Geschichte
Geschichte der Wolfgangsiedlung (Stand 1975)
Wer nach dem Ersten Weltkrieg von der Bahnüberführung in Richtung Altdorf blickte, konnte von der Wolfgangsiedlung noch nichts erkennen. Weite, landwirtschaftliche Nutzflächen waren zu sehen, unterbrochen von verstreuten Ansiedlungen, die bedeutendste von ihnen, die ,,Zugspitz" Keks- und Schokoladenfabrik (heute Fa. Brandt). Vereinzelt standen Wohnhäuser an der Altdorfer- und Füttererstraße, drei auf der rechten Seite der Oberndorfer Straße (Attenberger, Hauser,
Zahnweh). ln diesem Bereich wurden auch einige landwirtschaftliche Anwesen bewirtschaftet
(Rußwurm, Huber Franz, Schmidseder und ,,Pfarrer-Babette"). Weit abgelegen, zwischen Wiesen und Feldern, war die Schnabl-Villa erbaut worden. Links von der Oberndorfer Straße verlief der Pfettrachbach; er wurde später, bei der Hochwasserregulierung, über Löschenbrand umgeleitet. Einige bebaute Grundstücke gab es zu jener Zeit auch an der Birken- und oberen Füttererstraße (H. Bachleitner, Renner, Wiethaler). Diese Anwesen waren jedoch nur über einen Feldweg erreichbar, der bei dem jetzigen Kolonialwarengeschäft Bauer von der Oberndorfer Straße abzweigte und nach Altdorf führte. Die Füttererstraße, an der damals der Sportplatz des Gehsportvereins (heute ETSV 09) lag, wurde Ende der 20er Jahre durch den Freiwilligen Arbeitsdienst befestigt und zu einer Sandstraße ausgebaut.
Erst 1921/22, die schwere wirtschaftliche Krise nach dem Ersten Weltkrieg war noch nicht überwunden, fassten die ersten Landshuter Bürger den Mut, sich nördlich der Bahnlinie anzusiedeln.
Die im Jahre 1921 errichteten Siedlerstellen liegen in der Mehrzahl an der Lindenstraße.
Durch das Hereinbrechen der lnflation wurde die Bautätigkeit zwar gestoppt, aber bereits 1924 begann eine weitere Gruppe von Bürgern mit der Erstellung ihrer Eigenheime an der Eichen-, Wicken-, Erika- und Oberndorfer Straße. Sie schlossen sich zu einer lnteressengemeinschaft, der Weiler-Gruppe, zusammen. Fertiggestellt wurde dieser Bauabschnitt im Juni 1925. Noch im selben Jahr begann die Errichtung der Häuser im Bereich der Birken-, Lärchen- bis zur Edelweißstraße durch die Siedlergemeinschaften der Kriegsbeschädigten (lnitiator J. Hauner) und des Reichskriegerbundes.
Zwei bedeutende Bauvorhaben kamen 1927/28 zur Ausführung: die Wolfgangskirche (es handelte sich dabei um die Notkirche, den jetzigen Pfarrsaal) und der "Bürgerblock" - H. H. Expositus Bronold war der erste Seelsorger der Siedler, ihm folgten Herr Stadtpfarrer Lehner und Herr Stadtpfarrer Prälat Schwaiger.
Anfang der 30er Jahre begann die Bautätigkeit in der Bayerwaldsiedlung (Ergoldinger- und Bayerwaldstraße). Von 1933 bis 1936 wurde das Gebiet von der Blumenstraße bis zum Wacholderweg und von der Edelweiß- bis zur Enzianstraße besiedelt.
Nach Fertigstellung dieser Abschnitte kam die Bautätigkeit durch den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges völlig zum Erliegen. Der Krieg brachte jedoch nicht nur einen
Stillstand in der Entwicklung der Siedler, sondern auch einen erheblichen Rückschlag.
Am 19.03.1945 wurde der größte Teil der Altsiedlung durch Bombenterror zerstört. Über hundert Menschen mussten damals ihr Leben lassen. - Doch schon kurz nach Kriegsende gingen die Geschädigten mit ungebrochenem Willen und großer Tatkraft daran, ihre Heime wieder aufzubauen bzw. die schweren Schäden zu beheben.
Nach der Währungsreform (1948) nahm die Bautätigkeit in der Wolfgangsiedlung einen großen Aufschwung. Es entstanden die sogenannte ,,KB-Siedlung", die ,,Heimkehrer--Siedlung" sowie die Häuser an der Erlenstraße und am Eschenweg. Zu dieser Zeit entwickelte sich auch die Bayerwaldsiedlung zu einem Wohngebiet mit ca.200 Eigenheimen.
lm Jahre 1948 wurde auch das städt. Omnibusnetz zur Siedlung erweitert und damit die Verkehrsverbindung zum Stadtzentrum hergestellt. Durch das ständige Anwachsen der Bevölkerung war die Notkirche zu klein geworden. Der erste Spatenstich für die neue Wolfgangkirche erfolgte am 10.10.1955. Die Einweihung nahm Seine Exzellenz Dr. Rudolf Graber, Bischof von Regensburg, vor. - 1959, nach fast 40 Jahren, wurde in diesem Stadtteil endlich mit der Kanalisation begonnen, der dann ein zügiger Straßenausbau folgte. Damit wurde eine Normalisierung der Wohnverhältnisse eingeleitet. - 1965 erfüllte sich auch für die evangelische Gemeinde der Wunsch näch einer eigenen Kirche; am 09.05.1965 war die Grundsteinlegung
und bereits im Dezember desselben Jahres erfolgte die Einweihung der Auferstehungskirche.
Die fortschrittliche Entwicklung reichte bis in die Gegenwart: Fortsetzung der Straßenerschließung, Bau der Grund- und Hauptschule, der Stadtbücherei, der Wirtschaftsschule
usw.; sie trug dazu bei, dass die Wolfgangsiedlung anderen Stadtteilen gleichwertig geworden ist.
Wenn wir Siedler heute stolz auf das Erreichte zurückblicken können, so verdanken wir das in erster Linie denen, die sich unermüdlich für unsere Belange einsetzten: den Stadträten unserer Siedlung, den Bürgerausschüssen, dem Siedlerbund, der Geistlichkeit von St. Wolfgang und nicht zuletzt den Bewohnern, die nie zögerten, ihren Vertretern die entsprechende Unterstützung zu gewähren. - Wir würdigen dankbar die Aufgeschlossenheit, mit welcher Oberbürgermeister a. D. Lang und der frühere Bürgermeister Dr. Schlittmeier unseren großen Nachholbedarf erkannten
und für Abhilfe sorgten. - Mit Freude stellen wir fest, dass auch unser jetziger Oberbürgermeister
Josef Deimer viel Verständnis für die Probleme der Wolfgangsiedlung zeigt.
überarbeiteter Auszug aus der Festschrift "Wolfgangsiedlung Landshut 1925 - 1975"
Eine neue Heimat, vor allem für Arbeiter:
Die Siedlung nördlich des Bahnhofs entsteht
Von vereinzelten Hofstellen abgesehen, gab es in der Gegend zwischen St. Nikola und Altdorf bis weit ins 19. Jahrhundert hinein fast nur Wiesen und Felder. Dies änderte sich erst, nachdem am 1. Mai 1880 im Bereich der früheren Harscherschwaige der neue Landshuter Bahnhof eröffnet worden war. Schon wenige Jahre später setzte nördlich der Bahnlinie, entlang der Altdorfer Straße, eine erste systematische Bautätigkeit ein. Dazu gehörte ein bedeutender Industriebetrieb, die 1893 von dem Kaufmann Ferdinand Dinges gegründete „Anglo-Swiss-Biscuit-Fabrik“ (heutige Schokoladenfabrik Brandt). Als 1905/08 der beschrankte schienengleiche Bahnübergang der Altdorfer Straße durch eine Überführung abgelöst wurde, erleichterte dies die Erreichbarkeit des Neubaugebietes nachhaltig.
An der Oberndorfer- sowie der Füttererstraße gab es schon vereinzelt Wohnhäuser und Bauernhöfe – Namen wie Attenberger, Zahnweh, oder auch Bachleitner, Rußwurm, Schmidseder und Wiethaler dürften vielen älteren Siedlern auch jetzt noch ein Begriff sein, teilweise leben diese Familien bis heute hier. Doch erst nach dem Ersten Weltkrieg entdeckten die Landshuter (v.a. Bahnarbeiter) die Gegend jenseits der Gleise so richtig für sich, mit der Folge, dass 1921/22 die Errichtung von Eigenheimen Fahrt aufzunehmen begann. Damals entstanden die ersten Siedlerhäuser (vornehmlich im Doppelhaustyp) an der Memeler Straße (heutige Lindenstraße), drei Jahre darauf dann – trotz Inflation – an der Oberndorfer Straße sowie der Posener- (Wicken-), Danziger- (Erika-) und Straßburger- (Eichen-)straße. Dahinter stand die Interessengemeinschaft der „Weiler-Gruppe“, die von dem Kaufmann Georg Weiler (1860–1936; an ihn erinnert noch heute die Weilerstraße) ins Leben gerufen worden war und aus der 1925 der Siedler- und Eigenheimerbund hervorging, weshalb dieses Jahr als offizielles Gründungsjahr der Wolfgangsiedlung (die erst seit den 30er-Jahren so bezeichnet wird und vorher „Oberndorfersiedlung“ oder auch nur „Siedlung“ genannt wurde) gilt. Gleichzeitig errichteten die Siedlergemeinschaften des Reichskriegerbundes und der Kriegsbeschädigten weitere Wohnhäuser an der Elsass-Lothringer- (Birken-), Metzer- (Lärchen-) und Südtiroler- (Edelweiß-)straße. In den 30er-Jahren kamen dann die Gegend um die Meraner- (Blumen-) sowie die Eupener- (Salbei-) und Malmedy- (Enzian-)straße dazu; gleichzeitig erbaute man die ersten Wohngebäude in der (wegen der nach Orten und Bergen des Bayerischen Waldes benannten Straßen so bezeichneten) Bayerwaldsiedlung östlich der Altdorfer Straße.
Seelsorgerliche Heimat für die ersten Siedler:
Die Notkirche
Kirchlich gehörte die Siedlung zunächst zur Pfarrei St. Nikola. Da die Wege dorthin weit waren, gab der Pfarrer, Geistlicher Rat Joseph Frischeisen, „dem Drängen seiner nördlichen Pfarrkinder nach und ließ eine Notkirche (Heraklithbau) durch die Firma Ernst Landshut errichten. Diese 1929 zwischen der „oberen“ (deren Kern beim Gasthaus „Deutsche Eiche“ an der Ecke Straßburger-/ Metzer Straße lag) und der „unteren“ (westlich der Altdorferstraße gelegenen) Siedlung entstandene Behelfskirche war ein einfacher Saalbau mit acht Fensterachsen und hohem Satteldach; der Altarraum war nach Norden ausgerichtet. Der gegenüber dem kurz zuvor erbauten Bürgerblock gelegene Haupteingang führte in einen niedrigen Vorbau, dessen Dachfirst die Aufschrift „HIER IST DAS HAUS GOTTES + UND DIE PFORTE DES HIMMELS“ (vgl. Gen 28,17) trug. Der achtseitige, mit Blech verkleidete Dachreiter über dem Südgiebel beherbergte eine von Geistl. Rat Frischeisen gestiftete Glocke (Ton cis‘‘, Glockengießerei Johann Hahn, 1929), der sich 1947 die von Pfarrer Martin Lehner „den Gestorbenen und Gefallenen zum treuen Gedenken“ gestiftete Totenglocke (Ton e‘‘, ebenfalls von Hahn) hinzugesellte (beide Glocken wurden 1957 in das Geläut der neuen Kirche übernommen). Die am 3. November 1929 von Erzbischof Dr. Michael Buchberger benedizierte (d.h. gesegnete) Kirche blieb in ihren Grundzügen bis zum Abbruch vor einigen Jahren erhalten. Nach Fertigstellung der Pfarrkirche war sie zum Pfarrheim umfunktioniert und am 30. Dezember 1957 profaniert (d.h. „entweiht“) worden. Zwei der Altarblätter von Albert Figel (1941), die schmerzhafte Muttergottes und das Herz Jesu darstellend, wurden in den Neubau übernommen; das ehem. Hochaltarbild (Hl.Wolfgang) verblieb dagegen im Pfarrheim. Der Pfarrsaal konnte am Peter-und-Paul-Tag 1958 seiner Bestimmung übergeben werden.
Die frühen Jahre der jungen Kirchengemeinde:
Auf dem Weg zur Pfarrei
Erster eigener Seelsorger der Siedler wurde als Expositus (d.h. als Geistlicher eines nicht selbstständigen, also einer Pfarrei – in diesem Fall St. Nikola – untergeordneten Seelsorgebezirks) der bisherige Kooperator von St. Nikola, Max Bronold. Unter ihm konnte 1931 der Kindergarten gegründet werden, in dem jahrzehntelang Mallersdorfer Schwestern wirkten. Da es noch kein Pfarrhaus gab, wohnte Bronold, der schon bald in die Pfarrei Abensberg berufen werden sollte, im Bürgerblock. Sein Nachfolger wurde Martin Lehner – dieser konnte Ende November 1935, aus Regensburg-Steinweg nach St. Wolfgang kommend, bereits den frisch erbauten Pfarrhof beziehen. Mit Lehner bekamen die Siedler einen einfühlsamen Seelsorger und Begleiter durch die schwierigen Kriegsjahre. Am 1. Januar 1940 gelang ihm ein erstes Etappenziel auf dem Weg zur selbstständigen Pfarrei: Die Expositur St. Wolfgang – inzwischen auf fast 3.000 Seelen angewachsen – erlangte den Rang einer Kuratie („Quasipfarrei“). Ab 16. März des gleichen Jahres erhielt Lehner Unterstützung durch einen Kooperator – leider wurde der erste Kaplan Johann Baptist Wolf aber noch im gleichen Jahr zur Wehrmacht einberufen, Ende Januar 1945 ist er im Alter von nur 32 Jahren gefallen. Zwischen November 1940 und Januar 1941 wirkte mit Dr. Alfons Karl ein Aushilfspriester in der Gemeinde.
Im April 1942 – mitten im Krieg – war das Ziel dann erreicht: Die Erhebung von St. Wolfgang zur Stadtpfarrei konnte vollzogen werden; Martin Lehner wurde der erste Stadtpfarrer, der in den schweren Kriegsjahren jedoch ohne die Hilfe eines Mitbruders auskommen musste – erst mit Armin von Oefele kam ab 16. Januar 1946 wieder ein Kooperator in die Pfarrei.
Aufschwung nach dem Krieg:
Die neue Wolfgangskirche wird gebaut
Die alliierten Luftangriffe des Zweiten Weltkriegs, die den nahe gelegenen Bahnhof als wichtigen Verkehrsknotenpunkt zum Ziel hatten, brachten der Entwicklung des neuen Stadtteils einen empfindlichen Rückschlag. Vor allem der Angriff vom Josefitag (19. März) 1945 verursachte schwere Zerstörungen in der Siedlung – besonders der Bereich zwischen den Bahnanlagen (an denen bis in die 50er-Jahre die nördliche Flutmulde entlanglief) und der heutigen Lärchenstraße war stark betroffen. In der Notkirche, die durch den Luftdruck mehrerer Bomben und Luftminen ihr Dach eingebüßt hatte, wurden die vielen Todesopfer aufgebahrt.
Nach Kriegsende machten die großen Zuzüge von Heimatvertriebenen und Flüchtlingen den Bau zahlreicher neuer Häuser und Wohnblocks erforderlich, so z. B. die durch das Katholische Siedlungswerk und den Verein der Kriegsversehrten 1949/50 betriebenen Neubauten an der Füttererstraße (Schöffmannplatz) oder die ab 1952 an der Erlenstraße und dem Eschenweg errichtete „Heimkehrer-Siedlung“. Auch die Wolfgangschule erhielt einen Neubau.
Am 1. Juli 1948 (also kurz nach der Währungsreform) bekamen die „Wolfganger“ in Otto Schweiger einen neuen Pfarrer, nachdem Martin Lehner in die Mutterpfarrei St. Nikola gewechselt war. Schweiger, geboren am 29. März 1907 in Pfatter/Opf. und mit 24 Jahren zum Priester geweiht, war zuvor Stadtpfarrer von St. Emmeram/Regensburg. Bis zu seinem Tod am 30. Dezember 1980 wirkte er segensreich in St. Wolfgang; in der von ihm initiierten Pfarrkirche fand er in der Kriegergedächtnis- (heutige Marien-)kapelle seine letzte Ruhestätte.
Unter dem Jahr 1953 verzeichnet die Landshuter Stadtchronik erstmals, dass sich die Pfarrei St. Wolfgang „mit dem Gedanken eines Kirchenneubaues“ befasst: „Stadtpfarrer Schweiger hat bereits an den Stadtrat das Ersuchen um käufliche Überlassung des in Aussicht genommenen Platzes neben der Kirche gestellt, der gegenwärtig als Sportplatz benützt wird. Ein Jahr später heißt es bereits: „Wegen einer neuen Wolfgangskirche wurden bereits erste Schritte unternommen. […] Die Platzfrage konnte inzwischen geregelt werden; die neue Kirche wird neben die alte zu stehen kommen. Wie Schweiger im April in den „Pfarrnachrichten“, dem Vorläufer des heutigen Pfarrbriefs, berichtet, konnten der Bolzplatz und das Grundstück der Notkirche für rund 30.000 DM von der Stadt Landshut erworben werden. Kurze Zeit darauf wurde getreu dem Motto „Nimm’s mit der Mark sonst sehr genau, doch hier geht’s um den Kirchenbau!“ ein Kirchbauverein ins Leben gerufen, die Höhe des monatlichen Beitrags konnten die Mitglieder selbst bestimmen. Richtig ernst wurde es dann im Oktober 1955: Nachdem bereits im August erste Bodenuntersuchungen stattgefunden hatten, erfolgten der Erdaushub und die Beauftragung der Baufirma – das Rennen im Wettbewerb (sechs Teilnehmer reichten Kostenvoranschläge ein) um die Ausführung des Entwurfs von Friedrich F. Haindl machte die damals in der Seligenthaler Straße ansässige Baufirma Hans Maier. Am 10. Oktober 1955, nach der Hl. Messe um 7:15 Uhr, konnte in Anwesenheit von Oberbürgermeister Albin Lang der erste Spatenstich vorgenommen werden, dem ein halbes Jahr später – an Pfingsten – die Grundsteinlegung folgen sollte. Stadtpfarrer Schweiger berichtet zu jenem denkwürdigen Tag: „Der Himmel machte nach dem strömenden Regen am Pfingstsamstag und dem zweifelhaften Wetter am Pfingstsonntag ein sehr heiteres Gesicht. Das Blau des Firmamentes bildete ja in diesem Falle den Baldachin über dem Altar und ersetzte das Deckengewölbe über der neuen Kirche. So lag denn hellster Sonnenschein auf allen Gesichtern der Kirchenbesucher und Festgäste. Die Stadtchronik ergänzt: „In den auf allen 6 Seiten mit dem Kreuzzeichen versehenen Grundstein wurde eine Kupferbüchse eingefügt mit der Gründungsurkunde, einigen Münzen und Zeitungen, sowie einem kleinen Stein von der Peterskirche in Rom. Die Urkunde hat folgenden Wortlaut:
„Urkunde zur Grundsteinlegung der Stadtpfarrkirche St. Wolfgang in Landshut. Heute am Pfingstmontag, den 21. Mai 1956 erfolgt die Grundsteinlegung zu dieser Kirche, die unserem Diözesanpatron, dem hl. Bischof Wolfgang geweiht wird. Seine Heiligkeit, Papst Pius XII., der große Freund der Deutschen, regiert im 18. Jahre seines Pontifikates. Seine Excellenz, der Hochwürdigste Herr Erzbischof Dr. Michael Buchberger ist im 28. Jahre Diözesanbischof von Regensburg. Seit 1948 ist Hochw. Herr Otto Schweiger Stadtpfarrer von St. Wolfgang und Herr Albin Lang Oberbürgermeister der Stadt Landshut. An der Spitze der heuer wieder nach Landshut verlegten Regierung von Niederbayern steht Herr Regierungspräsident Ludwig Hopfner. Die Pläne dieses dringend notwendig gewordenen Kirchenbaues sind von Herrn Regierungsbaumeister Architekt Friedrich Haindl, München, entworfen; die Beton- und Maurerarbeiten werden von der Baufirma Hans Maier Landshut ausgeführt. Der erste Spatenstich erfolgte am 10. Oktober 1955. Der Grundstein wird heute geweiht und gelegt vom Hochwst. Herrn Prälaten Johann Bapt. Baldauf, Generalvikar der Diözese Regensburg unter großer Anteilnahme der über 5000 Seelen zählenden Pfarrfamilie St. Wolfgang im Namen der heiligsten Dreifaltigkeit, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Die Mauern wuchsen rasch in die Höhe, sodass bereits am 3. August das Richtfest gefeiert werden konnte. Am 5. Oktober wurde mittels eines Drehkrans das zuvor geweihte Kreuz auf den Turm gehoben, in den Tagen darauf die Zifferblätter der Uhr montiert sowie Ende November die Bildwerke der vier Evangelistensymbole über dem Hauptportal angebracht. An Silvester 1956 war es schließlich so weit: Erstmals war es möglich, die Jahresschlussfeier in der neuen Kirche abzuhalten. Aber erst im neuen Jahr 1957 gelangte das große Werk zur Vollendung: „Die neue St. Wolfgangskirche in der Siedlung erfuhr mit dem Aufsetzen der Giebelzier, einer Spitze mit den Buchstaben SW [Sankt Wolfgang], im April ihre endgültige Fertigstellung. Am 26. Mai wurde das Geläute, bestehend aus 4 Glocken von der Landshuter Glockengießerei Hahn, geweiht. Im Herbst bekam die Kirche die Ausgestaltung der Chorwand durch eine Gemäldekomposition von Professor Franz Nagel, München, mit der Darstellung Christi und des Opferlammes in der Mitte, und im November fand die Einweihung der Krieger-Gedächtniskapelle mit einem Altarbild der schmerzhaften Muttergottes von dem Münchner Maler Albert Figel statt. Da aus finanziellen Gründen vorläufig kein neues Instrument beschafft werden konnte, übernahm man die 1934 von der Firma Michael Weise, Plattling, gebaute Orgel aus der Notkirche.
Obwohl bereits am 9. Mai 1959 die erste Firmung (durch Erzbischof Buchberger) stattgefunden hatte, fehlte das Wichtigste noch: die Weihe der Kirche. 1958 war ein erster Anlauf hierzu gescheitert, und so konnte erst nach dem Tod von Erzbischof Buchberger dessen Nachfolger Dr. Rudolf Graber am 29. Juli 1962 die feierliche Konsekration vornehmen.