So gelingt der Tomatenanbau in Ihrem Garten

Sonnenreif auf den Tisch

Tomatenanbau - Sonnenreif auf den TischFoto: karepa/Adobe Stock

Die Tomate zählt weltweit zu den zehn wichtigsten Nahrungspflanzen. In Deutschland beträgt der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch etwa 28 kg, was mehr als einem Viertel unseres jährlichen Pro-Kopf-Gemüsekonsums entspricht. Um den Bedarf zu decken, führt Deutschland jährlich über 700.000 Tonnen Tomaten ein. Der Import steht wegen der meist weiten Transportwege und des damit einhergehenden großen Beitrags zum CO₂-Ausstoß zunehmend in der Kritik. Wenn Sie Ihre Tomaten selbst anbauen, macht das nicht nur Spaß, sondern Sie können auch die Sorten anbauen, die Ihnen am besten schmecken, und leisten außerdem einen wertvollen Beitrag zur Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks.

In Wikipedia findet sich ein Verzeichnis mit etwa 23.000 Tomatensorten. Allein dieses Beispiel bestätigt die weltweite Bedeutung der Frucht und zeigt gleichzeitig ihre sehr große biologische Variabilität. Sie können einen Beitrag dazu leisten, die Vielfalt auch langfristig zu erhalten, wenn Sie samenfeste Sorten anbauen. Das Saatgut dieser Sorten können Sie auch selbst weitervermehren.

Neuere Sorten sind überwiegend F1-Züchtungen. Sie bieten oftmals eine höhere Anbausicherheit durch eingezüchtete Resistenzen gegen Krankheiten, wie z.B. die Kraut- und Braunfäule, sind allerdings teurer und können vom Anbauer nicht selbst weitervermehrt werden. Ob samenfeste Sorte oder F1-Hybride, wählen Sie die Sorte aus, die Ihren Ansprüchen an Geschmack, Ertrag und Anbausicherheit am Nächsten kommt.

Fruchtgröße und Form

Besonders beliebt sind Tomaten, die einen hohen Zucker- und Fruchtsäuregehalt sowie mittelfestes und saftiges Frucht­fleisch haben. Je konzentrierter die Aromastoffe sind, umso bes­ser ist der Geschmack. Daher schmecken kleinfrüchtige Sorten meist aromatischer als großfrüchtige.

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Fruchtfarbe

Die Fruchtfarbe wird bestimmt durch den Gehalt an bioaktiven, gesundheitlich wertvollen Farbstoffen in der Frucht. Rote Tomaten enthalten überwiegend den roten Farbstoff Lycopin. Die Bildung von Lycopin ist temperaturabhängig und erfolgt über 25 °C nur sehr eingeschränkt. Hohe Temperaturspitzen, wie sie an heißen Tagen im Gewächshaus möglich sind, sollten Sie daher so gut es geht senken.

Nach der Grünfärbung der unreifen Früchte unterscheidet man hell- und grünfrüchtige Sortentypen. Wählen Sie beim Saatgutkauf bevorzugt hellfrüchtige Sorten, sie weisen im unreifen Zustand eine gleichmäßig hellgrüne Färbung auf und reifen daher meist schnell und einheitlich aus.
Bei grünfrüchtigen Sorten ist nur die untere Hälfte der Frucht hellgrün, die obere Hälfte ist sor­tentypisch dunkelgrün geflammt. Die dunkelgrüne Hälf­te benötigt mehr Zeit bis zur Rotreife, und oftmals ver­bleibt trotz Reife eine grüne oder gelbe Schulterfärbung, die den Essgenuss dieser Früchte deutlich schmälert.

JohannisbeertomateFoto: Jaksch Naschfrüchte zur Freude von Kindern: ‘Johannisbeertomate’.

Wuchstyp

Nach dem Wuchstyp der Pflanze unterscheidet man unbegrenzt und begrenzt wachsende Tomatensorten. Bei erste­ren, meist als Stabtomaten bezeichnet, wächst der Haupttrieb während der Kultur immer weiter nach oben. Um zu verhindern, dass die hoch wachsenden Pflanzen umkippen, sollten Sie sie mit Stäben oder Bindegarn stützen. Sie eignen sich sowohl für den Anbau im Freiland als auch im Gewächshaus. Die Ernte der Früchte verteilt sich hier über einen längeren Zeitraum.

Sportivo - Hellfrucht-StabtomatenFoto: Jaksch ‘Sportivo’ F1 gilt als eine der geschmacklich besten runden Hellfrucht-Stabtomaten. Begrenzt wachsende Sorten, meist Buschtomaten, schließen das Triebwachstum mit einem Blütenstand ab. Sie entwickeln dabei zahlreiche Seitentriebe, die nicht ausgegeizt werden, und wachsen somit deutlich in die Breite und beanspruchen mehr Platz.

Für die Standfestigkeit benötigen sie, je nach Wuchshöhe, meist nur eine niedrige Stütze. Sie werden überwiegend für den Freilandanbau empfohlen. Die Ernteperiode verläuft meist sehr konzentriert, was im Hausgarten eher unerwünscht ist.

Sehr zur Freude von Balkongärtnern gibt es inzwischen sehr kompakt wachsende, buschige Sorten mit geringer Wuchshöhe und meist kleinen Früchten. Damit können sogar Balkonkästen oder kleinere Töpfe mit bunten Naschtomaten bepflanzt werden.

Resistente Sorten hilfreich

Ein weiteres wesentliches Sortenkriterium ist die Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten und Schädlinge. Resistente Sorten empfehlen sich besonders dann, wenn Sie wenig Zeit für die Pflege haben oder die Tomaten regelmäßig am selben Standort anbauen. Verschiedene vom Boden ausgehende Infektionen können Sie damit von vornherein vermeiden. Eine Sorten­resistenz oder -toleranz gegen Samtfleckenkrankheit, Echten Mehltau oder Kraut- und Braunfäule unterstützt die Gesunderhaltung des Laubes (Näheres zur Vorbeugung gegen die Kraut- und Braunfäule siehe unten stehenden Kasten).

BraunfäuleFoto: Die grüne Kamera Die Kraut- und Braunfäule ist nach wie vor das Hauptproblem beim Tomatenanbau. Vorbeugen ist besser

In regenreichen Jahren kommt es durch die Kraut- und Braunfäule häufig zum Totalausfall bei Freilandtomaten. Vorbeugende Maßnahmen können helfen, den Schaden zu verringern.

  • Stellen Sie eine weite Fruchtfolge sicher: Bauen Sie im Freiland auf derselben Fläche, auf der Tomaten oder Kartoffeln gestanden haben, erst nach vier Jahren erneut Tomaten an.
  • Nutzen Sie eine pultförmige Überdachung als Regen- und Tauschutz. Dadurch verringern Sie nachteilige Blattfeuchte­situationen.
  • Durch Gießen am Vormittag beugen Sie nächtlichem Wasser­druck (Guttationsfeuchte) vor.
  • Gießen Sie stets mit wenig Druck auf den Boden, damit Dauersporen, die auf dem Boden überwintert haben, nicht vom Boden auf die Blätter hochspritzen. Zusätzlich können Sie noch eine Mulchfolie verlegen und die untersten drei bis vier Blätter entfernen. Dadurch verhindern Sie das Hochspritzen auch bei starken Niederschlägen.
  • Wählen Sie einen gut durchlüfteten Standort für Ihre Tomaten. Ein ausreichender Standraum und regel­mäßiges Ausgeizen sowie intensives Lüften beim Anbau im Gewächshaus unterstützen das Abtrocknen der Blätter.
  • Räumen Sie am Kulturende befallenes Pflanzenmate­rial sauber von den Beeten ab, ohne es zu kompostieren (gilt auch für Kartoffeln).
  • Reinigen Sie Stäbe oder Schnüre vor einer erneuten Nutzung gründlich.
  • Nutzen Sie die höhere Widerstandsfähigkeit von toleranten Sorten wie ‘Philovita’ F1 oder ‘Phantasia’ F1.

So gelingt der Tomatenanbau

Die Tomate ist als Nachtschattengewächs botanisch verwandt mit Kartoffel, Paprika und Aubergine. Eine anhaltende Monokultur mit sich selbst oder verwandten Arten sollten Sie unbedingt vermeiden.

Insbesondere im Gewächshaus ist das nicht möglich, da die Nachtschattengewächse hier jedes Jahr auf derselben Fläche wachsen, was die Entwicklung von Bodenmüdigkeit und dadurch abnehmendem Kulturerfolg beschleunigt. Achten Sie beim Sortenkauf daher auf entsprechende Resistenzen. Oder nutzen Sie die Vorteile einer Veredelung auf eine resistente Tomatenunterlage (z.B. ‘Vigomax’ F1).

Eine gute Alternative ist es auch, Ihre Tomaten in Kübeln oder Substratsäcken anzubauen. So können Sie Ihre Tomatenpflanzen auch geschützt vor Niederschlägen an der Hauswand aufstellen, um sie vor der Krautfäule zu bewahren.

Ansprüche an Boden, Standort

Ideal sind warme, tiefgründige, sandige Lehmböden mit einem hohen Humusgehalt und einem pH-Wert von 6,0–6,5. Staunässe ist nachteilig. Tomatenpflanzen sind sonnenhungrig und wärmebedürftig und schätzen einen Temperaturbereich von 12 bis 25 °C. Frosteinwirkung sollten Sie unbedingt vermeiden. Kurzzeitig eignen sich Vliese oder andere Bedeckungen als Schutz bei bevorstehenden Frost- oder Kältesituationen.

Die beste Pflanzzeit im Freiland ist nach den Eisheiligen, also etwa Mitte Mai, im Kleingewächshaus zwei Wochen früher. Für eine gute Befruchtung sowie Vorbeugung gegen Pilzkrankheiten ist ein offener, gut durchlüfteter, niederschlagsarmer Standort förderlich.

Als Regenschutz kommen neben einem Gewächshaus auch Dachüber­stände, hochgestellte Frühbeetfenster oder helle Folienüberbauten infrage. Folienhauben eignen sich nur, wenn Sie sie nach jedem Regen zuverlässig wieder hochziehen.

Selbst anziehen oder zukaufenFoto: Petra Schueller/Adobe Stock

Selbst anziehen oder zukaufen

Wenn Sie die Setzlinge selbst anziehen, haben Sie den Vorteil, dass Sie Ihre Lieblingssorten aussuchen und auch besondere Sorten ausprobieren können. Gesät wird ab März, etwa sechs bis acht Wochen vor dem gewünschten Pflanztermin.

Wenn Sie die Jungpflanzen beim Gärtner oder im Gartencenter kaufen, haben Sie meist nur eine begrenzte Sortenauswahl, dafür sind die professionell angezogenen Pflanzen in der Regel kräftiger und kompakter. Wenn Sie keinen ausreichend hellen Platz mit moderaten Temperaturen für die Anzucht zur Verfügung haben, sollten Sie lieber darauf verzichten.

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Stabtomaten benötigen Pflege

Wenn Sie wenig Zeit in die Pflege Ihrer Tomatenpflanzen investieren wollen oder können, sollten Sie auf pflegefreundliche Busch- oder Balkon­tomatensorten zurückgreifen. Beim Anbau von Stabtomaten dagegen sollten Sie einige Pflegeregeln beachten:

Aufleiten: Bereits zur Pflanzung sollten Sie die Setzlinge befestigen und aufleiten, um zu verhindern, dass die Pflanzen umknicken. Es eignen sich handelsübliche Alu-Spiralstäbe, in die Sie die Triebspitzen einfach einleiten können. Ebenfalls geeignet sind Holzstäbe, hierbei müssen Sie die Pflanzen aber regelmäßig mit Bindegarn locker befestigen.
Im Gewächshaus oder unter einem Dachvorsprung bietet es sich an, die Pflanzen an Schnüren aufzuleiten. Zur Befestigung wickeln Sie dabei den Gipfeltrieb alle ein bis zwei Wochen um die Schnur. Das Hochleiten erfolgt traditionell 1-triebig, d.h. es wird nur der Haupttrieb der Pflanze hochgezogen. Kleinfrüchtige Sorten können Sie aber auch 2-triebig mit Haupt- und einem starken Seitentrieb V-förmig aufleiten.

Ausgeizen: Alle Seitentriebe, die sich aus den Blattachseln entwickeln, sollten Sie ausbrechen, sobald sie 5 bis 10 cm lang sind. Das Ausgeizen fördert die Durchlüftung und Durchlichtung der Pflanzen und führt zu einem gleichmäßigeren Ertragsverlauf.

Entblättern: Gesundes Laub sorgt für mehr Ertrag und einen höheren Gehalt an Aroma- und Gesundheitsstoffen in den Früchten. Deshalb sollten Sie gesunde Blätter nicht oder nur maßvoll entfernen. Schneiden Sie lediglich die drei bis vier untersten Blätter ab (Anfang Juli), um die Durchlüftung im unteren Pflanzenbereich zu fördern. Sie verringern damit auch die Infektionsgefahr durch Dauersporen der Kraut- und Braunfäule.
Entfernen Sie die Blätter mit einem glatten Schnitt direkt am Stamm. Verbliebene Stummel erhöhen die Gefahr von Grauschimmel (Botrytis).

Entspitzen: Ca. sechs Wochen vor Ende der Kultur sollten Sie die Pflanzen entspitzen. Dabei entfernen Sie lediglich die obersten Rispen, die in der verbleibenden Kultur-Zeit nicht mehr ausreifen können. Die darüber verbleibenden Blätter sorgen für Sonnenschutz und für eine gute Wasser- und Nährstoffversorgung der obersten Früchte.

schlechter FruchtansatzFoto: Jaksch Ein schlechter Fruchtansatz kann deutliche Ertrags­einbußen bewirken.

Fruchtansatz fördern: Die Befruchtung ist sehr abhängig vom Wetter: Heißes, trockenes sowie zu kühles, feuchtes Wetter beeinträchtigen den Erfolg, Luftbewegung und Insektenflug dagegen fördern den Fruchtansatz.
Eine reiche Ernte mit gut besetzten Rispen können Sie durch eine breite Biodiversität in Ihrem Garten fördern. Attraktive, bunte Sommerblumen locken die bestäubenden Hummeln und Bienen auch in großer Zahl an die Tomatenbestände. Durch vorsichtiges Rütteln der Blütenstände bei optimalem Bestäubungswetter (15–20 °C; 60–75 % rel. Luftfeuchte) können Sie die Bestäubung aktiv unterstützen.

Bewässerung und Düngung optimieren

Tomaten schätzen eine bedarfsgerechte, gleichmäßige Versorgung mit Wasser und Nährstoffen. Der Boden sollte fruchtbar und humos sein und eine sichere Nährstoffnachlieferung gewährleisten. Eine wichtige Entscheidungshilfe dazu bietet eine Bodenanalyse, möglichst unter Berücksichtigung des Humusgehaltes (Näheres zur Bodenanalyse finden Sie unter https://bit.ly/bodenanalyse-hausgarten auf der Website des Eigenheimerverbandes).

Tontopf für GießwasserFoto: Die grüne Kamera Ein Tontopf sorgt für eine langsame, Boden schonende Versickerung des Gießwassers. Wenn der Boden „normal“ mit Nährstoffen versorgt ist, benötigen Tomaten etwa 20 g/m² Stickstoff (= ca. 140 g/m² Horndünger). Unterteilen Sie diese Menge in insgesamt drei bis vier Gaben im Abstand von je drei bis vier Wochen. Vermeiden Sie eine übermäßige Stickstoffdüngung, sie führt zu einer übermächtigen Laub­entwicklung auf Kosten einer frühzeitigen Ernte und des Fruchtertrags.

Bei der Wasserversorgung sollten Sie auf eine gleichmäßige Bodenfeuchte achten. Gießen Sie direkt auf den Boden, nicht über das Laub. Eingesenkte Tontöpfe oder eine Tropfbewässerung sind hilfreich.

Gießen Sie möglichst nicht abends, sondern vormittags, den Pflanzen steht damit das Wasser in der Mittagshitze zur Kühlung zur Verfügung, und die Pflanzen gehen trocken in die Nacht. Das senkt das Infektionsrisiko für den Befall mit Pilzkrankheiten.

Auswahl empfehlenswerter Tomatensorten für den Hausgarten

Tabelle: Auswahl empfehlenswerter Tomatensorten für den Hausgarten

Auswahl_empfehlenswerter_Tomatensorten_für_den_Hausgarten.pdf

 

Thomas Jaksch
Dipl.-Ing. Gartenbau (FH)
Ehemaliger Betriebsleiter Gemüsebau,
Hochschule Weihenstephan-Triesdorf

 

Saatgutanbieter für Tomatensorten

Bingenheimer Saatgut AG
www.bingenheimersaatgut.de

Bio-Saatgut Gaby Krautkrämer
www.bio-saatgut.de

Gärtner Pötschke
www.poetschke.de

N. L. Chrestensen
www.gartenversandhaus.de

Dreschflegel GbR
www.dreschflegel-saatgut.de

Dürr Samen
www.duerr-samen.de

Bruno Nebelung GmbH
www.nebelung.de

Vertriebsgesellschaft Quedlinburger Saatgut
www.quedlinburger-saatgut.de

Sperli GmbH
www.sperli.de

Volmary GmbH
www.volmary.de

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