Die zarteste Versuchung, seit es Kohl gibt
So gelingt Ihnen der Anbau von Kohlrabi
Einfach und schnell im Anbau, mild im Geschmack, zart genug zum Rohessen und am besten bekömmlich von allen Kohlarten: Kohlrabi hat viele Vorzüge, kein Wunder also, dass der Anbau von Kohlrabi im eigenen Garten weitverbreitet ist. Viele schätzen zudem seinen gesundheitlichen Wert.
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Kultur von Frühjahr bis Herbst
Die Anbausaison im Freiland erstreckt sich von März bis September. Kommen Gewächshäuser oder Frühbeete zum Einsatz, lässt sich die Erntezeit sogar noch weiter ausdehnen. Kohlrabi eignet sich auch gut für den Mischkulturanbau, z.B. mit Salat, Gurken oder Bohnen. Erfahrene Gartenfreunde verteilen den Anbau auf mehrere kleine Sätze im Abstand von drei bis vier Wochen. Sie sichern sich dadurch fortlaufende Ernten bei gleichmäßig zarter Knollenqualität.
Überschaubares Sortenspektrum
Im Vergleich zu Salat oder Fruchtgemüse ist die Sortenvielfalt bei Kohlrabi überschaubar. Farblich unterscheidet man weiße sowie blaue, anthocyanhaltige Kohlrabisorten. Blaue Sorten benötigen fürs Wachstum einige Tage länger als weiße.
Für den Anbau im Gewächshaus oder Frühbeet im Frühjahr oder Herbst eignen sich die schossfesten weißen Sorten ‘Quickstar’ und ‘Express Forcer’ besonders gut. Für den Freilandanbau von Frühsommer bis Herbst sind u.a. ‘Noriko’, ‘Delikatess’ und ‘Korist’ F1 geeignet (siehe Tabelle). Die Sorte ‘Opus’ F1 ist aufgrund ihrer Widerstandsfähigkeit gegen Falschen Mehltau besonders empfehlenswert.
Deutlich langsamer entwickeln sich Riesenkohlrabi-Sorten wie ‘Superschmelz’ oder ‘Gigant’ F1, sie erreichen dafür aber oft ein Knollengewicht von mehreren Kilogramm, ohne holzig zu werden. Sie eignen sich also besonders für den Anbau in großen Gemüsegärten.
Zarter Genuss Ernten Sie Kohlrabi immer frühzeitig, die Knollen werden sonst schnell hart und holzig. Eine Ausnahme bilden lediglich die Riesenkohlrabi-Sorten, die auch trotz üppiger Größe ihre Zartheit bewahren können. Bei der Zubereitung zarter Knollen können Sie auf das Schälen verzichten. |
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Kohlhernie auf der Lauer
In der saisonalen Kulturfolge kann Kohlrabi als Vor-, Haupt- oder Nachfrucht stehen. In der jährlichen Fruchtfolge müssen Sie aber auf ausreichende Anbaupausen zu anderen Kohlgewächsen achten. Frühestens nach vier Jahren sollte wieder Kohl auf demselben Beet stehen. Bei Nichtbeachtung drohen verschiedene Fruchtfolgekrankheiten, allen voran Kohlhernie. Diese Pilzkrankheit kann zu großen Ausfällen bei allen Kohlgewächsen führen. Während Sie beim Anbau von Weiß-, China- und Blumenkohl bereits von kohlhernietoleranten Sorten profitieren können, lassen diese bei Kohlrabi noch auf sich warten.
Knollenschäden vermeiden
Ausreichende Düngung und gleichmäßige Bewässerung sorgen für eine schnelle Entwicklung der Kohlrabipflanzen. Dies ist wichtig, um holzige oder geplatzte Knollen zu vermeiden. Ausbleibende Knollenbildung, verformte Knollen oder Auftreten von Schossern haben ihre Ursache meist in Kulturfehlern, falscher Sortenwahl oder zu niedrigen Temperaturen. Bei der Jungpflanzenanzucht im Frühjahr sollten beispielsweise 12 °C möglichst nicht für längere Zeit unterschritten werden, denn das führt zur Blütenbildung.
Früher Start ins Kohlrabijahr
Im Gewächshaus beginnt der Anbau ab Mitte/Ende Februar. Die Setzlinge dafür kaufen Sie am besten beim örtlichen Gärtner oder im Gartencenter. Die Jungpflanzen sollten einen kräftigen Wurzelballen und schon kleine, sichtbare Knöllchen aufweisen. Eine Abdeckung mit Vlies oder Folie begünstigt das Wachstum bei den ersten Sätzen im Frühjahr und lässt somit eine frühere Ernte erwarten. Für den späteren Anbau können Sie die Anzucht auch selbst vornehmen.
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Bereits eine Woche nach der Aussaat können Sie die Sämlinge in kleine Töpfchen oder Topfplatten pikieren und bei etwa 15 °C hell aufstellen. Nach weiteren drei bis vier Wochen können Sie die Jungpflanzen im Abstand von 25–30 x 25–30 cm in den vorbereiteten Boden pflanzen. Im Sommer eignen sich nun, witterungsbedingt, kleinere Pflanzen besser als große. Denn bei großen Pflanzen ist das Verhältnis von Wurzel zu Blattmasse oft noch unausgeglichen, und sie würden bei trockener Witterung mehr Wasser verdunsten als sie aufnehmen können.
Pflanzen Sie den Wurzelballen nur zur Hälfte in den Boden. Tieferes Pflanzen fördert einen Fäulnisbefall auf der Knollenunterseite. Mit der Pflanzung sollten Sie auch eine leichte Grunddüngung mit Hornmehl (ca. 40 g/m²) ausbringen. Zur Kopfdüngung nach vier Wochen (beginnendes Knollenwachstum) können Sie noch mal 40 g/m² Horndünger verabreichen. Da in den meisten Gärten die Böden durch hohe Kompostgaben ausreichend mit Phosphat und Kali versorgt sind, sollten Sie keine Volldünger einsetzen.
Bei ausreichender Anbaufläche können Sie Kohlrabi ab dem Sommer auch direkt aussäen (ca. 0,5 g/m² Saatgut). Die Keimung erfolgt meist bereits nach wenigen Tagen, dann wird auf den Endabstand (siehe oben) vereinzelt.
Einfache Pflegearbeiten
Die Kulturarbeiten beinhalten die Unkrautbeseitigung, die Schädlingsbekämpfung sowie die gleichmäßige Wasserversorgung bei beginnender Knollenbildung. Kohlpflanzen sind bei Schädlingen sehr beliebt. Neben Erdflöhen, Blattläusen und den Maden der Kohlfliege und Kohldrehherzmücke schädigen vor allem die Raupen diverser Kohlschmetterlinge und Schnecken die Pflanzen.
Eine einfache vorbeugende Maßnahme mit breiter Wirkung gegen die meisten der angeführten Schädlinge ist die Auflage eines allseitig geschlossenen Schutznetzes. Dieses verhindert die Eiablage auf den Pflanzen und somit weitgehend auch den Schädlingsbefall.
Für Pflegearbeiten, wie Unkraut hacken oder düngen, müssen Sie das Netz kurz abnehmen und anschließend sofort wieder auflegen. Dem häufig auftretenden Platzen der Knollen liegen verschiedene Ursachen zugrunde. Einerseits kann übermäßige oder unregelmäßige Wasserversorgung die Ursache sein, andererseits kann der Anstich der Kohldrehherzmücke ein späteres Aufplatzen verursachen.
Empfehlenswerte Sorten
Sorte |
Aussaat (Monat) |
Ernte (Monat) | Kultur |
‘Lanro’ (weiß) | I–VII | IV–X | Gw./Fl. |
‘Azur Star’ (blau) | I–VII | IV–X | Gw./Fl. |
‘Blaro’ (blau) | I–VII | IV–X | Gw./Fl. |
‘Korist’ F1 (weiß) | II–VI | V–X | Fl. |
‘Opus’ F1 (weiß) | II–VII | V–X | Fl. |
‘Delikatess’ (weiß) | II–VI | V–X | Fl. |
‘Delikatess’ (blau) | II–VI | V–X | Fl. |
‘Konan’ F1 (weiß) | III–V | VI–IX | Fl. |
‘Kossak’ F1 (weiß) | III–V | VII–X | Fl. |
‘Noriko’ (weiß) | III–VI | VI–X | Fl. |
‘Superschmelz’ (weiß) | III–V | VIII–X | Fl. |
‘Gigant’ F1 (weiß) | IV–VI | VI–XI | Fl. |
‘Express Forcer’ F1 (weiß) | X–III | II–VI | Gw./Fb. |
‘Quickstar’ F1 (weiß) |
X–III | II–VI | Gw./Fb. |
Thomas Jaksch
Dipl.-Ing. Gartenbau (FH), ehemaliger Betriebsleiter Gemüsebau, Hochschule Weihenstephan-Triesdorf