Schön und lecker! – Ziergemüse für Balkon, Kübel und Beet
Ziergemüse für Balkon, Kübel und Beet
Hinguckergemüse, Ziergemüse oder zierendes Gemüse – nein, das sind keine neuen botanischen Spezialbegriffe: Damit werden in der gärtnerischen Umgangssprache Gemüsearten oder -sorten bezeichnet, die wegen ihres Aussehens als Zierpflanzen eingesetzt und gleichzeitig als Gemüse verwertet werden können. Mit ihren dekorativen Blättern, Blüten, Früchten, Stängeln, Farben und Wuchsformen machen sie jeden Kübel, jeden Balkonkasten und jedes Zierbeet zum kulinarischen Augenschmaus.
Fotos: zenina/Adobe Stock; K.K.T Madhusanka/Shutterstock
Dabei hat der Anbau von Gemüsepflanzen zu Zierzwecken in der Gartengestaltung in Europa eine lange Tradition, die bis in die Bauerngärten des Mittelalters zurückreicht – damals schon wurden Gemüse und blühende Zierpflanzen miteinander kombiniert. Ebenso wurden heutige Nutzpflanzen schon lange zunächst als Zierpflanzen genutzt, wie die Kartoffel mit ihrer schönen Blüte.
Generell können Sie mit den meisten Gemüsepflanzen allein durch geschicktes Anordnen optische Hingucker kreieren. Bei den Salaten gibt es inzwischen eine so großen Vielfalt an Blattformen und Spielarten der Rot- und Grüntöne, dass Sie Ihre Balkonkästen, Blumenschalen und Beete damit attraktiv gestalten können.
Weil Ziergemüse kein wissenschaftlicher Begriff ist, werden sehr oft blühende Kräuter in diesem Zusammenhang genannt. Bei den im Folgenden vorgestellten Kulturen haben wir Pflanzenarten gewählt, die
- als Mahlzeit oder zumindest Beilage fungieren,
- die Fruchtfolge auf Gemüsebeeten sinnvoll ergänzen,
- eher unbekannt und damit auch nicht in jedem Supermarkt erhältlich sind,
- einen Beitrag zum Erhalt der Nutzpflanzenvielfalt leisten.
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Nutzung von Blättern und Blattstielen
Ausdauerndes Eiskraut (Aptenia cordifolia, Mittagsblumengewächs)
Diese aus Südafrika stammende Eiskrautart ist eine kältempfindliche, nicht frostharte Sommerkultur, die als sukkulentes Gewächs mit Trockenheit sehr gut klarkommt. Mit ihrem leicht kriechenden Wuchs können Sie die Pflanzen als Bodendecker an Rändern von Gemüsebeeten oder im Gewächshaus anbauen. Durch ihre pinkfarbenen Blüten, die allerdings nur in den Sonnenstunden geöffnet sind, geben sie aber auch hübsche Hängepflanzen in Ampeln oder an Hochbeeträndern ab.
Foto: Flora Press/Visions
Die Vermehrung erfolgt über Aussaat und über Stecklinge. Die Pflanzen können bei 5–10 °C überwintert werden. In der Küche können Sie die jungen Blätter verwenden, die leicht salzig-würzig schmecken und entweder in Salate gemischt oder als Gemüsebeilage kurz gedünstet werden können.
Cardy (Cynara cardunculus, auch Spanische Artischocke, Korbblütler)
Die distelartige, kräftige Cardy ist eng verwandt mit der Artischocke und stammt wie diese ursprünglich aus dem Mittelmeerraum. Die ausdauernde, bis zu 2 m hoch wachsende Pflanze können Sie als Nutzpflanze einjährig kultivieren.
Sie braucht volle Sonne, einen nährstoffreichen, tiefgründigen, lockeren, warmen Boden und viel Platz. Wie die Artischocke bildet sie sehr schöne blaue Blütenstände, die allerdings im Vergleich kleiner ausfallen. Während bei Artischocken die Blütenböden genutzt werden, werden bei der Cardy ähnlich wie beim Rhabarber die hellen, fleischigen Blattstiele verzehrt. Die Zubereitung erfolgt meist nach Spargel-, Bleichsellerie- oder Fenchelrezepten.
Foto: mauritius images/Chromorange/Dirk Daniel Mann
Eine Vorkultur der Jungpflanzen empfiehlt sich. Dazu säen Sie im Februar bei mind. 18 °C aus. Die Keimlinge pikieren Sie anschließend in Töpfe und pflanzen diese ab Mitte Mai im Abstand von 100 x 70 cm aus. Es sollte eine Starkzehrerdüngung erfolgen. Ernten können Sie im Spätsommer.
Bleichen und Schälen mildert den Gehalt an Bitterstoffen. Zum Bleichen binden Sie die Blätter locker zusammen und umhüllen sie für zwei bis vier Wochen mit schwarzer Mulchfolie oder Pappe.
Erd-Ginseng (Talinum paniculatum, Portulakgewächs)
Die in Zentralamerika beheimatete Pflanze wächst ausdauernd, ist aber bei uns nicht frosthart. Sie entwickelt intensiv gelbgrüne, fleischige, glattrandige, ovale Blätter mit sehr kurzem Stängel und erreicht eine Wuchshöhe von etwa 25 cm, mit einem Blütenstand von 50–60 cm. In der Blütezeit von Juni bis Oktober werden zarte Blütenstiele mit winzigen, kräftig rosa Blüten gebildet, die gut in der Floristik nutzbar sind und kleinen Wildbienen, Schwebfliegen und Käfern Nahrung bieten.
Foto: Mang Kelin/Adobe Stock
Die leicht sukkulenten Blätter sind eine leckere Salatzutat, können aber auch als Spinat gekocht werden. Die Pflanzen schätzen einen sonnigen bis halbschattigen Standort und brauchen nahrhaften Boden. Erd-Ginseng findet im Gemüsebeet seinen Platz, bereichert den Sommerflor oder dient als Zierpflanze im Topf.
Er ist leicht anzubauen. Ausgesät wird im Frühjahr im Haus in den Kübel. Das Saatgut keimt bei 20 °C sehr schnell, nach knapp einer Woche können Sie pikieren. Die Pflanzen haben im Beet einen mit Salat vergleichbaren Platzbedarf und ähnliche Ansprüche. Getopfte Pflanzen können Sie im Haus überwintern.
Foto: Flora Press/Kubacsi
Malabar-Spinat (Basella alba, auch Indischer Spinat, Schlingmeldengewächs)
Der aus Afrika und Südostasien stammende Malabar-Spinat (Im Bild die Sorte ‘Rubra’) wird in den Tropen angebaut. Die 1 bis 9 m hohe, windende, verzweigte, krautige Kletterpflanze mit violetten Stängeln und fleischigen, grünen Blättern hat somit einen sehr hohen Wärmeanspruch. Die Aussaat und Vorkultur erfolgt bei 22–25 °C in Töpfen unter Glas ab März. Im Freiland kann sie bei uns nur einjährig an vollsonnigen, windgeschützten Standorten kultiviert werden. Sie wird im Abstand von 20 x 20 cm ausgepflanzt, sobald keine Nachtfröste mehr zu erwarten sind. Eine Rankhilfe ist notwendig.
In den tropischen Gebieten ist die Pflanze mehrjährig, könnte daher nach starkem Rückschnitt im Herbst auch im Haus überwintert werden. Bis zum Beginn der Blüte können Sie laufend Blätter oder ganze Triebspitzen ernten. Die Blätter sind fleischig, saftig und leicht säuerlich. Sie eignen sich roh als Beigabe zum Salat oder gekocht, wobei die gekochten Blätter eine etwas schleimige Konsistenz haben.
Nutzung der Früchte
‘Trombetta di Albenga’ (Cucurbita moschata, auch Keulen- oder Rank-Zucchini, Kürbisgewächs)
Diese ungewöhnlich geformte italienische, sehr lange, rankende Schlangenkürbis-Sorte bildet sehr große, attraktive Blüten. Die Früchte können bis zu 80 cm lang werden. Frühzeitig geerntet haben die Früchte wie Zucchini eine leicht weiche Oberfläche sowie nussig schmeckendes, festes Fruchtfleisch und sind sehr gut zu verarbeiten. Nur das bauchige Ende der Frucht enthält wenige Kerne.
Foto: schreiberVIS/Adobe Stock
Anzucht und Anbau erfolgen wie bei Zucchini. Ist eine ausreichend hohe Rankmöglichkeit vorhanden, bilden sich schöne, lang gestreckte Früchte. Das frühzeitige Ernten, besonders am Anfang der Saison, fördert zugleich immer neuen Fruchtansatz an den Pflanzen.
Amaranth-Arten, (Amaranthus ssp., Fuchsschwanzgewächse)
Amaranth wird seit mehr als 2000 Jahren in den tropischen Regionen Indiens, Chinas und Südostasiens angebaut. Die einjährigen, krautigen, nicht frostharten Pflanzen entwickeln je nach Sorte grüne bis purpurrote Blätter und verschiedenfarbige Körnerrispen. Sowohl Blätter als auch Körner sind reich an Eiweiß und Mineralstoffen.
Die Blätter aller Amaranth-Arten können Sie als Gemüse essen. Sie schmecken nach sehr zartem Spinat oder Mangold. Auch die jungen Blütenstände sind als Gemüse verwendbar. Samen und Blüten schmecken nussig. Die reifen Samen sind ein wichtiger Getreideersatz für Gluten-Allergiker und können auch als Keimsprossen gezogen werden.
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Anbauen können Sie sie durch Direktsaat ins Freiland, sobald keine Nachtfröste mehr zu erwarten sind. Für eine spinatähnliche Nutzung empfiehlt sich eine dichte Reihensaat. Für einen hohen Körnerertrag ziehen Sie Einzelpflanzen vor und pflanzen sie später im Abstand von 25 x 30 cm aus.
Wilde Malve (Malva sylvestris, auch Große Käsepappel, Malvengewächs)
Diese attraktiv violett blühende Malvenart kommt aus Asien und Südeuropa und ist heute in ganz Süd- und Mitteleuropa weitverbreitet. Die überwinternd grüne, selten ein-, zumeist zweijährige bis ausdauernde krautige Pflanze mit einer Wuchshöhe von 30–125 cm zählt zu den ältesten bekannten Nutzpflanzen und wurde bereits in der Antike als Gemüse- und Heilpflanze angebaut. Sie kann ab April direkt ins Freiland gesät werden – auch als Gründüngung.
Aufgrund ihrer tief reichenden Wurzeln ist sie sehr trockenheitsresistent, erreicht eine gute Bodenbedeckung, und ihre reiche und bis in den Spätsommer anhaltende Blüte liefert reichlich Insektennahrung. Die Bezeichnung Käsepappel bezieht sich auf die käselaibförmigen, schleimhaltigen Früchte, aus denen früher Kinderbrei (Papp) zubereitet wurde.
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Blätter und Blüten werden als Heilkräuter bei Magen-, Darm- und Erkältungsbeschwerden genutzt, ferner dienen die Blüten als biologischer gelber Farbstoff für Lebensmittel und Textilien. Die Blätter können Salaten beigemischt oder spinatähnlich zubereitet werden.
Nutzung der Wurzeln
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Zier-Süßkartoffeln (Ipomoea batatas, Windengewächs)
Süßkartoffeln sind mittlerweile in jedem Supermarkt zu finden und als gesundes Gemüse geschätzt. Ziersüßkartoffeln sind auf Blattform und -farbe gezüchtete Sorten, die nicht alle Knollen bilden.
Mittlerweile sind etliche Sorten auf dem Markt, die sowohl sehr schöne Blätter als auch einen guten Knollenertrag hervorbringen. Zwei Beispiele: Die Sorte ‘Kaukura’ hat violett-bronzefarbene Herzblätter und Knollen mit oranger Haut und orangem Fruchtfleisch. Die Sorte ‘Tatakoto’ zeichnet sich durch sternenförmige, grüne Blätter mit purpurnem Glanz und Knollen mit violettroter Haut und orangem Fruchtfleisch aus.
Der Anbau erfolgt durch Auspflanzen der Topfpflanzen nach den letzten Spätfrösten gegen Mitte/Ende Mai. Im Beet werden vier bis sechs Pflanzen pro m² angestrebt, in Balkonkästen können sie je nach Bedarf und Mischung gepflanzt werden. Ernten können Sie, wie bei anderen Spätgemüsen, im Laufe des Oktober bzw. mit Ende der Gartensaison.
Rezepttipp zum Thema |
Foto: mauritius images/Alamy Stock Photos/Steffen Hauser/botanikfoto
Rapunzel-Glockenblume (Campanula rapunculus, Glockenblumengewächs)
Die Rapunzel ist eine in Europa heimische, 30–100 cm hoch werdende, mehrjährige, krautige Pflanze. Sie wurde bereits im Mittelalter gesammelt und im Garten kultiviert, ist aber vor ca. 150 Jahren aus unserer Küche verschwunden.
Im Winter und Frühjahr können Sie die Rosettenblätter ähnlich wie Feldsalat nutzen, im Sommer die Triebe, Blütenknospen und Blüten. Auch die ab Oktober zu erntenden Rübchen lassen sich nutzen. Sie schmecken gekocht wie Schwarzwurzeln und roh leicht scharf nach Rettich. Der Anbau sollte auf nährstoffreichen, lehmigen, feuchten Böden erfolgen.
Rote Liste der NutzpflanzenAuf der Homepage der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung finden Sie u.a. die Rote Liste der Nutzpflanzen. Neben vielen Sorten sind etliche Gemüsearten gelistet, die zwar in Vergessenheit geraten sind, aber bei uns erfolgreich im Garten angebaut werden können. Dazu zählen Amaranth, Eiskraut, Erdbeerspinat, Haferwurzel, Malabar-Spinat, Okra und die Rapunzel-Glockenblume – alles Arten mit gleichzeitig hohem Zierwert: |
Buchtipps zum ThemaLorey, Heidi: „Gemüse ins Blumenbeet – Kreativ gärtnern mit Dahlie, Artischocke & Co.“. 192 Seiten. Preis: 19,95 Euro. Verlag Eugen Ulmer, ISBN 978-3-8186-1274-0. Pahler, Agnes: „Die Mischung macht’s – Nutz- und Zierpflanzen in einem Beet“. 128 Seiten. Preis: 18,99 Euro. Franckh-Kosmos Verlag, ISBN 978-3-440-16547-8. |