Nistkästen
Jedem Vogel sein Häuschen
Manch einer fühlt sich in einem Mehrparteienhaus wohl, andere bevorzugen lieber das ruhigere Einfamilienhaus – was auf uns Menschen zutrifft, findet sich auch in der Vogelwelt. Wenn man sich nur einmal anschaut, wo überall Vögel nisten und wie unterschiedlich ihre Nester aussehen, wird einem klar, warum ein abwechslungsreich und naturnah gestalteter Garten so viel Anziehungskraft auf Vögel ausübt. Denn dort gibt es für viele von ihnen ein Plätzchen zum Brüten und Aufziehen der Jungen.
Foto: Rita Priemer/Adobe Stock
Sollten die natürlichen Gegebenheiten allerdings nicht ausreichen, können Sie die Vögel mit künstlichen Nisthilfen unterstützen. Dafür sollten Sie nur die unterschiedlichen Nistgewohnheiten der einzelnen Arten kennen und berücksichtigen.
Kaufen oder selbst bauen?
Zunächst, wenn Sie keinen Nistkasten selbst bauen möchten oder es sich vielleicht nicht zutrauen, können Sie ihn auch fertig kaufen. Achten Sie beim Kauf jedoch darauf, dass der Kasten idealerweise aus Holz bzw. Holzbeton besteht und leicht zu öffnen ist, damit Sie eine Kontrollmöglichkeit haben und die Reinigung erleichtert wird.
Ungeeignet sind Nistkästen aus dünnwandigem Plastikmaterial. Sie werden im Sommer zu heiß und sind im Winter zu kalt. Denn viele Vögel nutzen auch im Winter die Nistkästen, um dort zu übernachten.
Wenn Sie handwerklich selbst tätig werden möchten, verwenden Sie unbehandelte Bretter aus Fichte, Kiefer oder Tanne. Noch besser ist Lärchen-, Eichen- oder Robinienholz, da es langlebiger ist. Die Stärke der Bretter sollte mindestens 2 cm betragen, das schützt vor Temperaturschwankungen.
Bohren Sie in die Bodenplatte vier bis fünf 8 mm große Löcher zur Belüftung und als Abfluss für Feuchtigkeit. Die Innenseiten der Nistkästen, vor allem die Vorderwand, sollten Sie anrauen, so können die Jungvögel später leichter zum Flugloch klettern.
Auch wenn es vielleicht dem Idealbild eines Nistkastens entspricht, verzichten Sie auf eine Sitzstange vor dem Einflugloch, sie erleichtert Nesträubern nur das Herausholen der Jungvögel. Hilfreich sind allerdings ein paar Rillen unterhalb des Fluglochs.
Foto: Robin/Adobe Stock
Gut positioniert
Wenn man Nistkästen im Garten aufhängen möchte, stellt sich natürlich die Frage: „Wie viele und in welchem Abstand?“
In Gärten bis zu 400 m² reichen etwa fünf bis sechs Kästen aus. Wichtig ist, dass Sie verschiedene Nistkastenarten aufhängen, um möglichst vielen Vogelarten Brut- und Schlafmöglichkeiten zu bieten. Die Abstände zwischen den einzelnen Kästen sollten etwa 5–10 m betragen, damit die Vögel sich nicht gegenseitig stören. Es gibt allerdings auch Fälle, wo z.B. Kohlmeise und Gartenrotschwanz nur wenige Meter nebeneinander die Nistkästen beziehen.
Hängen Sie neue Nistkästen idealerweise im Herbst oder Frühjahr und in einer Höhe von 2–3 m auf. Achten Sie dabei darauf, dass die Kästen vor praller Sonne und Regen geschützt sind. Das Einflugloch sollte nach Südosten oder Osten zeigen, also immer der Schlechtwetterseite (Nordwesten) abgewandt.
Hängen Sie die Kästen auch so auf, dass sie immer etwas leicht nach vorne geneigt sind, damit kein Regen eindringt. Da alle Vögel einen freien Anflug lieben, möglichst die Nistkästen nicht in dicht verzweigte Bäume hängen.
Gründlicher Hausputz
Die Mehrzahl unserer Kleinvögel baut für jede Brut ein neues Nest. Auch die Höhlenbrüter tun das. Eine jährliche Reinigung und Entleerung der alten Nester ist daher erforderlich. Die alten Nester, mit allem was sich auf und in ihnen befindet, wie z.B. Vogelflöhe, Lausfliegen, Milben sowie Vogelkot, nicht erbrütete Eier und Kadaver von Jungvögeln, beseitigen Sie am besten, wenn möglich, gleich nach dem Ausfliegen der ersten Brut (etwa Ende Mai/Anfang Juni), sonst im Herbst – dabei immer Handschuhe tragen!
Ab Mitte September bis Mitte Oktober sollten Sie die Nistkästen ein weiteres Mal reinigen, da dann auch die zweite bzw. dritte Brut ausgeflogen ist. Säubern Sie dabei auch die Ecken gründlich. Festklebende Verschmutzungen können Sie mit heißem Wasser und einer Bürste beseitigen. Auf eine gut gemeinte Desinfektion mit Insektenspray sollten Sie verzichten. Denn die darin enthaltenen Insektizide töten nicht nur die Parasiten ab, sondern schädigen auch die Vögel.
Foto: Robin/Adobe Stock
Schieben Sie die Arbeiten aber nicht bis zum Frühjahr auf, denn saubere und ungezieferfreie Nisthöhlen werden von Meisen und Sperlingen im Herbst und Winter gerne als windgeschützte Schlafstätten genutzt. Auf einen kleinen Frühjahrsputz sollten Sie trotzdem nicht verzichten, da die Vögel im Winter sogenannte „Schlafnester“ bauen. Bei milder Witterung beginnen einige Singvögel bereits im März mit dem Erstgelege, darum rechtzeitig Vogelkot und Schlafnester entfernen.
Achtung Nesträuber
Katzen, Marder und Eichhörnchen gehen gern auf Vogelfang, indem sie besonders den Nestlingen, aber auch den Altvögeln beim Füttern der Jungen oder beim Brutgeschäft auflauern. Dagegen gibt es jedoch zum Glück einige Schutzmaßnahmen.
Der Katzenabwehrgürtel wird unterhalb des Kastens um den Baum gelegt. Er besteht aus mehreren Teilen, die sich ineinanderstecken und so dem Stammumfang anpassen lassen.
Den gleichen Zweck erfüllt auch eine Blechmanschette um den Baum. Aber aufgepasst, Marder und Katzen springen sehr hoch! Deshalb müssen Sie den Schutz mindestens 2 m über dem Boden anbringen.
Foto: Barg
Die Vogelbrut ist allerdings nicht nur von unten bedroht, über Nachbarbäume können die Feinde auch von oben herabklettern. Deshalb sollten Sie ebenso über dem Kasten einen Schutz anbringen. Der Abstand vom oberen Schutzring zum Nistkasten muss dabei so groß sein (ca. 50 cm), dass ein Eichhörnchen oder Marder nicht einfach über das Blech rutscht und auf dem Nistkastendach landet.
Mit einer Kupferplatte um das Einflugloch verhindern Sie, dass Spechte, Elstern, Eichelhäher oder Rabenkrähen das Flugloch erweitern. Zudem können Sie durch eine frei pendelnde Aufhängung des Nistkastens an einem Ast die Verluste durch Feinde verringern.
Zeichnung: Faltermayr
Einfacher Meisenkasten
Flugloch: 26 mm/32 mm
Vogelarten: Blau-, Hauben-, Sumpf-, Tannenmeise und Feldsperling (26 mm)/Kohlmeise, Haussperling, Gartenrotschwanz, Kleiber, Trauer- und Halsbandschnäpper und Wendehals (32 mm)
Allgemeines: Die fünf zuerst genannten Arten gehen auch in Kästen mit 32 mm Flugloch, werden dort aber meist von den stärkeren Arten vertrieben.
Nistraum: B 14, H 27, T 14 cm, Flugloch im oberen Drittel
Zeichnung: Faltermayr
Dreieckshöhle für Meisen
Flugloch: 26 mm/32 mm
Vogelarten: Siehe einfacher Meisenkasten
Allgemeines: Erfüllt den gleichen Zweck wie die Viereckshöhle, sie ist die optisch etwas anspruchsvollere Kastenart.
Nistraum: B 17, H 30, T 14 cm
Zeichnung: Faltermayr
Meisengiebelkasten mit Marderschutz
Flugloch: 26 mm/32 mm
Vogelarten: Siehe einfacher Meisenkasten
Allgemeines: Der Vorbau macht es Nesträubern unmöglich, mit der Pfote bis zur Nistmulde zu gelangen. Die Altvögel müssen bei Regen auch nicht durchnässt auf den Jungvögeln hocken. Außerdem können die Altvögel die Jungen vom Vorbau aus füttern.
Nistraum: B 14, H 28, T 14 cm
Zeichnung: Faltermayr
Reihenhaus für Sperlinge
Flugloch: 32 mm
Vogelarten: Haus- und Feldsperlinge und Kohlmeisen
Allgemeines: Sperlinge sind naturgemäß gesellig und bauen ihre Nester gerne in Kolonien. Auch Kohlmeisen brüten hier gerne, dulden dabei aber keinen weiteren Vogel ihrer Art neben sich. Dafür brüten sie aber, wenn man Glück hat, ein zweites bzw. etwas seltener ein drittes Mal in den von ihnen während der ersten Brut verteidigten leeren Nebenräumen.
Nistraum: 3 x B 14, H 27, T 14 cm
Zeichnung: Faltermayr
Starenkasten
Flugloch: 45 mm
Vogelarten: Stare, Kleiber, Wendehals und Sperlingskauz
Allgemeines: Der Kasten ist größer als ein Meisenkasten, in der Bauart jedoch identisch.
Nistraum: B 16, H 32, T 16 cm
Zeichnung: Faltermayr
Halbhöhlenkasten
Flugloch: 50 mm
Vogelarten: Bachstelze, Haus- und Gartenrotschwanz sowie Grauschnäpper
Allgemeines: Das vorgezogene Dach und die vorgezogenen Seitenwände bieten einen guten Schutz vor Nesträubern wie Elster, Rabenkrähe und Eichelhäher. Gleichzeitig schützen sie vor Regen und Wind.
Nistraum: B 15, H 18, T 15 cm, Vorderseite bis zur Öffnung H 9 cm
Zeichnung: Faltermayr
Nischenbrüterkasten
Flugloch: Zwei Öffnungen 32 x 50 mm
Vogelarten: Bachstelze, Haus-, Gartenrotschwanz und Grauschnäpper
Allgemeines:Die Brutmulde liegt im hinteren Teil der Höhle und ist durch ein kleines schräges Brett abgegrenzt. Das erschwert es Nesträubern, die Jungvögel durch das Flugloch aus dem Nest zu ziehen.
Nistraum: B 14, H 17, T 14 cm
Zeichnung: Faltermayr Foto: ihorhvozdetskiy/Adobe Stock
Baumläuferkasten
Flugloch: 50 x 20 mm
Vogelarten: Garten- und Waldbaumläufer
Allgemeines: Mit veränderter Vorderfront entsteht aus dem einfachen Meisenkasten ein Schlitzkasten. Die Öffnung muss immer seitlich am Stamm eines Baumes anliegen, damit die Vögel hineinschlüpfen können.
Nistraum: B 14, H 27, T 14 cm
Zeichnung: Faltermayr
Nisthilfen für Schwalben
Vogelarten: Rauchschwalbe
Allgemeines:Sie bauen ihre Nester innerhalb von Gebäuden wie Kuhställen, Scheunen und Schuppen an die Wand. Angebracht wird ein einfaches Nistbrett so, dass zwischen Brett und Decke noch ca. 13 cm Platz bleiben. Das Brett stützt das Nest und verhindert, dass der Kot auf den Boden fällt. Finden die Tiere in der Umgebung keinen Lehm für den Nestbau, werden auch vorgeformte Nisthilfen angenommen.
Nistraum: B 14, T 14 cm
Aufhänghöhe: 3 m und höher
Vogelart: Mehlschwalbe
Allgemeines: Mehlschwalben bauen ihre aus Lehm bestehenden Nester grundsätzlich an Außenwände von Gebäuden. Sie sind gesellig und nehmen auch unterteilte Nisthilfen an. Sie bauen ihre Nester in die Fächer, in denen sich auch der Kot sammelt. Diesen im Herbst entfernen. Finden die Tiere in der Umgebung keinen Lehm für den Nestbau, werden auch vorgeformte Nisthilfen angenommen.
Nistraum: 3 x B 25, H 20, T 15 cm
Aufhänghöhe: 3 m und höher