Vitaminbomben aus dem eigenen Garten: Salat
Eigenheimerverband präsentiert sich fachkompetent auf der „Garten München“
Fotos: Jaksch
Der Eigenheimerverband Bayern präsentiert sich auch 2015 wieder mit einem Ausstellungsbeitrag auf der „Garten München“. Vom 11. bis zum 17. März berät er die Besucher an seinem Stand in Halle C4 zum Thema „Salat im eigenen Garten erfolgreich anbauen“ (siehe hierzu auch die Februarausgabe 2015, S. 73). Im folgenden Beitrag informiert Gartenbauingenieur Thomas Jaksch Sie über die Vielfalt des heutigen Salatsortiments und darüber, wie Sie die Arten und Sorten in Ihrem eigenen Garten erfolgreich anbauen können.
Bereits vor 2500 Jahren nutzte man im alten Ägypten und Griechenland Salat als Nahrungsquelle. Dieser war ursprünglich aus dem Wilden Lattich entstanden. Über die Römer gelangte Gartensalat schließlich auch zu unseren Vorfahren in Germanien. Bis in die Neuzeit war die Entwicklung vor allem geprägt von kopfbildenden Typen wie Kopfsalat und Eissalat.
Historisch betrachtet war Gartensalat also über viele Jahrhunderte eher etwas sehr Eindimensionales. Gott sei Dank können Salatfans heutzutage darüber schmunzeln. Das Salatangebot ist inzwischen so vielfältig wie nie zuvor.
Neben zahlreichen neu auf den Markt drängenden Salatzüchtungen finden auch alte Wildsalate wieder öfter Verwendung. Der Trend geht dabei zu variantenreichen, bunten Salaten, die schnell und einfach zuzubereiten sind und gleichzeitig Frische, Geschmack und eine optische Vielfalt bieten.
Ergänzen Sie beim Anbau im eigenen Garten Ihren Standardsalat doch einfach mal mit einigen neuen Salatvarianten. Die Kriterien, die Sie für einen erfolgreichen Anbau beachten müssen, sind die gleichen.
Sorte und Standort sind entscheidend
Die Auswahl geeigneter Arten und Sorten ist ein erster, wichtiger Schritt. Um das vorzeitige Schossen bei Salat zu vermeiden, müssen Sie schossfeste Sorten verwenden, die sich für den jeweiligen Anbautermin (siehe Information auf der Saatgutpackung) eignen.
Sehr anbausicher sind resistente Sorten, die sowohl gegen Falschen Mehltau, Blattläuse und das Salatmosaik-Virus widerstandsfähig sind (z.B. Kopfsalat ‘Gisela’, ‘Ursula’, ‘Mafalda’).
Günstige Standortbedingungen sind förderlich. Salate haben ein hohes Lichtbedürfnis, sie stehen daher am besten vollsonnig. Mäßige Temperaturen bis 15 °C verbessern die Kopfbildung. Zu hohe Sommertemperaturen können das vorzeitige Schossen begünstigen.
Gartensalate wurzeln flach und verlangen eine gleichmäßige Bodenfeuchte. Sandige Lehmböden mit ausreichender Humusversorgung sind bestens geeignet.
Sehr positiv wirkt sich ein geregelter Fruchtwechsel aus. Salatfäulepilze wie Rhizoctonia oder Sclerotinia breiten sich bei zu enger Fruchtfolge schnell und gnadenlos aus. Wenn möglich, sollte Salat nur alle drei bis vier Jahre auf dem gleichen Beet stehen.
Bei geschickter Terminplanung und mithilfe von Frühbeeten, Hochbeeten oder unbeheizten Gewächshäusern ist eine Ernte von Kopf-, Pflück- oder Schnittsalat aus dem eigenen Garten von Ende März bis Weihnachten gut möglich. Im Freiland können Sie die Setzlinge meist ab Mitte/Ende März mit Vliesbedeckung auspflanzen, im Gewächshaus oder Frühbeet ab Mitte/Ende Februar.
Für eine späte Freilandernte im Herbst können Sie Kopfsalat noch Anfang September setzen. Schnittsalat im Frühbeet können Sie sogar noch Anfang Oktober für eine Ernte Mitte Dezember pflanzen.
Pflanzung oder Direktsaat?
Die Pflanzung von Salaten ist im Vergleich zur Direktaussaat ins Beet die günstigere Maßnahme. Wenn Sie Salat in Saatplatten oder Erdtöpfen vorkultivieren, sparen Sie wertvolle Belegungszeiten auf den Beeten, wodurch Sie, übers Jahr gesehen, mindestens eine Kultur mehr zur Ernte bringen können (z.B. eine zusätzliche Radiesernte). Wer keine geeigneten Anzuchtmöglichkeiten bieten kann, sollte sich Jungpflanzen vom Gärtner oder Gartencenter besorgen.
Wer selbst aussät, sollte bei Salat und Feldsalat eine Keimtemperatur über 20 °C vermeiden, da sonst eine Keimhemmung auftreten kann. Je nach Anbaumethode müssen Sie unterschiedliche Pflanzabstände einhalten.
Kopf-, Eis- und andere Stücksalate sollten auf 25–30 x 25–30 cm gesetzt werden – je weiter, umso größer werden die Köpfe und umso geringer ist das Krankheitsrisiko. Für Pflücksalate reichen 20–25 x 20–25 cm, für Schnittsalate 10–15 x 15–20 cm. Um gegen einen Befall mit Salatfäule vorzubeugen, sollten Sie die Setzlinge nicht zu tief (nur halben Wurzelballen) pflanzen.
Da alle Blattsalate zur Nitratanreicherung neigen, sollten Sie immer maßvoll düngen. Kopfsalate werden üblicherweise den Mittelstarkzehrern, Pflück- und Schnittsalate den Schwachzehrern zugeordnet. Entscheidend für die auszubringende Düngermenge ist aber auch die Bodenfruchtbarkeit.
Böden mit einem überhöhten Humusgehalt sollten Sie bei Salaten im Sommer nur schwach oder gar nicht mit Stickstoff düngen. Hier funktioniert nämlich die Stickstoffversorgung der Pflanzen über die Mikroorganismen meist ausreichend gut. Eine übermäßige Stickstoffversorgung führt bei Salat zur Bildung von weicherem Gewebe und somit zu einer höheren Anfälligkeit gegenüber dem Befall mit Pilzkrankheiten oder mit Blattläusen sowie zu einem überhöhten Nitratgehalt im Erntegut.
Die richtige Pflege
Pflegearbeiten bei Salat betreffen vor allem das Gießen, die Unkrautreduzierung sowie die Gesunderhaltung des Bestandes. Damit der Salat gut anwächst, wird wenig, aber regelmäßig gegossen. Danach fördert eine eher trockene Kulturführung die Wurzelbildung. Inzwischen aufgelaufenes Unkraut kann nun durch Hacken beseitigt werden.
Erst wenn sich der Kopf bildet, wird das Gießen wieder intensiviert. Jetzt sollten Sie nicht ständig, dafür aber durchdringend wässern. Vermeiden Sie es, abends zu gießen.
Wer bei Salat organische Mulchmaterialien verwendet, sollte deren Auswirkung auf die Nährstoffversorgung beachten. Trockener Gras- oder Rasenmulch liefert zusätzlichen Stickstoff, während Strohmulch den Bodenstickstoff vorübergehend fixiert, der dann der Kultur möglicherweise fehlt.
Als Schädlinge treten vor allem Schnecken und Blattläuse auf. Blattläuse können Sie meist gut abhalten, indem Sie resistente Sorten anbauen und die Pflanzen mit Kulturschutznetzen abdecken. Unmittelbar nach der Pflanzung komplett dicht über den Salat gezogen, vermindern Netze relativ sicher den Zuflug von Läusekolonien. Übrigens werden rotblättrige Sorten weniger stark von Läusen besucht als grüne oder gelbe. Was bleibt sind die Schnecken, hier ist Zähigkeit und Ausdauer bei der Bekämpfung gefragt.
Richtig ernten
Die Ernte von Salat erfolgt unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Anbaumethoden. Kopfsalate werden erst am Strunk abgeschnitten, wenn der Kopf ausreichend fest ist. Bei Pflücksalat werden nur einzelne Blätter, von unten beginnend, geerntet. Die oberen Blätter müssen an der Pflanze verbleiben, sie sichern das weitere Wachstum bis zur nächsten Ernte. Pflücksalat sollten Sie zeitlich früher ernten als Kopfsalat.
Beim Anbau von Schnittsalat (Babyleaf) werden die jungen Blätter bei einer Bestandshöhe ab 15 cm mit dem Messer geschnitten. Die Schnitthöhe über dem Boden beträgt dabei etwa 2 cm; dies gewährleistet ein erneutes Nachwachsen des Salatbestandes. Manche Babyleafarten können auf diese Weise bis zu viermal beerntet werden. Wenn Sie abends ernten, enthält Ihr Salat weniger Nitrat.
Jetzt haben wir den Salat
Die „üblichen Verdächtigen“ Kopfsalat, Eissalat oder Endivien kennt jeder Gemüsegärtner. Aber wagen Sie doch einfach mal einen Probeanbau in Ihrem Garten mit verschiedenen, bisher selten angebauten Sorten und entdecken Sie eine riesige Variationsbreite auch für Ihre Salatschüssel.
Mini-Romana-Salat (Little Gem)
Ein Leichtgewicht unter den Kopfsalaten. Verwendet werden die weiß-gelb leuchtenden Salatherzen, die sich durch einen intensiven, nussigen Geschmack auszeichnen. Die Herzblätter sind besonders knackig und viel haltbarer in der Zubereitung als Kopfsalat. Aufgrund der kompakten Kopfgröße können Mini-Romana-Salate eng gepflanzt werden.
Sorten: ‘Attico’ (Nixdorf), ‘Sucrine’ (Jansen), ‘Counter’ (Sperli), ‘Corbana’ (Kiepenkerl/Bruno Nebelung). (Die Adressen der Anbieter, die hier in Klammern hinter der jeweiligen Sorte genannt sind, finden Sie im Kasten auf Seite 88.)
Salanova-, Multileafsalat
Unter dieser Bezeichnung sind verschiedenste Neuzüchtungen, auch buntblättrige, zusammengefasst. Charakteristisch für diese Salate ist ihre einfache Zubereitung. Mit einem einzigen Schnitt sind die einzelnen Blätter wasch- und verzehrfertig.
Sorten: ‘Seurat’ (Kiepenkerl, Nixdorf), ‘Aquino’ und ‘Telex’ (Nixdorf) u.v.a.
Radicchio
Typisch italienischer Salat mit einer sehr bitteren, aber gesunden Geschmacksnote. Radiccio wird bei uns im Spätsommer und Herbst kultiviert. Man unterscheidet rote Sorten: z.B. ‘Indigo’ (Nixdorf) oder bunt gesprenkelten Orchideensalat: z.B. ‘Galileo’ (Kiepenkerl), ‘Variegata di Castelfranco’ (Dreschflegel). Beide sorgen für attraktive Farbtupfer in der Salatschüssel.
Asiasalat
Asiasalate sind kältetolerant, teils sogar bedingt frosthart und sehr schnellwüchsig. Das würzige bis scharfe Aroma weist auf ihre Verwandtschaft mit Senf und Kohl hin. Sie enthalten viel gesundes Vitamin C und Glucosinulat. Anbau und Ernte erfolgen wie bei Schnittsalat. Man unterscheidet grün- und rotblättrige Sorten mit rundlichen oder geschlitzten Blättern.
Sorten: ‘Asiasalate-Mischung’ (Kiepenkerl), ‘Red Giant’ (Dreschflegel, Bingenheimer) u.v.a.
Blutampfer
Alte Salatpflanze mit roten Blattadern auf grünem Grund; optisch sehr attraktiv. Anbau von März bis November möglich; sehr langsam in der Entwicklung; wenig Probleme mit Pilzkrankheiten oder durch Schädlingsbefall. Sorte: ‘Bloody Dock’ (Kiepenkerl)
Hirschhornwegerich
Alte, ausdauernde Wildsalatpflanze aus Italien („Minutina“); schlanke Blätter mit oben geweihartiger Ausbuchtung; mild-aromatisch im Geschmack; Anbau und Ernte erfolgen wie bei Schnittsalat; Anbauzeit praktisch ganzjährig (Dreschflegel, Kiepenkerl).
Winterkresse (Barbarakresse)
Ein robuster, winterharter Wildsalat mit scharfem, würzigem Geschmack; Anbauzeit von September bis April, Anbau und Ernte wie Schnittsalat (Dreschflegel)
Lauchhellerkraut
Schnellwachsender Wildsalat mit Laucharoma; einjährige, nicht winterharte Salatpflanze mit länglich ovalen, grünen Blättern (Dreschflegel)
Schnittmangold
Während bei Stielmangold überwiegend die breiten Blattrippen genutzt werden, ist Schnittmangold komplett als zarter Schnittsalat verwendbar. Die Sorte ‘Bright Lights’ mit leuchtend bunten Blattrippen ist, als Schnittsalat kultiviert, ein Feuerwerk in jeder Salatschüssel. Anbauzeit von März bis November (diverse Anbieter).
Chicorée-, Löwenzahnherzen
Eine willkommene, gesunde Abwechslung für die Wintermonate bieten selbst getriebene Chicorée- oder Löwenzahnherzen. Dies kann im kühlen Keller oder in der frostfreien Garage erfolgen.
Die Wurzeln dazu müssen im Sommer herangezogen werden. Bei der Treiberei werden die Wurzeln in schwarze Plastikeimer mit etwas Substrat eingestellt, angegossen und dunkel bei kühlen Temperaturen (6 bis 12 °C) angetrieben. Die Ernte erfolgt nach fünf bis sechs Wochen (diverse Anbieter).
Diese kurze Aufzählung von Salatvarianten ließe sich noch lange fortsetzen. Rucola, Feldsalat, Rote-Bete-Blätter, Winterpostelein, Spargelsalat, Zuckerhut sind nur einige Salate von vielen, die noch anzuführen wären. Schätzen wir uns also glücklich, eine optisch sowie geschmacklich breite Salatpalette für den Anbau im eigenen Garten nutzen zu können. Die antiken Griechen und Römer würden da sicher vor Neid erblassen.
Thomas Jaksch
Dipl.-Ing. Gartenbau (FH),
Zentrum für Forschung und Weiterbildung,
Hochschule Weihenstephan-Triesdorf
Adressen der Saatgut-Anbieter
Wolfgang Nixdorfs Gemüsegarten Versandhandel
Tel. 0 93 43/34 65
www.garten-wn.de
Jansen Zaden B.V.
(Niederlande)
Tel. 00 31 3 15/65 12 35
jansensamen.de
Sperli GmbH
Tel. 0 26 61/9 40 52 83
www.sperli.de
Kiepenkerl
Bruno Nebelung GmbH
Tel. 0 26 61/9 40 52 84
www.nebelung.de
Dreschflegel GbR
Tel. 0 55 42/50 27 44
www.dreschflegel-saatgut.de
Bingenheimer Saatgut AG
Tel. 0 60 35/18 99-0
www.bingenheimersaatgut.de