20180429 Fahrt ins Ruhrgebiet
Unser diesjähriger Jahresausflug führt uns nach Nordrhein-Westfalen „Tour de Ruhr“. Gelsenkirchen liegt mitten in der Metropolregion Ruhr, neben Paris und London der drittgrößte Ballungsraum Europas. Wer einmal hier war, fährt begeistert wieder nach Hause. Hier ist es heute ganz anders, als viele erwarten. Bilder von qualmenden Schornsteinen und kohlgeschwärzter Gesichter gehören der Vergangenheit an.Von der einstigen Industriebrache ist nicht mehr viel übrig geblieben.
Sonntag 29. April 2018 bis Donnerstag 3. Mai 2018 nach Gelsenkirchen.
„Tour de Ruhr“
Unser diesjähriger Jahresausflug führte uns in eine, für viele unbekannte Gegend, in die „Wiege unseres Wirtschaftswunders“- dem Ruhrgebiet. Das Ruhrgebiet war eine Entdeckungsreise, wie sie spannender nicht sein konnte. Bei strahlender Morgensonne führte uns unsere Fahrt zunächst durch das wunderschöne Mittelrheintal –UNESCO-Weltkulturerbe- von Bingen bis kurz vor Koblenz. Auf einer Strecke von ca. 65 km konnten wir einen großen Teil der 28 Burgen, Burgruinen und Baudenkmäler sehen. In diesem Rhein-Abschnitt spiegelt sich ein Teil europäischer Geschichte. Unser erstes Reiseziel war Bonn. Im Haus der Geschichte gingen wir auf eine faszinierende Zeitreise in die Geschichte der Bundesrepublik von 1948 bis heute. Adenauer Limousine und ein Rosinenbomber, Petticoat und Musikbox, Schwarzmarktgeschäfte und Wirtschaftswunder, Mauerbau und Mauerfall und noch viel mehr, es war wahnsinnig interessant. Etwas erschöpft erreichten wir unser wunderschönes Hotel Maritim - mitten in Gelsenkirchen - direkt am Stadtpark.
Unser Reiseleiter Martin - ein echter Ruhrpottler - führte uns durch ein Gewirr von Straßen, Schnellstraßen und Autobahnen vorbei an kleinen Schlössern, Arbeitersiedlungen und Einkaufsmeilen, vor allem aber an Grünanlagen zur Zeche Zollverein – UNESCO-Weltkulturerbe. Es war ein fließender Übergang von Stadt zu Stadt, ohne dass wir eine Stadtgrenze erkennen konnten. Hunderte Bergwerke förderten Kohle im Ruhrgebiet. Die Zeche Zollverein ist ein Meisterwerk der Bergwerkarchitektur und ein komplett erhaltenes Gesamtkunstwerk. Sie gilt als die „ schönste Zeche der Welt“. Heute wird im Ruhrgebiet keine Kohle mehr abgebaut. Das Ruhrmuseum zeigte uns die Arbeitsabläufe der Zeche und das Leben der Kumpels.
Aus tristen Industriegebieten sind heute moderne Wohnanlagen und neue Stadtteile entstanden. Essen wurde 2017 zur grünen Hauptstadt erklärt, es gibt keine 500 m, ohne die nächste Grünanlage. Das war für uns beindruckend. Das gesamte Ruhrgebiet verfügt über ein dichtes Radwegenetz. Derzeit wird an einem 60 km langen kreuzungsfreien Rad-Schnellweg von Duisburg bis Hamm gearbeitet, der noch in diesem Jahr eingeweiht wird. Vorbei am Krupp-Stammhaus – heute Thyssen-Krupp Verwaltung - in Essen sind heute noch 4.500 Arbeitnehmern tätig. Die Siedlung Margarethenhöhe ist eine Krupp-Stiftung für bedürftige Familien und Kinder. Durch das Ruhrtal führte uns der Weg zur 192 m hohen Halde Hoheward, die wir mit dem Bus auf asphaltierten Wegen befuhren. Von hier aus hatten wir einen Blick über das gesamte Ruhrgebiet. Die Halden werden vom Regionalverband Ruhr (53 Kommunen) bewirtschaftet, unterhalten und durch Umlagen finanziert. Gerade an Silvester ist hier Hochbetrieb und die Müllablagerung entsprechend groß. Durch den Rückbau der Industrieanlagen und der modernen Filteranlagen hat das Ruhrgebiet seinen Grauschleier verloren und der blaue Himmel ist wieder sichtbar. Der nächste Tag durch Oberhausen, an der größten Tonne der Welt (Gasometer) vorbei nach Duisburg, der Heimat von Thyssen-Krupp. Hier ist noch ein großer Hochofen in Betrieb. Der Ausländeranteil ist hier sehr hoch und liegt teilweise bei 50 %. Duisburg ist auch die einzige Stadt mit einer Brautmeile. Eine ganze Straße lang reiht sich hier Brautmodengeschäft an Brautmodengeschäft und das ausgerechnet in einem Problemviertel Marxloh. Im weltgrößten Binnenhafen mit seinen 22 Hafenbecken auf einer Fläche von 180 ha machten wir eine Schiffsrundfahrt die uns sehr beeindruckte. Heute ist der Hafen nicht einmal mehr zu 50 % ausgelastet. Früher war Duisburg der Brotkorb des Ruhrgebietes. Die Weiterfahrt führte uns zur Villa Hügel, dem einzigen Wohnsitz der Familie Krupp. Alfred Krupp hat um 1870 ein monumentales Schloss mit dem entsprechenden Garten über der Ruhr errichtet. Wir alle waren fasziniert von den mit Edelhölzern ausgekleideten Bau, seinen Hallen und Sälen. Dies spiegelt den damaligen Reichtum der Krupp.
Der nächste Tag führte uns ins Münsterland zur romantischen Burg Hülshoff in Havibeck, dem Geburtsort von Anette von Droste-Hülshoff. Übrigens, im „altem Friedhof„ von V`heim ist an der Mauer nahe dem Wasserbecken, eine Erinnerungstafel eines hier beigesetzten Verwanden der Dichterin.
Der Rückweg brachte uns zum Schleusenpark Waltrop mit den Abstiegsbauwerken des Rhein-Herne-Kanals vom Dortmund-Ems-Kanal. Auf der Rückreise fuhren wir entlang des Biggesees (Biggetalsperre) – Westfalens größter Wasserspeicher - und der vorgelagerten Listertalsperre mit einem gesamten Stauvolumen von 171,7 Mio. cbm. Alle Talsperren im Sauerland dienen der Regulierung der Ruhr, Dortmund-Ems-Kanal und weiterer Kanäle und sind gleichzeitig Trinkwasserspeicher des Ruhrgebietes. Dies ist auch gleichzeitig ein Touristenmagnet des Ruhrgebietes. Herborn im mittelhessischen Lahn-Dill-Kreis – auch Nassauisches Rothenburg genannt, bildete unseren Abschluß.
Mit vielen neuen Eindrücken versehen ging es zurück in unsere Heimat, aber nicht ohne den schon obligatorischen Schlusshock, der diesmal in Weibersbrunn im Spessart war. HG