Bei Jung und Alt beliebt: samenlose Tafeltrauben
Seit Jahren bemüht sich die Pflanzenzüchtung nicht nur um pilzfeste und fruchtig schmeckende Tafeltraubensorten – sie richtet ihr Augenmerk zunehmend auch auf samenfreie Sorten, denn die „lästigen Kerne“ schmälern den Traubenappetit vieler Konsumenten.
Foto: Buchter-Weisbrodt
So brachten die Züchter Sorten hervor, deren Samen ihre Entwicklung nicht vollenden und deshalb winzig bleiben. Solche Sorten lassen sich dann nur noch über Stecklinge vermehren. Das Verharren der Samen im Embryonalstadium hat aber noch eine andere „Nebenwirkung“: Sie senden nicht mehr das biochemische Signal aus, das die Beeren zu voller Größe heranwachsen lässt. Samenlose Trauben sind deshalb immer kleinbeerig – eigentlich.
Große Beeren ohne Samen durch „Hormontherapie“
Wenn Sie im Ladenregal trotzdem großbeerige Tafeltrauben ohne Samen finden, dann müssen die Anbauer die Natur überlistet haben. Und das geht so: Weinbauern sprühen den Botenstoff der Samen zur Stimulierung des Fruchtwachstums einfach von außen auf die samenlosen Beeren!
Der Wirkstoff ist ein aus Pilzen gewonnenes Pflanzenhormon aus der Gruppe der Gibberelline (benannt nach dem Pilz Gibberella fujikuroi). Es sorgt dafür, dass sich die Zellen strecken. Folge: Die Beeren werden größer und ihre Stielchen länger. Deshalb haben mit dem Botenstoff behandelte Trauben einen lockereren Wuchs, und sie faulen nicht so schnell.
Wer im Garten auf ganz natürliche Weise samenlose Trauben kultiviert, erntet bei den im Gartenhandel verbreiteten grünbeerigen und sehr süß schmeckenden Sorten ‘Romulus’ und ‘Lakemont’ kugelrunde, nur erbsen- bis johannisbeergroße Früchte. Die Beeren beider Sorten haben eine zarte Haut und reifen nahezu gleichzeitig – in milden Klimaten schon Mitte August.
‘Lakemont’ (auch unter dem Namen ‘New York’ im Handel) hat den Nachteil, dass die winzigen Stiele beim Abzupfen der Beerchen gerne an den Beeren verbleiben. ‘Romulus’ ist bei starkem Pilzdruck anfälliger gegen Pilzbeläge auf dem Stielgerüst, hat dafür aber etwas größere Trauben als ‘Lakemont’ und neigt weniger zum „Verrieseln“ (eine Befruchtungsstörung, bei der viele Blüten oder kleine Beeren vom Stielgerüst abgestoßen werden).
Züchtungsfortschritte: Großbeerig und samenlos
Seit einigen Jahren steht die grünbeerige ‘Tonia’ in den Versuchsquartieren. Sie gilt als einzige samenlose Sorte mit mittelgroßen Beeren und hat eine feste Schale. Die Züchtung aus der Schweiz hat lange Trauben und reift Mitte September – allerdings relativ zügig, sodass Erntespanne und „Naschzeit“ eher kurz ausfallen.
Als weiterer Nachteil kommt hinzu, dass sie weniger pilzfest ist als andere samenlose Sorten – sie benötigt mindestens zwei bis drei Mehltauspritzungen. Auch ihre Winterhärte scheint geringer zu sein.
Im Umlauf ist auch ein gutes Dutzend samenloser Neuheiten, deren Winterhärte und Pilzfestigkeit noch wenig erprobt sind. Zu den samenlosen Sorten im Teststadium zählt die grüne Züchtung ‘Jana’, rotbeerig sind ‘Anja’, ‘Heike’, ‘Saturn’ und ‘Vanessa’. Blaue Beeren haben ‘Mars’ und ‘Venus’, die aber beide zum „Foxton“ neigen – einem unangenehm blumig parfümierten Beigeschmack.
Unser Verzehr-Tipp„Lästige Kerne“?Leider stören sich die meisten Kinder und viele Erwachsene an den Samen der Traubenbeeren. Je nach Sorte sind pro Beere bis zu vier Samen voll ausgebildet. Foto: Buchter-WeisbrodtDenken Sie positiv und versuchen Sie einmal, das körnige Innenleben der Traube als wertvolle Zugabe zu sehen: Denn die Samen sind ein guter Ballaststoff und enthalten Vitalstoffe, welche die Pharmaindustrie aufwändig extrahiert und – in teure Pillen verpackt – auf den Markt bringt. Stören Sie die Samen der großen und knackigen Beeren trotzdem, wenden Sie den Trick mit der Büroklammer an: Beere halbieren, die Spitze der Klammer unter die Samen haken und diese rasch und leicht herausheben. |