Wilde Schönheiten: Von Frauenschuh und Ragwurz

Ragwurz-OrchideenFotos: Querbeet Für ihre Bestäubung locken Ragwurz-Orchideen (Ophrys) gezielt Hummeln, Bie­nen oder Fliegen an. Meist ist es im April/Mai so weit: Die Blüte unserer heimischen Orchideen beginnt. Viele spazieren ahnungslos an den seltenen Pflanzen vorbei, denn bunte, auffallende Blüten haben nur wenige – zumindest auf den ersten Blick.

 

Zielgerichtet bis raffiniert

Die Schönheit unserer Orchideen erschließt sich dem Betrachter erst bei näherem Hinsehen. Die Blüten sind meist nur 1–3 cm groß, dafür aber schön gezeichnet in vielen Farbschattierungen. Besonders raffiniert wirken die Blüten ver­schie­de­ner Ragwurz-Arten (Ophrys), und das mit gutem Grund.

So lockt die Hummel-Ragwurz (Ophrys holoserica) ihre Bestäuber nicht etwa mit einem reichen Nektarangebot, sondern mit Sex. Denn die Lippe dieser Orchidee sieht einem paarungsbereiten Hummel-Weibchen zum Verwechseln ähnlich. Sieht ein Hummel-Männchen diese Blüte, fliegt es sie an und versucht, sich zu paaren. Wäh­rend­des­sen klebt die Orchidee dem verwirrten Insekt ihren Pollen auf und sorgt so für ihre Ver­brei­tung.

Und auch die auffälligste heimische Orchidee, die Frauenschuh-Orchidee (Cypripedium calceolus), ist nicht zaghaft, wenn es um ihre Fortpflanzung geht. Sie lockt Insekten mit ihrer leuchtend gelben, duftenden Blüte. Auf der Suche nach Nektar krabbeln die Insekten in den „Schuh“, wo die glatten Wände im Inneren der Kesselfalle ein Entkommen erstmal un­mög­lich machen. Der einzige Weg nach draußen führt die Insekten an Narbe und Pollen vorbei.

Wer sich für die raffinierten Pflanzen interessiert, kann sich beim Arbeitskreis heimischer Orchideen Bayern (www.aho-bayern.de) erkundigen. Fast überall in Bayern gibt es zur Blütezeit geführte Touren und Wanderungen. Ist der Blick einmal geschärft, entdeckt man immer neue Orchideen.
 

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Wildarten und Zuchtsorten

Unser heimischer Frauenschuh (Cypripedium calceolus) ist in der Natur fast verschwunden, obwohl er schon lange streng geschützt ist. Die Gründe dafür sind vielschichtig. Unter anderem liegt es daran, dass seine Lebensräume, lichte Laubwälder, schwinden, zudem sind die Böden in den Wäldern durch intensive Bewirtschaftung verdichtet. An solchen Stand­or­ten kann die empfindliche Pflanze nicht mehr wachsen. Und noch etwas kommt hinzu: Viele Frauenschuhorchideen fallen „Pflanzenliebhabern“ zum Opfer, werden gepflückt oder gar ausgegraben. Dabei haben wild entnommene Frau­en­schuh-Orchi­deen im Garten keine Überlebenschance, sie sterben bereits nach kurzer Zeit.


Frauenschuh-Orchideen Bei den Frauenschuh-Orchideen (Cypripedium) gibt es inzwischen viele wüchsige Sorten, die sich erfolgreich im Garten kultivieren lassen. Gezüchtete Kulturformen hingegen sind wüchsig und reichblühend. Sie heißen ‘Sabine’, ‘Michael’ oder ‘Gisela’ – mittlerweile gibt es eine riesige Auswahl an Sorten mit Gar­ten­eig­nung. In Spezialgärtnereien werden sie angezogen und dort oder auf Pflanzenmärkten verkauft.

 

Das Geheimnis: Der richtige Standort

Wer Frauenschuh-Orchideen im eigenen Garten pflanzen möchte, der braucht vor allem eins: den richtigen Standort. Wurzeldruck von kräftig wachsenden Bäumen und Sträu­chern vertragen die Gartenorchideen nicht. Stauende Nässe an den Wurzeln kann zum Absterben der Rhizome führen. Idealer Pflanzort für Frauenschuh-Orchideen ist laut Spezialisten die Nordseite eines Hauses, denn dort kommt wenig direkte Sonne hin, und es herrscht immer ein kühler Luftzug.

Cypripedien wachsen ursprünglich in lichten Wäldern und Fluss­auen, sie bevorzugen kühle und nicht zu trockene Standorte. Geeignet sind auch halbschattige bis absonnig gelegene Beete im Garten, die geschützt sind vor direkter Sonneneinstrahlung während der Mittagsstunden.

Den Pflanzbereich sollte man großflächig auflockern und das Pflanzloch etwa 20 cm tief ausheben. Anschließend füllt man eine mindestens 10 cm dicke Schicht Tongranulat am Boden des Pflanzloches ein. Das Tongranulat wirkt wie ein Sickerschacht, in dem über­flüs­si­ges Wasser ablaufen kann. Gepflanzt wird in ein durchlässiges, humoses Substrat. Da Frauenschuh-Orchideen zu den Flachwurzlern zählen, sollten Sie die Pflanzen keinesfalls zu tief setzen.

BienenragwurzFoto: Donnerbold/Adobe Stock Bienenragwurz


Zurückhaltende Begleiter

Als Begleitstauden eignen sich schwach wachsende Farne, Staudengräser und auch Funkien (Hosta). Deren Laub umspielt die Frauenschuh-Orchideen während der Blütezeit. Beginnen diese im Frühherbst ihr Laub einzuziehen, kaschieren die Blattschmuckstauden die vergilbenden Triebe der Orchideen.

Im ersten Jahr nach dem Pflanzen sollte man die Gartenorchideen regelmäßig wässern. Sind sie angewachsen, ist das Gießen nur noch während längerer Trockenperioden nötig.

Sabrina Nitsche/Querbeet

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