Fast in Vergessenheit geraten: zweijährige Sommerblumen

Viele Blütenpflanzen, die im Frühling, aber auch Frühsommer blühen, werden etwa ab Mitte Juni des Vorjahres ausgesät. Sie sind sogenannte Zweijährige, die erst im nächsten Jahr blühen.

 

Was sind Zweijährige?

Es ist nicht so, wie man vielleicht zuerst vermutet, dass diese Pflanzen zwei Jahre lang leben oder erst in zwei Jahren blühen. Zweijährige sät man im Frühsommer aus. Von Ende Mai bis Ende Juli ist die richtige Zeit.

Tausendschön, Stiefmütterchen und Vergiss­meinnichtFoto: Bayerische Gartenakademie Viele Frühjahrsblüher wie Tausendschön, Stiefmütterchen und Vergiss­meinnicht gehören zu den Zweijährigen.

Bis in den Herbst entwickeln sich kräftige Jungpflanzen. Diese kleinen Pflanzen überwintern im Frei­en recht gut. Im Spätherbst bzw. im ausgehenden Winter werden die Blüten angelegt. Sobald es im nächsten Frühjahr etwas wärmer wird, können die Frühblüher loslegen. Dabei nutzen sie den entscheidenden Zeitvorsprung gegenüber den einjährigen, samenvermehrten Pflanzen.

Der Begriff „zweijährig“ erklärt sich folgendermaßen: In einem Kalenderjahr (Sommer) werden die Zweijährigen ausgesät und im nächsten Kalenderjahr nach einem Winter (Frühling oder Sommer) blühen diese Pflanzen. Tatsächlich liegt deshalb zwischen Vermehrung und Blüte höchstens ein Jahr.

Nach der Blüte bilden die Pflanzen meist so viele Samen aus, dass sie sich total verausgaben und absterben. Aber diese Samenfülle sorgt für viele Nachkommen. Gartenbesitzer haben dies mit Akelei (Aquilegia) und Ver­giss­mein­nicht (Myosotis) sicher schon beobachten können.

 

Zweijährige Frühblüher, wir kennen sie alle!

Sie versorgen uns mit der ersten ersehnten Blütenpracht: Primeln (Primula vulgaris), Tausendschön (Bellis perennis), Goldlack (Erysimum cheiri), Vergissmeinnicht und Stiefmütterchen (Viola x wittrockiana). Die Aussaat von Stiefmütterchen im Hobbygarten ist zwar arbeitsaufwändig, aber einige Gartenliebhaber wagen die Anzucht trotzdem. Denn der Lohn sind besonders schöne Sorten, die Sie nicht so ohne Weiteres als fertige Pflanzen, sondern nur als Saatgut bekommen.

Stiefmütterchen können bei einer frühen Aussaat im Juni bereits nach einigen Wochen im Herbst blühen. Die Hauptblüte erfolgt aber im kommenden Frühjahr.

Bis Anfang Juli können Sie sich allerdings mit der Aussaat Zeit lassen. Beschleunigen Sie die Keimung, indem Sie das Saatgut auf der Handfläche in etwas angefeuchtetem, scharfkörnigem Sand reiben. Das Aufrauen der harten Samenschale macht sie für Wasser durchlässiger.

Violen keimen bei ca. 15 °C. Hohe Temperaturen hemmen die Keimung. Es empfiehlt sich deshalb, Hitzeperioden zu umgehen und eine kühlere Periode abzuwarten. Falls der Sommer sehr heiß wird, lassen sich die Samen durch Abdecken mit feuchten Jutesäcken kühlen. Säen Sie nicht tiefer als 1 cm und schattieren Sie die Beete.

Problemlos sind Vergissmeinnicht. Sie vermehren sich bereitwillig selbst, wenn sie stehen bleiben, bis ihre Samen reif sind. Frühjahrsblüher wie Tausendschön und Primeln können zwar ab Mitte Juni ausgesät werden, da sie aber etwas heikel in der Anzucht sind, empfiehlt es sich, sie lieber im Frühjahr als blühende Pflanzen vom Gärtner zu kaufen.

AkeleiFoto: Nüsslein-Müller Die Akelei zählt zu den Zweijährigen, die sich auch willig selbst aussäen.
Der Goldlack blüht im Frühjahr und fügt sich gut zwischen spät­blü­hende Tulpen (Tulipa) und Narzissen (Narcissus) ein. Die duf­tenden Blüten gibt es in gelben und roten Farbtönen. Da der Gold­lack zu den Dunkelkeimern gehört, sollte die Saat gut abgedeckt werden.

 

Zweijährige Sommerblumen – ein Bukett aus Nostalgie

Zweijährige Sommerblumen waren etwas in Vergessenheit geraten. Doch gerade junge Frauen schätzen und lieben die nostalgischen Blumen, die sie als Kinder noch in Großmutters Garten vorfanden. Besonders die Bartnelken (Dianthus barbatus) sind als Schnittblumen wieder sehr beliebt, nachdem sie durch die britische Hochzeit geadelt worden sind.

Die Bartnelke trägt nämlich in Großbritannien den Namen „Sweet William“. Deshalb durfte die Bartnelke im Brautstrauß von Kate, der Braut des Kronprinzen William, nicht fehlen.

Bartnelken werden von Mai bis Juni ausgesät. Die Jungpflanzen werden bis Ende Juli an Ort und Stelle gepflanzt. Mit leichtem Winterschutz versehen, überstehen sie die kalte Jahreszeit gut und blühen dann im nächsten Jahr ab Mai.

StockrosenFoto: Nüsslein-Müller Stockrosen sind unter guten Bedingungen nicht nur zweijährig, sondern sogar mehrjährig. Aus den romantischen Zwei­jäh­ri­gen ist die Marienglockenblume (Campanula medium) nicht wegzudenken. Da sie aus Südeuropa kommt, liebt sie warme, sonnige Lagen. Diese Glockenblumenart passt sehr gut in Staudenbeete und Gärten mit bäuerlichem Charakter. Ab August können die Pflanzen am vorgesehenen Standort gepflanzt werden.

Fingerhut (Digitalis), Akelei und Stockrosen (Alcea rosea) zählen zwar ebenfalls zu der kleinen Pflanzengruppe der Zwei­jäh­ri­gen, doch sie sind unter guten Bedingungen durchaus mehr­jäh­rig. Schneiden Sie Verblühtes rechtzeitig ab, bevor sich Samen bilden. Dies erhöht die Chance auf eine Blüte im nächsten Jahr.

Wenn Sie die Samen ausreifen lassen, vermehren sich Fingerhut und Co. von selbst (Näheres zur Selbstaussaat von Zweijährigen lesen Sie im folgenden Beitrag „Geschenke des Himmels – Zweijährige säen sich selbst aus“).

 

Allgemeine Tipps zu den Zweijährigen

Für die zweijährigen Sommerblumen ist zwar der Juni der beste Aus­saat­zeit­punkt, doch das können Sie variabel handhaben. Säen Sie im Frühjahr, so können die Pflanzen unter Umständen noch im selben Jahr blühen.

Falls Sie im Juni die Aussaat verpasst haben und erst im Juli oder August säen, sollten Sie dafür sorgen, dass die Pflanzen noch bis zum Herbst ausreichend Pflanzenmasse bilden. Dies begünstigen Sie, wenn Sie gute Bedingungen schaffen. Feuchten und nährstoffreichen Boden schätzen die meisten Zweijährigen.

Noch ein Tipp: Lassen Sie Ihre Aussaat nie austrocknen. Selbst kurzfristige Trockenheit kann schon zu erheblichen Ausfällen führen.

Brigitte Goss,
Bayerische Gartenakademie

 

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