Verfrühungsvlies vielseitig verwendbar
In den letzten Jahren hat sich unter allen hilfreichen Errungenschaften für den Garten besonders das Garten- oder Verfrühungsvlies bewährt. Es verbessert das Wachstum in kalten Frühjahrswochen, und ab Herbst verlängert es das Gartenjahr bis Silvester.
Foto: Scheu-Helgert
Ich habe in den 90er Jahren großflächige Reste von Verfrühungsvlies von einem Garten- und Landschaftsbau-Unternehmen erhalten. So lange haben die Vliese gehalten, demnächst müssen allerdings ein paar neue her, am besten mit mindestens 2,50 m breiten Bahnen. Damit lassen sich auch hoch wachsende Kulturen auf jedem Beet (1,20 m breit) rundum zuverlässig dicht überbauen.
Verfrühungsvlies besteht aus einem Geflecht aus unregelmäßig verlaufenden, ungerichteten und verpressten Fasern. Es beschlägt bei Kälte von unten her mit Wassertröpfchen, die in Frostnächten zu einem dichten Eispanzer gefrieren. Daher bieten Vliese den besten Frostschutz bei feuchter Bodenoberfläche. Pulvertrockene Böden schützen sie weniger.
Von Frühjahr bis Winter
Im Frühjahr liegen Vliese auf den ersten Aussaaten und Pflanzungen. Die Pflanzen wachsen darunter besser, ihr Gewebe wird zarter. Ich verwende daher spätestens ab Februar Vlies gerne auf Beeten mit überwintertem Feldsalat oder Spinat. Die Feldsalatröschen strecken sich besser zum Licht und lassen sich leichter schneiden.
Die ersten Kopf- und Pflücksalatrosetten zeigen in Kälteperioden zwar scheinbar auch unter Vlies kaum Zuwachs, sie bilden aber im Boden dichte Wurzeln. Sobald die Tage sonniger werden, können diese Pflanzen dann umso schneller wachsen. Ich überbaue auch gerne Spinataussaaten mit Vlies – einfach, um zartere Blätter zu ernten.
Bei Rettich und Radies dürfen Vliese bis Juni liegen bleiben. Kleinere Blattverformungen durch zu starken Druck stören nicht – geerntet werden ja die Wurzeln.
Rundum dicht verlegte Vliese schützen vor der Möhren- und vor der Kohlfliege („wurmiger“ Rettich) sowie dem Erdfloh (weiße Löcher in den Blättern). Der Erdfloh kann zwar Keimlinge zum Absterben bringen, bei größeren Rettich- und Kohlgewächsen richtet er jedoch weniger Schaden an.
Hilfreich kann das Vlies vor allem bei Rucola sein, wo bereits wenige angefressene Blätter die Ernte unappetitlich machen können. Für den perfekten Schutz vor Gemüsefliegen muss dann im Juni das Vlies auf Kohlarten wie Brokkoli unmittelbar durch das Kulturschutznetz abgelöst werden.
Erbsen und Puffbohnen profitieren ebenfalls vom Vlies. Ihr Ertrag ist umso höher, je stärker das Blattwachstum in den noch kurzen Frühlingstagen vorankommt. Vor allem bei Puffbohnen verlegt das Vlies die Blüte ein paar Tage nach vorne.
Zur Blütezeit sollten Sie das Vlies an trüben Tagen abnehmen, um Bienen- und Hummelbesuche zu ermöglichen. Dann haben verfrühte Bestände oft bereits die ersten Hülsen angesetzt, wenn, wie in jedem Jahr unvermeidlich, die Bohnenlaus kommt. Deren Schadwirkung ist umso größer, je weiter zurück in der Entwicklung sich die Pflanzen noch befinden.
Im Oktober schließlich schützen die Vliese Wurzelgemüse und Salate in einzelnen Frostnächten. Ich habe Endivien und Möhren noch im November, Zuckerhut sogar an Silvester geerntet. Im Garten stehen diese Gemüse immer besser als im oft zu warmen Keller.
Auch Eichblattsalat oder Möhren halten leichten Raureif aus. Mithilfe des Vlieses darf es um 5 °C kälter sein!
Oft erleben wir richtige Winterfröste erst im Januar, bis dahin kann der Garten noch frische Ernten liefern. Natürlich bleibt dabei ein kleines Restrisiko. Dagegen hilft am besten, das Wetter aufmerksam zu beobachten.
Unser Pflege-TippVliese richtig lagern Im Sommer lagert man die Vliese dunkel und trocken ein. Nicht waschen! Ich lege sie bei trockenem Wetter auf dem Rasen aus und schüttle die Verschmutzungen ab – vor allem im Randbereich, wo sie mit Steinen beschwert worden waren. Dann falte ich sie längs zusammen und rolle sie auf. Keinesfalls darf man die Vliese über den Boden ziehen, allzu schnell hat man Löcher hineingerissen. Löchrige Vliese schützen zwar noch etwas vor Kälte, aber nicht mehr vor Gemüsefliegen. Sie lassen sich später immer noch nutzen für Rosen (wo sie ohnehin leicht zerreißen) oder auch zum vorübergehenden Kälteschutz der Kübelpflanzen, bevor sie ins Winterquartier kommen. |