Hoher Ertrag durch effizientes Bewässern

Tipps für die Pflege von Gemüse im Garten, Gewächshaus und auf dem Balkon

Jungpflanzen gießenFoto: Stein Wer keinen Brausekopf an seinem Gartenschlauch hat oder an­ge­wärm­tes Regenwasser ausbringen will, der kann Jungpflanzen vorsichtig mit Gießkanne und Brausekopf gießen Regen als natürliche Was­ser­quel­le steht uns – entsprechend den Lau­nen der Natur – oft nur begrenzt zur Verfügung. Das machen spätestens Tro­cken­pe­ri­o­den wie in diesem Frühjahr oder im Hitze­sommer 2003 so richtig bewusst. Denn ohne Wasser wächst nichts im Garten. Wenn es nicht regnet, muss bewässert werden – am bes­ten mit Sinn und Verstand, zum Wohle der Pflanzen, der Wasserressourcen und des Geldbeutels.

 

Wie viel Wasser wird verbraucht?

1 m2 Blumenkohl (Kultur mit hohem Wasserbedarf) braucht von der Pflanzung bis zur Ernte im Erwerbsgartenbau 400 l Wasser, wie For­schungs­er­geb­nis­se von Peter-J. Paschold und Jürgen Kleber an der For­schungs­an­stalt Gei­senheim ergaben. (Genaue Quelle siehe www.gartenfreunde.de/ Bewaesserung).

Winterfeuchte Böden halten im Mai 100 bis 200 l Wasser pro m² (sandige 100 l, tonreiche 120 l und sandige Lehme 200 l) bereit. Regnet es in den zwölf Wochen Kulturzeit zufällig – zeitlich passend verteilt – etwa 200 l, so ern­tet der Gärtner auf dem sandigen Lehmboden schöne Köp­fe, während die Kollegen auf schweren Böden (tonreich) oder gar auf Sand ohne zusätzliches Gießen entweder kümmerliche oder früh­zeitig schießende Köpfe ernten – oder eben gar nichts.

Der eigentliche Wassermangel wird dabei noch verschärft durch eine Unterversorgung mit Nährstoffen, denn auch die ausgewogene Nährstoffversorgung gelingt nur mit Hilfe des Transportmittels Wasser. Durstige Pflanzen hungern daher gleichzeitig.

Bleiben die Temperaturen unter 20 °C, verdunstet 1 m² Fläche je nach Wuchshöhe des Gemüses 1–2 l Wasser täglich, bei über 30 °C sind es 4–7 l. Trockene Ost­winde steigern, feuchte Nebel senken die Verdunstung.

 

Säen statt pflanzen

Früh gesäte Tiefwurzler wie Gelbe Rüben, Rote Rüben und insbe­sondere Pastinaken überstehen trockene Sommerwochen recht gut, bei Gelben Rüben drohen nach anschließenden Niederschlä­gen allerdings auch aufgeplatzte Rüben. Salate, insbesondere die Herbstsalate Endivien oder Zuckerhut, ebenso wie Kohlarten, die man direkt ins Beet sät und anschließend ausdünnt, vertragen mehr Trockenheit als gepflanzte Ware, die kaum Pfahlwurzeln aus­bildet. Nachteil der Sä-Methode: Die Kulturen belegen das Beet rund drei bis vier Wochen länger.

 

Mulchen oder Hacken?

Verkrustete Böden verdunsten bis zu 2 l/m² täglich. Die Feuchtigkeit wandert durch lange Kapillare von unten durch die Kruste, und Wind verschärft die Verdunstung zusätzlich. Abhilfe schafft lockeres Aufhacken der Bodenkruste, sobald sich eine solche nach Gießgängen oder Nie­derschlägen gebildet hat, da dadurch die langen Kapillarverbindungen unterbrochen werden.

Die obersten Bodenbröckchen lie­gen nach dem Aufreißen nur punkt­förmig auf dem Untergrund auf, nur dort kann Feuchtigkeit nach oben wandern. Zwischen den Bröckchen herrscht wenig Luftbewegung, daher auch wenig Verdunstung.

Auch eine Mulchschicht hilft, die Feuchtigkeitsvorräte der Böden vor ungewollter Verdunstung zu schützen. Am besten wartet man mit dem Auftrag organischer Mulch­materialien, bis sich der Bo­den im Frühjahr erwärmt hat, sonst verzögert sich der gewünsch­te Temperaturanstieg im Boden. Mulchvliese und -papiere haben diesen Nachteil nicht, sie können frühzeitig aufgelegt werden.

 

Mit Spatenprobe den Bedarf ermitteln

Für ein übliches Anbauprogramm lassen sich zusätzliche Wassergaben meistens nicht vermeiden. Ob ein Griff zum Wasserhahn nötig ist, lässt sich durch einen Vergleich des natürlichen Wasserangebotes (Winterfeuchte, Niederschläge der vergangenen Wochen) mit dem Bedarf (s.o., ca. 2–3 l/m² täglich) abschätzen. Wer nicht sicher ist, greift zum Spaten, der Boden in Wurzeltiefe soll sich noch feucht anfühlen.

Ist der Boden dort zu trocken, müssen wir genau dorthin Wasser bringen. Dazu gilt die Faustregel: 1 mm Niederschlag entspricht 1 l Wasser pro m². Dieses dringt – je nach Bodenart – etwa 1 cm weit ein. Wer die Wurzeln in 15 cm Tiefe versorgen will, muss also 15 l ausbringen, das sind 1,5 Gießkannen je m².

 

Intervallgießen fördert Wasseraufnahme

Der Einwand „Aber das schwemmt doch alles ab“ ist berechtigt. Denn Böden können meist nur höchstens 10 l pro Stunde und m² aufnehmen. Deshalb muss der Gärtner seine Wassergabe zeitlich entsprechend strecken.

Die beste Tageszeit zum Gießen ist der Morgen. Daher macht man am besten noch vor dem Frühstück die erste Gießrunde mit Kan­ne oder Brause, die zweite dann nach dem Frühstück und evtl. noch eine dritte später. Mit dem Sprenger verfährt man eben­so intervallmäßig, wenn die Austrittsmenge zu hoch ist. Nachteil des Sprengers ist allerdings, dass er die Blätter intensiv benetzt und Fäulniserreger begünstigt. Besser ist es, mit der Brause zwischen die Pflanzen zu gehen.

 

Regenmesser und andere Kontrollhilfen

RegenmesserFoto: Themenbild Mit einem Regenmesser lassen sich nicht nur Regenmengen ablesen, man kann ihn auch nutzen, um die Wassermengen, die aus dem Sprenger kommen, zu berechnen Die Wassermenge aus dem Spren­ger lässt sich mit einem Regenmesser, etwas ungenauer auch einfach mit Hilfe einer Blechbüchse leicht ermitteln: Steht das Wasser 2 cm hoch im Gefäß, wurden 20 l/m² aus­ge­bracht.

Auch mit der Gießbrause kann man recht genau arbeiten: Einfach die Zeit messen, in der man mit der Brause eine 10-l-Kanne füllt. Mein leis­tungs­fä­hi­ger Gießstab braucht z.B. 30 Sekunden für 10 l, also muss ich ein 10 m² großes Beet insgesamt 7,5 Minuten lang wässern – wenn nötig mit Pausen dazwischen –, wenn ich 15 l/m² ausbringen will.

Manch ein Gartenfreund wird die geforderten Zahlen mit Schrecken zur Kenntnis nehmen und Wasserverschwendung wittern. Zu bedenken ist aber, dass diese Gießprozedur – gerne am Sonntagmorgen – dann außer im Hoch­sommer für eine ganze Woche reicht.

 

Selten, dafür üppig wässern

Benetzt der Nachbar z.B. täglich seine Beete mit 2 l/m², muss er davon ausgehen, dass nach jedem Gießgang mindestens 1 l ungenutzt direkt von der Bodenoberfläche wegverdunstet. Seine Pflanzen sind also weit schlechter versorgt als die einmal richtig gegossenen – bei gleichem Wasserverbrauch. Das ist wahre Verschwendung.

Die meisten Gemüsearten re­agie­ren im Kulturverlauf tolerant auf ein zeitweilig knappes Wasserangebot. Natürlich muss man gleich nach dem Pflanzen am bes­ten mit dem Wasserstrahl den Ballen so angießen, dass er rundum dicht von Erde umschlossen wird. In der Anwachsphase kann sparsames Wässern dann aber zu einem besser entwickelten Wur­zelsystem führen.

 

Wassermangel: Notblüten und geschossener Salat

Ganz empfindlich auf Wasserman­gel reagieren die meisten ­Arten immer dann, wenn sie be­ginnen, das von uns zur Ernte begehrte Teil zu entwickeln. Die Züchtung brachte bekanntlich viele Wildarten dazu, im Sinne der eigenen Vermehrung eigentlich völlig „überflüssige“ Teile hervorzubringen. So bildet Salat „Köpfe“, Kohlrabi „Knollen“ oder Gelbe Rüben „dicke Wurzeln“.

Steht am Beginn der jeweiligen Entwicklung, also am Anfang der Kopf- oder Knollenbildung oder am Beginn des Wurzel-Dickenwachstums, zu wenig Wasser zur Verfügung, versuchen die Pflanzen, so rasch wie möglich eine Notblüte zu bilden – das Gemüse „schießt“, wird faserig und oft streng im Geschmack.

 

Wassermangel: Fruchtabwurf und Versorgungsschäden

Stehen Fruchtgemüse in der Blütezeit oder kurz danach unter Stress (Trockenheit, aber auch Kälte), so werden sie wohl einzelne Früchte ausbilden wollen, den Großteil der Fruchtansätze sicherheitshalber aber abwerfen. Wassermangel während der Fruchtentwicklung begünstigt bei sensiblen Tomatensorten besonders in Verbindung mit Stickstoff-Überversorgung außerdem die Blütenendfäule. Plötzliche ho­he Wasserzufuhr nach Trockenzeiten verursacht oft geplatzte Früchte (Tomaten) oder Wurzeln (Gelbe Rüben, Radies).

Micro-Drip-SystemFoto: Themenbild In diesem Gemüsebeet wird mit dem Gardena Micro-Drip-System bewässert, von dem hier ein Tropfrohr zu sehen ist (Info: Tel. 07 31/4 90-1 23, www.gardena.de)

In älteren Gartenbüchern wird immer empfohlen, abgestandenes Wasser zu verwenden. Das ist in der Tat etwas weicher (weil CO2 entweicht, das senkt leicht die Karbonathärte). Es geht aber auch um den Temperaturschock, auf den vor allem wärmeliebende Gemüse wie Paprika oder Gurken empfindlich reagieren. Abhilfe schafft aber bereits der Verzicht auf abendliches Gießen der sonnenerhitzten Pflanzen. Morgens fällt der Schock meist nur gering aus.

 

Saatgut richtig gießen

Frisch gesätes Saatgut nimmt vorhandene Feuchtigkeit auf, es quillt und beginnt zu treiben. Vie­le Arten vertragen zu Beginn des Keimvorganges ein einmaliges Rücktrocknen, niemals aber mehrfaches Vertrocknen.

Die meisten Saaten gelingen gut, wenn der Fuß der Saatrille feuchten Boden zeigt. Das Saatkorn wird gut angedrückt, sodass es eine innige Verbindung mit der feuchten Erde erhält und gut quel­len und keimen kann. Die Saatrille wird nur locker verfüllt, zusätz­liches Angießen sollte man vermeiden, weil es nur zur oberflächlichen Verschlämmung führt. Günstig ist eine Vlies­ab­de­ckung, sie verringert die Wasserverduns­tung aus dem Boden.

GurkenbewässerungFoto: Stein Zur Gurkenbewässerung eignet sich ein System mit Feuchte­messern, hier ein Tropf-Blumat (Info: Tel. 0 71 31/6 42 12 00, www.blumat.de)

Ist der Untergrund bereits zu trocken, empfiehlt sich eine sehr hohe Wassergabe von 15–20 l ein bis zwei Tage vor der Aussaat – natürlich in mehreren Gießgängen. Dann reicht die Feuchte von unten für den Keimvorgang. In trockenen Boden kann zu Beginn einer Regenperiode gesät werden – wenn die dann auch kommt wie angekündigt.

Mühsam ist jedenfalls das Feucht­halten eines trockenen Beetes nach der Saat, weil man oft gießen muss, bei jeder Wassergabe eine Bo­den­ver­schläm­mung und -verkrustung riskiert und dann mühsam die Zwischenräume zwi­schen den Saatreihen auflockern muss. Dagegen kann man bei langsam keimenden Arten (z.B. Möhren) einzelne schnellwüchsi­ge Radies- oder Kressesamen ein­mischen.

 

Gießen im Gewächshaus

Wo nie Regen fällt, sind die Pflan­zen ausschließlich auf den Gärtner angewiesen. Die Gießregeln sind grundsätzlich die gleichen wie draußen. Morgendliches Gießen ist unbedingt zu bevorzugen. Abendliches Gießen kann sogar dann zur Kraut- und Braunfäule an Tomaten führen, wenn das Blatt dabei nicht benetzt wird. Zur Entwicklung der gefürchteten To­ma­ten­fäu­le reichen nämlich oft Schwitz- und Tropfwasser von den Dachflächen oder auch nur die an den Blatträndern bei hoher Luft­feuch­tig­keit „ausgeschwitzten“ Wassertröpfchen (Guttation).

Im Vergleich mit den benötigten Wassermengen gießen die meisten Gärtner im Gewächshaus oder auch im Frühbeet vermutlich zu wenig. Dies fiel mir im ersten Jahr nach der Installation einer automatischen Bewässerung im Klein­gewächshaus auf: Der Tomaten­ertrag stieg auf das Doppelte, nachdem die Technik den Wasserbedarf regelte.

 

Bewässerungstechnik – zuverlässig und sparsam

Sowohl fürs Gewächshaus als auch für das Freiland gibt es Mög­lichkeiten der automatischen Bewässerung. Am sparsamsten ar­bei­ten Tröpfchensysteme. Die Tropfschläuche werden zwischen den Reihen ausgelegt. Sie stören natürlich alle Bodenbearbeitungs­maßnahmen, daher setzt man sie nur in lange stehenden Kulturen ein, vor allem in Fruchtgemüse mit anhaltend hohem Wasserverbrauch.

Standard-RasensprengerFoto: Breder Ein großer Wasserverbrauch durch einen hohen Verdunstungsanteil und die Gefahr, dass sich auf den Blättern der Pflanzen Pilzkrankheiten ausbreiten – das sind die Nachteile dieser gängigen Be­wäs­se­rungs­me­tho­de mit dem Standard-Rasensprenger
Es gibt Systeme, die automatisch von der Bodenfeuchtigkeit gesteuert werden können. Im Garten oder Gewächshaus reichen für begrenzte Flächen einfachere Systeme mit Feuchtemessern. Die Feuchtesonden öffnen oder schließen direkt den Wasserzufluss. Eine an einer „durchschnitt­lich“ feuchten Stelle eingesetzte Feuchtesonde kann die Wasserzufuhr des Tropf­schlauch­sys­tems regeln.

Diese Systeme können aber nur über einen Druckminderer an den Wasserhahn ange­schlos­sen werden, weil sie mit ganz geringen Drücken arbeiten. Daher lassen sie sich auch ganz einfach von einem ca. 2 m höher gelagerten Wasserspeicher beschicken.

Häufiger findet man im Handel Systeme mit Zeitsteuerung, die sich besonders im Gewächshaus gut eignen (z.B. von Gardena). Ein Zeitgeber öffnet in vorgegebenen Intervallen die Wasserzufuhr.

Beispiel: Man installiert ein Tropfschlauchsystem mit sechs Tropfern je m², von denen jeder pro Stunde 4 l abgibt. Will ich pro Woche 20 l ausbringen, muss die Anlage innerhalb von sieben Tagen also 50 Minuten laufen, also täglich rund sieben Minuten oder alle zwei Tage je 14 Minuten.

Wenn zum Herbst hin der Wasser­bedarf sinkt, korrigiert man die Pro­gram­mie­rung, indem man die Gießintervalle anpasst. Manche Systeme lassen sich mit Feuchtefühlern verbinden, die nach Niederschlägen die Gießintervalle unterbinden. Weil die Gartenbewässerung auf immer lebhafteres Interesse stößt, findet dort zurzeit eine rasante Entwicklung neu­er Steuerungs- und Verteilungs­techniken statt.

Marianne Scheu-Helgert,
Bayerische Gartenakademie

 

Weitere Informationen zum Thema Bewässerung finden sie auf www.gartenfreunde.de/bewässerung


Tipp für Gießfaule

Schlechte Ernten deprimieren. Wer also nicht gießen will, sollte auf anspruchsvolle Kulturen verzichten. Gewürzsträucher und -stauden wie Salbei, Lavendel, Thymian oder Schnittlauch sind wahre Trockenkünstler.


„Balkongemüse“ ausreichend gießen

Kultur im TopfFoto: Hönemann Entscheidend für eine erfolg­reiche Kultur im Topf ist eine regel­mäßige Bewässerung und Düngung In Gefäßen gezogene Gemü­se­pflanzen sind die Lösung für einen „Gemüsegarten“ auf kleinstem Raum auf der Terrasse oder dem Balkon. Ein sonniger und windgeschützter Balkon eignet sich ideal für wärmelieben­de Fruchtgemüse wie Toma­ten, Paprika, Au­ber­gi­nen, Andenbeeren und eventuell Gurken. Sie können aber auch Stangenbohnen, Zuckermais, Erdbeerspinat und vieles andere ausprobieren.

Entscheidend für einen guten Erfolg ist eine regelmäßige Bewässerung und Dün­gung der Pflanzen, da die Gemüse, gemessen an der zu er­brin­gen­den Leistung (Fruchtbildung) in verhältnismäßig kleinen Gefäßen (z.B. Tomaten in 10-Liter-Töpfen) stehen. Wichtig ist es deshalb, dass Sie an heißen Tagen mindestens einmal, manchmal sogar zweimal gießen. Ideal ist hierbei ein automatisches Bewässerungssystem, z.B. das Regenmeister® „Tropfbewässerungs-Set“ (Info: Tel. 0 61 51/3 91 37 47, www.regenmeister.de) und das Tropf-Blumat-System (In­fo: Tel. 07131/6421200, www.blumat.de).

Bayerische Gartenakademie

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