Marienkäfer und Ohrwürmer

Dass Marienkäfer nützlich sind, weiß wohl jedes Kind. Von den vielen bei uns vorkommenden Arten (in der Literatur findet man Angaben von 80–100 hei­mi­schen Arten) ist der Siebenpunkt-Marienkäfer der bekannteste. Liebevoll wird er „Glückskäfer“, „Herrgottskäfer“ oder „Engelstierchen“ genannt, in Sachsen ist er als „Mutchekiebchen“ bekannt.

Der Siebenpunkt ernährt sich – wie auch der Zweipunkt-Marienkäfer und andere Marienkäfer-Arten – von Blattläusen. In Fachbüchern finden sich Angaben von 50–100 Blattläusen pro Käfer und Tag. Auch im Larvenstadium werden fleißig Blattläuse vertilgt. Die Anzahl der Punkte auf den Flü­gel­de­cken hat übrigens nichts, wie vielfach angenommen, mit dem Alter zu tun.

Larven des Asiatischen Marien­käfersFoto: blickwinkel/J. Kottmann Die Larven des Asiatischen Marien­käfers haben orange Streifen an den Seiten, im letzten Larvenstadium färben sich zusätzlich zu den Streifen noch einige Rückenborsten orange. Marienkäfer durchlaufen wie alle anderen Käfer eine vollständige Entwicklung. 500–800 kleine, gelbliche, ovale Eier legt ein Weibchen ab. Die Eier werden mitten in Blattlauskolonien ge­legt. Nach einigen Tagen schlüpfen daraus kleine grau­blaue Larven, die je nach Art mehr oder weniger gelbe Flecken aufweisen.

Während der vier bis sechs Wo­chen dauernden Entwicklung (vier Stadien) frisst eine Larve bis zu 500 Blattläuse. Nach der Verpuppung und einer ca. zehn­tä­gi­gen Pup­pen­ruhe schlüpft nach erfolgter Metamor­phose (Umwandlung) die neue Käferge­ne­ra­tion.

Einige heimische Ma­rien­kä­fer­ar­ten sind spezialisiert auf Schildläuse oder Obst­baum­spinnmilben. Der Zwei­und­zwan­zig­punkt-Ma­rien­kä­fer ver­schmäht fleischliche Kost, er ernährt sich ausschließlich von Pilzmycel, z.B. Mehltaupilzen. Somit kann man ihn auch zu den Nützlingen rechnen. Es gibt ein bis zwei Marienkäfergenerationen pro Jahr. Die letzte Generation überwintert z.B. in der Bodenstreu, in hohlen Holzstubben oder in locker liegenden Steinhaufen.

 

Eingeführt: Asiatischer Marienkäfer

Seit einigen Jahren macht sich in Deutschland eine weitere Marienkäferart breit: der Asiatische Marienkäfer, eine aus Asien importierte Art, die ursprünglich gegen Blattläuse in Gewächshäusern eingesetzt wurde. Die farblich und bezüglich der Punktzahl sehr variablen Tiere werden auch als „Harlekin-Marienkäfer“ bzw. „Vielfarbiger Marienkäfer“ bezeichnet. Sie weisen auf der hellen Halsschildplatte eine dunkle Zeichnung, die einem W oder M ähnelt, auf.

Der Asiatische Marienkäfer ist ein bedeutender Gegenspieler von Blattläusen. Er verzehrt etwa fünfmal so viele Blattläuse wie ein Siebenpunkt. Allerdings räubert er stark unter unseren heimischen Arten und frisst deren Eigelege und Puppen. Man wird erst in einigen Jahren beurteilen können, wie groß sein Nutzen wirklich ist.

Asiatischer MarienkäferFoto: blickwinkel/F. Hecker Der Asiatische Marienkäfer hat auf dem Halsschild eine dunkle Zeich­nung, die einem W oder M ähnelt.

 

Ohrwürmer: nützliche Insekten

Auch Ohrwürmer sind gut bekannte Nützlinge. In unseren Gärten kommt der Gemeine Ohrwurm vor. Häufig bezeichnet man die Tiere auch als Oh­ren­knei­fer. Diese kleinen Tierchen kneifen aber weder in die Ohren noch haben sie etwas mit Würmern gemein. Es handelt sich um Insekten, die von Blattläusen, Blutläusen, kleinen Schmetterlingsraupen u.a. Insekten leben, sie ver­schmä­hen aber auch pflanzliche Kost nicht. Wenn sie keine Blattläuse finden, gehen sie auch an weiche Früchte oder Blütenknospen.

Die Paarung erfolgt in den Sommermonaten. Im Herbst legen die Weibchen ca. 1–2 mm kleine Eier in selbst gegrabenen Bodenhöhlen ab, aus denen im Frühjahr die winzigen Larven schlüpfen. Diese werden von den Weibchen noch eine Zeit lang bewacht.

Ohrwürmer durchlaufen eine unvollständige Entwicklung. Es gibt also kein Puppenstadium. In den Larvenstadien ähneln die Larven vollständig ent­wi­ckel­ten Insekten. Diese können zwar fliegen, sind aber fast aus­schließ­lich zu Fuß unterwegs.

Um die Tiere zu fördern, hängt man mit Holzwolle oder Stroh gefüllte Blumentöpfe so auf, dass der Topf Kontakt zum Stamm oder zu einem Ast hat. Das erleichtert den Tieren den Zugang.

Klaus-Dieter Kerpa

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