurern setzten ihre Ge­sund­heit und sogar ihr Leben aufs Spiel, um immer neue Arten als ers­te zu entdecken, in der Hoffnung, da­mit ein Vermögen zu machen.

Schwindelerregende Preise wurden von wohlhabenden Eu­ro­päern für solche Pflan­zen bezahlt. Die teuerste jemals versteigerte Or­chidee ist eine Pflanze von Odontoglossum crispum, die wäh­rend des absoluten Höhepunktes des Orchideenfiebers im 19. Jahr­hundert für umgerechnet 7000 Euro ihren Besitzer wechselte. Die­se Zeiten sind lange vorbei.

Heute sind Orchideen dank moderner Massenvermehrung für je­dermann erschwinglich. Geziel­te Züchtung hat überdies Sorten hervorgebracht, die auch auf der Fensterbank gedeihen. Und es muss nicht immer Phalaenopsis sein. Die Vielfalt kennt keine Gren­zen, Formen und Farben gibt es für jeden Geschmack.

 

Vielfalt zu erschwinglichen Preisen

Wer heute eine Orchideenausstellung besucht, wird beeindruckt sein von der Vielfalt an Arten, Sorten, Farben und Formen. Wenn auch nicht mehr zu astronomischen Preisen zu bekommen, so gehören viele Orchideen dennoch zu den exklusiveren und hochpreisigeren Zimmer­pflanzen. Eine gezielte Pflege sollte daher erfolgen, damit die Freude an den besonderen Pflanzen lange währt.

OncidienFoto: Deutsche Orchideen-Gesellschaft Besonders schmuckvoll sind Oncidien mit ihren langen überhängenden, oft vielfach verzweigten Blütenständen
Für jahrelange Blüherfolge ist auch die richtige Pflanzenauswahl ent­schei­dend. Deshalb kauft man Orchideen möglichst in einer Fachgärtnerei. Hier erhält man gesunde, kräftige Pflanzen und sachkundigen Rat. Daneben gibt es einige Grundregeln, die für alle Orchideen gelten:

 

Wasser von unten und oben

Orchideen mögen kein kalkhaltiges Wasser. Daher sollte möglichst Re­gen­was­ser oder abgestandenes Leitungswasser verwendet werden, auf keinen Fall destilliertes Wasser.

Im Sommer wollen Orchideen reich­lich gegossen werden, im Winter sparsam. Zwischendurch aber müssen die Wurzeln immer gut abtrocknen (der Topf fühlt sich dann leicht an). Es darf kein Wasser im Übertopf oder Untersetzer stehen bleiben.

Auch Wasser in den Blattachseln oder im Herz führt schnell zu Fäulnis. Mit einem Stück Zelltuch lässt es sich leicht aufsaugen. Bei Hitze im Sommer oder trockener Heizungsluft im Winter lieben Orchideen es, wenn man sie leicht mit Wasser übersprüht, doch bitte nicht abends und nicht bei Sonneneinstrahlung!

OdontoglossenFoto: Deutsche Orchideen-Gesellschaft Odontoglossen bezaubern mit ihren farbenprächtigen, haltbaren Blüten. Sie stehen im Sommer gerne im Freien.

 

Futter, Licht und Wärme

Für die Ernährung sollte ausschließlich Orchideendünger zum Einsatz kommen, wobei zwischen den Düngergaben immer wieder mit ungedüngtem Wasser durchgespült werden soll.

Orchideen stehen gerne hell, mögen aber keine direkte Sonne im Sommer. Optimal sind Ost- und Westfenster. An Südfenstern muss von Frühsommer bis Herbst schat­tiert werden. Sie mö­gen viel Frischluft, jedoch keine Zugluft. Im Sommer ist ein Freilandaufenthalt in halbschattiger Lage auf Balkon, Terrasse oder im Garten für viele Arten vorteilhaft.

Tagsüber mögen es Orchideen ger­ne warm bei Temperaturen zwischen 18 °C und 25 °C, nachts bis auf 15 °C absinkend. Etwas höhere Temperaturen im Sommer wer­den durchaus vertragen.

 

Pflege und Schädlingsbekämpfung

Beim Umtopfen sollten nicht zu große Töpfe und niemals normale Blumenerde verwendet werden, sondern fertiges Orchideensubstrat vom Fachhändler. Die Pflanze sollte fest im Topf sitzen.

Bei trockener Wärme neigen weich­laubige Orchideen manchmal zu Thrips­be­fall, der die Blätter silbrig aussehen lässt. Auch Schildläuse kommen öfter vor. Häufig hilft es schon, die ganze Pflanze, besonders die Unterseiten der Blätter, mit lauwarmem Wasser abzuspülen und dabei die Plagegeister mit den Fingern abzureiben.

Foto: Deutsche Orchideen-GesellschaftFoto: Deutsche Orchideen-Gesellschaft

 

Schönheiten für die Fensterbank

Die meisten der nachfolgend aufgeführten Orchideen blühen einmal im Jahr. Da es sich um Hybriden, d.h. Kreuzungen mehrerer Arten, handelt, richtet sich die Blütezeit nach den beteiligten Kreuzungspartnern. Durch ge­schickte Auswahl kann man das ganze Jahr über blü­hen­de Pflanzen im Zimmer haben.

Cattleyen und alle Kreuzungen mit ihnen haben große, häufig duftende Blüten in Weiß, Gelb, Rosa und Pink. Sie mögen viel Licht und Wärme während der Wachstumsphase und eine kühlere, trockenere Ruhezeit. Sie blü­hen meist einmal im Jahr für drei bis fünf Wochen. Freilandaufenthalt im Sommer.

Cymbidien können sich zu üppigen Pflanzen entwickeln. Ihre wachs­artigen Blüten strahlen von weiß über gelb, orange, grün bis hin zu rosa, rot, bräunlich oder fast schwarz. Die meisten Sorten kann man im Sommer mit anderen Kübelpflanzen auf der sonnigen Terrasse pflegen, wo sie viel Wasser und Dünger benötigen. Erst kurz vor dem ersten Frost müssen sie an einen kühlen, hellen Ort umziehen. Dann wird kaum noch gegossen und nicht mehr gedüngt. Die Blüten erscheinen im Winter und sind viele Wochen haltbar.

DendrobienFoto: Deutsche Orchideen-Gesellschaft Dendrobien begeistern durch sehr unterschiedliche Formen und Farben Dendrobien begeistern durch sehr un­ter­schied­li­che Formen und Farben. Ebenso un­ter­schied­lich sind ihre Temperaturansprüche wegen ihrer Herkunft aus asiatischen Gebirgs- oder Tieflandlagen. Hybriden von Den­dro­bi­um phalaenopsis mögen es durchgehend warm, während Dendrobium-nobile-Hybriden zur Blüteninduktion einen Temperatursturz auf nahe 0 °C benötigen.

Odontoglossen und Miltonien haben farbenprächtige, haltbare Blüten und lieben einen Frei­land­aufent­halt im Sommer. Trockene Wärme bekommt ihnen nicht. Sie neigen dann zu Ziehharmonikablättern, die sich nicht richtig entfalten. Ein Fenster ohne direkte Sonneneinstrahlung ist geeignet und häufiges Übersprühen ratsam. Die Töpfe sollten nie ganz austrocknen. Im Win­ter etwas trockener und küh­ler halten.

Oncidien bestechen durch ihre langen überhängenden und häufig viel verzweigten Blütenstände, die bis zu zwei Monate halten. Sie blühen meist einmal im Jahr, hauptsächlich in Gelb und Braun, und werden etwas wärmer, sonst aber ähnlich wie Odon­toglossum / Miltonia gepflegt.

Paphiopedilen, die Frauenschuhe, entwickeln an jedem Blütenstand nur eine Blüte, es sei denn, es handelt sich um sogenannte Revolverblüher, die an einem Stiel nacheinander mehrere Blüten ausbilden. Pflanzen mit rein grünen Blättern mögen es im Allgemeinen eher schattig und kühl, also kein Südfenster, die Arten mit gefleckten Blättern eher wärmer und heller, aber ohne direkte Sonneneinstrahlung. An ih­ren Blüten kann man sich, meist einmal im Jahr, bis zu drei Monate lang erfreuen.

Phalaenopsis ist eine der bekanntesten und dankbarsten Orchideen für die Fensterbank. Sie kann zu jeder Jahreszeit drei bis sechs Monate blühen und liebt einen warmen, feuchten, vor direkter Sonne geschützten Platz. Wenn man den Blütenstiel nach der Blüte oberhalb der letzten Ver­dickung ab­schnei­det, können sich dort erneut Blüten bil­den.

Vandeen benöti­gen sehr viel Licht. Ihre Blüten strahlen nicht nur in Weiß, Ro­sa, Gelb und Pink, sondern auch in dem bei Orchideen so sel­tenen Blau. Sie werden häufig ohne Substrat in Glasgefäßen an­geboten, da ihre Wurzeln nicht gern in Töpfen wachsen. Das Gefäß wird alle paar Tage für mehre­re Stunden mit Wasser gefüllt und danach wieder ausgegossen.

Vuylstekeara ist eine Mehrfach-Hybride aus den Gattungen Co­ch­lioda, Miltonia und Odontoglos­sum und wird ähnlich wie diese kultiviert. Auch ihre Blüten sind sehr farbintensiv mit zum Teil reizvollen Kontrasten und halten sechs bis acht Wochen.

Zygopetalum hat exotisch anmu­tende, duftende und lang haltbare Blü­ten­ris­pen, hauptsächlich in Braun und Blau. Sie will etwas kühler, schattig und nicht zu trocken kultiviert werden und liebt einen Freilandaufenthalt im Som­mer.

Monika Eckert,
Deutsche Orchideen-Gesellschaft


 

Orchideengesellschaften sind Fan-Clubs

Wen bei so viel Blütenpracht das Orchideenfieber packt, der kann sich in einer der zahlreichen regionalen Gruppen der Deutschen Orchideen-Gesellschaft (D.O.G.) mit Gleichgesinn­ten zum Erfahrungsaustausch treffen. Gäste sind jederzeit herzlich willkommen. Oder er fordert in der D.O.G.-Ge­schäfts­stelle erst einmal ein Probeheft der Vereinszeitschrift „Die Orchidee“ an, um sich weiter in das Thema Orchideen zu vertiefen.

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