Locken, warnen, täuschen, tarnen: Farben in Garten und Natur

Mal ehrlich, würden Sie in eine graue Tomate beißen? Oder vielleicht doch lieber in eine knallig rote?

Ob wir eine Speise appetitlich finden, hängt neben dem Geruch zu einem großen Teil von ihrem Erscheinungsbild ab. Farben wie Grau wirken dabei eher ab­stoßend, zumal die Farbe Grau sich auch einstellt, wenn Lebensmittel verschimmelt oder verdorben sind.

Mit Farben wie Rot (z.B. Tomaten), Gelb (z.B. Bananen), Orange (z.B. Apfelsinen), Grün (z.B. Salat), Blau/Violett (z.B. Blaubeeren) oder Weiß (z.B. Blumenkohl) verbinden wir dagegen die Assoziation „lecker“.

Das „wissen“ die Pflanzen und setzen Farben gezielt ein: Der Grund für ihre bunten Früchte liegt ganz einfach darin, Mensch und Tier dazu zu verleiten, die Früchte zu verzehren, und damit für eine Verbreitung des Nachwuchses zu sorgen.

Vor der Fruchtbildung steht aber die Bestäubung. Auch viele Blüten sind daher auffällig gefärbt, um Insekten anzulocken. Diese Blütenfarben beeinflussen auch uns Menschen, und ihre Wirkung lässt sich im Garten gezielt einsetzen.

 

Farben im Garten

Sonnenhut (Rudbeckia)Foto: Breder Mit Stauden wie orange­gel­bem Sonnenhut (Rudbeckia) bringen Sie „Wärme“ in Ihren Garten Rot symbolisiert Liebe und Leidenschaft, Vitalität und Energie. Mit knallig roten Blüten setzen Sie Akzente. Kommt die Komplementärfarbe Grün dazu, ergibt sich ein sehr lebendiges Bild. Dunklere Rot-Töne wirken entspannend, hellere Rot-Töne sanft und leicht.

Mit der Farbe Orange bringen Sie „Wärme“ in Ihren Garten. Orange steht für Optimismus und Le­bens­freu­de und hat wie Rot Signalwirkung. Nahe verwandt ist die Farbe Gelb. Sie wirkt hell, freundlich und heiter wie der Sonnenschein.

Die Farbe Weiß symbolisiert Unschuld und Reinheit. Sie erscheint eher neutral und benötigt andere Farben als Kontrast, damit ihr Strahlen zur Geltung kommt. Mit einem kräftigen Blattgrün lässt sich diese Wirkung einfach erreichen.

Blau hat oftmals einen eher „küh­len“ Charakter und wirkt beruhigend. Um gut zur Geltung zu kommen, darf die Umgebung nicht zu dunkel sein. Weiße Blüten bilden einen attraktiven Kontrast zu Blau.

Violett verkörpert Würde, Inspiration, Mystik und Magie. Seine Wirkung im Garten ist dem Blau ähnlich, mit seinem Rotanteil strahlt es jedoch mehr Wärme aus.

Zum Schluss wollen wir uns noch dem Grün widmen. Es symbolisiert Si­cher­heit, Hoffnung und die Erneuerung des Lebens. Grün wirkt harmonisierend und beruhigend.

 

Farben im Tierreich

Wandelnde BlattFoto: Werle Das Wandelnde Blatt ahmt nahezu perfekt Blattfarbe und -form nach, um für Fressfeinde „unsichtbar“ zu werden Viele Tiere tragen eine so­ge­nann­te Warntracht, d.h. sie sind sehr auffällig gezeichnet, um Fressfeinde fernzuhalten. Ein Beispiel dafür ist die Wespe mit ihrer auffälligen schwarz-gelben Körperzeichnung. Mit ihrem Stachel ist sie ein höchst un­an­ge­neh­mes Beutetier. Fress­fein­de lernen schnell, sie zu meiden.

Das machen sich wehrlose Tiere, z.B. die nützlichen Schweb­flie­gen, zunutze und ahmen die Wespe in ihrem Aussehen nach. Mit ihrer Schein­warn­tracht (im Fachjargon „Mimikry“ ge­nannt) steigern sie ihre Überlebenschance.

Eine andere Überlebensstrategie vieler Tiere ist die Tarnung. Passen sich Tiere in ihrem Aussehen (Farbe und Form) an ihre Umwelt an, spricht man von „Mimese“. Vielen bekannt sind die in den Tropen beheimateten Gespenstschrecken „Wandelndes Blatt“ und „Stabheuschrecke“, die sich kaum von ihrem Lebensumfeld abheben und daher von Feinden schlecht wahrnehmbar sind.

Farben spielen oftmals auch eine große Rolle bei der Partnersuche, wobei sich bei vielen Tieren – im Gegensatz zu uns Menschen – das Männchen häufiger mit auffälligen Farben schmückt als das Weibchen, man denke nur an das Pfauenmännchen mit seinem farbenprächtigen Rad.

Christiane Breder

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