Wellness für betagte Rasenflächen

Der Garten besitzt einen sehr hohen Stellenwert, was Erholung, Ausgleich und Raum für Freizeitaktivitäten jeglicher Art betrifft. Zu Recht, denn wo sonst kann die Lieblingslektüre verschlungen werden, können Kinder spielen, Eltern sich mit Freunden treffen und gleichzeitig mit leichter Gartenarbeit auch der Fitness Rechnung tragen? Und damit all die Aktivitäten richtig Freude machen, sollte sich der Garten in einem rundum gepflegten und gesunden Zustand befinden.

Was aber, wenn Filz, Moos und Unkräuter den Rasen besiedeln, wenn trockene Sommer ganze Flächen im Rasen von Sattgrün in ein helles Gelb verwandeln? So unterschiedlich die Ursachen für Fehlstellen im Rasen sein können, so viele Wege gibt es auch, sie zu beheben.

 

Der 1. Schritt: die Ursachen beheben

Bevor Sie zur Tat schreiten, sollten Sie die Ursachen beseitigen, die zu den schadhaften Stellen im Rasen führen. Wird lediglich nachgesät, stellt sich bereits in Kürze das alte Bild wieder ein.

  • Verfilzter Rasen
    Deutliches Zeichen von Verfilzung im Rasen ist eine Art helle, geflochtene Matte aus nicht verrottetem Rasenschnitt und Wurzeln. Sie liegt auf dem Boden auf.
    Die Hauptursache ist mangelnde Luftzirkulation in diesem Bereich. Was aber führt zu fehlender Luftbewegung und daraus resultierendem Sauerstoffmangel?
    Zum einen handelt es sich sehr häufig um einen alten, verdichteten Boden. Zum anderen kann anhaltende Feuchtigkeit zum gleichen Ergebnis führen.

    Abhilfe schafft bei alten, durch regelmäßiges Begehen oder Befahren stark verdichtete Böden eine Aerifizierung. Im Normalfall jedoch reicht es aus, zu vertikutieren (beide Maßnahmen werden weiter unten detailliert beschrieben). Eine Nachsaat nach dem Vertikutieren empfiehlt sich nur im fortgeschrittenen Stadium bei einer deutlich lückenhaften Grasnarbe.

    Garten als ErholungsflächeFoto: Breder Rasen dient im Garten oft als Erholungsfläche, und die Kinder freuen sich über Platz zum Spielen

     
  • Moos in Rasenflächen
    Stark vermooste Stellen im Rasen sind zumeist auf eine Beschattung in Bereichen von Bäumen und Sträuchern sowie Gebäuden zurückzuführen. Ein Auslichtungsschnitt der Sträucher und Bäume erhält selbige vital und lässt Licht auf den Rasen fallen. Vorbeugend sollte in diesen Bereichen unbedingt eine Saatgutmischung für Schatten verwendet werden. Die einzelnen Gräser dieser Mischung vertragen Schattenlagen deutlich besser als andere Rasengräser und sind somit konkurrenzstärker gegenüber dem Moos.

    Hat sich das Moos bereits ausgebreitet, kann ein Moosvernichter eingesetzt und mit Hilfe eines Vertikutierers das lästige Grünzeug entfernt werden. Beachten Sie aber, dass Moosvernichter zu den Herbiziden gehören, und bedenken Sie auch, dass chemische Unkrautvernichter das Moos zwar kurzfristig absterben lassen, die Ursache des Problems damit aber nicht auf Dauer behoben ist.

    Falls Sie dennoch Herbizide einsetzen wollen, beachten Sie, dass Pflanzenschutzmittel im Haus- und Kleingarten nur angewandt werden dürfen, wenn sie mit der Angabe „Anwendung im Haus- und Kleingartenbereich zulässig“ gekennzeichnet sind. Eine bessere Lösung als der Einsatz von Unkrautvernichtungsmitteln ist es, dem Moos durch eine optimale Rasenpflege (Düngen, regelmäßiges Durchlüften mit dem Vertikutierer) zu begegnen.'

    Nach dem Entfernen des Mooses kann mit Schattenrasen nachgesät werden. Eine regelmäßige Düngung und der Rasenschnitt stärken die Gräser und erhöhen die Widerstandskraft gegenüber Moos.

 

  • Rasenunkräuter
    Die Liste der Rasenunkräuter ist lang. Zum Teil besitzen sie eine schöne Blüte, wie z.B. das Gänseblümchen. Unterschieden werden sie in Samenunkräuter und Wurzelunkräuter.

    Während Samenunkräuter durch regelmäßigen Rasenschnitt am Ausreifen der Samenstände und damit an der Verbreitung gehindert werden, sind Wurzelunkräuter deutlich hartnäckiger. Letztere können mit einem Wurzelstecher oder einem Unkrautvernichter bekämpft werden (bitte beachten Sie hierzu die Anmerkungen zum Einsatz von Herbiziden im Abschnitt „Moos in Rasenflächen“).

    Vorbeugend ist auf regelmäßige Düngung und Rasenschnitt zu achten. Auch das jährliche Vertikutieren schwächt die Unkräuter und verleiht den Gräsern Kraft, sich gegen die Konkurrenz durchzusetzen. Eine Nachsaat nach dem Vertikutieren ist wie bei vermoosten Flächen nur bei einem lückenhaften Rasen zu empfehlen.

 

  • Trockenheit
    Eine Regel besagt, dass die Wurzeln der Gräser so tief in den Boden ragen, wie die Gräser sich in die Höhe strecken. Befindet sich dann zu wenig Humus (organische Substanz) in der obersten Bodenschicht, kann nicht genügend Wasser für trockene Stunden gespeichert werden. Ist der Rasen einmal zu trocken geworden und verliert seine sattgrüne Farbe, muss nicht sofort zur Nachsaat oder gar zu Rollrasen gegriffen werden.

    Als erste Maßnahme reicht es meist schon aus, Humus in Form von Rasenerde oder Bodenaktivator auszubringen und regelmäßig zu gießen. Ist der Schaden zu hoch, also eine große Fläche stark vergilbt, sollte der Boden durch Vertikutieren aufgerissen, Humus ausgebracht und nachgesät werden. Bei sehr großen Flächen kann der Boden mit einer Fräse umgegraben und frischer Rollrasen gelegt werden.

    Welcher ist der „Königsweg“?
    Vertikutieren, Aerifizieren, Nachsaatrasen, Spezialsaatgut, Rollrasen – was ist nun im Einzelnen der „Königsweg“, um im Rahmen der Gegebenheiten und auch in Anbetracht der Kosten die optimale Lösung zum schönen Rasen zu finden?

 

  • Rasen bewässernFoto: Breder Wenn der Sommer trocken und heiß wird, sollten Sie den Rasen be­wäs­sern Vertikutieren
    Beim Vertikutieren werden die obersten 1–2 cm des Bodens angeritzt. Auf diese Weise gelangt wie­der Luft an die Wurzeln. Moos, Unkräuter und nicht zersetztes Schnittgut werden entfernt. Der beste Zeitpunkt ist April/Mai oder Ende August. In dieser Zeit besitzt der Rasen die größte Fähigkeit, sich zu regenerieren.

    Um ein gutes Ergebnis zu erzielen, wird die Ra­sen­flä­che einmal längs und einmal quer bearbeitet. Das Gerät sollte so ein­ge­stellt sein, dass die Zähne nur maximal 2 cm in den Boden gelangen. Ge­lo­cker­tes Ma­te­ri­al wird entfernt, und die Fläche bei Bedarf mit Saatgut bestreut.

    Ob nun Moos oder Unkräuter im Rasen sind, jährliches Vertikutieren belebt den Rasen stets aufs Neue und sollte schon deshalb durch­ge­führt werden. Die Anschaffung eines eigenen Vertikutierers hängt von der Fläche ab. Bei kleineren Ra­sen­flä­chen ist ein Leihgerät aus dem Baumarkt meist die günstigere Variante, oder sie teilen sich ein Gerät mit ihren Nachbarn.

 

  • Aerifizieren
    Unter diesem Verfahren versteht man die Belüftung des Bodens. Eine Maschine stanzt kleine Löcher mit einem Durchmesser von etwa 2 cm und einer Tiefe von bis zu 9 cm in den Boden. Die Erde wird auf­ge­nom­men, und die entstandenen Löcher werden mit Sand aufgefüllt. Auf diese Weise entsteht ein lockerer Boden, und dringend benötigte Luft gelangt wieder an die Wurzeln.

    Empfehlenswert ist diese Maßnahme nur bei sehr stark verdichteten Böden, z.B. wenn die Fläche sehr alt ist oder regelmäßig befahren wird. Geräte zum Aerifizieren können in Baumärkten ausgeliehen werden. Für besten Erfolg sollte diese Arbeit jedoch dem Fachmann überlassen werden.

 

  • Das richtige Saatgut
    Bei Ausbesserungsarbeiten kann auf Nachsaatrasen wie auch auf bekannte Spezialmischungen zurückgegriffen werden. Bei kleinen Flächen oder nach dem Vertikutieren ist der Nachsaatrasen sicher eine gute Wahl.

    Vorteil dieser Mischungen ist, dass sie sehr schnell keimen und ent­spre­chend rasch ein Ergebnis sichtbar ist. Zudem wird Nach­saat­ra­sen in kleinen Verpackungseinheiten angeboten. Es kann also be­darfs­ge­recht eingekauft werden.

    Spezialsaatgut ist bei großen Flächen unbedingt empfehlenswert. Die Mischungen, wie z.B. Zierrasen, beinhalten im Gegensatz zu Nach­saat­mi­schun­gen meist einen höheren Anteil an dauerhaften Gräsern. In schattigen Lagen ist selbst bei nur geringem Bedarf auf Schat­ten­ra­sen zurückzugreifen.

    RollrasenFoto: adpic Wenn Sie sich für Rollrasen entscheiden, sollten Sie beachten, dass er innerhalb eines Tages nach Lieferung verlegt sein muss. Die Gräser in den aufgerollten Rasenbahnen nehmen sonst Schaden.
     
  • Rollrasen
    Seit einigen Jahren setzt sich die Variante Rollrasen immer mehr durch. Kein Wunder, denn die Vorteile wiegen schwer. Rollrasen ist frei von Unkraut und Moos, er ist sofort begehbar, und die Witterung spielt beim Verlegen kaum eine Rolle, da die Gräser bereits gekeimt sind.

    Die Vorbereitungen beim Verlegen sind ähnlich wie bei der Aussaat: die Fläche umgraben, von Steinen und Wurzeln befreien, leicht verdichten und direkt vor dem Verlegen die Fläche leicht aufrauen und wässern. Wenn Zeit bleibt, sollte die vorbereitete Fläche noch etwa zwei Wochen ruhen. Auf diese Weise kann sich der Boden setzen, und Unebenheiten können noch beseitigt werden.

    Verlegt wird der Rasen im Verbund, Überstehendes wird mit einem Beil entfernt, die Fläche gewalzt und abschließend gut gegossen. Nach nur drei Tagen kann gemäht werden, und die Fläche ist in einem optisch tadellosen Zustand.

    Entscheiden sich Gartenbesitzer für Rollrasen, ist zu beachten, dass er schnell verlegt werden muss. Damit die Gräser in den aufgerollten Rasenbahnen keinen Schaden nehmen, muss innerhalb eines Tages nach Lieferung die Arbeit getan sein.

    Zudem beginnen die Abnahmemengen häufig bei rund 40 m². Für kleine Flächen von wenigen Quadratmetern ist Rollrasen selten eine Alternative, bedenkt man den Preis von etwa drei bis fünf Euro pro m².

    Regelmäßige Pflege erhält guten Zustand
    Ist die Rasenfläche wieder in dem gewünschten Zustand, bleibt sie mit nur wenig Aufwand gesund und kräftig grün. Dazu zählt in erster Linie das wöchentliche Mähen.

    Einmal im Frühjahr vertikutieren verjüngt die Gräser und gibt ihnen Vitalität für den ganzen Sommer. Kraft, sich gegenüber Unkräutern und Moos durchzusetzen, erhalten die Gräser durch gezieltes Düngen. Welchem Dünger auch der Vorzug gegeben wird, ob gewöhnlicher Rasendünger oder Rasenlangzeitdünger, die Dosierung auf der Verpackung sollte nicht überschritten werden – „viel hilft viel“ gilt bei der Düngung niemals. Und wenn der Sommer trocken und heiß wird, sollte natürlich gegossen werden.

Andreas Zitzmann

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