Der Natur abgeschaut: So mulchen Sie richtig
Foto: Flora Press/BIOSPHOTO/Serge Lapouge Sollten Sie demnächst im Wald spazieren gehen, schauen Sie einmal genauer nach unten. Wenn Sie den Boden betrachten, wird Ihnen auffallen, dass es in der Natur eigentlich keinen nackten Boden gibt. Die Schicht aus Blättern, Zweigen und Pflanzenresten schützt ihn vor Witterungseinflüssen. Zudem verwandelt sich das organische Material allmählich in Humus und bildet die Grundlage für neues Wachstum.
Was bedeutet Mulchen?
Mulchen bedeutet, dieses Prinzip der Natur auf den Garten zu übertragen, den Boden mit einer natürlichen „Schutzschicht“ zu versehen und den Pflanzen optimale Bedingungen zu schaffen. Denn Sonne trocknet die Erde aus, starker Regen kann sie verschlämmen und Wind den Humus wegwehen.
Mulch ist eine Art Schutzschild dagegen – gerade im Winter, wenn der Bewuchs fehlt und der Boden stark den wechselnden Witterungseinflüssen ausgesetzt ist. Beim Mulchen gibt es aber einiges, auf das Sie achten sollten, sonst schaden Sie Ihren Pflanzen mehr als ihnen zu nützen.
Vor- und Nachteile
Richtig angewendet gibt es gute Gründe für das Mulchen. Denn eine Schicht aus Laub, Stroh oder Grasschnitt hält den Boden feucht, schützt vor Erosion, unterdrückt unerwünschte Wildkräuter, versorgt die Pflanzen mit Nährstoffen und fördert das Bodenleben sowie die Bodengesundheit. Aber auch Sie haben Vorteile davon, so müssen Sie z.B. bei Trockenheit und Hitze weniger gießen und können hier und da sogar auf Dünger verzichten.
Nachteile treten meist auf, wenn Sie mit Krankheiten, Pilzen und Schädlingen belastetes Material verwenden. Bevor Sie die Pflanzenreste zu Mulch verarbeiten, sollten Sie also genau hinschauen. Aber selbst, wenn Sie vorher noch so genau auf Schädlinge achten, kann es passieren, dass sich ungebetene Gäste in der Mulchschicht einnisten. Gerade Schnecken werden häufig von feuchtem und frischem Material angelockt.
Von Laub bis Lava
Bevor Sie jetzt einfach loslegen, sollten Sie sich überlegen, wo Sie mulchen wollen und zu welchem Zweck, ob die Mulchschicht z.B. dem Schutz des Bodens, der Düngung, der Unterdrückung von „Unkraut“ oder der Bodenerwärmung dienen soll. Danach richtet sich die Auswahl des Materials.
Für eine schützende Bedeckung eignen sich vor allem feste Materialien wie Laub, Stroh oder Schreddergut von Miscanthus-Arten wie Chinaschilf. Aber auch Rhabarberblätter haben eine schützende, Feuchtigkeit haltende Funktion und lassen sich daher sowohl zwischen Gemüsepflanzen als auch gut zur Abdeckung von Dunkelkeimern verwenden.
Gegenüber Rhabarberblättern haben die anderen Materialien aber den Vorteil, dass sie sich nicht so schnell zersetzen, den Boden feucht halten, Erosion verhindern und das Unkrautwachstum unterdrücken.
Stroh eignet sich besonders als Winterabdeckung, zwischen Erdbeeren oder kleingehäckselt zum Mischen mit anderen Materialien. Laub und Miscanthus können Sie unter Gehölzen oder im Ziergarten verwenden. Laub sollten Sie aber, je nachdem von welchem Baum es stammt, nur sparsam einsetzen bzw. erst zu Laubkompost anrotten lassen. Eichenlaub enthält z.B. Gerbsäure, Laub von Walnussbäumen etwa keimhemmende Stoffe.
Foto: Die Grüne Kamera
Wollen Sie mit Mulch auch düngen, eignen sich stickstoffhaltige Materialien, die gute Humuslieferanten sind, z.B. Rasenschnitt oder Ernterückstände, wie das Kraut von Bohnen, Erbsen, Kartoffeln, Gurken oder Tomaten. Um ein „Verkleben“ und „Gären“ zu verhindern, sollten Sie frisches Material vor dem Ausbringen aber etwas antrocknen lassen. Sonstige Gemüsereste und Fallobst eignen sich nicht, sie faulen und können Schädlinge anlocken.
Ein erwärmter Boden bietet vor allem wärmebedürftigen Pflanzen wie Melonen oder Paprika optimale Wachstumsbedingungen. Erreichen können Sie die Erwärmung durch den Einsatz spezieller Mulchfolien, die es sowohl auf synthetischer als auch auf kompostierbarer Maisstärkebasis gibt.
Mediterrane Kräuter lieben ebenfalls einen warmen Boden. Da sie natürlicherweise aber auf mageren und trockenen Böden gedeihen, kommen sie weniger mit dem feuchtwarmen und nährstoffreichen Mulchmilieu zurecht. Daher sollten Sie diese Kulturen mulchfrei halten oder Kies bzw. Lavagranulat als Bodenabdeckung verwenden. Damit sich die Steinchen im Laufe der Zeit nicht mit dem Erdreich vermischen, sollten Sie als Unterlage ein Vlies verwenden.
Mulchmaterialien mit einem hohen Holzanteil (Rindenmulch, Hackschnitzel) sind zwar gute Unkrautunterdrücker, sollten aber nur als Wegbelag oder unter alten Gehölzen eingesetzt werden. Hier ist das C/N-Verhältnis, also das Verhältnis von Kohlenstoff zu Stickstoff, zu hoch. Deshalb finden noch starke Umsetzungsprozesse statt, bei denen Stickstoff aus dem Boden fixiert wird und den Pflanzen nicht mehr zur Verfügung steht.
Nach der Zersetzung der Mulchschicht wird der Stickstoff zwar wieder freigesetzt, dann kann es aber wiederum zu einem Stickstoffüberschuss kommen. Außerdem beeinträchtigen die im Mulch enthaltenen Harze und Gerbstoffe die Keimung und das Wachstum der Pflanzen.
Mulch richtig eingesetzt
Grundsätzlich können Sie unter allen Pflanzen mulchen. Bei Neuaussaaten und Jungpflanzen sollten Sie aber am Anfang darauf verzichten, da die jungen Pflänzchen unter dem Mulch ersticken könnten. Sobald die Pflanzen aber eine Höhe von ca. 10 cm erreicht haben, können Sie mit einer dünnen Mulchschicht beginnen.
Insgesamt sollte eine Mulchschicht nie dicker als 5–7 cm sein, da sonst der Luftaustausch des Bodens behindert werden kann. Das gilt natürlich auch dann, wenn Sie die Schicht im Laufe der Saison erneuern. Neues Material können Sie auftragen, wenn die Zersetzung weit vorangeschritten ist. Dabei gilt: Je kleiner die organischen Bestandteile, desto schneller läuft dieser Prozess ab.
Um die Pflanzen sollten Sie generell noch etwas Platz lassen, sodass genügend Feuchtigkeit an die Wurzeln gelangt. Dies gilt insbesondere für Arten mit einem kleinen Wurzelbereich wie Salat oder Kohlrabi. Mulch hält zwar die Bodenfeuchtigkeit, kann aber auch das Eindringen von leichten Niederschlägen in den Boden verhindern.
Bei größeren Pflanzen, wie z.B. Tomaten, Beerensträuchern oder Stauden, können Sie aber bis an die Pflanzen heran mulchen. Gemulchte Flächen sollten Sie zunächst nicht mehr betreten, um eine Verdichtung des Materials zu vermeiden.
Mit dem von der Natur abgeschauten Prinzip werden Sie durch die natürliche Art der Bodenpflege im Garten weniger Arbeit und gesündere Pflanzen haben. Probieren Sie es aus und achten Sie bei Ihrem nächsten Waldspaziergang auf das Vorbild in der Natur.