Ökologisch Gärtnern: torffreie Erden für den Hobbygarten

Foto: Natur im Garten/ Margit Benes-Oeller Ein gutes Pflanzsubstrat ist das A & O für die Anzucht solch kräftiger, gut bewurzelter Jungpflanzen. Es gibt heute für den Hobbygarten auch qualitativ gute torffreie Erden, die helfen, die Moore zu schützen.

Damit unsere Zierpflanzen üppig blühen und unsere Obstbäume und -sträucher sowie Gemüsepflanzen eine reiche und gesunde Ernte hervorbringen, be­nötigen sie einen gesunden Gartenboden oder, bei der Kultur im Kübel oder Blumenkasten, ein gu­tes Pflanzsubstrat, das den Pflan­zen optimale Wachstumsbedingungen bietet (z.B. den richtigen pH-Wert, genügend Nährstoffe und eine gute Wasser- und Sauerstoffversorgung durch ein güns­tiges Porenvolumen).

Torf wurde aufgrund seiner chemischen, physikalischen und bio­logischen Eigenschaften lange Zeit nicht nur im Erwerbsgartenbau, sondern auch im Hobbygartenbereich zur Bodenverbesserung, als Mulchmaterial und als Bestandteil von Blumenerden ver­wendet.

Insbesondere der schwach zersetzte Weißtorf aus Hochmooren besitzt günstige Eigenschaften für die Herstellung von Kultursubstraten: Er ist sehr einheitlich und strukturstabil, hat einen nied­rigen pH-Wert und Nähr­stoff­ge­halt, sodass pH-Wert und Nährstoffe durch entsprechend dosierte Kalk- und Düngerzusätze genau an die Ansprüche der verschiedenen Pflanzenarten angepasst werden können.

Außerdem besitzt Torf ein großes Porenvolumen und eine güns­tige Verteilung von Grob-, Mittel- und Feinporen, sodass sowohl die Was­ser­ver­sor­gung als auch die Sauerstoffzufuhr der Wurzeln optimal reguliert werden können. Zudem ist er frei von Krankheitserregern und Unkrautsamen.

Aber schon Anfang der 1980er Jahre machten Umweltschützer darauf aufmerksam, dass Hochmoore zu den besonders gefährdeten Biotopen zählen. Viele Pflan­zenarten standen damals schon auf der Roten Liste der gefährdeten Arten, und einige waren und sind vom Aussterben bedroht. Die Umweltschützer forderten deshalb, möglichst kurzfristig Torf durch andere Stoffe zu ersetzen und keine weiteren Moorgebiete trockenzulegen und abzutorfen.

Die Hersteller von Erden und Sub­straten haben in den vergangenen Jahrzehnten intensiv nach Alternativstoffen zum Ersatz von Torf in Kultursubstraten geforscht. Heute bietet der gärtnerische Fach­handel für den Hobbygartenbereich einige torffreie Erden und Substrate an, und auch zur Bodenverbesserung im Garten gibt es genügend Alternativen zum Einsatz von Torf. Wenn Sie zum Schutz der Moore beitragen wollen, dann sollten Sie in Ihrem Garten möglichst auf den Einsatz von Torf verzichten.

Torfersatzstoffe in SubstratenFoto: Natur im Garten/ Margit Benes-Oeller Als Torfersatzstoffe in Substraten werden z.B. (v.o.) Holzfasern, Kakaoschäben, Rindenmulch oder Kokosfasern verwendet


 

Es geht auch ohne Torf

In sogenannten „Öko-Erden“ kom­­men nachfolgende Torfersatz­stof­fe zum Einsatz, für die es Gütesiegel gibt. Im Vergleich zu reinen Torfsubstraten besitzen torf­reduzierte bzw. torffreie Substrate eine höhere biologische Aktivität. Wichtig sind eine stabile Struktur sowie ein schwach saurer bis neutraler pH-Wert (5,5–7). In diesem pH-Bereich sind sowohl Bo­den­or­ga­nis­men aktiv als auch die Pflanzennährstoffe am besten verfügbar. Bei höheren pH-­Werten werden vor allem Spurenelemente wie Mangan, Eisen und Bor im Boden festgelegt, sodass es zu Mangelerscheinungen an den Pflanzen kommen kann.

 

Torfersatzstoffe und ihre Eigenschaften

  • Faserpflanzen (Flachs, Hanf und Elefantengras [Miscanthus])
    Hanffasern besitzen hohe Struk­turstabilität, gerade in Mischun­gen mit Kompost. Wenn Hanffasern mit kompostiert werden, be­seitigt das Stickstoffblockaden. Miscanthus hat ein ähnlich gutes Was­ser­spei­cher­ver­mö­gen wie Holzfasern.
     
  • Holzreststoffe
    Je nach Substrat kommen kompostierte Holzfasern, reiner Holz­kompost oder Rindenkompost zum Einsatz. Rindenkompost ver­bessert die Wiederbefeuchtungs­eigenschaften von Substraten und sorgt für eine gute Struktur, biologische Aktivität und günstige pH-Werte. Grob zerkleinerter Rin­denmulch enthält wachstumshem­mende Substanzen.
     
  • Kokosfasern
    Sie werden auch allein als Substrat für die Kultur von Speisepilzen und Topfpflanzen verwendet. Sie haben eine exzellente Porosität und damit eine gute Wasser- und Lufthaltekapazität bei mittlerem pH-Wert und geringem Nährstoffgehalt und zersetzen sich nur langsam. Negativ sind lange Transportwege.
     
  • Kompost
    Kompost, der in industriell hergestellten Substraten verwendet wird, stammt aus pflanzlichem, organischem Material aus der Region, etwa aus der Landwirtschaft, aus privaten und öffentlichen Gärten sowie von öffentlichen Grünflächen. Kompost eignet sich gut zur Bei­mi­schung in Substraten, weil er nährstoffreich ist, einen neutralen pH-Wert besitzt und die Struktur verbessert.

    Mikroorganismen sorgen für biologische Aktivität, wodurch die Pflanzen langsam und gleichmäßig in ausreichender Menge mit den Haupt- und Spurennährstoffen versorgt werden. Eine Aufdüngung des Substrates ist hier nicht notwendig.

    Pelargonien (im Volksmund Geranien genannt) etwa verlangen nach einem Substrat mit hohem Kompostanteil. Oleander will Erde mit Quarzsand und mit Rindenhumus vermischt, weil er einen durchlässigen Boden liebt. Zum Fuchsien-Substrat kommt neben Kompost, Quarzsand und Rindenhumus auch noch Tongranulat, um die Wasserhaltekapazität zu erhöhen.

    Mit Schwankungen des Nähr­stoff­gehaltes und der Struktur ist bei Kompost zu rechnen. Güte­ge­sicher­te Komposte aus Groß­kom­pos­tier­an­la­gen können durchaus bessere Eigenschaften aufweisen als Gartenkomposte, weil die Kom­postierung hier kontrolliert abläuft.

    Gartenbesitzer, die ihren eigenen Kompost sachgerecht herstellen, können ihn aber gut im eigenen Garten als organisches Düngemittel, zur Verbesserung der Bodenstruktur und als Mulchmaterial einsetzen.
     
  • Landwirtschaftliche Reststoffe
    Je höher der Zelluloseanteil möglichst regionaler Ernterückstände von Getreide und Ölsaaten ist, desto besser eignen sie sich als Torfersatz. Schwer zersetzbar sind Reisspelzen, die hohe Luftkapazität bieten. Sie neigen nur wenig zur Festlegung von Stickstoff, besitzen aber ein schlechtes Wasserhaltevermögen.
     
  • Kakaoschäben
    Sie sollen eine biozide Wirkung be­sitzen, von Schnecken gemieden werden und gleich­zeitig die Aktivitäten der Mikroorganismen im Wur­zel­be­reich der Pflanzen anregen.
     
  • Rückstände aus der Zellstoff- und Papierindustrie
    Ohne schwermetallhaltige Druck­farbe bieten sich Rückstände aus der Zellstoff- und Papierindustrie als potentielles „lokales Recycling“ an. Daneben leisten Bims, Blähton, Lava oder Ziegelsplitt als Zu­schlag­stof­fe in Substraten gute Dienste.
     
Bodenver-besserungsmittel Biologische Aktivität Nährstoffgehalt pH-Wert Dauerhafte Strukturver-besserung
Holzfaser gering gering–mittel niedrig niedrig
Kompost sehr hoch hoch–sehr hoch hoch gut
Rindenkom- post/-mulch hoch mittel mittel–hoch gut
Torf sehr gering sehr gering mittel gering–mittel

 

Weitere Informationen

Niederösterreichisches (NÖ) Gartentelefon
Tel. (00 43) 27 42/7 43 33
www.naturimgarten.at

 

Selbst gemacht: Kübelpflanzen- und Anzuchterde ohne Torf

  • Mischen Sie je einen Teil Gartenerde (Maulwurfhügelerde), Quarzsand und Kompost.

  • Anzuchterde aus Laubkompost: Eschenlaub wird über zwei Jahre zusammen mit etwas Urgesteinsmehl kompostiert. Das Warten lohnt sich: Der Laubkompost ist praktisch unkrautfrei und fördert gesundes Pflanzenwachstum.
 
Margit Benes-Oeller,
Natur im Garten

 

schließen

Jetzt Mitglied werden!

Für nur 35,00 EUR Jahresbeitrag für eine Einzelmitgliedschaft erhalten Sie u.a.:

Zum Mitgliedsantrag