Gemüseanbau im Frühbeet
Früh beginnen und lange ernten
Wenn bei uns die Winter milder werden, später beginnen oder früher enden, dann träumen manche bereits von Mittelmeerklima in Bayern. Leider müssen wir aber nach wie vor bis Mai und dann wieder ab Oktober mit Frostnächten rechnen.
Foto: Flora Press/Ute Klaphake
Auf die Beete aufgelegte Vliese helfen uns, empfindliches Gemüse vor solchen „Dämpfern“ zu schützen. Frühbeete bieten noch mehr Schutz vor kurzzeitigen Frosteinbrüchen. Durch darauf aufgelegte Stoffbahnen, Vliese oder Noppenfolie können Sie den Frost noch besser aussperren.
Leichtgewichte mit guter Lüftung
Klassische Frühbeete wurden mit robusten Rahmen aus Stein, Beton oder Holz gebaut. Schwere Fenster mit Holz- oder Metallrahmen dienten als Auflage. Heute bietet der Handel leichte Konstruktionen, meist mit Alurahmen und dünnen Stegdoppelplatten, auch an den Seitenwänden.
Je größer Frühbeete sind, desto leichter lässt sich ein ausgeglichenes „Raumklima“ in ihnen erzielen. Optimal eignen sich Frühbeete für Gärtner, die die Scheiben bei sonnigem Wetter morgens bzw. vormittags öffnen können, sobald das Thermometer draußen Plusgrade anzeigt. Abends werden die Fenster wieder geschlossen.
Berufstätige Gartenliebhaber sollten Konstruktionen mit automatischer Belüftung wählen. Die Öffnung der Fenster wird hierbei über Temperaturfühler im Inneren des Frühbeets gesteuert.
Foto: Scheu-Helgert
Frühstarter im Kasten
Je nach Gemüseart liegt der Kulturbeginn im Freiland manchmal im Februar, meist im März und selten auch erst im April. Im Frühbeet beginnt das Gartenjahr meist einen Monat früher. Dazu legen Sie die Fenster an den ersten Sonnentagen ab Februar auf, auch wenn ringsum noch Frost herrscht. Sobald die ersten Unkrautkeimlinge im Beet erscheinen, können Sie auch mit dem Gemüse loslegen.
Salate und Kohlrabi werden meist als Jungpflanzen in den Kasten gesetzt, während Radies, Frührettich, Gartenkresse, Winterportulak (Winterpostelein) und Spinat ausgesät werden. Sehr günstig ist es, vor der Pflanzung 3–5 l/m² Kompost sowie 100 g Hornmehl einzuarbeiten.
Zuerst sind Kresse und Radies erntereif, etwa sechs Wochen nach der Saat. Salat und Winterportulak benötigen etwa acht, Rettich und Kohlrabi zwölf Wochen.
Am bequemsten kommen Sie mit Eichblattsalat zum schnellen Frühlingssalat: Die Jungpflanzen werden im Abstand von 12–15 cm, also relativ dicht gepflanzt. Schon nach drei bis fünf Wochen können Sie die ersten Salatblätter schneiden, wobei Sie unbedingt das Herz jeder Pflanze schonen sollten – so können Sie nach drei bis vier Wochen erneut ernten.
Die ersten „Erntelücken“ ab Ende April machen Platz für das Einstellen von Tomaten und anderen Setzlingen für den Sommer. Sie gedeihen bei guter Belichtung von oben im Frühbeet oft besser als auf der Fensterbank. Wichtig ist, die Pflanzabstände so zu wählen, dass die Blätter sich nicht gegenseitig beschatten.
Sommerkulturen
Im Sommer ist das Frühbeet der richtige Platz für Wärme liebendes Gemüse wie die „Kastengurke“. Hierbei handelt es sich um robuste Sorten für Salat oder um Einlegegurken, die mit etwa 12 cm Länge zur Salatbereitung geerntet werden. Die vorgezogenen Jungpflanzen werden mit 30 cm Abstand bei 60 cm Reihenabstand Mitte Mai in den Kasten gepflanzt.
Foto: Scheu-Helgert
Gurken stehen gerne warm und „luftig“. Daher ist es vorteilhaft, die Fenster tagsüber zu öffnen und vor kalten Nächten wieder zu schließen. Da heiße, trockene Luft den Befall mit Spinnmilben fördert, sollten Sie die Temperatur möglichst unter 25 °C halten. Wenn Sie Wert auf saubere Früchte legen, können Sie nach der Ernte der letzten Frühgemüse streifenweise Mulchvlies zwischen die Gurkenreihen legen.
Außer in ganz begünstigten Lagen, wo sie auch gut im Freien gedeihen, sollten Sie auch Paprika im Frühbeetkasten anbauen. Pflanzzeit ist Mitte Mai. Wenn Sie bei Frost gut aufpassen, können Sie dieses Wärme liebende Gemüse auch schon ab der letzten Aprildekade pflanzen.
Solange die Paprikapflanzen niedrig sind, können Sie wie gewohnt einseitig lüften. Im heißen Hochsommer, insbesondere wenn auch die Nächte warm bleiben, können Sie die Abdeckung komplett entfernen. Dies geschieht am besten an einem Tag mit geringer Sonneneinstrahlung.
Für die Übergangszeit und auch für sommerliche Kälteperioden können Sie die Frühbeetfenster mithilfe eines Rahmens höher legen. Hierzu bauen Sie etwa 50–60 cm über dem Kastenrand eine Auflage aus Holzlatten.
Vollbelegung auch im Herbst
Während Paprikapflanzen ihren Platz im Kasten bis zum Wintereinbruch behaupten – am Schluss legen sie im Wachstum oft noch richtig zu – gedeihen Gurken oft nur bis Ende August. Ursache ist, neben Spinnmilben, meistens der Falsche Mehltau, gegen den es wohl etwas robustere Hybridsorten, aber keine absolute Resistenz gibt.
Hier kommen dann wieder Salate (Kopf- und Pflücksalate, sechs Wochen Kulturdauer, Endivien, zwölf Wochen) ins Spiel, um die entstandenen Lücken zu füllen. Oder Sie säen Radies (Kulturzeit sechs Wochen) und Frührettich (zehn Wochen). Je früher Sie diese Kulturen aussäen, desto besser. Günstig für diese Kulturen sind frühe Termine.
Manchmal gelingt es, die Gurkenranken etwas auf die Seite zu schieben, um noch vor der Gurkenernte Platz für Aussaaten der Spätkulturen zu haben. Auch Spinat (acht Wochen) oder Feldsalat (zwölf Wochen) ist als Spätkultur geeignet. Späte Aussaaten im August oder Anfang September sind hier durchaus sinnvoll. Sie sind dann je nach Witterungsverlauf im Herbst oder Winter, bei Aussaaten Ende September erst im Frühjahr erntereif.
Winterportulak keimt nur bei einer Bodentemperatur unter 12 °C. Am besten entwickeln sich späte Aussaaten ab Mitte September, im Reihenabstand von etwa 20 cm. Bei mildem Witterungsverlauf und sorgfältiger Lüftung (und guter Wasserversorgung sowie einer Düngergabe) sind sogar zwei Ernten möglich.