Obst sicher Ernten
Welche Leiter ist die Richtige?
Es ist Erntezeit! Äpfel, Birnen und Pflaumen warten nur darauf, in Kuchen, Säfte und Marmeladen verwandelt, eingekocht oder gleich frisch gegessen zu werden. Vorher aber muss das Obst sicher gepflückt werden. Spezielle Obstbaumleitern sind dafür unentbehrlich. Gewöhnliche Haushaltsleitern hingegen sind oft zu niedrig, zu kippelig und für Situationen wie unebene Böden, Schotter, Sand oder Rasen ungeeignet.
Empfehlenswert sind frei stehende Obstbaumleitern mit einer oder zwei Stützen. Sie gewährleisten einen festen Stand auf meist drei Punkten. Ein zusätzliches Sicherheitsplus sind einige Zentimeter lange Leiterspitzen aus Metall, die die Leiter stabil im Boden verankern.
Die Alternative zur Obstbaumleiter: Anlegeleitern
Foto: Heilo Ein-, zwei- oder dreiteilige Anlegeleitern sind vielseitig, aber auch sehr unfallträchtig. Auf gewachsenen Böden sollten Sie sie unbedingt nur mit Leiterfußspitzen (auch Erdspieße genannt) verwenden, die entweder bereits vorhanden sind und lediglich in Gebrauchsstellung gebracht werden müssen oder als Zusatzausrüstung zu beschaffen sind.
Denn Anlegeleitern können plötzlich wegrutschen und umkippen – selbst dann, wenn beide Holme stabil am Stamm oder an einem dicken, gesunden Ast aufliegen. Zusätzlich sollte immer ein Leitergurt benutzt werden, der die Leiter im oberen Bereich am Baum fixiert.
Der ideale Anlegewinkel für die Leiter liegt bei rund 70 Grad. Prüfen kann man ihn mit der sogenannten Ellenbogen-Methode. Dafür stellt man sich mit einem Fuß so an den Fußpunkt des Leiterholms, dass der Fuß parallel zu den Sprossen zeigt. Dann heben Sie den Oberarm an, während der Unterarm im rechten Winkel abgewinkelt wird. Wenn Sie jetzt mit dem Ellenbogen die Leiter gerade noch berühren, steht sie richtig (siehe Grafik).
Bodenunebenheiten führen zwangsläufig dazu, dass sich die Anlegeleiter nicht gerade aufstellen lässt. Für diese Fälle gibt es ausgleichende Bodentraversen. Je nach Hersteller können damit 15 bis 40 cm Höhenunterschied ausgeglichen werden. Aber nicht nur die Bodentraverse allein ist an dieser Stelle eine sehr nützliche und wichtige Zusatzausrüstung – Sie sollte die beschriebenen Leiterfußspitzen ebenfalls besitzen.
Sicherheit auf der Leiter
Auch Stürze aus geringer Höhe können bereits zu schweren Verletzungen führen. Deshalb ist es wichtig, dass Sie auf Leitern stets feste Schuhe mit stark profilierter Sohle tragen. Wenn Sie eine Pflücktasche zum Umhängen verwenden oder den mitgeführten Eimer oder Korb mit einem S-Haken an einer Sprosse einhängen, können Sie eine Hand zum Pflücken und eine zum Festhalten benutzen.
Bei Baumschnittarbeiten o.Ä. sollte auch Ihr Werkzeug sicher am Gürtel transportiert werden. Bedenken Sie dabei, dass scharfes Werkzeug zwar das Arbeiten erleichtert, es sollte jedoch aufgrund der Verletzungsgefahr immer behutsam eingesetzt werden. Positionieren Sie bei klassischen Baumpflegesägen (ziehender Schnitt) Ihre freie Hand mit sicherem Abstand zur Säge. Andere Personen sollten während des Baumschnitts den Gefahrbereich am Boden meiden.
Motorsägen sind auf der Leiter tabu, da die Bedienung mit beiden Händen erfolgen muss. Zudem ist es auf einer Leiter schwieriger als am Boden, das Gleichgewicht zu halten – auch ohne schweres Gerät.
Beugen Sie sich auf der Leiter nicht zu weit nach außen, und ziehen Sie keine entfernten Äste zu sich heran. Die Leiter kann dabei umkippen oder Sie selbst können von ihr herunterfallen. Länger als eine Stunde am Stück sollte auf Leitern nicht gearbeitet werden. Zwar gibt es keine pauschale Empfehlung, aber Pausen zwischendurch schützen vor Übermüdung, Schwindel, Hitze und einseitiger Belastung der Muskulatur. Nutzen Sie die Pause, um etwas zu trinken!
Regelmäßiger Leiter-Check
Die Leiter sollte regelmäßig vor ihrem Einsatz überprüft werden, damit Reparaturen rechtzeitig erledigt werden: Dabei achten Sie darauf, ob noch alle Leiterfußspitzen vorhanden und ausreichend lang sind. Bei mehrteiligen Leitern müssen die Führungsscharniere und Spreizsicherungen einwandfrei funktionieren.
Die Sprossen müssen ein gutes Profil haben, um ein Abrutschen zu verhindern. Knicke oder andere Beschädigungen an Sprossen und Holmen machen die Leiter unsicher. Dann sollte eine Reparatur durchgeführt oder ein Neukauf in Betracht gezogen werden.
Hier ist die Leiter überflüssig
Foto: Aktion DAS SICHERE HAUS e.V. Eine gute Ernte beginnt bereits mit der Pflanzenauswahl. Entscheiden Sie sich für kleinwüchsige Bäume. Dann müssen Sie selbst in zehn oder 20 Jahren Ihr Obst nicht in luftiger Höhe ernten und kommen auch mit der Baumpflege noch hinterher. Die Ernte fällt deswegen nicht schmaler aus.
Mit einem sogenannten Obstpflücker können Sie die meisten Obstarten ganz ohne Leiter sicher vom Boden aus vom Baum holen. Diese Erntehelfer haben einen langen, oft sogar noch ausfahrbaren Stiel, Zinken zum Pflücken und einen Sack oder Korb zum Auffangen des Obstes.
Generell gilt, dass vom Boden aus gepflückt werden sollte, was von dort erreicht werden kann. Denn am sichersten ist die Obsternte mit beiden Beinen auf dem Boden.