Eine Stromtankstelle für zu Hause - So laden Sie Ihr E-Auto sicher und effizient

Foto: Getty Images/iStockphoto

Neue Studien belegen, dass die E-Mobilität unter Einbeziehung aller Faktoren weniger CO₂ verursacht als Verbrennungsmotoren. Auch unter ökonomischen Aspekten rechnet sich bei einer Vollkostenrechnung das Elektroauto eher als der Verbrenner.
Wenn der Strom dann zumindest in Teilen von der eigenen Solarstromanlage kommt, können die Betriebskosten weiter deutlich reduziert werden. Viele Familien haben zwei Autos – das große Familienauto und das kleinere Zweitfahrzeug, das gut durch ein E-Auto ersetzt werden könnte.
Viele Eigenheim- und Wohnungsbesitzer möchten Ihr E-Auto zu Hause laden, meist steht ein eigener Stellplatz auf dem Grundstück zur Verfügung. Es stellt sich also die Frage, welche Voraussetzungen geschaffen werden müssen, damit die komfortable und praktische Stromtankstelle vor der Haustür installiert werden kann.

Welche Steckdose ist die richtige?

Der durchschnittliche Autofahrer legt täglich 30 km zurück – Pendler vielleicht das Doppelte. Dabei ist das Fahrzeug ein bis zwei Stunden unterwegs. Viele Stunden stehen also für Ladevorgänge zur Verfügung. Ein E-Auto verbraucht für diese durchschnittliche Strecke ca. 10 kWh Energie. An einer herkömmlichen Haushaltssteckdose sind theoretisch bis maximal 3,7 kW Ladeleistung möglich – der Ladevorgang dauert dann ca. drei Stunden. Für eine Batterie mit 30 kWh Kapazität wären ca. neun Stunden Ladezeit nötig.
Solche langen Ladevorgänge sind kein Problem, wenn das E-Auto sowieso lange Standzeiten hat. Sie können dann auf die Installation einer Ladestation verzichten. Allerdings ist es aus Sicherheitsgründen nicht ratsam, eine bereits vorhandene „normale“ Steckdose für diese Ladevorgänge zu nutzen.

Foto: ArGe Medien im ZVEH Die Installation einer Wall-Box oder auch einer einfachen Steckdose zum Laden Ihres E-Autos ist Sache des Elektroinstallateurs.

Die üblicherweise verlegten Stromleitungen im Haus sind für diese Dauerbelastungen (solch ein Ladevorgang ist gleichzusetzen mit dem neun­stündigen Dauerbetrieb eines Föns und Wasserkochers) nicht geeignet. Normale Stromkabel und die Übergänge in Abzweigdosen werden warm bis sehr heiß, und es besteht die Gefahr des Kabelbrandes.
Deshalb muss von einem Elektroinstallateur auf jeden Fall eine neue Leitung vom Zählerkasten bis zum Stellplatz verlegt werden und eine gesonderte Steckdose, die extra abgesichert sein muss und ausschließlich für das Laden des E-Autos verwendet wird, installiert werden. Nur wenn sie für diese Last ausgelegt ist, kann auch eine „einfache“ Steckdose mit der niedrigen Leistung von 3,7 kW zum Laden des E-Fahrzeugs genutzt werden.
Sicherer, effektiver und komfortabler ist aber der Einbau einer speziellen Ladestation. Für den privaten Gebrauch kommt hier in der Regel eine sogenannte Wall-Box (Wandladestation) infrage, die mit einem Stecker-Anschluss ausgerüstet ist.
Sie kann in Deutschland bis zu einer Ladeleistung von 11 kW genehmigungsfrei installiert werden. Je nach Hausanschluss kann auch eine Box mit einer höheren Ladeleistung (z.B. 22 kW) eingebaut werden. Diese Ladeeinrichtung ist genehmigungspflichtig. Beim Netzbetreiber angemeldet werden muss jede Ladeeinrichtung.
Wenn Sie mehrere E-Fahrzeuge gleichzeitig laden wollen, benötigen Sie eine Ladesäule, die mehrere Ladepunkte hat. Sie ist aber auch deutlich teurer als eine Wall-Box. Die genehmigungsfreie Anschlussleistung erhöht sich allerdings nicht. Die jeweilige Leistung der Ladesäule wird auf die Anzahl der angeschlossenen Fahrzeuge aufgeteilt. Entsprechend verlängert sich die Ladezeit.
Für die Planung und Installation ist der Elektroinstallateur der richtige Ansprechpartner. Er prüft die vorhandene elektrische Anlage und installiert dann die entsprechenden Kabel (für den Betrieb einer Wall-Box ist auf jeden Fall ein fünfadriges Kabel nötig), den notwendigen Leitungsschutz und ggf. den passenden Fehlerstrom-Schutzschalter (FI-Schalter). Grundlage der Installation ist die DIN VDE 0100-722, in der die technischen Anforderungen festgelegt sind, die für den Anschluss einer Ladestation gelten.

Was kostet die Installation?

Die Installationskosten hängen von den örtlichen Gegebenheiten am geplanten Lade­standort ab:

  • Ist bereits ein Kabel vorhanden, das genutzt werden kann?
  • Ist ggf. ein Kabelrohr vorhanden, in das ein neues Kabel eingezogen werden kann, oder sind im ungünstigsten Falle ggf. Wanddurchbrüche oder Grabungsarbeiten notwendig?
  • Wie groß ist die Entfernung vom Sicherungskasten zum Parkplatz?

Foto: Elektro+/Hager In der Garage ist die Wall-Box, hier die Variante mit angeschlagenem Kabel, besonders sicher untergebracht.

In der Summe sollten Sie mit 800–2500 Euro, je nach den örtlichen Gegebenheiten für die Installation rechnen. Die Investition lohnt sich, weil sie mit einem großen Komfortgewinn verbunden ist, denn die Tankstelle ist direkt vor der Haustür.

Was kostet eine Wall-Box?

Wall-Boxen sind ab 600 Euro erhältlich. Je nach Ausführung und gewünschter Zusatzausstattung können die Kosten deutlich höher ausfallen – bis etwa 2000 Euro reicht die Spanne.
Je nach Aufstellungsort sind unterschiedliche IP-Schutzarten vorgeschrieben, die die Ladestationen vor Umwelteinflüssen schützen. Viele Ladestationen haben bereits FI-Schalter integriert – auch das kann die Kosten für die Installation deutlich senken.
Der Preis richtet sich vor allem nach den Zusatzfunktionen der Ladestation:

  • Kann die Box mit der hauseigenen Photo­voltaik(PV)-Anlage gekoppelt werden, um den selbst erzeugten Strom aus der Anlage gezielt zum Aufladen des Elektroautos verwenden zu können? Das integrierte Energiemanagement hilft, die Ladegeschwindigkeit des Autos an die momentane Leistung der PV-Anlage anzupassen.
  • Verfügt sie über ein sog. Lastmanagement? Damit können bei gleichbleibender Anschlussleistung mehrere Elektroautos zur gleichen Zeit geladen werden.
  • Verfügt sie über einen Stromzähler? Mit ihm hat man einen direkten Überblick über den Stromverbrauch fürs E-Auto.
  • Hat die Ladestation eine W-LAN-Anbindung, die den Zugriff übers Internet erlaubt?
  • Für die Ladung des elektrisch betriebenen Dienstwagens zu Hause benötigt man eine eichrechtkonforme Box samt Smartzähler.

Welche Wall-Box ist geeignet?

Entscheidend für die Auswahl der Wall-Box ist, dass sie zu Ihrem E-Auto passen muss. Das hängt hauptsächlich von dem in Ihrem Auto verbauten Bordladegerät (sog. On-Board-Charger) ab.
Wall-Boxen gibt es entweder mit einer Ladebuchse oder mit einem fest installierten Kabel. Letzteres hat den Vorteil, dass das Kabel immer sofort griffbereit ist. Das Kabel von der Ladestation wird dann einfach in die Ladebuchse vom E-Auto gesteckt.
Seit 2013 ist in Europa als Standard-Steckertyp für die Ladung von E-Fahrzeugen an Ladesäulen der Typ 2 Stecker (auch Mennekes Stecker genannt) festgelegt worden. Damit sind standardmäßig Wechselstromladeleistungen im privaten Bereich bis 22 kW und bis 43 kW im öffentlichen Bereich möglich.
Nahezu alle neu zugelassenen E-Autos haben den Combo Stecker (CCS – Combined Charging System). Er hat zwei weitere Kontakte, die neben der Wechselstromladung auch Gleichstromladungen mit bis zu 170 kW technisch ermöglichen, in der Praxis sind eher 50 kW Realität.
 

Foto: Ralf Geithe/Adobe Stock Eine dreiphasige Ladesteckdose für Kabel mit Typ 2 Stecker ermöglicht schnelles Laden mit Wechselstrom.

Foto: Now GmbH/ Philipp Plum Der Combo Stecker (CCS – Combined Charging System) hat zwei weitere Kontakte für das Laden mit Gleichstrom.

 

Wie lange dauert die Aufladung?

Je nach verbautem Ladegerät im Elektroauto, der Ladestation und dem Ladekabel differieren die Ladeleistungen und damit auch die Ladezeiten. Diese errechnen sich bei vollständig entleerter Batterie im optimalen Falle wie folgt: 
Größe der Batterie (z.B. 44 kWh) geteilt durch Ladeleistung des Ladegerätes (z.B. 11 kW) = Ladezeit in Stunden (in diesem Fall wären es vier Stunden).

Welche Ladekabel gibt es?

Zum Laden stehen verschiedene Ladekabel zur Verfügung: 

  • Mit dem sog. Mode-2-Ladekabel kann das E-Auto an eine gewöhnliche Haushaltssteckdose angeschlossen werden. Dieses Kabel stellt eher eine Notladefunktion dar und ermöglicht es im Notfall, an einer üblichen Steckdose laden zu können. Deshalb sollte es auch im Kofferraum bleiben, damit es unterwegs jederzeit genutzt werden kann.
  • Mit dem sog. Mode-3-Ladekabel kann das E-Auto an eine Ladestation angeschlossen werden.

Selbst produzierten Strom nutzen

Foto: innogy/txn Besonders wirtschaftlich fahren Sie mit einem E-Auto, wenn Sie den Strom Ihrer eigenen Photovoltaik-Anlage zum Laden nutzen können.

Für den Betrieb eines E-Autos ist es überaus sinnvoll und empfehlenswert, eine PV-Anlage zu installieren. So findet auf einem Carport mit ca. 20 m² eine PV-Anlage mit zwölf Modulen Platz. Unter guten Bedingungen werden hier näherungsweise 4000 kWh Strom pro Jahr erzeugt. Dieser Stromertrag reicht rein rechnerisch, um mit einem E-Auto, das ca. 15 kWh/100 km Strom benötigt, eine Jahresfahrleistung von über 25.000 km zu erreichen.
Damit fährt das E-Mobil klimaneutral und C0₂-frei. Die optimale Nutzung von selbst erzeugtem Sonnenstrom ergibt sich, wenn es gelingt, das E-Auto möglichst oft tagsüber aufzuladen, wenn die Sonne scheint.
Oftmals reicht es auch, das E-Fahrzeug am Wochenende aufzuladen, um damit unter der Woche durchschnittliche Pendelstrecken fahren zu können. Gerade bei einem Zweitwagen ist dieses Vorgehen in der Praxis gut realisierbar.
Schnellladungen wiederum sind mit durchschnittlich großen PV-Anlagen im Eigenheim (meist < 10 kWp installierte Leistung) nicht zu realisieren. Hier müssten Sie auch bei guten Bedingungen stets einen Teil der benötigten Energie aus dem öffentlichen Stromnetz beziehen.

 

Was Wohnungseigentümer beachten müssen

Foto: Malte Reiter/Adobe Stock

Um die Installation von Ladestationen zu fördern, sieht der Gesetzentwurf des neuen Wohnungseigentumsgesetzes (WEG) vor, dass Wohnungseigentümer für die Installation von Lademöglichkeiten für Elektro-Fahrzeuge nicht mehr die Zustimmung aller Eigentümer benötigen. Stattdessen soll jeder einen Rechtsanspruch darauf haben. 
Die Eigentümerversammlung darf die Baumaßnahmen in der Regel nicht mehr verwehren. Sie darf höchstens auf die Art der Durchführung Einfluss nehmen. Die Kosten der Maßnahme muss der Eigentümer tragen, der von der Maßnahme profitiert.

 

Fördermittel nutzen

Ein bundeseinheitliches Förderprogramm speziell für die Installation privater Ladeeinrichtungen gibt es zurzeit nicht. Nur in Zusammenhang mit anderen energetischen Sanierungsmaßnahmen gibt es einen Zuschuss vom Bund von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW).
In Bayern gibt es auf Landes- und Kommunalebene einige Fördermittel. Wir haben hier eine kleine Auswahl für Sie zusammengestellt. Eventuell gibt es aber auch von Ihrem Energieanbieter vor Ort oder bei Ihrer Stadt oder Gemeinde eine Förderung. Fragen Sie dort auf jeden Fall nach, bevor Sie eine Ladestation installieren lassen.

Förderung auf Bundesebene

Die KfW bezuschusst die Installation einer Ladestation z.B. in Zusammenhang mit einer Dachsanierung oder dem Austausch einer alten Heizung (Programm KfW 430), wenn die Förderfähigkeit dieser Maßnahmen vorab von einem Energieberater bestätigt wurde, mit 10 bis 30 % der Baukosten. Auch vergünstigte Kredite sind möglich. Infos unter: Tel. 0800/539-90 02, www.kfw.de

Förderung in Bayern

Der Freistaat Bayern fördert über das sog. 10.000 Häuser Programm eine Wall-Box mit 200 Euro, wenn zeitgleich eine PV-Anlage mit Speicher errichtet wird. Infos unter: Tel. 089/122 22 15, www.energieatlas.bayern.de
Die Stadt München fördert 50 % der Nettokosten für die Erstellung oder Verstärkung eines Hausnetzanschlusses bis zu einer maximalen Fördersumme von 120 Euro pro Ladepunkt. Infos unter: Tel. 089/233-477 11, www.muenchen.de/emobil
Die Stadtwerke Dachau unterstützen die Installation mit 250 Euro, wenn gleichzeitig ein Ökostrom-Vertrag abgeschlossen wird. Infos bei: Tel. 08131/70 09-915, https://bit.ly/sw-dachau-elektro
Der Energie-Versorger N-Ergie in Nürnberg gibt ebenfalls 250 Euro, wenn Sie auch einen Ökostrom-Vertrag abschließen. Infos unter: Tel. 0800/100 80 09, www.energie.de
Die genannten Förderprogramme sind regional beschränkt und zeitlich befristet.

Martin Handke
Energieberater der Verbraucherzentrale Bayern e.V.

 

Weitere Informationen

Gruber Handel & Haustechnik GbR
Tel. 08151/139 72
www.alfasystem-energie.de

Innogy
Tel. 0800/123 40 60
www.innogy.com

SENEC GmbH – Deutsche 
Energieversorgung GmbH
Tel. 0341/870 57-0
www.senec-ies.com

Onlineangebot des ADAC
Tipps rund um Elektromobilität, u.a. ein Vergleichstest 
von 18 Wall-Boxen
https://bit.ly/adac-elektro

Technischer Leitfaden Ladeinfrastruktur, Elektromobilität
Überblick zum Thema Elektromobilität
https://bit.ly/tlf-ladeinfrastruktur

Nationale Plattform  Elektromobilität
Allgemeine Informationen zur E-Mobilität und zur Installation von privaten Ladeeinrichtungen
https://bit.ly/npe-elektro

Verbraucherzentrale – Energieberatung
Informationen zum Energie-­sparen, zur Modernisierung und zur Energie­beratung der Verbraucherzentrale
Tel. 0800/809 80 24 00 (kostenlos; Terminvereinbarung möglich)
www.verbraucherzentrale-energieberatung.de

Verbraucherportal „Deutschland tankt Strom“
Umfassende Informationen des Zentralverbands der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke (ZVEH) rund um das Thema E-Mobilität. Adressen von Fachbetrieben, die sich auf 
die Installation und Wartung von Ladeeinrichtungen spezialisiert haben.
www.deutschland-tankt-strom.de

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